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Veröffentlicht am 14.07.2020

Tolles Buch über eine mutige Frau

Tage des Aufbruchs
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Tage des Aufbruchs beruht auf Tatsachen und diese kann jeder Interessierte nachlesen. Die junge Ana Maria verliebt sich heftig und das, obwohl sie mit einem anderen Mann verheiratet ist. Der verließ sie ...

Tage des Aufbruchs beruht auf Tatsachen und diese kann jeder Interessierte nachlesen. Die junge Ana Maria verliebt sich heftig und das, obwohl sie mit einem anderen Mann verheiratet ist. Der verließ sie vor einigen Jahren und seitdem lebt sie alleine. Der Grund für das Verschwinden sollte ihre Unfruchtbarkeit sein. Allerdings ist Ana Maria absolut nicht böse, dass ihr brutaler Ehemann verschwand. Wie liebevoll ist dagegen der Freiheitskämpfer Giuseppe Garibaldi. Er ist nicht reich und hat nicht vor, dauerhaft sesshaft zu sein. Aber das stört sie nicht, sie sieht nur die Vorteile dieses mutigen Menschen. Sie steht ihm in allen Lebenslagen bei und ihr Mut macht sie zu einer Legende.

Es gibt wenig Autoren historischer Romane, die sich an relativ unbekannte Themen wagen. Aus dem Grund schätze ich die Bücher von Karin Seemayer so sehr. Sie schreibt abwechslungsreich und in einer bildhaften Sprache. Ihre Recherchen sind ausführlich. In Tage des Aufbruchs geht es nicht um eine seichte Lovestory. Es geht um den Freiheitskampf in Brasilien, und dem Bruderzwist in Italien. Viele Fakten wurden zu einem spannenden Roman verwoben und die dichterische Freiheit machen das Buch zu einem spannenden Abenteuerroman. Ich hoffe sehr, dass Frau Seemayer auch künftig auf Menschen aufmerksam macht, die sonst in dem Meer der Vergessenheit versänken. Fünf Sterne und eine Leseempfehlung gibt es von mir.

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Veröffentlicht am 11.07.2020

Catherine und Liam ermitteln in Italien

Ada, das Mädchen aus Berlin
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Es ist Sommer 2017 in der Toskana. Ein schickes Auto fährt zu einer Villa und der Fahrer ist Anwalt Lenzini. Er hat ein Schreiben in seiner Aktentasche und er freut sich auf das Gesicht der Empfänger. ...

Es ist Sommer 2017 in der Toskana. Ein schickes Auto fährt zu einer Villa und der Fahrer ist Anwalt Lenzini. Er hat ein Schreiben in seiner Aktentasche und er freut sich auf das Gesicht der Empfänger. Er freut sich, dass sein Mandant endlich sein Haus und den dazugehörenden Weinberg bald nutzen kann. Die Tasche enthält nämlich einen Räumungsbefehl. Bisher wohnt eine ältere Frau in dem Haus und sie behauptet, dass es ihr gehört und der Mandant des Anwalts kein Recht darauf hätte. Der Mandant ist der größte Weinproduzent Italiens und so eingebildet ist er auch. Leider gibt ihm die Rechtekette Grund zur Annahme, dass die 79jährige keinen Anspruch auf das Haus hat. In ihrer Not wendet sie sich an ihren Neffen in USA. Der wiederum kennt Catherine Lockhart und Liam Taggart. Er bitte sie, seiner Tante zu helfen und setzt seine ganze Hoffnung auf das erfolgreiche Paar.

Wie viele der heutigen Werke spielt sich auch dieser Roman „Ada, das Mädchen aus Berlin“, in zwei Zeitebenen ab. Die Gegenwart im Jahr 2017 und die Vergangenheit ab etwa 1933. Und ja, es ist ein Roman, der den Zweiten Weltkrieg und seine Folgen thematisiert. Aber er ist wieder ganz anders als jene, die ich bisher las. Hier geht es nicht nur um die Verfolgung der Juden Deutschlands. Auch in Italien wütete der Antisemitismus und der Autor beschreibt die Situation der Menschen genau. Welche Anstrengungen sie unternahmen um wenigstens einen Teil ihres Vermögens zu retten, das ist aufschlussreich und erfreulich. Weil es einigen von ihnen auch tatsächlich gelang. Traurig ist aber auch, dass die Verbrecher nach Kriegsende mit ihren Ausflüchten und Entschuldigungen durchkamen und gar zu leicht einen „Persilschein“ bekamen. So ungerecht ging es bereits damals zu.

