Leben retten hieß, dass damals auch, das Menschen sehr mutig waren
Stille Helden der NachtSofort nach dem „Anschluss“ der „Ostmark“ an Großdeutschland, herrschten in Wien unglaubliche Vorschriften. Unbescholtene Bürger wurden grundlos verhaftet und Regelungen wurden ins Leben gerufen, die niemand ...
Sofort nach dem „Anschluss“ der „Ostmark“ an Großdeutschland, herrschten in Wien unglaubliche Vorschriften. Unbescholtene Bürger wurden grundlos verhaftet und Regelungen wurden ins Leben gerufen, die niemand kannte. Verstehen konnte sie ebenfalls kaum jemand. Wer auf einer Bank saß, die „Ariern“ vorbehalten war, der wurde verhaftet. Ein Akt der Willkür also, den auch Grace Lee erleben musste. Saß sie doch nichtsahnend mit ihrer Deutschlehrerin auf einer Arierbank und wusste nicht, dass die junge Frau neben ihr eine Halbjüdin war. Beide wurden abgeführt und in ein Gefängnis der Gestapo gebracht. Frau Lee ist die Ehefrau eines Diplomaten des Generalkonsuls Chinas. Wie gut, dass ihr Ehemann rasch in Kenntnis gesetzt wurde und seine Frau abholen konnte. Fatal war allerdings, dass er ausgerechnet Adolf Eichmann begegnete. Der war nämlich damals auch in Wien. Im Auftrag des „Führers“.
Nicht nur die Ereignisse in Wien sind Thema des Buches "Stille Helden der Nacht". Es geht auch um das Treffen der Verantwortlichen von 32 Staaten in Evian. Sie sollten sich über das Schicksal der Juden in Wien einigen. Diese Menschen waren auf der Flucht und sollten sie nicht in ein neutrales Land fliehen können, drohte ihnen die Unterbringung in einem Konzentrationslager. Beschämend aus heutiger Sicht ist es, dass alle Teilnehmer sich gegen die Aufnahme von jüdischen Flüchtlingen aussprachen. Die Ausreden waren an den Haaren herbeigezogen.
Ein Buch, das nicht nur berührt. Es ist spannend geschrieben und wer sich für Fakten interessiert, wird nicht enttäuscht. Die Autorin schreibt im Anhang über ihre Recherchen. Dazu gehört ebenfalls, welche Figuren ihres Romans real und welche fiktiv sind. Meine Leseempfehlung gilt ohne Abstriche.