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Veröffentlicht am 14.06.2022

Gelungene Fortsetzung

Jahre der Veränderung
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„...Ich weiß, ich weiß. Die Sache von damals. Aber das Leben geht weiter, meine Liebe. Und du willst doch nicht als alte Jungfer enden...“

Elfi wird konkret. Sie will, dass Edith wieder ausgeht und Spaß ...

„...Ich weiß, ich weiß. Die Sache von damals. Aber das Leben geht weiter, meine Liebe. Und du willst doch nicht als alte Jungfer enden...“

Elfi wird konkret. Sie will, dass Edith wieder ausgeht und Spaß hat. Doch das ist nicht so einfach.
Die Autorin hat eine spannende Fortsetzung ihrer Saga geschrieben. Wir befinden uns im Jahre 1929. Die drei Freundinnen arbeiten nach wie vor als Hebammen. Edith bringt zusätzlich in einer Beratungsstelle für Frauen ein. Luise unterrichtet die Hebammen - Schülerinnen.
Der Schriftstil lässt sich angenehm lesen.
Im Mittelpunkt steht die Entwicklung von Luise, Margot und Edith. Margot hat sich in einen Arzt verliebt. Doch der ist verheiratet. Ihre Freundinnen warnen sie. Luise verarbeitet den Tod ihres Verlobten, indem sie sich ins Berliner Nachtleben stürzt. Oft und gern ist sie dabei bei Elfi zu Gast.
Aber das Berliner Leben beginnt seine Leichtigkeit zu verlieren. Die Arbeitslosigkeit nimmt zu. Auf den Straßen duellieren sich die linke und die rechte Szene nicht nur mit Worten.
Edith bekommt zu spüren, dass sie als Jüdin angefeindet wird.

„...“Stern“, wiederholt die Frau, ohne auf Ediths Äußerung, ihre Berufsbezeichnung betreffend, einzugehen. „Das ist jüdisch, oder?“ Edith bejahte verdutzt. Eine solche Frage hatte ihr bisher noch niemand gestellt. „Dann gehen Sie wieder. Holen Sie eine anständige Hebamme. Ich will von Ihnen nicht angefasst werden.“...“

Immer wieder darf ich die Hebammen in den Kreißsaal begleiten. Doch nicht jedes Kind wird mit Freude empfangen. Manches vergrößert die Not der Familie. Deshalb zeiht sich ein Thema wie ein roter Faden durch das Buch: Das Recht der Frau auf Abtreibung. Allerdings ist die Zeit für diese Forderung nicht reif. Zwar nimmt die Beratung zur Vorbeugung einer Schwangerschaft zu, aber dunkle Wolken am Horizont werden selbst diese kleine Flamme ersticken. Im Jahre 1933 werden alle Beratungsstellen geschlossen.
Besonders Edith steht oft vor schwierigen Entscheidungen.

„...“Du weißt, dass ich dein Tun nicht gutheißen kann“, sagte sie und sah Sonja ernst an. „Prostitution ist eine Straftat, und du bist noch sehr jung.“...“

Allerdings ist es schon ein Fortschritt, dass mancher zu ihr kommt und nach Kondomen fragt.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Vor allem die Einbindung der gesellschaftlichen Veränderungen geben der Geschichte ihr besonderes Flair.

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Veröffentlicht am 14.06.2022

Gelungene Anthologie

Tatort Nord
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„...Als Ermittler erlebt man die ungewöhnlichsten Dinge, die bizarrsten Sachverhalte, die erstaunlichsten Motive. Oder ob hinter dem Kapitalverbrechen nicht doch etwas ganz anderes steckt?…

Das Zitat ...

„...Als Ermittler erlebt man die ungewöhnlichsten Dinge, die bizarrsten Sachverhalte, die erstaunlichsten Motive. Oder ob hinter dem Kapitalverbrechen nicht doch etwas ganz anderes steckt?…

Das Zitat stammt aus einem der Kurzkrimis, könnte aber als Motto über vielen von ihnen stehen. Die Anthologie vereint 23 Kurzkrimis von 23 Autoren. Alle spielen im Norden unseres Landes. Damit aber hört die Gemeinsamkeit schon auf. 23 Autoren bedeutet, 23 verschiedene Schriftstile und unterschiedliche Inhalte. Von Einbruch bis Mord ist alles dabei. Manche Geschichten sind gefühlvoll, andere strotzen vor schwarzem Humor. Viele der Krimis führen mich geschickt in irre, weil am Ende nichts so ist, wie es am Anfang schien. Rache, Neid, Missgunst sind einige der Motive, die die Täter antreiben.
Ich kann hier nicht auf alle Krimis eingehen, sondern möchte mich auf einige wenige beschränken. Dazu gehören zwei, die sprichwörtlich etwas aus der Reihe tanzen.

