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Veröffentlicht am 21.04.2025

Leben retten hieß, dass damals auch, das Menschen sehr mutig waren

Stille Helden der Nacht
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Sofort nach dem „Anschluss“ der „Ostmark“ an Großdeutschland, herrschten in Wien unglaubliche Vorschriften. Unbescholtene Bürger wurden grundlos verhaftet und Regelungen wurden ins Leben gerufen, die niemand ...

Sofort nach dem „Anschluss“ der „Ostmark“ an Großdeutschland, herrschten in Wien unglaubliche Vorschriften. Unbescholtene Bürger wurden grundlos verhaftet und Regelungen wurden ins Leben gerufen, die niemand kannte. Verstehen konnte sie ebenfalls kaum jemand. Wer auf einer Bank saß, die „Ariern“ vorbehalten war, der wurde verhaftet. Ein Akt der Willkür also, den auch Grace Lee erleben musste. Saß sie doch nichtsahnend mit ihrer Deutschlehrerin auf einer Arierbank und wusste nicht, dass die junge Frau neben ihr eine Halbjüdin war. Beide wurden abgeführt und in ein Gefängnis der Gestapo gebracht. Frau Lee ist die Ehefrau eines Diplomaten des Generalkonsuls Chinas. Wie gut, dass ihr Ehemann rasch in Kenntnis gesetzt wurde und seine Frau abholen konnte. Fatal war allerdings, dass er ausgerechnet Adolf Eichmann begegnete. Der war nämlich damals auch in Wien. Im Auftrag des „Führers“.

Nicht nur die Ereignisse in Wien sind Thema des Buches "Stille Helden der Nacht". Es geht auch um das Treffen der Verantwortlichen von 32 Staaten in Evian. Sie sollten sich über das Schicksal der Juden in Wien einigen. Diese Menschen waren auf der Flucht und sollten sie nicht in ein neutrales Land fliehen können, drohte ihnen die Unterbringung in einem Konzentrationslager. Beschämend aus heutiger Sicht ist es, dass alle Teilnehmer sich gegen die Aufnahme von jüdischen Flüchtlingen aussprachen. Die Ausreden waren an den Haaren herbeigezogen.

Ein Buch, das nicht nur berührt. Es ist spannend geschrieben und wer sich für Fakten interessiert, wird nicht enttäuscht. Die Autorin schreibt im Anhang über ihre Recherchen. Dazu gehört ebenfalls, welche Figuren ihres Romans real und welche fiktiv sind. Meine Leseempfehlung gilt ohne Abstriche.

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Veröffentlicht am 19.04.2025

Gibt es eigentlich ein Lebewesen, das grausamer als ein Mensch ist?

Persönliche Dinge
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Unglaublich aber wahr. Das Unternehmen „Hugo Boss“ wurde alleine durch Aufträge der Wehrmacht das, was es bis heute ist. Ein lukratives Unternehmen, das alleine durch die Tätigkeit von Zwangsarbeitern ...

Unglaublich aber wahr. Das Unternehmen „Hugo Boss“ wurde alleine durch Aufträge der Wehrmacht das, was es bis heute ist. Ein lukratives Unternehmen, das alleine durch die Tätigkeit von Zwangsarbeitern reich und berühmt wurde. Als ich das las freute ich mich, dass mich die Produkte von Boss bisher nicht in ihren Bann zogen. Himmler war ein Freund des Unternehmers und gab ihm etliche Aufträge. Diese konnten nur durch die Tätigkeit der vielen Zwangsarbeiter zur Zufriedenheit der Auftraggeber ausgeführt werden.

Das Buch mit dem Titel

PersönlicheDinge erzählt präzise, welchen Stellenwert Kleidung selbst im grausamen Konzentrationslager hatte. Mode war wichtig für die Frauen und saubere Wäsche sowie Körperhygiene hatte einen hohen Stellenwert. Wie schlimm mag es für sie gewesen sein, dass sie von Läusen zerstochen waren und kaum Gelegenheit hatten, an sauberes Wasser zu kommen. Für uns nicht vorstellbar, wie sie mit ihrer Regelblutung umgehen konnten. Keine Binden, keine Tampons und nur schmutzige Lumpen oder Zeitungen mit denen sie das Blut auffangen mussten.

