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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 26.03.2017

humorvoller Krimi

Voll von der Rolle
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„...Als das Schicksal Frank Zitronen schenkt, macht Loretta einfach Limonade daraus...“

Loretta streicht Franks Büdchen blau. Es handelt sich um einen Kiosk, mit dem sich Frank einen Traum erfüllt hat. ...

„...Als das Schicksal Frank Zitronen schenkt, macht Loretta einfach Limonade daraus...“

Loretta streicht Franks Büdchen blau. Es handelt sich um einen Kiosk, mit dem sich Frank einen Traum erfüllt hat. Doch am nächsten Tag ist der Kiosk durch eine Farbbombe verschandelt. Und ein paar Tage später stürzt Loretta über einen toten Skater, der vor dem Kiosk liegt.
Die Autorin hat einen humorvollen und spannenden Krimi geschrieben. Die Geschichte lässt sich zügig lesen. Es war das erste Buch der Autorin für mich. Obwohl ich also die Vorgängerbände nicht kannte, war ich schnell im Geschehen drin.
Die Protagonisten werden gut charakterisiert. Loretta ist hilfsbereit und aufgeschlossen gegenüber anderen Menschen. Natürlich kann sie nicht lassen, selbst Ermittlungen anzustellen. Das gefällt ihrem Freund Pascal gar nicht. Er wünscht sich, dass sie aus der Schusslinie bleibt. Unterstützung erhält Loretta von Erwin, einen pensionierten Polizist. Er kann logisch denken und verfügt immer noch über eine hohe Reaktionsschnelligkeit. Das bekommt Keanu, ein junger Skater, zu spüren, als er vom Tisch vor dem Büdchen eine Geldbörse klaut.
Der tote Skater gehört zu einer Gruppe von vier Jugendlichen, die sich darauf spezialisiert haben, in Kiosken und Läden umsonst einzukaufen. Sie stehlen nicht, sie erpressen und schüchtern durch raffinierte Drohungen ein. Auch Frank ist betroffen. Keanu, der Tote, war ihr Anführer und noch minderjährig. Sein Nachfolger allerdings ist volljährig. Loretta und Erwin fragen sich also nicht nur, ob Keanus Tod ein Unfall war oder jemand nachgeholfen hat. Sie wollen den Jugendlichen auch das Handwerk legen.
Der Schriftstil ist über weite Strecken voller Humor. Das liegt an Lorettas unnachahmlicher Art, zu sagen, was sie denkt. Hinzu kommen weitere Protagonisten, die mich ständig zum Schmunzeln brachten. Das sind drei Rentner, die ihre Tage auf einer Bank vor dem Büdchen verbringen und das Geschehen in Mundart kommentieren. Natürlich gibt es auch ernste Szenen. Dazu gehören Lorettas Gespräche mit dem Vater des toten Jungen. Er ist alleinerziehend und hat ohnmächtig zugesehen, wie sein Sohn ihm immer mehr entglitt. Die Dialoge zwischen Loretta und Kriminalkommissarin Küpper sind durch unterschwellige Spannungen gekennzeichnet. Ab und an gibt es gekonnte Anspielungen auf gesellschaftliche Probleme. Lorettas private Situation und ihr innerer Zwiespalt werden schön thematisiert.
Jedes Kapitel beginnt mit einer besonderen Inhaltsangabe: kurz, prägnant, hintergründig. Obiges Zitat ist ein Beispiel dafür.
In einem kurzen Nachwort informiert die Autorin über Kioske im Ruhrpott.
Das Cover ist sehr gelungen und passt zum Thema.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Ich möchte mit einem Zitat enden, das Loretta äußert, als sie die Jungen in einem Film bei ihren Sprüngen auf der Halfpipe sieht:

„...Was ich sah, waren einfach ein paar lachende Jungen, die sichtlich Spaß an ihrem Hobby hatten. Wirklich tragisch, dass ihnen das irgendwann nicht mehr gereicht hat...“

Veröffentlicht am 23.03.2017

Kampf um die Macht

Moskau und seine Familien
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„...Jeder kochte seine eigene Suppe, wie man so schön sagt...“

Ein 17jähriges Mädchen wird geschlagen und ermordet. Damit beginnt die Geschichte.
Wenig später stellt sich heraus, dass es sich im Anna ...

