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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 03.11.2019

Spannend und gut recherchiert

Hurenmord - Die Rose von Whitechapel
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„...Wir machen es uns sehr einfach, wenn wir unser Glück von anderen Personen abhängig machen. Dann drücken wir uns vor unserer eigenen Aufgabe. Glück müssen wir uns selbst verschaffen...“

Wir schreiben ...

„...Wir machen es uns sehr einfach, wenn wir unser Glück von anderen Personen abhängig machen. Dann drücken wir uns vor unserer eigenen Aufgabe. Glück müssen wir uns selbst verschaffen...“

Wir schreiben das Jahr 1888. Seit den Geschehnissen des ersten Bandes sind fünf Jahre vergangen. In London trauert Christine um Henry. Sie lässt sich kaum noch im Frauenhaus blicken und zieht sich zurück. Kurzerhand kommt Emily nach London, obwohl sie das erste Mal schwanger ist. Sie erkennt:

„...Um Trauer zu bewältigen, brauchte es keine tröstenden Floskeln, sondern Halt...“

Sie fällt zwei Entscheidungen, die Christine ins Leben zurück bringen. Doch auf Christine warten schon neue Probleme. Frauen, die das Frauenhaus, aus welchen Gründen auch immer, werden brutal ermordet.
Die Autorin hat erneut einen spannenden und exakt recherchierten historischen Roman geschrieben.
Der Schriftstil lässt sich gut lesen. Gekonnt werden die historischen Verhältnisse in die Handlung integriert. So erfahre ich durch die Fabrikarbeiterin Rosalie, wie die Arbeitsbedingungen in den Textilhallen waren. Von ihrem Gehalt kann sie sich und ihren Sohn nur knapp über Wasser halten.
Die Ermittlung in den Mordfällen führt Christine und Inspektor Pike wieder zusammen. Normalerweise verlangt die gesellschaftliche Konvention, eine gewisse Distanz zu wahren, denn beide gehören nun unterschiedlichen Gesellschaftsschichten an. Christine sieht das anders:

„...Was die Leute über einen denken, spielt nicht die geringste Rolle. Was wir von uns denken, bestimmt unser Tun. Und unser Tun wiederum bestimmt, wer wir sind...“

Auch im Frauenhaus sind die Verhältnisse nicht einfach. Die Frauen kommen mit völlig unterschiedlicher Vergangenheit. Rosalie hat hier eine Zukunft gefunden. Anderen aber fällt es schwer, auf den Alkohol zu verzichten. Pearly Poll erklärt das so:

„...Der Alkohol war überhaupt das Einzige, was sie auf den Beinen hielt. Ein Wunderwasser war er! Er heilte, betäubte ihre Schmerzen, sowohl die körperlichen als auch die seelischen...“

Natürlich gehen darüber die Meinungen auseinander. Die Gespräche unter den Bewohnern zeigen, dass es selbst in den untersten Schichten der Bevölkerung Privilegierte und solche gibt, die nichts mehr zu verlieren haben, weil selbst ihre Würde und ihre Gesundheit nicht mehr existiert. Für den Abstieg gibt es viele Gründe. Im Gespräch komme konkrete Schicksale zur Sprache.
Die Ermittlung des Täters zieht sich hin. Schnelle Erfolge sind gefragt. Doch bald stellt sich heraus, dass man den Falschen inhaftiert hat, weil es zu einem neuen Mord kommt.
Als sich die Situation zuspitzt, kommt Liam nach London.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Ich mag den Schriftstil der Autorin, der sich gekonnt den Gegebenheiten anpasst. Neben sachlicher Beschreibung der Zeitverhältnisse, gut ausgearbeiteten Gesprächen, treffender Wiedergabe von Emotionen wie Angst und Trauer werden viele passenden Metapher verwendet, wie das nun letzte Zitat zeigt:

„...Tränen waren für den Hass wie der Sauerstoff, der einem Feuer weggenommen wurde, um es zu löschen. Sie erstickten das Böse im Keim...“

Veröffentlicht am 02.11.2019

Tücken eines Familienbetriebs

Liebe ist die beste Köchin
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„...Sie war wie die tausendjährige Linde auf unserem Dorfplatz, deren gelbe Blätterkrone ich von der Tür des Gasthauses aus sehen konnte. Sie musste ein Blatt nach dem anderen fallen lassen...“

Die Frauen ...

