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Veröffentlicht am 24.06.2025

Die raue Liebe einer Frau

Die Hummerfrauen
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Die Hummerfrauen von Beatrix Gerstberger ist ein drei-Generationen-Roman in einem kleinen fiktiven Fischerörtchen im nicht fiktiven Hummerfischerareal in Maine (USA).

Die Autorin war für ihre Recherche ...

Die Hummerfrauen von Beatrix Gerstberger ist ein drei-Generationen-Roman in einem kleinen fiktiven Fischerörtchen im nicht fiktiven Hummerfischerareal in Maine (USA).

Die Autorin war für ihre Recherche viele Male vor Ort und hat sich mit Hummerfischerinnen unterhalten, ist auf ihren Booten mitgefahren und hat ihre Geschichte hautnah in einen Roman verwandelt. Dies macht den Roman authentisch. Genauso, wie ich es mir vorstelle, hat in dem Örtchen jeder eine raue Art. Der Humor ist manchmal unter der Gürtellinie, aber das sind die harten Frauen gewohnt. Hier wird sich nichts geschenkt, aber wer ehrlich und hart arbeitet, der hat sich seinen Platz in der Gesellschaft verdient.

Alle drei Frauen haben also ihre Geschichte, in der sie sich selbst durchbeißen. Doch über die Zeit finden sie sich und sind sich gegenseitig eine Stütze. Es ist ein Roman voller Frauenliebe. Pure Unterstützung und Wohlwollen. Dies zu lesen erwärmt das Herz.

Der Hummer spielt durchgängig eine subtile Rolle. Da ist zum einen das Gewässer, indem täglich nach diesen Tierchen gefischt wird. Da sind die philosophischen Lektionen, die man aus dem Hummerdasein ziehen kann und natürlich Mr. Darcy. Der blaue Hummer. Einer von einer Million... schätzungsweise. Wer kann so einen besonderen Sidekick nicht lieb gewinnen?

Doch für mich gehört zu jedem Roman auch ein gewisser Höhepunkt, auf den das Buch hinaus läuft. Sei es eine spannende Aktion, ein unerwarteter Twist, oder einfach das Ändern der Lebensweise oder des Denkens. Etwas hoffnungsvolles. Hier schien dies etwas zu fehlen. Ann (72) ist am Höhepunkt ihres Lebens. Sie ist da für die Ratschläge und lebt ein ruhiges, eigenbrötlerisches Leben. Julie (54) bringt den Aspekt einer Liebesbeziehung rein, die auch ohne Ecken und Kanten ist und sie hin und wieder unsympathisch rüberkommen lässt. Zuletzt ist noch Mina (28), die am wenigsten mit dem Fischen am Hut hat. Ihre Story baute sich erst nach der Hälfte des Buches auf und hätte einen spannenden Krimieffekt reinbringen können, jedoch wurde dies nicht ausgeschöpft.

Das Buch ist zwar ruhig, aber dieses so andersartige Leben wuchs mir sehr ans Herz.

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Veröffentlicht am 08.06.2025

Entschleunigung während des Lesens

Kokoro
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Es bereitet mir momentan wirklich Freude, wie viel Unterschiedliches ich lesen darf und wie positiv mich diese Bücher alle auf ihre eigene Weise überraschen und prägen.

In Kokoro geht es um japanische ...

Es bereitet mir momentan wirklich Freude, wie viel Unterschiedliches ich lesen darf und wie positiv mich diese Bücher alle auf ihre eigene Weise überraschen und prägen.

In Kokoro geht es um japanische Weisheiten. Autorin Kempton reist in ihrer Midlife-Crisis durch Japan. Eigentlich ist sie ein durchstrukturierter Mensch, doch die Trauer des fortlaufenden Lebens holt auch sie ein. Schon lange begeistert sie sich für dieses Land und die Kultur der Menschen dort. Sie studierte Japanologie und im Buch erscheint es, als würde ihr Freundeskreis diese Leidenschaft widerspiegeln. Insofern brachte Kempton viel Wissen mit und als Leserin durfte ich aus ihrem Wissensschatz profitieren und bekam Einblicke in sehr persönliche Erfahrungen mit diesem Land.
Dabei muss man sagen, dass die Autorin hier und da auch eine spirituelle Seite deutlich macht. Dies mag nicht für jeden was sein, nimmt aber auch nur Platz am Rand ein. Für mich gehört diese Art zu Denken auch etwas zum japanischen Mindset dazu und so konnte ich mich völlig drauf einlassen.