„...Die Leute haben den Respekt vor dem Meer verloren. Sie glauben, wenn die Deiche nur hoch genug sind, könne ihnen nichts mehr passieren. Sie glauben sich mit ihrer Wissenschaft und ihren Maschinen die Natur untertan machen zu können, aber das Meer lässt sich nicht zähmen. Und es verzeiht nicht...“

Das Zitat könnte gut in unsere Zeit passen, wird aber im Krimi in der Vergangenheit ausgesprochen. Die Geschichte spielt in Husum im Jahre 1896. Das Besondere der Geschichte ist nicht nur, dass es der einzige historische Krimi ist, sondern auch, dass er eine gehörige Portion an Mystik enthält. Es geht hier um eine Warnung und die wird verknüpft mit einer literarischen Gestalt von Theodor Storm.

„...Was um alles in der Welt hatte ihn dazu getrieben, diese Frau aus dem Wasser zu ziehen? Er hätte sie elendiglich ersaufen lassen sollen. Doch ein Blick in ihr Gesicht machte ihm klar, dass der Tod im Moment das kleinere Übel für sie gewesen wäre...“

Die fatale Entscheidung einer Richterin zerstört Leben. Dann aber wird sie erneut mit den Folgen ihres Tuns konfrontiert. Sie wird es lernen müssen, damit zu leben. Ihr Versuch, sich aus dem Leben und der Verantwortung zu stehlen, ging schief. Die Geschichte zeigt auf sehr eindringliche Art, was passieren kann, wenn dem Täter mehr geglaubt wird als dem Opfer.
Manche der Krimis sorgen nicht nur für Spannung, sondern auch für eine weitere Bildung des Lesers, so in der ersten Geschichte, wo ich mit Vogelkundlern unterwegs bin:

„...Blaumeisen neigen zu Seitensprüngen, dann sind die Nachkommen genetisch vielfältiger und auch gesünder...“

In mehreren der Krimis geht es um Beziehungsprobleme. Die Träume einer Frau klingen so:

„...Rolf mit Lungenentzündung, bettlägrig und still im Krankenhaus verweilend, ist ein wunderbare Vorstellung. Ein paar Tage Ruhe und Frieden im Haus...“

Momentan aber nervt er als Beifahrer bei der Reise in den Urlaub. Die Situation wird vielen bekannt vorkommen.
Eine Karte in der vorderen Umschlagseite sowie ein kurzer Lebenslauf der Herausgeberinnen und Autorinnen ergänzen das Buch. Außerdem ist jeder Geschichte der Handlungsort vorangestellt.
Die Krimis haben mir sehr gut gefallen. Die Vielfalt sorgt für Abwechslung. Jeder kann und wird seine ganz persönliche Lieblingsgeschichte finden.


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Veröffentlicht am 11.06.2022

Ein etwas anderer Liebesroman

Blaue Ufer
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„...Sie mochte Abläufe, die immer gleich waren, immer gleich wie die monotonen Umdrehungen der Waschmaschine Nummer fünf, auf der sie saß...“

Heute aber wird der Ablauf durchbrochen. Der Student Adrian ...

