Moses und das Mädchen im Koffer
Wenn es darum geht ein Buch mitten aus einer Reihe zu lesen, ohne dass ich die vorherigen Bücher gelesen habe, bin ich immer etwas vorsichtig. Auch wenn die Geschichten an sich abschließen, ist oft eine ...
Wenn es darum geht ein Buch mitten aus einer Reihe zu lesen, ohne dass ich die vorherigen Bücher gelesen habe, bin ich immer etwas vorsichtig. Auch wenn die Geschichten an sich abschließen, ist oft eine Hintergrundstory, die weiter läuft. Oder eben die Charaktere, die ihre eigene Geschichte haben oder in den ganzen Büchern wachsen und sich verändern.
Dieses Buch ist der 2. Teil einer Buchreihe. Es ist auch gleichzeitig der aktuellste Band um den Ermittler Moses. Ich habe mir sagen lassen, dass das Buch gut zu lesen ist, obwohl ich den ersten Band nicht kenne. Und weißt du was? So ist es auch. Ich habe für mich jetzt nicht das Gefühl, dass ich etwas verpasst habe. Ich habe alles verstanden und es waren keine Andeutungen von irgendwas, was im 1. Band passiert sein könnte. Das habe ich selten gelesen, dass ich mich direkt im zweiten Band aufgehoben gefühlt habe. Dass mir nichts gefehlt hat und ich noch unbedingt wissen wollte. Aber dennoch habe ich eine gewisse, nein eine ziemlich große Neugierde in mir, die den ersten Fall von Moses einfach lesen muss. Und ja, ich werde den Fall definitiv noch lesen.
Ein Krimi der in Hamburg spielt. Wie genial ist das denn bitte?! Ich lebe am nördlichen Hamburger Rand und deswegen sind Bücher, die in meinem Umkreis spielen immer was besonders. Wenn man den erwähnten Ort bzw. Straße kennt. Wenn man in Gedanken einfach mitlaufen kann. Die Straßen kennt oder eben in diesem Fall das Elbufer. Diese Art von Settings machen das Buch irgendwie gleich noch viel lebendiger und schöner. Finde ich jedenfalls.
Auch wenn das Genre ein Krimi ist. Wobei ich hier wirklich schon sagen würde, dass wir ganz haarscharf an der Thriller-Grenze kratzen. Es ist einfach eine extreme Grundspannung da. Also der Thrill, der einen Thriller von einem Krimi unterscheidet. Aber es fehlt das blutige, was einen Thriller ausmacht. Deswegen würde ich schon sagen, dass es ein Krimi ist, der Thriller-Tendenzen hat. Es ist das übliche Ermittlerduo, die einen Fall aufklären will. Aber Thrillertypisch noch nebenbei die Sicht des Mörders, die zwischendurch immer mal wieder auftaucht. Absolut psycho und ganz meine Kragenweite. Krimi können langweilig werden, wenn es einfach nur dieses langweilige Ermittler-Ding beschrieben wird. Aber hier ist es wirklich unglaublich spannend. Wie die Ermittler zu dem Ergebnis kommen. Schon sehr genial gemacht.
Sehr interessant ist auch der Ermittler hier. Es ist nicht der 0815-Ermittler, der ständig Alkohol trinkt und seine eigenen Probleme vor sich hin schiebt. Ja, okay, Moses hat auch seine Probleme, aber die sind zweitrangig und machen ihn irgendwie menschlich. Sie sind nicht so dominant, dass sie eine eigene Geschichte entwickeln. Jetzt jedenfalls noch nicht. Ich bin mir sicher, dass sie noch eine gewisse Rolle spielen werden. Aber wie gesagt, jetzt in diesem Buch komplett nebensächlich. Ich finde es ganz erfrischend zu lesen, dass der Charakter zwar auch seine Probleme hat, diese aber wegschieben kann. Ich finde der Autor schafft es hier den richtigen Mittelweg zu finden. Das macht den Ermittler wirklich sehr sympathisch und nicht langweilig.
Auch die anderen Charaktere haben irgendwie was an sich, dass man unbedingt mehr von ihnen erfahren will. Die junge Partnerin, Katja, ist sehr geheimnisvoll und irgendwie total putzig. Sie hat noch vieles zu lernen und ich glaube, da ist sie genau richtig bei Moses. Schon verrückt, dass ich mir als Leserin diese Gedanken um die Charaktere mache. Ich würde sagen, da hat der Autor alles richtig gemacht.
Kurz noch zum Schreibstil des Autors. Ich mag die Art, wie er schreibt, extrem gerne. Er hat eine Ruhe an sich, die aber von einer Grundspannung durchzogen ist, die einfach Spaß macht zu lesen. Ganz egal, ob es jetzt ein Krimi oder ein Thriller ist. Ich bin davon überzeugt, dass der Autor auch das Zeug zu einem Thriller-Autor hat. Wer weiß, wie sich die Fälle von Moses noch entwickeln und wohin sie uns führen.
Ich bleibe auf jeden Fall am Ball. Er werde ich den ersten Band der Reihe noch lesen und freue mich jetzt schon auf jeden weiteren Band, der da noch kommen wird.