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Veröffentlicht am 03.02.2020

Hinreißend süß

Redwood Love – Es beginnt mit einem Kuss
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Obwohl mir der erste Band der „Redwood“-Reihe sehr gut gefallen hat, muss ich doch gestehen, dass ganz schön viel Zeit ins Land gezogen ist, bis ich nun zum zweiten Band gegriffen habe. Manchmal geben ...

Obwohl mir der erste Band der „Redwood“-Reihe sehr gut gefallen hat, muss ich doch gestehen, dass ganz schön viel Zeit ins Land gezogen ist, bis ich nun zum zweiten Band gegriffen habe. Manchmal geben es die Umstände leider nicht anders her, aber dennoch habe ich mich jetzt sehr über die Lektüre gefreut und ich war sofort wieder im Geschehen drin, was mir auch noch einmal gezeigt hat, wie wohl ich mich in der Geschichte gefühlt habe.

Ich habe mich auf den zweiten Band sogar ziemlich gefreut, denn Flynn hat mich durch seine Taubheit als Figur unheimlich gereizt. Gabby hat dafür eher austauschbarer gewirkt, dennoch war ich sehr gespannt, wie man die Beziehung zwischen den beiden wohl aufziehen wird. Überraschenderweise war es dann aber vor allem Gabby, die mich sofort in ihren Bann gezogen hat und das passiert mir bei weiblichen Hauptfiguren extrem selten. Aber ihre Selbstzweifel, ihre bedingungslose Loyalität, ihre Tierliebe, dazu ihr empathisches Vermögen, da waren so viele Eigenschaften, die ich sehr wertschätze. Zudem wurde auch ihre Perspektive sehr nachvollziehbar gestaltet, so dass ich mich wunderbar mit ihr identifizieren konnte.

Flynn fand ich zwar durchgängig süß, aber dennoch war er ein wenig der „Böse“ der Geschichte, der auch schon mal Entscheidungen treffen musste, damit die Geschichte etwas spannender wurde. Klar, könnte man jetzt sagen, dass man diese zweifelhaften Entscheidungen etwas unter den Hauptfiguren hätte aufteilen können, aber es hat durchaus zu den Figuren gepasst, von daher bin ich nicht bös drum. Auch wenn ich Flynn so manches Mal zum Teufel geschickt habe, weil er doch recht unsensibel agierte, fand ich die Darstellung seiner Taubheit, insbesondere in den intimen Situationen, extrem authentisch. Klar, an einigen Stellen ist sicherlich fraglich, ob er dem Gespräch wirklich so hätte folgen können, aber in den Zweiermomenten und die Sorgen, die er sich bezüglich Sex macht, das war eine interessante Sichtweise, die vor allem auch unterstrichen hat, dass er letztlich doch schwer in Ordnung ist.

Die Chemie zwischen Gabby und Flynn war auch hervorragend, auch wenn diese plötzlich aufflammenden Gefühle auf Gabbys Seite etwas zu übertrieben waren, aber irgendwie musste man die Geschichte ja in Gang bringen. Ich fand die gemeinsamen Szenen mit ihnen toll geschrieben, abwechslungsreich (Ausflüge, Zusammenarbeit im Job, private Gemeinschaft, Intimität) und in einem sinnigen Spannungsbogen angeordnet. Insgesamt hat mir dieser Band noch einmal ein Stückchen besser gefallen als der Auftakt, da mir die Figuren näher waren.

Fazit: Der zweite Band aus „Redwood“ hat mich erneut in dieses süße Örtchen hineinziehen können, wo wohl jeder begeisterte Leser gleich hinziehen wollen würde. Das Pärchen und ihre Geschichte war wunderbar und vor allem die Taubheit von Flynn wurde sehr interessant umgesetzt. Da freut man sich jetzt auf den dritten Band so richtig.

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Veröffentlicht am 31.01.2020

Beeindruckende Umsetzung

Der goldene Kompass - Die Graphic Novel zu His Dark Materials 1
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„Der goldene Kompass“ und seine beiden Nachfolger haben mich als Jugendliche sehr fasziniert und diese Faszination ist durch die HBO-Serie „His Dark Materials“ noch einmal genährt worden, denn die Geschichte ...

„Der goldene Kompass“ und seine beiden Nachfolger haben mich als Jugendliche sehr fasziniert und diese Faszination ist durch die HBO-Serie „His Dark Materials“ noch einmal genährt worden, denn die Geschichte dahinter war für seine damalige Zeit schon sehr besonders und innovativ.

Der Anlass der Serie hat es wirklich sehr passend gemacht, sich nun einmal die Graphic Novel zum ersten Teil anzusehen und obwohl ich mich in diesem Genre noch nie wirklich heimisch gefühlt habe, da ich einfach mehr Text als Bilder brauche, muss ich gestehen, dass definitiv ein Prachtwerk entstanden ist, das die Geschichte überzeugend in ein anderes Mediumform transferiert hat.