„...Jeder kochte seine eigene Suppe, wie man so schön sagt...“

Ein 17jähriges Mädchen wird geschlagen und ermordet. Damit beginnt die Geschichte.
Wenig später stellt sich heraus, dass es sich im Anna Kaschinski handelt. Ihre Familie gehört zu den maßgeblichen Familien im Mafiaclan Moskaus. Der Fall landet bei dem korrupten Polizeichef Moschin.
Die Autorin gibt in ihrem fesselnden Thriller einen Einblick in das Machtgefüge der russischen Mafia in Moskau. Wenige Personen halten die Fäden in der Hand. Politiker werden geschmiert. Mitglieder der maßgeblichen Familien werden auf gut dotierte Posten in Politik und Justiz gehoben. Wer einmal in Ungnade gefallen ist, hat es schwer, wieder auf die Beine zu kommen. Das gilt insbesondere für die Familie Kuschkin. Doch hier ist es eine Anastasia, eine starke Frau, die nach Annas Tod ihre Chance sieht. Kann sie den Mörder finden? Wer aber hat Anna umgebracht? Wer will Krieg zwischen den Familien? Welche Intrige wird im Dunkeln gesponnen.
Der Spannungsbogen der Geschichte ist hoch. Dem Thema geschuldet ist, dass im Handlungsverlauf häufig Mord an der Tagesordnung ist. Dabei werden die maßgeblichen Personen gut charakterisiert. Es gibt allerdings keine Schwarz-Weiß-Malerei. Auch ein Mafiosi kennt Gefühle. Meine Lieblingsfigur allerdings spielt nur kurz und nur am Rande eine Rolle. Es ist eine alte Dame, die sieht, wie die tote Anna an der Straße abgelegt wird. Ihre schrullige Art und ihr Umgang mit der Katze zauberten mir ein Lächeln auf die Lippen. Den Ermittlungsbeamten der Polizei tritt sie selbstbewusst gegenüber.
Der Schriftstil lässt sich gut lesen. Die Autorin versteht es, die komplexen Beziehungen im organisierten Verbrechen gekonnt aufzuzeigen. Auch in den betroffenen Familien ist nicht alles eitel Sonnenschein. Keiner der Verantwortlichen sieht es gern, wenn die eigenen Kindern Drogen nehmen. Und selbst Personenschützer und Untergebene kennen Grenzen für ihr Handeln und delegieren ungeliebte Aufträge weiter. Annas Tod und die nachfolgenden Ereignisse spülen Marik plötzlich an die Spitze seiner Familie. Gut wird dargestellt, wie die neue Aufgabe ihn fordert. Ein Freund an seiner Seite bremst sein ungestüme Art. Trauer und Wut, Ehrgeiz und Niedergeschlagenheit sind Emotionen, die die Handlung bestimmen. Zu den besonderen Gesprächen gehören die zwischen Anastaisia und Nikolai. Er mag die junge Frau, doch sie scheint ihn stets falsch zu verstehen. Selbst homosexuelle Beziehungen sind in der Szene möglich und werden stillschweigend geduldet. Verrat allerdings wird gnadenlos bestraft. Gut gefallen hat mir, dass Basko, Anastasias Vater sich mit Würde zurückziehen durfte. Er hat seinen Nachfolgern eine wichtige Mahnung mit auf den Weg gegeben. Obiges Zitat schildert den Zustand zu Beginn des Buches. Das Geschehen im Verlaufe der Handlung sorgt für eine neue Qualität.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Normalerweise mag ich es nicht zu blutig, aber hier war ich vom komplexen Geschehen gefesselt.

Veröffentlicht am 21.03.2017

Berührende Geschichte

Das Brombeerzimmer
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„...Im warmen Licht der durch das Fenster scheinenden Abendsonne sieht der Marmeladenturm fast magisch aus. Er leuchtet in den unterschiedlichsten Farben. Warme Gelbtöne, intensive Rottöne, dunkles Violett...“

Es ...