„...Sie mochte Abläufe, die immer gleich waren, immer gleich wie die monotonen Umdrehungen der Waschmaschine Nummer fünf, auf der sie saß...“

Heute aber wird der Ablauf durchbrochen. Der Student Adrian erscheint im Waschsalon und spricht sie an. Als sein Handy klingelt, nutzt Undine die Chance, nimmt ihre Wäsche und verschwindet.
Die Autorin hat eine etwas andere Liebesgeschichte geschrieben.
Der Schriftstil ist ausgereift und bringt die innere Spannung des Buches voll zum Tragen.
Adrian möchte die junge Frau gern wiedersehen. Dazu lässt er sich eine Menge einfallen. Er ahnt aber nicht, dass Undine Verletzungen aus ihrer Kindheit mit sich trägt, die ihr Leben prägen. Sie mag klare Strukturen, kann Menschen nur schlecht um sich ertragen und arbeitet im Zoo bei den Fischen.
Die Welt des Meeres ist für sie eine Fluchtwelt. Das war schon in der Kindheit so. Das Märchen von der kleinen Seejungfrau, das kursiv und Stück für Stück ins Buch integriert wurde, ließ sie damals ertragen, was nicht zu ertragen war. Der Missbrauch wird nie benannt, aber mehrmals angedeutet. Allerdings kam der später. Der erste scharfe Einschnitt war der Tod der Mutter. Der Beruf des Vaters machte es erforderlich, dass Undine bei den Großeltern aufwuchs.
Adrian nimmt das Studium nicht gerade bitterernst. Sein Hobby ist das Malen. Für ihn hat das Leben noch eine gewisse Leichtigkeit.

„...Er hatte keinen festen Plan, er wollte sich einfach ein bisschen treiben lassen, kreativ sein und wenn er in zehn Jahren doch als Lehrer arbeiten würde, dann wäre das eben so...“

Sehr eindringlich wird von der Autorin beschrieben, wie Undine Schritt für Schritt aus ihrem Kokon herauskommt und sich sachte auf Adrian einlässt. Natürlich ist die Geschichte nicht frei von Rückschlägen. Jeder kleinste Fehler von Adrian bedeutet für Undine wieder einen Schritt zurück. Es gibt viele Szenen, die Undines hohe Sensibilität zeigen.

„..Schwimmoper war der schönste Name, den man sich für ein Schwimmbad ausdenken konnte, fand Undine. Denn Wasser war manchmal wie Musik. Die Menschen schwammen sehr unterschiedlich und es klang anders, ob jemand kraulte oder Brust schwamm...“

Schwarzweiße Kreidezeichnungen illustrieren das Buch. Sie zeigen auf eine besondere Art Undines körperliche Befindlichkeit.
Das buch hat mir sehr gut gefallen. Sehr stimmungsvoll und wunderbar zart wird die Geschichte aufgebaut.

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Veröffentlicht am 11.06.2022

Markus Kling lässt nicht locker

Tegernsee-Kartell
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„...Michael Fromberger hatte seine Jacke in den Schnee geworfen, riss sich das Hemd auf und versuchte vergeblich, es ebenfalls loszuwerden, auf seiner kopflosen Flucht vor etwas Unsichtbaren, das in ihm ...

„...Michael Fromberger hatte seine Jacke in den Schnee geworfen, riss sich das Hemd auf und versuchte vergeblich, es ebenfalls loszuwerden, auf seiner kopflosen Flucht vor etwas Unsichtbaren, das in ihm selbst war...“

Das Filmteam verharrt kurz in Schockstarre, bevor man den Notarzt ruft. Michael kommt noch bis in die Notaufnahme, bevor er stirbt. Der Tod war durch eine halluzinogene Droge eingetreten. Der Fall landet anfangs bei Hauptkommissar Markus kling von der Polizeiinspektion Miesbach, wird später aber von München übernommen.
Der Autor hat erneut einen fesselnden Krimi geschrieben. Die Geschichte lässt sich flott lesen.
Der Schriftstil fördert den hohen Spannungsbogen.
Nach ein paar Tagen meldet sich eine Person, die weiß, woher der Stoff kommt. Doch als Markus und Murad in der Wohnung erscheinen, ist der Zeuge tot. Wer zieht hier im Hintergrund die Fäden?
Ab und an durchzieht eine feiner Humor das Geschehen, so beim oben erwähnten Telefongespräch.

„...Borell klang rau und sprach mit unüberhörbaren Berliner Akzent. Saupreiß, würden die Alteingesessenen sagen...“

Dann stirbt ein Millionär. Die Polizei geht von Selbstmord aus, nur Kling ist skeptisch. Dessen Sachwerte werden versteigert. Wenige Tage später wird der Auktionator als vermisst gemeldet. Jetzt muss es schnell gehen.
Haben die verschiedenen Ereignisse miteinander zu tun? Kling hat die Gabe, gedanklich die einzelnen Fälle durchzuspielen und mögliche Szenarien daraus abzuleiten.