Mir gefiel das Buch, weil die Toskana so bildhaft beschrieben wird. Aber auch die Lebensgeschichte der Ada Baumgarten steht wohl stellvertretend für viele Künstler und auch das fand ich gut. Am Endes des Buches schreibt der Autor, was Fakt und was Fiktion ist. Welche Menschen tatsächlich lebten und wen er erfand, damit die Story stimmig wird. Ein wirklich aufschlussreiches und gleichzeitig auch spannendes Stück Zeitgeschichte, die wir nie vergessen sollten.

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Veröffentlicht am 10.07.2020

Da kann kein Film mithalten

Alte Sorten
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„Die Luft sah aus wie Wasser, das flüssiger war als normales Wasser. Leichter und beweglicher: Sommerwasser. Man konnte es nur mit den Augen trinken.“ Das sind einige Sätze, mit denen das Buch Alte Sorten ...

„Die Luft sah aus wie Wasser, das flüssiger war als normales Wasser. Leichter und beweglicher: Sommerwasser. Man konnte es nur mit den Augen trinken.“ Das sind einige Sätze, mit denen das Buch Alte Sorten beginnt. Und diese schöne und bildhafte Sprache findet der Leser in den folgenden Kapiteln immer wieder. So entsteht immer wieder das „Kino im Kopf“ und ich tauchte ein, in die Arbeiten auf einem Bauernhof.

Der Inhalt ist rasch erzählt. Zwei Frauen treffen sich zufällig. Sie heißen Sally und Liss und sie wirken zunächst als könnten sie verschiedener nicht sein. Mit der Zeit freunden sie sich an und es wird klar, wo die Schnittpunkte der beiden liegen. Und das nicht nur bei der Arbeit auf dem Weinberg oder im Obstgarten.

Ja, es stimmt. Die alten Sorten haben einen ganz eigenen und besonderen Geschmack. Daher ist es wohl auch momentan modern, sich wieder auf diese Bäume zu besinnen. Aber das gilt ja nicht nur für alte Obstorten. Ist es nicht sogar bei Senioren so? „Schmeckt“ ihre Lebensweisheit nicht so ganz anders? Mir gefiel es, dass der Autor die zwei Frauen völlig schnörkellos beschreibt. Die eine ist wie ein dickköpfiges Kind und die andere die Ruhe selbst. Mit der Zeit ändert sich das. Und hier gefiel mir die Art und Weise der Wandlung. Und die Sprache, das schrieb ich oben schon, das ist der Hammer. So schön und es zeigt doch, wie damit gemalt werden kann. Während Sally Kraftausdrücke benutzt und sie teilweise recht vulgär daher kommt, wird sie durch eine gegensätzliche Form des Ausdrucks abgeschwächt. Fünf Sterne und eine Leseempfehlung für dieses ausdrucksstarke Buch.

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Veröffentlicht am 08.07.2020

Welch eine Ungerechtigkeit

Wer ein einziges Leben rettet, rettet die ganze Welt
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„Wer ein einziges Leben rettet, rettet die ganze Welt“, das ist nicht nur der Titel des Romans von Dagmar Fohl. So lautet auch die Inschrift auf dem Grabstein des „Oskar Schindler von Portugal“. Aristides ...

„Wer ein einziges Leben rettet, rettet die ganze Welt“, das ist nicht nur der Titel des Romans von Dagmar Fohl. So lautet auch die Inschrift auf dem Grabstein des „Oskar Schindler von Portugal“. Aristides de Susa Mendes, so heißt der mutige Mann, dessen Geschichte hier in der Ich-Form geschrieben wurde.