„...Im warmen Licht der durch das Fenster scheinenden Abendsonne sieht der Marmeladenturm fast magisch aus. Er leuchtet in den unterschiedlichsten Farben. Warme Gelbtöne, intensive Rottöne, dunkles Violett...“

Es ist genau ein Jahr her, dass Julian mit dem Labrador Watson ihn den Park zum Joggen ging und tot zusammenbrach. Seit diesem Tag trauert Nora um ihren Mann. Nora stellt in ihrer Freizeit Marmelade her. Für jeden Tag des Jahres steht ein Glas in Julians Zimmer. Obiges Zitat beschreibt das Bild. Katharina, Noras beste Freundin, will sie am heutigen Tag nicht allein lassen und erscheint bei ihr. Am Abend kommt Hendrik, Julians kleiner Bruder, nachdem er vorher telefonisch angefragt hat. Als er sich Marmelade einpackt, fällt ein Kuvert vom Schreibtisch. Es ist von Hendriks Großtante Klara. Nora wusste nichts von dieser Verwandtschaft.
Die Autorin hat einen bewegenden Roman geschrieben. Die Geschichte lässt sich zügig lesen und hat mich schnell in ihren Bann gezogen.
Die Protagonisten werden gut charakterisiert. Das geschieht weniger durch Worte, mehr durch ihre Taten. Aus jeder Zeile ist nicht nur Noras Trauer spürbar. Es wird deutlich, dass sie eine sehr glückliche Ehe geführt haben. Beide Partner waren berufstätig. Nora hat sich bei Julian geborgen gefühlt. Er war der stärkere Part in ihrem Zusammenleben. Die Autorin versteht es, mir als Leser zu vermitteln, dass Trauerbewältigung ein sehr persönlicher Prozess ist.
Doch dieser erste Jahrestag soll zu einem Wendepunkt in Noras Leben werden. Das Kuvert lässt ihr keine Ruhe. Sie hatte gedacht, dass es in ihrer Ehe kein Geheimnis gab. Dann stellt die fest, dass Julian von Klara ein besonderes Geburtsgeschenk für sie bestellt hat. Auch Klara stellt Marmelade her. Sie hat Nora ihr Brombeerrezept und eine Probe geschickt. Seit Julians Tod wartet das Geschenk in seine Kartons aus der Schule darauf, entdeckt zu werden. Erst jetzt öffnet Nora Julians Hinterlassenschaft und findet ihr Geschenk. Nora nimmt Kontakt mit Klara auf. Während Nora in Oberhausen lebt, ist die Großtante im Dorf der Kindheit im Norden von Mecklenburg-Vorpommern geblieben.
Der Schriftstil des Buches ist angenehm lesbar. Die Autorin legt viel Wert auf die Emotionen ihrer Protagonisten. Die lebenslustige Katharina tut Nora gut. Sie überredet sie, sie zum Sport zu begleiten. Auch Klara und Nora verstehen sich schnell. Trotzdem spürt Nora, das Klara ein Geheimnis mit sich trägt, über das sie nicht reden möchte. Über Klaras Leben als Erzieherin in der DDR fallen nur wenige Worte. Die aber zeigen, das sie durch ihr Tun manch positive Spur hinterlassen hat. Die Autorin lässt mich daran teilnehmen, wie Nora sich in der neuen Umgebung öffnet, wieder Lebensfreude findet, über neue Wege nachdenkt und mit der fast gleichaltrigen Mandy ein weitere Freundin findet. Das heißt nicht, dass die Zeit der Trauer vorbei ist. Aber sie überschattet nicht mehr gänzlich Noras Leben. Sie ist einer stillen Erinnerung gewichen.
Als besonderes Stilmittel sind ab und an kursive Sätze eingefügt, die Julian einst sagte und an die sich Nora in bestimmten Situationen erinnert.
Liebevoll wird die Landschaft am Bodden beschrieben. Hier findet die Autorin passende Metapher.
Mandys Tortenkreationen ließen mir das Wasser im Mund zusammenlaufen.
Das Buch erhält sieben Rezepte, die zum Teil auf Nora, zum anderen auf Klara zurückgehen.
Das Cover mit den Brombeerranken und den leckeren Törtchen ist ein Hingucker.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Das Geschehen wirkt sehr authentisch. Dazu trägt auch bei, dass in der eigentlichen Handlung um Nora und Klara die eine oder andere weitere Lebensgeschichte verborgen ist.

