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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 24.08.2021

Roman mit Suchtcharakter

Miss Maxwells kurioses Zeitarchiv
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Jeder weiß, Zeitreisen sind nicht möglich. Aber wäre es nicht toll, wenn doch? Wenn man ins Alte Ägypten reisen und mal schauen könnte wie die Pyramiden gebaut werden? Oder das Viktorianische England hautnah ...

Jeder weiß, Zeitreisen sind nicht möglich. Aber wäre es nicht toll, wenn doch? Wenn man ins Alte Ägypten reisen und mal schauen könnte wie die Pyramiden gebaut werden? Oder das Viktorianische England hautnah erleben? Genau solch ein Job wird der Archäologin Madeleine „Max“ Maxwell beim St. Mary's Institut angeboten.
Vor der Untersuchung „großer historischer Ereignisse im zeitgenössischen Umfeld“ steht allerdings eine harte Ausbildung, die nur die Besten bestehen. Dabei kommt Max ihre nerdige, unkonventionelle und pragmatische Art zugute.
Schließlich ist es so weit, sie startet gemeinsam mit ihrem Partner zur ersten großen Mission. Die wichtigsten Regeln für Zeitreisen – überlegen und auf keinen Fall in Geschehnisse eingreifen! - werden zur echten Herausforderung, denn von nun an läuft alles schief und nichts ist mehr so wie es war. Menschen tauchen auf, die so gar nicht indie Zeit passen und nichts Gutes im Schilde führen. Dann überschlagen sich die Ereignisse. Aber Max will nicht klein beigeben, sie mobilisiert alle verbliebenen Kräfte und setzt zum Gegenschlag an.
Jodi Taylor gelingt es, den fiktiven Stoff in einer Mischung aus Humor, Abenteuer und Romantik in nüchterner, lakonischer Sprache sehr realistisch zu erzählen. Fast möchte man glauben, dass sich doch alles genau so zutragen könnte – und freut sich auf eine Fortsetzung. Ein Roman mit Suchtcharakter!

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Veröffentlicht am 24.08.2021

Inhaltsstark!

Die Einsamkeit der Seevögel
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Mitten im Winter reist eine Wissenschaftlerin allein nach Finnmark, dem äußersten Zipfel Norwegens, um die Auswirkungen der Klimaveränderungen auf die Zugvögel zu beobachten – und vor ihrem bisherigen ...

Mitten im Winter reist eine Wissenschaftlerin allein nach Finnmark, dem äußersten Zipfel Norwegens, um die Auswirkungen der Klimaveränderungen auf die Zugvögel zu beobachten – und vor ihrem bisherigen Leben zu fliehen.
Die Autorin wuchs selbst in Finnmark auf. Sehr genau und anschaulich lässt sie die Ich-Erzählerin die Umstände dort beschreiben. Fast hat der Leser das Gefühl, die vorherrschende Kälte, Ruhe und Einsamkeit zu spüren; eine Einsamkeit die die Protagonistin mit meteorologischen Beobachtungen und ihren Gedanken füllt. Da sie ihre gescheiterte Ehe mit S. und ihre Tochter Lina, die sie bei ihm, dem Vater, zurückgelassen hat; Jo, ihr Geliebter, der sich um seine Tochter kümmert, anstatt ihr am Ende der Welt zur Seite zu stehen. Da sind aber auch Olaf, Borghild und ihre sechs Kinder, die im 19. Jahrhundert in der Gegend gelebt haben, wie sie aus einer heimatgeschichtlichen Broschüre weiß.
Die harten Bedingungen und die Einsamkeit fordern ihren Tribut. Immer mehr zeigen sich die Auswirkungen des Alleinseins. Bilder aus der Vergangenheit werden lebendig und verschwimmen mit der Gegenwart. Was ist Traum oder Einbildung? Was ist Wirklichkeit? Der Schluss ist überraschend und lässt den Leser zunächst ratlos, vielleicht auch enttäuscht, zurück. Letztendlich erscheint er logisch und einzig passend.
Das Buch ist mit 174 Seiten eher dünn, dafür aber sehr inhaltsstark – auch und besonders zwischen den Zeilen. Wenn man sich darauf einlässt, kann man sich über viel Raum und Anregung für die eigene Phantasie und Interpretation freuen.

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Veröffentlicht am 24.08.2021

Von besonderen Menschen

Das schräge Haus
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Ella verbringt ihre Sommer in einer Ruhrpott-Schrebergartensiedlung bei Mina, die gut und gerne sechzig ist – also ziemlich alt, wie Ella findet. Mina kann die inneren Häuser der Menschen sehen, das von ...