Ich muss jedoch gestehen, als jemand, der immer unendlich viele Fragen hat, gibt mir die Graphic Novel im Vergleich deutlich weniger, da der Inhalt schon sehr knapp dargestellt wird. Ich hätte nur nach dieser Lektüre definitiv etwas Schwierigkeiten gehabt. Die Graphic Novel ist an vielen Stellen sehr bemüht, lehrreiche Passagen einzuführen, aber das hat dennoch nicht die Macht, wie es das Buch hat.

Gerade aber für Menschen, die mehr über Bilder statt über Worte denken, sollte diese Umsetzung aber wirklich genial sein, da die visuelle Umsetzung fantastisch ist. Es ist auch großartig, wie farbliche Abschnitte gewählt wurden, so dass man sogar fast Kapitel erkennt. Diese Graphic Novel ist definitiv durchdacht und hat deswegen das Lob von Philip Pullman definitiv verdient.

Fazit: Die Graphic Novel zu „Der goldene Kompass“ ist definitiv ein Kunstwerk, auch wenn es inhaltlich natürlich nicht die Tiefe des Romans abbilden kann, aber so spricht man auch noch einmal eine ganz andere Zielgruppe an und das ist lobenswert.

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Veröffentlicht am 24.01.2020

Zu besessen

Follow Me Back
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„Follow me back” sah von der Covergestaltung tatsächlich wie ein klassisches Lyx-Buch aus. Auch aufgrund des Klappentexts kann ich es sehr gut nachvollziehen, dass viele auf die Lektüre reingefallen sind, ...

„Follow me back” sah von der Covergestaltung tatsächlich wie ein klassisches Lyx-Buch aus. Auch aufgrund des Klappentexts kann ich es sehr gut nachvollziehen, dass viele auf die Lektüre reingefallen sind, aber da ich nun sehr spät mit dem Buch dran bin, war ich natürlich gewarnt. An einigen Stellen bekam man ja auch zu lesen, dass es eher einem Thriller gleiche. Okay, habe ich mir gedacht, ein Genre, das du ja gerne liest, also warum nicht? Das, was ich bekommen habe, fand ich aber aus ganz anderen Gründen problematisch.

Dank Netflix hat „You“ von Caroline Kepnes einen riesigen Erfolg gefeiert. Auch hier geht es um Besessenheit und Stalking und einige waren besorgt, wie ein Publikum von der Hauptfigur fasziniert sein kann, die sämtliche Grenzen überschreitet. Ich habe die Serie nicht unter diesen Aspekten geschaut, gehöre also nicht zu dieser „gefährdeten“ Gruppe. Ich finde aber auch, dass es jetzt hier an „Follow me back“ nichts geben kann, was einen ansonsten begeistern kann, auch wenn ich natürlich mitbekommen habe, dass es begeisterte Stimmen gegeben hat. Die Thrillerelemente sind ganz okay. Die Auszüge aus dem Verhör und die Erzählung sind geschickt gegeneinandergesetzt, um Spannung zu erzeugen. Gerade am Ende will man natürlich in einer Tour weiterlesen und diesen Vorteil will ich der Geschichte auch gar nicht absprechen.

Aber im Grunde ist es doch eine Liebesgeschichte und wenn man nach einem Cliffhanger liest, dass Lyx damit wirbt, dass man im zweiten Band erfährt, wie es mit Tessa und Eric weitergeht, dann wird das auch durch das Marketing unterstrichen. Aber es ist keine Liebesgeschichte, die ich empfehlen würde, da vor allem die Charakterarbeit der beiden Protagonisten in meinen Augen eine Katastrophe ist. Tessas traumatisches Erlebnis hin oder her ich fand sie als Person unerträglich. Sie hatte immer mal wieder kurze gute Momente, wo ich dachte, „Jetzt ja!, nur damit doch wieder alles den Berg hinunterging. Zwar wurde mit vielen Begriffen des Psychologie um sich geschmissen, ich hatte aber dennoch nicht den Eindruck, dass eine tatsächlich authentische Darstellung geboten wurde. Dafür ging der Blick hinter ihre Fassade nicht tief genug.