Dieses Buch ist ein kaum fassbares Zeugnis der Zustände in den Konzentrationslagern. Die Autorin recherchierte viele Jahre und sprach auch mit Überlebenden. Immer wieder musste ich das Lesen unterbrechen, weil ich die Grausamkeit der „Aufseher“ nicht nachvollziehen konnte. Wie können Menschen sich über das Leben ihrer Artgenossen auf diese Weise erheben? Was hat sie zum Handeln veranlasst? Nein, ich kann es nicht verstehen. Meine Leseempfehlung gilt allerdings uneingeschränkt und zwar aus dem einzigen Grund, dass solche Dinge niemals mehr geschehen dürfen

NetGalleyDE

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Veröffentlicht am 19.04.2025

Spannend mit überraschendem Ende

Der irische Fremde
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Als sie 10 Jahre alt war, sah Mary ihr Zuhause brennen. Dabei wollte sie eigentlich nur mit ihrem besten Freund angeln. Plötzlich zog es sie zum Hotel ihrer Eltern und dort sah sie das Grauen. Die Leichen ...

Als sie 10 Jahre alt war, sah Mary ihr Zuhause brennen. Dabei wollte sie eigentlich nur mit ihrem besten Freund angeln. Plötzlich zog es sie zum Hotel ihrer Eltern und dort sah sie das Grauen. Die Leichen ihres verbrannten Vaters und der ebenfalls verbrannten Mutter. Das Anwesen brennt noch immer lichterloh und ihre Füße fühlen sich an, als würden sie nur aus Brandblasen bestehen. Irgendwie schafft sie es, den Flammen zu entkommen.

Jahre später sitzt Mary in Oslo am Flughafen. Plötzlich sieht sie einen Mann, der ihr einen Schrecken einjagt. Wie eine Lawine stürzen die Erinnerungen auf sie zu und so als sei es erst gestern geschehen sieht sie, dass damals ein Mann im Haus ihrer Eltern zugegen war. Nicht nur, dass er sie verfolgte, erschreckt sie. Sie erkennt ihn und sofort sieht sie auch wieder das brennende Haus vor sich. Alles, was sie mühsam verdrängte ist wieder da. Mary muss wieder zurück an den Ort des Geschehens und herausfinden, was damals geschah.

Das Buch ließ sich gut lesen. Es gab einige falsche Fährten und das Ende war für mich dann doch überraschend. Niemals hätte ich mit dieser Lösung des Falles gerechnet.

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Veröffentlicht am 16.04.2025

Nichts ist so wertvoll wie das Einssein mit der Natur

Hase und ich
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Eigentlich ist Chloe gestresst. Für sie ist es ein Segen, dass sie ihre Arbeit in London kurzzeitig unterbrechen und in ihr kleines Haus auf dem Land ziehen muss. Corona sei dank. Sie liebt die Ruhe hier ...

Eigentlich ist Chloe gestresst. Für sie ist es ein Segen, dass sie ihre Arbeit in London kurzzeitig unterbrechen und in ihr kleines Haus auf dem Land ziehen muss. Corona sei dank. Sie liebt die Ruhe hier und auf ihren ausgiebigen Spaziergängen tankt sie Kraft. Bei einem dieser Aktivitäten sieht sie ein sehr junges Häschen. Zunächst mag sie es nicht anfassen und lässt es liegen. Als die Mutter auch nach Stunden nicht nach ihrem Nachwuchs schaut, hebt sie das Tier auf und nimmt es mit in ihr Zuhause. Es ist der Beginn einer einzigartigen Freundschaft.