Mendes ist ein reicher Mann. Er stammt aus einer Adelsfamilie und als Konsul des Landes Portugal reist er mit seiner großen Familie durch die Welt. Sparen kennt er nicht. Aber trotz aller Annehmlichkeiten, die ihm sein Leben bietet, hat er sein Mitgefühl für Menschen in Not nie vergessen. Als die europäischen Länder die Repressalien gegen ihre jüdischen Mitbürger bis zur Unmenschlichkeit verschärften, trat er auf den Plan. Er widersetzte sich dem Diktator seine Heimatlandes Portugal und schrieb Tage und Nächte so viele Visa, wie er nur irgend schaffen konnte. Wer jetzt denkt: „Wow, toll, das es solche mutigen Menschen damals gab“, der hat recht. Leider sah das aber der Herr Salazar überhaupt nicht so und er sorgte dafür, dass Herr Mendes als ganz armer Mann sein Dasein fristen musst. Unvorstellbar ungerecht, aber es war leider so.

Beim Lesen des Buches kochte es in mir. Wie ungerecht ist doch die Welt und wie heuchlerisch sind die Menschen. Ja, Mendes wurde rehabilitiert, was übrigens auf Drängen seiner Kinder geschah. Nur, ich frage mich, was hat er davon? Warum kam der Teufel Salazar damals mit seinen Machenschaften durch? Nun ja, vielleicht ist ja für seine Kinder eine große Genugtuung, dass ihrem Vater endlich recht zuteil wurde. Sein Name steht auf jeden Fall auch im Jad Vashem in Jerusalem und das ist gut so. Das Cover zeigt übrigens ein Originalphoto von Mendes und der Roman wurde sehr lebendig und eindringlich in der Ich-Form geschrieben. Fünf Sterne sind fast zu wenig für dieses gut recherchierte Werk.

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Veröffentlicht am 06.07.2020

Wie gut, dass diese Zeit vorbei ist

Margos Töchter
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Jana Seliger war 13 als ihre Mutter Leonore bei einem Autounfall ums Leben kommt. Alle denken, dass es Selbstmord war. Sie glaubt es nicht. Niemals hätte Leonore sie alleine gelassen. Mittlerweile hat ...

Jana Seliger war 13 als ihre Mutter Leonore bei einem Autounfall ums Leben kommt. Alle denken, dass es Selbstmord war. Sie glaubt es nicht. Niemals hätte Leonore sie alleine gelassen. Mittlerweile hat Jana selbst Kinder aber noch immer will sie wissen, was damals geschah. Und nicht nur das. Es sind so viele Dinge in der Familie geschehen, die sie nicht weiß. Sie forscht daher auch in alten Akten der DDR.

Ab heute heiße ich Marga war der erste Roman dieser Familiengeschichte. Ich las ihn nicht und kam trotzdem sehr gut mit der Story und den Figuren im Buch Margos Töchter zurecht. Die Autorin schreibt sehr genau, wie die Zeit während des kalten Krieges war, was die Bewohner der beiden deutschen Staaten verband und was sie trennte. „Freie Liebe“, RAF und das Austesten von Drogen gehörte dazu. Leonore ist mit sich und ihrer Umwelt überhaupt nicht zufrieden. Für sie ist gut, dass sie nicht im Osten leben muss, sie wäre wohl schon längst verhaftet. Die Meinung zu äußern und gegen das Regime zu sein, das gab es dort nicht.

Mir gefiel das Buch Margos Töchter gut. Ich war völlig gebannt und auch gespannt, welche Geheimnisse sich im Laufe der Geschichte offenbaren würden. Was die Autorin beschreibt, das klingt für mich alles realistisch. Daher verstehe ich auch nicht, wie sich immer noch einige Leute nach den Verhältnissen in der DDR zurücksehnen. Ein tolles Buch mit etlichen Fakten, die ich selbst bestätigen kann. Einer davon ist der Schrecken, den die RAF damals verbreitete und das Untertauchen einiger Mitglieder. Aber lesen Sie selbst und nehmen Sie meine Empfehlung an.

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