Ella verbringt ihre Sommer in einer Ruhrpott-Schrebergartensiedlung bei Mina, die gut und gerne sechzig ist – also ziemlich alt, wie Ella findet. Mina kann die inneren Häuser der Menschen sehen, das von Ella ist klein, blau mit ein bisschen rosa, weiß und grün – und sehr windschief, sagt Mina.
An einem Sonntag im Juni 1986, als Ella acht Jahre ist, wird ihr Haus noch schräger – ein Tag, der sie nicht wieder loslassen wird.
Auch Ella versucht, die Häuser zu sehen, doch so sehr sie sich bemüht und so genau sie auch hinschaut, sie kann es selbst 26 Jahre später noch nicht. Also stellt sie sich diese vor. In Herrn Holdschicks steht nur ein großer Ohrensessel, doch setzt er sich nie. Herr Oebing lebt in seinem zusammen mit Frau Traurigkeit. Und auch die anderen Patienten ihrer psychologischen Praxis sind Bewohner von ähnlich sonderbaren, aber trotzdem ansprechenden Häusern.
Die Autorin lässt Ella in einer sehr stimmigen, stellenweise fast schon kindlichen Sprache – beinahe so als wäre sie immer noch acht Jahre alt – von schrulligen Charakteren und schrägen Beziehungen erzählen.
Ein Roman, der die Leserin immer wieder schmunzeln lässt und zeigt, dass man mit seinen Fehlern und seltsamen Begegnungen nicht alleine ist. Gerade die Unzulänglichkeiten und Schwächen jedes Einzelnen sind es, die ihn liebenswert und zu etwas ganz Besonderem machen – und das Leben schön.

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Veröffentlicht am 24.08.2021

Nichts für schwache Nerven!

Das Mädchen Jannie
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Jannie wurde von ihrem Großvater an Miro, den Boss einer rumänischen Bettlergruppe, verkauft. Auf einer der täglichen Touren kann sie fliehen und landet bei Dieter Leuken, der sich ihrer annimmt und vor ...

Jannie wurde von ihrem Großvater an Miro, den Boss einer rumänischen Bettlergruppe, verkauft. Auf einer der täglichen Touren kann sie fliehen und landet bei Dieter Leuken, der sich ihrer annimmt und vor der Außenwelt versteckt. Dieter wittert eine große Story und lässt sich von Jannie ihre Geschichte erzählen – plant er doch seinen großen Durchbruch als Autor.
Währenddessen werden in verschiedenen Waldstücken Leichen gefunden – Kriminalhauptkommissar Arno Klinkhammer ermittelt. Die Spur führt zu einer Bande, die im Darknet operiert. Besteht eine Verbindung zu Jannies Vergangenheit?
Petra Hammesfahr entwickelt ihre Story sehr realitätsnah in der für sie typischen Detailliertheit. Sie konfrontiert den Leser mit der Gedankenwelt eines Psychopathen und der Skrupellosigkeit eines rumänischen Clans. Er erfährt Dinge, die er so und besonders in dieser Ausführlichkeit nicht wissen möchte. Nichts für schwache Nerven!

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Veröffentlicht am 24.08.2021

Lesevergnügen

Die Tränen von Triest
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Afra von Silcredi wächst Anfang des 20. Jahrhunderts in einer Villa in Triest auf. Sie steht kurz vor der Verlobung mit ihrer großen Liebe Alfred Herzog als der 1. Weltkrieg ausbricht und die beiden getrennt ...

Afra von Silcredi wächst Anfang des 20. Jahrhunderts in einer Villa in Triest auf. Sie steht kurz vor der Verlobung mit ihrer großen Liebe Alfred Herzog als der 1. Weltkrieg ausbricht und die beiden getrennt werden.
Gut 100 Jahre später reist die 33-jährige Johanna auf den Spuren ihrer Urgroßmutter Afra nach Tries. Ihr Großvater Bernhard, Afras Sohn, meinte, sie müsse mal wieder Urlaub machen und hat sie gebeten, bei der Gelegenheit herauszufinden, wer sein Vater war.
Johanna verbringt eine Woche in der Frühstückspension Villa Costa – wie die schlossähnliche Jugendstilvilla Silcredi nun heißt. Dort lernst sie die 93-jährige Charlotte von Uhlrich und ihre Enkelin Ina kennen – zwei Hamburgerinnen, die ebenfalls eine Verbindung zu der Villa und ihren früheren Bewohnern zu haben scheinen.
Neugierig geworden macht sich Johanna, unterstützt durch Luca Costa, den Besitzer der Frühstückspension, auf Spurensuche.
Beate Maxian hat die fiktive Geschichte der Familie Silcredi, die sich über vier Generationen spannt, in einen gut recherchierten historischen Rahmen gesetzt. Die Protagonisten sind lebendig und sympathisch entworfen, wirken glaubhaft und realistisch.
Auch wenn vielleicht die eine oder andere Entwicklung relativ vorhersehbar und der Zufall an mancher Stelle groß ist, tut dies dem Lesevergnügen keinen Abbruch.
Ein unterhaltsamer Roman, der angenehm zu lesen, aber keinesfalls seicht ist!

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