Veröffentlicht am 21.03.2017

Schöne Gegenwartserzählung

Endstation Hochgrat
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„...In einem Meer aus blassblauem Nebeldunst thronte der breite Rücken des Hochgrats. Die Sonne blinzelte hinter flauschigen, weißen Wattewölkchen hervor und brachte den Tau auf den Wiesen zum Funkeln...“

Melissa ...

„...In einem Meer aus blassblauem Nebeldunst thronte der breite Rücken des Hochgrats. Die Sonne blinzelte hinter flauschigen, weißen Wattewölkchen hervor und brachte den Tau auf den Wiesen zum Funkeln...“

Melissa war wegen Magenproblemen zum Arzt gegangen. Anstatt ihr ein schnell wirkendes Medikament zu verschreiben, empfiehlt er ihr eine Auszeit. Sie stehe kurz vor einem Burnout, meint er. Die leichten Antidepressiva, die er ihr verordnet hat, lehnt sie nach einem kurzen Gespräch mit der Apothekerin ab. Eine Reisesuchmaschine schlägt ihr Oberstaufen im Allgäu als Erholungsort vor.
Die Autorin hat eine humorvolle, aber inhaltsreiche Gegenwartserzählung geschrieben. Was ist wichtig im Leben? In wie weit prägt uns unsere Vergangenheit? Diesen beiden Fragen geht die Geschichte behutsam nach.
Die Protagonistin wird gut charakterisiert. Melissa ist Bankerin, kümmert sich nebenbei um ihre krebskranke Mutter, die das als selbstverständlich betrachtet, Melissas Zeit gern vereinnahmt und das Wort Dankbarkeit nicht kennt. Ihr Freund und Vorgesetzter Thomas hat sie gerade betrogen und mit den Raten für eine Eigentumswohnung allein gelassen. Melissa ist ein Kopfmensch. Ihren Urlaub plant sie generalstabsmäßig. Ein Ratgeber soll ihr helfen, innerhalb von sieben Tagen wieder fit zu sein. Doch das Leben geht nicht immer gerade Wege.
Im Hotel läuft ihr Enrico über den Weg. Ihre erste Begegnung ist wenig positiv. Das prägt Melissas Einstellung. Enrico dagegen mag die spröde junge Frau und würde gern hinter ihre Maske schauen.
Der Schreibstil des Buches lässt sich gut lesen. Mit passenden Metaphern malt die Autorin ein schönes Bild vom Allgäu, seiner Landschaft und seinen Menschen. Obiges Zitat ist ein Beispiel dafür. Sehr gut wird Melissa durch ihre Handlungen beschrieben. Beim Golf wirkt sie verkrampft. Sie will zu viel auf einmal und hat Probleme, anderen Menschen zu vertrauen. In stillen Augenblicken gehen ihre Gedanken zurück in die Kindheit. Sie ruft sich die schönen Erlebnisse in Erinnerung und wird doch schmerzhaft an den harten Schnitt erinnert, der ihre Vergangenheit prägt und bis heute ihr Verhalten gegenüber anderen Menschen bestimmt.
Enrico ist als Kriegsberichterstatter durch die Hölle gegangen. Bei seiner Tante im Allgäu, der Hotelbesitzerin, hat er Ruhe und Frieden gefunden. Er hat ihr in schwierigen Zeiten nach dem Tode ihres Mannes zur Seite gestanden und nun hier seine Heimat. Diese Ausgeglichenheit und seine Menschenkenntnis spürt man im Umgang mit Melissa. Er sucht die Begegnung, drängt sich aber nicht auf und führt sie behutsam zu schönen Erlebnissen.
Gekonnt werden die Emotionen der Protagonisten herausgearbeitet. Das trifft nicht nur auf die Hauptdarsteller zu. Klar durchzieht Melissas Verletzlichkeit die Geschichte, doch auch Gudrun, die Hotelbesitzerin, hat ihr Päckchen zu tragen. Trotzdem begegnet sie den Hotelgästen freundlich und zuvorkommend.
Die Dialoge sind fein ausgearbeitet. Das trifft insbesondere auf die Gespräche zwischen Melissa und dem Golftrainer zu, der ihr Mut macht, aber auch auf wesentliche Fehler hinweist. Bei den Gesprächen zwischen Melissa uns Enrico dagegen ist eine latente Spannung spürbar.
Das Cover mit dem Foto im Heu passt.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Hier wird auf leichte Art ein Stück Lebenswirklichkeit wiedergegeben und eine schöne Landschaft bekannt gemacht.