Kokoro hat zwar wenig Seiten, doch ist keinesfalls schnell zu lesen. Wer mag, darf und sollte sich auf die Fragen einlassen, die an einem jeden Kapitelende gestellt werden. Kempton fordert den Leser/die Leserin dazu auf, in sich hinein zu schauen. Und das nicht nur in das Hier und Jetzt und die Zukunft, sondern auch in Vergangenes. Nicht nur in die Anfänge, sondern auch auf die Enden. Gerade die Kapitel über Verlust und Loslassen, haben mich tief berührt und etwas in mir bewegt.

Letzten Endes kann ich noch immer nicht ganz fassen, was Kokoro bedeutet. Es ist ein tief verwurzelter Begriff Japans, der selbst für Einheimische die unterschiedlichsten Bedeutungen hat. Vielleicht ist auch genau das die Definition. Doch ich kann sagen, dass dieses Buch mir viele Weisheiten vermitteln konnte. Mir viele Tipps mit auf den Weg gegeben hat und wenn ich nicht bereits Lust auf das Land hätte, dann spätestens jetzt. Während man diese Buch liest, kann man in sich kehren.

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Veröffentlicht am 08.06.2025

Die Liebe sucht ein Zimmer

Die Liebe sucht ein Zimmer
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David Safier kennt man von seinen humorvollen Romanen wie "Mieses Karma" oder "Miss Merkel". Seine Bücher sind ein No-Brainer für mich, denn kaum ein Autor bringt mich mit Worten so zum Lachen wie Safier. ...

David Safier kennt man von seinen humorvollen Romanen wie "Mieses Karma" oder "Miss Merkel". Seine Bücher sind ein No-Brainer für mich, denn kaum ein Autor bringt mich mit Worten so zum Lachen wie Safier.
Doch diesmal wird es tiefsinnig-humorvoll. Eine Tragikomödie. Safier erzählt von einem Theateressemble in Kriegszeiten. Während das Stück läuft, muss sich die Protagonistin entscheiden: Nimmt sie das Angebot ihres Ex an, zu fliehen, oder bleibt sie? Die Ereignisse drehen und wenden sich im Stück, wie bei den Protagonisten. Und so ist es quasi ein Theaterstück im Theaterstück. Während die Aufführung dem Höhepunkt entgegensteuert, tut es auch die Geschichte der Protagonistin. Linear? Das sind sie beide nicht. Safier verbindet seine humorvolle Ader mit Geschichte: Denn dieses Theaterstück gab es wirklich und lediglich die Figuren spinnt Safier drumherum. Ich liebe ein wenig historische Korrektheit in solchen Romanen.
Außergewöhnlich ist der Stil. Entweder liest man einen Roman, oder man liest ein Theaterstück. Aber beides in einem? Auf die Idee muss man erstmal kommen. Doch Safier setzt noch eins oben drauf und so träumt Protagonistin Sara von ihrem eigenen Stück. Dieses baut sich in ihrem inneren immer weiter auf, bis es irgendwann explodiert und mich fassungslos zurücklässt. So bildgewaltig wird die ganze damalige Situation dargestellt. Ein Abwägen der Gefahren, des Nutzen. Was wäre ein jeder bereit zu opfern? Für die Freiheit? Oder für unsere Zukunft? Kann beides überhaupt zusammengehören? Und wird man unter diesem Druck ein anderer Mensch?
Zugegeben, manchmal fiel es mir schwer, am Ball zu bleiben. Sympathien aufzubauen. Weder Sara, noch die anderen sind große Sympathieträger. Sie bleiben weit entfernt, als schaue man wie bei einem Theaterstück nur auf die Fassade und nicht auf das Innenleben. Das macht es oft schwer, einen Roman wirklich zu fühlen.
Safier versucht es also in einem neuen Gewand und lässt seine üblichen Stärken einfließen. Das Buch ist ein besonderes Erlebnis, das sollte man nicht verpassen.

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Veröffentlicht am 07.06.2025

Trauerbewältigung im großen Stil

Passion Project
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Seine Passion finden: Wer möchte das nicht?
In Sperrys Roman geht es um Bennet, die den Halt im Leben sucht, nachdem sie ihre große Liebe verloren hat. Ihm zuliebe lebt sie ein Leben, welches sie unglücklich ...

