Ein etwas anderes Jugendbuch
Adam Ethan„...Im Grunde fanden sie an allem, dass ihn ausmachte, etwas, womit sie ihn hänseln konnten. Seine wuscheligen Haare, welche er nie so recht unter Kontrolle bekommen hatte. […] Seine zierliche Gestalt, ...
„...Im Grunde fanden sie an allem, dass ihn ausmachte, etwas, womit sie ihn hänseln konnten. Seine wuscheligen Haare, welche er nie so recht unter Kontrolle bekommen hatte. […] Seine zierliche Gestalt, die so gar nicht männlich wirken wollte...“
Ja, der 15jährige Adam hat es nicht einfach. Er wird von älteren Jungen gemobbt, selbst am letzten Schultag vor den Ferien. Gegen einen könnte er sich durchsetzen, gegen eine Horde nicht. Trotzdem wirkt Adam nicht verschüchtert. Manchmal fällt es ihm schwer seine kesse Zunge im Zaum zu halten. Eine gewisse verständliche Bitterkeit spricht aus folgenden Worten:
„...Schön, dass man nicht einmal auf den Gedanken kam, ihm zu helfen. Wenigstens, nachdem die Mistkerle verschwunden waren, hätte sich doch jemand seiner erbarmen können...“
Adam ist bei seiner Mutter aufgewachsen. Die Fragen nach dem Vater hat sie konsequent abgeblockt. Heute will er seine Chance nutzen, um in den Unterlagen etwas zu erfahren.
Der Autor hat ein abwechslungsreiches Jugendbuch geschrieben. Er verknüpft das Thema Mobbing mit der Suche nach den eigenen Wurzeln und der ersten Liebesbeziehung.
Für ein Buch diese Genre überrascht positiv die stellenweise gehobene Wortwahl. Das zeigt sich zum Beispiel in obigen Zitat. Ab und an allerdings verwendet der Autor die alte Rechtschreibung. Als ein persönliches Stilmittel mag das durchaus möglich sein, könnte die Zielgruppe aber irritieren.
Gut beschrieben wurde Adams Reise zum Wohnort des Vaters. Natürlich hat er weder die Mutter informiert, noch kann er sich sicher sein, dass der Vater noch dort wohnt. Geschickt wurden eine Reihe von Eventualitäten eingearbeitet. Beim Trampen trifft man eben auf unterschiedliche Leute.
Ab und an durchzieht ein feiner Humor die Geschichte.
„...Ich kenne mich mit Raubkatzen aus und weiß, wann man auf Distanz bleiben sollte...“
Beim Gespräch mit dem Vater geht es um Wahrhaftigkeit und Verantwortungsbewusstsein. Und es wird ein Thema angesprochen, das den weiteren Verlauf der Handlung dominieren sollte. Bisher wurde es nur marginal angedeutet. Adam liebt den Nachbarsjungen Ethan. Genau auf den trifft er beim Waldspaziergang mit seinem Vater. Jetzt spielen Toleranz und Vertrauen eine Rolle.
Der Autor versteht es, die Begegnungen der Jungen und ihr intimes Kennenlernen behutsam zu schildern.
„...Ethan strahlte ihn wieder mit diesem Lächeln an. Es wirkte warmherzig auf ihn, dass er fast dahinschmolz...“
Über das Ende der Geschichte kann man geteilter Meinung sein. Dazu sollte man wissen, dass die Jungen in Amerika leben. Was kann man heutzutage einen Fünfzehnjährigen zutrauen? Wie weit kann er Verantwortung übernehmen? Ich finde die Idee mutig, halte sie aber in Deutschland für nicht machbar.
Die Geschichte hat mir sehr gut gefallen.