Veröffentlicht am 20.03.2017

Er hat wieder eine Aufgabe...

Nachbar Einsam
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Bernhard ist Witwer und Rentner. Er lebt in einem Haus am Rande der Stadt. Die fehlende Beschäftigung und die Einsamkeit bekommen ihm nicht. Ihn stört die Fliege an der Wand. Zu seinem Geburtstag erscheint ...

Bernhard ist Witwer und Rentner. Er lebt in einem Haus am Rande der Stadt. Die fehlende Beschäftigung und die Einsamkeit bekommen ihm nicht. Ihn stört die Fliege an der Wand. Zu seinem Geburtstag erscheint nur sein Sohn. Sarah, die Schwiegertochter, lässt sich entschuldigen. Es kommt zum Streit, weil sich Bernhard über den Krach beim Nachbarn aufregt. Der mäht seinen Rasen. Phillip, der Sohn, geht nach kurzer Zeit. Bernhard besucht zu seinem Nachbarn, um sich zu beschweren. Dort bricht Bernhard zusammen.
Im Krankenhaus sitzt Dagobert, der Nachbar, an Bernhards Bett. Er hatte den Notarzt informiert.
Der Zusammenbruch hat Bernhard verändert. Nach seiner Heimkehr will sich Bernhard beim Nachbarn bedanken. Der aber ist verschwunden. Nichts weiß aber darauf hin, dass er verreist ist.
Der Autor hat einen spannenden und abwechslungsreichen Krimi geschrieben. Die Geschichte lässt sich flott lesen.
Die Vorgänge beim Nachbarn veranlassen Bernhard, sein Haus zu verlassen und in ein Hotel zu ziehen. Auf seiner Suche nach Dagobert landet er bei Lola, einer einstigen Freundin von Dagobert. Die Dame steht ihm im Alter ziemlich nahe, ist aber im Gegensatz zu ihm aufgeschlossen und zugänglich. Sie lädt Bernhard sofort ein, bei ihm zu bleiben, da ihn die Stufen zu sehr angestrengt haben. Besonders fit ist er nach dem Infarkt noch nicht wieder.
Das Buch hat einen angenehmen Schriftstil. Außerdem durchzieht es ein sehr feiner Humor. Es ist spannend, Bernhards Entwicklung von nörgelnden Eigenbrötler zum unternehmungslustigen Ermittler zu verfolgen. Selbst der Kontakt zu Sohn und Schwiegertochter wird wieder aufgenommen. Einen großen Part an Bernhards Entwicklung hat Lola. Sie unterstützt ihn und hat notwendigen Kontakte, wenn Hilfe nötig ist. Beide werden plötzlich mit nationalsozialistischen Schriftgut konfrontiert. Sie stoßen auf überraschende Details in Dagoberts Leben und bringen sich selbst in Gefahr.
Während die ersten Veränderungen in Bernhards Wesen nach der Krankheit fast abrupt erscheinen, geht der Autor im weiteren Handlungsverlauf behutsamer mit seinem Protagonisten um. Schritt für Schritt lernt Bernhard, wieder auf Menschen zuzugehen und Kontakte zu knüpfen. Damit überrascht er selbst seine Schwiegertochter.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es zeigt, wie sich ein Mensch ändern kann, wenn er plötzlich wieder eine Aufgabe hat, die ihn selbst interessiert und antreibt.