Seine Passion finden: Wer möchte das nicht?
In Sperrys Roman geht es um Bennet, die den Halt im Leben sucht, nachdem sie ihre große Liebe verloren hat. Ihm zuliebe lebt sie ein Leben, welches sie unglücklich macht, während um sie herum jeder weiterzumachen scheint, als wäre nichts geschehen. Doch als sie auf Henry trifft, handeln sie einen Deal aus: Zusammen wollen sie Bennets Passion im Leben finden. Ihren Funken zurückbringen.
Die Idee gefiel mir gut. Jeder befindet sich mal in einer Phase, wo er nach einer Leidenschaft sucht, oder den Funken der ursprünglichen wiederfinden will. Doch wie geht man das an? Im Roman wird jede Woche etwas anderes unternommen. Alles war dabei. Wissensaneignung, soziales, kreatives. Hier hätte ich mir gerne mehr Fokus gewünscht. Die Verabredungen hätten etwas mehr Raum finden können. Doch der Roman bietet noch soviel mehr. Es geht um Freundschaften, um Depression, den Job und natürlich um die Liebe. Jedes Thema findet einen berechtigten Raum im Buch und es waren einige herzerwärmende Momente dabei. Kein Thema hat zu viel, oder zu wenig Platz bekommen. Ein richtiger Wohlfühlroman.
Häufig dachte ich, dass meine übliche Nemesis zuschlagen würde: Aneinander vorbeireden. Viele Gespräche waren sehr heikel - geht es doch um tiefgreifende Themen, wie den Verlust eines Menschen. Ich kann es nicht ausstehen, wenn sich Protagonisten zurückziehen, weil sie nicht kommuniziert haben und dann das Drama groß ist. Doch hier waren die Stellen absolut gerechtfertigt, denn Trauer braucht Zeit, braucht Verständnis. Trauer kann tief sitzen und Henry tastet sich so feinfühlig an Bennet ran, dass er definitiv Potential zum Bookboyfriend hat.
Wer was fürs Herz braucht, sollte zu diesem Buch greifen. Vorsicht: Auch ein wenig Herzschmerz ist dabei. ♥

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Veröffentlicht am 30.05.2025

Maximal gefühlvoll ♥

No Hard Feelings
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"No hard feelings" ist ein Buch, welchem man momentan kaum entkommen kann. Das Cover tauchte in regelmäßigen Abständen in meinem Feed auf und wer mich kennt weiß, dass Klappentext und Cover genau meinem ...

"No hard feelings" ist ein Buch, welchem man momentan kaum entkommen kann. Das Cover tauchte in regelmäßigen Abständen in meinem Feed auf und wer mich kennt weiß, dass Klappentext und Cover genau meinem Geschmack entsprechen.

Als ich das Buch begann, wollte ich mich überraschen lassen. Und schon nach der ersten Seite musste ich nach der versteckten Kamera suchen, denn diese Geschichte kam mir persönlich doch sehr bekannt vor. Direkt aus dem Leben erzählt Novak ein Beziehungsverhältnis, was sicherlich nicht wenige Frauen kennen: Das typische auf Abstand halten. Eine Situationship, wie wir es heutzutage nennen. Und was Leute im unmittelbaren Umfeld in einem auslösen können, zeigt das Buch nicht nur auf Beziehungsebene. Protagonistin Penny hat wenig Selbstvertrauen. Sie sieht ständig, wie sie scheitert und Aufgaben nicht ordentlich erledigt, während um sie herum alle erfolgreich zu sein scheinen. Ein Gefühl, was sicherlich auf viele junge Leute zutrifft. Es ist ein Mix aus selbsterfüllender Prophezeiung und dem Kleinhalten durch andere Leute. Ihrer Chefin kann sie nichts recht machen, ihrer Freundin redet sie zuviel über Probleme und ihre erste große Liebe will nur das Eine und hält sie auf Abstand.

Überraschend war für mich, wie humorvoll das Buch geschrieben ist. Pennys Art, alles zu überspielen, lies zu Beginn eine lockere, leichte Stimmung aufkommen. Doch je tiefer man in das Buch eintaucht, desto stärker gerät man in den Strudel von Pennys Gefühls- und Gedankenchaos. Viele werden sich in ihr wiederfinden, doch wer es nicht auf diesem tiefen Level erlebt hat, wird sicherlich ab einem bestimmten Punkt sehr genervt von Penny sein. Denn auf einem realistischen Level hüpft Penny nicht nach der ersten Therapiestunde positiv durchs Leben, sondern durchläuft einen langen und schweren Prozess - dies war stellenweise anstrengend zu lesen, aber eben sehr authentisch. Eine Empfehlung meinerseits: Humorvoll und am Puls der Zeit.

(Vorsicht: Minispoler!) Mehr oder weniger authentisch ist das exzessives Happy End. Ich gönne es Penny und ich hoffe, ihr auch. ♥

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