„...Für ihn war jeder Fall eine Denksportaufgabe, und genau das hatte bei seiner Berufswahl den Ausschlag gegeben...“

Nun gilt es aber, die entsprechenden Beweise zu finden.
Hinzu kommt, dass einige Spuren in die Vergangenheit führen, denn es taucht ein altes Dokument auf. An der Stelle wird sehr gut erklärt, wie Verschlüsselungsverfahren funktionieren könnten. Ungünstig ist es nur, wenn man den Schlüssel nicht kennt.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Zum einen entwickelt sich die Geschichte sehr komplex.sehr komplex. Zum anderen gefällt mir die Zusammenarbeit im Team der Kriminalisten. Jeder bringt sich auf seine spezielle Weise ein.

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Veröffentlicht am 10.06.2022

Carolin mischt mit

Bitterwasser
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„...Also habe ich weitergemacht und auf den richtigen Moment gewartet. Weil jemanden umzubringen ist ja leicht, aber so, dass man net direkt als Erstes an mich denkt, das erfordert ein bisserl mehr Planung...“

Das ...

„...Also habe ich weitergemacht und auf den richtigen Moment gewartet. Weil jemanden umzubringen ist ja leicht, aber so, dass man net direkt als Erstes an mich denkt, das erfordert ein bisserl mehr Planung...“

Das Zitat stammt aus den Prolog des Buches. Und es lässt viele Fragen offen, die auf Antworten warten.
Die Autorin hat einen spannenden Krimi geschrieben.Die Geschichte spielt in Bad Gastein bei nutzt Es wird in der Handlung jede Möglichkeit genutzt, um mir den Ort und die Umgebung vorzustellen.
Der Schriftstil ist lockerleicht. Durch den eingeflochtenen Dialekt bekommt der Krimi viel lokales Flair..
Carolin Halbach aus Düsseldorf hat ihre neue Stelle in Bad Gastein als Bibliotheksleiterin angetreten. Noch ahnt sie nicht, dass die Pläne der Bürgermeisterin Annemarie Axamer für die Zukunft des Ortes nicht bei allen auf Wohlgefallen treffen. Im ersten Gespräch zwischen beiden äußert Frau Axamer ihre Wünsche.

„...Ich würde mich freuen, wenn Sie auch ein paar Bestsellerautoren erwerben. Verstaubte Klassiker haben wir hier in Gastein schon genug.“ „ja, natürlich.“ Carolin nickte zustimmend. „Sie meinen so etwas wie Kluftinger – Krimis oder Sebastian Fitzek?“ „Ich dachte eher an Diana Gabaldon und Rebecca Gablé.“...“

Carolin ist Krimifan. Als bei der Eröffnung des Kulturzentrums Professor Hutter verstirbt, nimmt sie deshalb die Ermittlungen in die eigenen Hände – und das mit dem Wohlwollen der Bürgermeisterin.

„...“Na, Sie sind neu hier.“ Frau Axamer strahlte sie an. „Sie kennt noch keiner, Sie können sich blöd stellen und ganz unauffällig mit den Leuten reden und was rausfinden. So wie in den Krimis.“...“

Doch der Mord ist nicht das einzige Problem, das es im Ort gibt. Wie mit kleinen Nadelstiche werden durch Sabotageakte die weiteren Bauarbeiten am Kulturzentrum behindert.
Das Buch ist eine gelungene Kombination aus Ortsbeschreibung und Ermittlungen. Trotzdem verfügt die Handlung über einen hohen Spannungsbogen. Die einzelnen Puzzleteile fallen erst nach und nach an ihren richtigen Platz. Selbst die Frage, ob wirklich der Professor das Ziel war oder womöglich Carolin ist nicht so einfach zu beantworten. Hinzu kommt, dass der Revierinspektor es nicht mag, wenn ihn Carolin in sein Handwerk pfuscht. Er verpasst ihr den Namen „Miss Marple“.
Dazu passen die Kapitelüberschriften.
Der Krimi hat mich sehr gut unterhalten. Mehr davon!

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