„...Sie war wie die tausendjährige Linde auf unserem Dorfplatz, deren gelbe Blätterkrone ich von der Tür des Gasthauses aus sehen konnte. Sie musste ein Blatt nach dem anderen fallen lassen...“

Die Frauen der Familie Lehner führen ein Gasthaus in einem Dorf. Die Fäden hat Germana in der Hand. In der Küche steht die 38jährige Johanna, ihre Nichte, seitdem deren Mutter Antonia an Demenz erkrankt ist. Trotzdem hilft sie noch, wo sie kann. Das Eingangszitat aber zeigt, wohin die Entwicklung gehen wird.
Die Autorin hat einen abwechslungsreichen Gegenwartsroman geschrieben. Die Geschichte lässt sich flott lesen.
Der Schriftstil ist ausgereift und an vielen Stellen sehr bildhaft. Die Geschichte wird von Johanna erzählt.
Caro, Johannas beste Freundin, hat den Schriftsteller Ruben Sauter zu einer Lesung in der Gaststätte überredet, man könnte auch sagen – genötigt. Als Zuhörer erscheint der Buchhändler Jeromé. Zwischen ihm und Johanna beginnt es zu knistern. Nun haben aber die Frauen der Familie so gar kein Glück mit ihren Männern. Das klingt zum Beispiel so:

„...Tante Francis` Männer waren allesamt Armleuchter. Franicis hatte ein ausgesprochen gutes Händchen für Armleuchter. Von jedem Armleuchter hatte sie eine Tochter...“

Sie hat vier Töchter. Keiner ihrer Männer lebt noch.
Die Personen werden gut charakterisiert. Germana ist die Energische, die sagt, wo es lang geht. Damit bestimmt sie allerdings auch, wie sich die Familie zu verhalten hat. Eine Kurzcharakteristik der älteren Generation liest sich so:

„...Wie die Orgelpfeifen saßen sie nebeneinander: Germana – die Herrische, Elisabeth – die Bigotte, Francis – die Fertige, Theresa – die Enttäuschte, Antonia – Die Tapfere. Sie waren so unterschiedlich und sich doch so ähnlich. Eigenwillige Frauen mit majestätischen Profilen...“

Johanna lebt nur für die Arbeit. Sie hat so gut wie kein Privatleben. Trotz ihrer 38 Jahre getraut sie sich nicht, gegen das Wollen der Familie aufzubegehren. Erst nach und nach gewinnt sie an Selbstbewusstsein.
Sehr detailliert wird das Leben im Gasthaus und im Dorf beschrieben. Dabei kommen einige, teils heftige Schicksale zur Sprache. Deutlich wird, wie es mit Antonias Selbstständigkeit stetig abwärts geht. Gleichzeitig wachsen die Anforderungen an den Rest de Familie. Und die Dorfgemeinschaft ist sich nicht zu schade, ihren Senf öffentlich dazu zu geben.
Eingefügt in die Geschichte sind kurze Ausschnitte aus dem Mooser Heimatboten. Hier wurden die Freunde und Bekannten nach ihrer Einschätzung zu Johanna gefragt.
Schöne Beschreibungen der Umgebung, die Einbeziehung historischer Fakten und kurze Blicke in die Vergangenheit der Protagonisten machen das Lesen zum Vergnügen.
Doch gegen Ende des Buches lässt meine Begeisterung merklich nach. Das liegt zum einen an der ein oder anderen unrealistischen Situation, zum anderen an dem Epilog, der die Geschichte in einem völlig neuen Licht zeigt.
Ein Stammbaum und mehrere Rezepte ergänzen die Geschichte.

Veröffentlicht am 01.11.2019

Was Mut bewirkt

Erkki, der kleine Elch – Auf sie mit Geweih!
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„...Und da verstand Lasse. Gegen die Wölfe wollte Erkki dabei sein wie die anderen Elche. Nicht irgendwo hinten bei den Hasen zum Beispiel...“

Im Wald von Tausend-Seen-Land leben die Tiere friedlich zusammen. ...

„...Und da verstand Lasse. Gegen die Wölfe wollte Erkki dabei sein wie die anderen Elche. Nicht irgendwo hinten bei den Hasen zum Beispiel...“

Im Wald von Tausend-Seen-Land leben die Tiere friedlich zusammen. Dazu gehört auch Erkki, der kleine Elch. Er ist nicht größer als Lasse, sein Freund, der Hase.
Eines Tages aber hört man Geheul über die Berge. Ein Rudel Wölfe ist auf den Weg.
Die Autoren haben ein spannendes Kinderbuch über Freundschaft und Mut geschrieben.
Im Tausend-Seen-Land beraten die Tiere, was sie gegen die Wölfe unternehmen wollen. Natürlich kommt es dabei auch zu Unstimmigkeiten, wenn Meinung auf Meinung prallt. Aber die weise Eule lenkt alles in rechte Bahnen.
Dann aber entscheidet Erkki, einen eigenen Weg zu gehen.Darüber informiert das Eingangszitat. Lasse will ihn nicht in Stich lassen und begleitet ihn auf seinem Weg den Wölfen entgegen. Beide erleben überraschende Abenteuer und finden unerwartete Hilfe, bis es zur entscheidenden Begegnung kommt.
Der Schriftstil ist kindgerecht. Trotz dem Ernst der Situation schwingt ab und an ein feiner Humor mit. Gleichzeitig lernen die Freunde eine Menge über den Umgang miteinander. Das Buch ist schon für Erstleser geeignet, passt aber auch als Vorlesebuch.
Viele farbige Bilder illustrieren die Handlung.
Die Geschichte hat mir sehr gut gefallen.