Wildtiere sind in der Regel menschenscheu und das nicht ohne Grund. Besonders Feldhasen werden gejagt und gelangen regelmäßig als Schmankerl auf die Tische von Gourmets. Wenn es ein Mensch schafft, das Vertrauen dieser scheuen Tiere zu bekommen, dann kann er stolz sein. In dem Buch "Hase und ich" beschreibt die Autorin das Zusammenleben von Hase und sich. Ihre Sorgen um das schutzlose Lebewesen nehmen auf den ersten Seiten viel Platz ein. Sie kennt sich nicht aus mit der Aufzucht von Jungtieren kann sich aber auf die Hilfe ihrer Familie verlassen. Zudem liest sie Bücher über Feldhasen, die aber nicht immer die Wirklichkeit abbilden.

Auch wenn es etliche Ausführungen zu Feldhasen gibt und mir diese dann doch am Anfang zu häufig waren, las ich das Buch trotzdem weiter. Denn später schreibt die Autorin, was sie durch das Leben mit ihrem Hasen lernte. Sie pflanzte eine neue Hecke ums Haus, die nicht nur Sichtschutz ist, sondern auch den Tieren Nahrung und Sicherheit vor Feinden bietet. Giftige Pflanzen wie Fingerhut wuchsen in ihrem Garten heran und niemals dachte sie daran, dass sie ihre kleinen Häschen vergiften könnten.

Neben den Berichten über das Leben von Feldhasen war es für mich ein besonderer Genuss, diese wirklich hochklassige Literatur zu lesen. Die anschauliche und abwechslungsreiche Schilderung des Lebens mit einem Feldhasen fesselte mich. Meine Empfehlung gilt ohne Abstriche.

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Veröffentlicht am 12.04.2025

"Möge die Erinnerung an sie ein Segen sein"

Geheimname Eisvogel
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Von zwei Polizisten flankiert wird Hannie nach Hause gebracht. Ihr Vater eilt zur Haustüre und will wissen, was seine Tochter nun wieder angestellt hat. Die beiden jungen Männer kennen ihn sehr gut. Er ...

Von zwei Polizisten flankiert wird Hannie nach Hause gebracht. Ihr Vater eilt zur Haustüre und will wissen, was seine Tochter nun wieder angestellt hat. Die beiden jungen Männer kennen ihn sehr gut. Er war ihr Lehrer am Gymnasium. Wurde suspendiert und durfte seinen Beruf nicht mehr ausüben. Nein, er war keines Verbrechens schuldig. Einzig die Tatsache, dass der Jude war, reichte den Besatzern zu dieser Maßnahme. Seine Tochter Hannie widersetzte sich immer wieder dieser Willkür der Besatzer und kam nur deswegen in Schwierigkeiten. Auch sie hat an diesem Abend kein Verbrechen begangen. Sie war ohne diesen vermaledeiten gelben Stern unterwegs. Dabei war es Pflicht, „das Teil“ offen zu tragen. Es ist die neueste Schikane der deutschen Besatzung gegenüber den Juden in Holland.

Jeder, der zur Zeit der Besatzung durch Nationalsozialisten mutig war, musste täglich mit seiner Liquidierung rechnen. In dem Buch "Geheimname Eisvogel" wird die Situation in Holland beschrieben, sollte sich aber in einigen anderen Ländern genauso ereignet haben. Hannie hat eine jüngere Schwester und die Eltern entscheiden schweren Herzens, dass ihre Töchter nur dann überleben können, wenn sie bei einer holländischen Familie unterkommen. Damals gab es zum Glück viele Menschen, denen das Leid der jüdischen Mitbürger nicht einerlei war. Sie wollten helfen und nahmen Kinder auf und/oder versteckten ganze Familien vor den Häschern der Nationalsozialisten.

Das Buch wird in zwei Handlungssträngen erzählt. In der Gegenwart geht es um eine Schülerin, die sich zaghaft mit den Eigenheiten ihrer Großmutter arrangiert. In der Vergangenheit liegt der Focus auf dieser Großmutter und ihrem Leben in den Niederlanden zur Zeit der Besatzung durch deutsche Soldaten. Mitreißend und erschütternd, so empfand ich dieses Buch. Die Menschen sind zwar Romanfiguren, die Ereignisse jedoch tatsächlich geschehen.

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