Veröffentlicht am 31.10.2019

Moses` zweiter Fall

Moses und das Mädchen im Koffer
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„...Moses widerstrebte es zutiefst, an die dunkle Seite seiner Heimatstadt nur zu denken. Die Kinderprostitution war ein bösartiges Krebsgeschwür. Sie ließ sich allenfalls eindämmen, ausmerzen ließ sie ...

„...Moses widerstrebte es zutiefst, an die dunkle Seite seiner Heimatstadt nur zu denken. Die Kinderprostitution war ein bösartiges Krebsgeschwür. Sie ließ sich allenfalls eindämmen, ausmerzen ließ sie sich nie...“

Der dunkelhäutige Hauptkommissar Moses ist an seinem freien Tag mit seiner Freundin Juliane segeln. Dann erreicht ihn ein Anruf. Er soll sofort an den Strand kommen. Dort war ein Koffer angespült worden. Darin lag ein etwa vierzehnjähriges Mädchen in einem Prinzessinnenkleid.
Der Autor hat einen fesselnden Krimi geschrieben. Für mich war es das erste Buch aus der Reihe. Ich hatte aber kein Problem, dem Handlungsablauf zu folgen. Notwendige Informationen zum ersten Band wurden gekonnt ins Geschehen integriert. Dazu gehört auch die Tatsache, dass Moses mit fünf Jahren Afrika verlassen hat und bei deutschen Pflegeeltern aufwuchs.
Der Fall erweist sich als nicht einfach. Zunächst gilt es, die Identität der Toten herauszufinden. Katja Helwig, Moses` Partnerin, war aufgefallen, dass das Kleid des Mädchens nicht zu ihrem Alter passt. Und Moses fragt sich bald, ob sie es mit einem Serientäter zu tun haben, denn ein weiteres Ehepaar meldet ihre ebenfalls 14jährige Tochter als vermisst. Es könnte ein Wettrennen gegen die Zeit werden.
Die Personen werden gut charakterisiert. Moses nimmt seinen Beruf ernst. Er wird insbesondere bei schwierigen Fällen hinzugezogen. Das Team arbeitet effizient. Natürlich gibt es ab und an auch Unstimmigkeiten. Das aber wird schnell geregelt. Katja zum Beispiel wird so charakterisiert:

„---Helwigs schroffe und ungestüme Art, die sicher aus ihrer Zeit vom Mobilen Einsatzkommando stammte, hatte Moses anfangs einige Nerven gekostet. Und das tat sie noch heute. Aber dann hatte ein schwieriger Fall sie gemeinsam an ihre Grenzen gebracht, und seitdem hatte er zu Helwig in gewisser Weise Vertrauen gefasst...“

In kurzen Abschnitten ermöglicht mir der Autor, die Gedanken des entführten Mädchen zu verfolgen und damit gleichzeitig einen Einblick in das Wesen des Täters zu erhalten. Neles Angst, aber auch ihr Bemühen, die Selbstachtung nicht zu verlieren, ist in jeder Zeile spürbar. Sie kann ihren Entführer nicht sehen, nur hören.

„...Sie wollte sein bescheuertes Märchen nicht hören, deshalb zwang sie sich, an ihre Eltern und an Tim zu denken. Sie stellte sich vor, wie Tim durch die nächtlichen Straßen irrte und sie suchte...“

Moses hat seit seiner Kindheit mit Alpträumen zu kämpfen. Als er in einer Ausstellung das Foto eines alten Mannes aus Afrika sieht, brechen alte Wunden wieder auf, ohne dass allerdings seine Erinnerungen zurückkehren.
Der Autor ermöglicht mir, die Ermittlungen Schritt für Schritt zu verfolgen. Ich bin stets auf denselben Stand wie die Kriminalisten.
Der Krimi hat mir ausgezeichnet gefallen. Das lag am sympathischen Ermittler und den ungewöhnlichen und gut umgesetzten Plot.

Veröffentlicht am 31.10.2019

Empfehlenswert

Weihnachtswimmelbuch. Mit Rätselspaß. Liebevoll illustriertes Bilderbuch von Anne Suess
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Auf vier Doppelseiten werden Winter und Weihnachten thematisiert. Es beginnt mit dem Weihnachtsmarkt, setzt sich fort mit den Blick in die Zimmer eines Hauses, lädt dann ein ins Wohnzimmer am Weihnachtsabend ...

Auf vier Doppelseiten werden Winter und Weihnachten thematisiert. Es beginnt mit dem Weihnachtsmarkt, setzt sich fort mit den Blick in die Zimmer eines Hauses, lädt dann ein ins Wohnzimmer am Weihnachtsabend und endet im weißen Winterwald.
Die farbenfrohen Bilder sind schön gestaltet, sehr realistisch gezeichnet, enthalten aber außerdem Besonderheiten des Weihnachtsfestes, so den Weihnachtsmann mit seinem Schlitten. Viele einzelne Details locken zum Betrachten und Erzählen.
Am oberen Rand stehen jeweils sechs Rätselfragen, deren Nummern in Eiskristalle eingebettet sind. Am unteren Rand gibt es die passenden Antworten.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es ist ein schönes Beschäftigungsbuch für die Adventszeit.