Bei Eric wiederum musste ich die ganze Zeit an Justin Bieber denken. Ob die Autorin ihn vielleicht auch im Hinterkopf hatte, ich weiß es nicht, jedenfalls fand ich die Parallelen schon extrem. Auch ihn sieht man ja regelmäßig vollkommen fertig abgelichtet, da könnte ich mir oft vorstellen, dass es ihm einfach zu viel ist. Diesen Teil fand ich bei Eric sehr gut nachvollziehbar, aber alles andere war auch hier oberflächlich noch und nöcher. Wie impulsiv er in den Medien agiert hat, wie unfair er sich Tessa gegenüber verhalten hat, um dann den oberflächlichen Macker raushängen zu lassen, der unbedingt wissen will, wie sie aussieht. Der dann auch schnell zweideutige Nachrichten schickt und schwupps die große Liebe in ihr gefunden hat. Als die beiden dann erstmals aufeinandertreffen, war er so unsensibel, dass er definitiv eine Lektion verdient hätte. An dieser Stelle merke ich, dass ich mich in Rage reden könnte, was ich hier aber abbrechen will. Eine Liebesgeschichte war das der beiden für mich einfach nicht.

Fazit: Was soll „Follow me back” eigentlich sein? Wirklich eine Liebesgeschichte, doch ein Thriller? Die Thrillerelemente sind zwar halbswegs okay, aber für die Verbindung von Tessa und Eric das Wort Liebe in den Mund zu nehmen, wäre eine Beleidigung. Der zweite Teil wird mir definitiv nicht ins Regal kommen.

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Veröffentlicht am 19.01.2020

Sci-Fi-Entdeckung

Neon Birds
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In der Regel benenne ich immer nur Fantasy als das Genre, bei dem es für mich wirklich passen muss, dass ich es lese. Aber eigentlich müsste ich Sci-Fi immer mitnennen. In diesem Genre ist so unwahrscheinlich ...

In der Regel benenne ich immer nur Fantasy als das Genre, bei dem es für mich wirklich passen muss, dass ich es lese. Aber eigentlich müsste ich Sci-Fi immer mitnennen. In diesem Genre ist so unwahrscheinlich viel möglich, was meine Vorstellungskraft übersteigt, oft auch, weil es sehr technologisierte Themen, da fühle ich mich dann einfach nicht so zu Hause, weil mir nicht alles logisch erscheint. Daher war der Griff zu Marie Grasshoffs „Neon Birds“ schon ein großes Risiko für mich. Aber die Leserstimmen waren alle so durchweg positiv, dass ich einfach ins kalte Wasser gesprungen bin.

Ins kalte Wasser springt man auch gleich mit dem Einstieg in den Roman, denn es geht gleich kräftig zur Sache. Für mich wie gesagt oftmals gefährlich, weil ich mich dann überhaupt nicht zurechtfinden kann. Aber hier war es auch der Anfang, für alle Mitleser galt also das gleiche, sie wissen ebenso wenig über das Geschehen wie ich. Das hat mich dann erst recht motiviert weiterzulesen und es hat sich gelohnt. Die Informationen über die Welt, die weit in der Zukunft liegt, werden nach und nach bereit gestellt und das geschieht so im Fluss, dass man weiterlesen will, da man ja ständig Neues erfährt.

Sehr gelungen sind dabei auch die Zwischenkapitel, die entweder militärische Akten, Dokumente oder Charakterporträts oder Infos zu ihnen sind. Da habe ich ehrlich gesagt irgendwann regelrecht drauf hingefiebert, denn diese haben prägnant alles Wichtige Preis gegeben. Klar, manche Sachen wie die Recherchen zum Impfstoff gegen KAMI kamen erst sehr spät vor, aber vorher konnte man sich zumindest Einzelheiten denken, die dann nur noch wissenschaftlich oder wie in einem Lexikon aufgeführt wurden

Die Charakterporträts waren ein wirkliches Highlight, aber auch ohne sie haben die vier Hauptcharaktere wunderbar funktioniert. Mit Luke und Flower und Andra und Okijen gibt es jeweils Zweiergrüppchen, die auch nicht wirklich etwas miteinander zu tun haben, die aber von zwei Seiten die Welt retten wollen. Auch jeder für sich funktioniert wunderbar, da sie höchst unterschiedliche Personen sind, aber sehr scharf gezeichnet und dadurch authentisch. Das ist sogar so gelungen, dass es schwer ist, Lieblinge herauszupicken. Alle haben traurige Schicksale hinter sich, alle haben dem Bösen ins Auge geguckt und trotzdem machen sie alle für etwas Besseres weiter. Vor allem sind sie alle empathische Menschen, was mir erst recht entgegenkommt und ich würde ihnen alle mein Leben anvertrauen, wodurch ich dann mit ihnen auch emotional verbunden bin.

Inhaltlich wird uns ebenfalls ein rasantes Erlebnis beschert. Durch die vier Perspektiven erleben wir das Geschehen jeweils durch andere Augen. Sie sind auch so geschickt aneinandergesetzt, dass sich Inhalte nicht immer doppeln, sondern dass sie einfach weitergehen und ständig etwas Neues passiert. Es passieren immer wieder spannende, neue Dinge, die ergründet werden wollen, es gibt Überraschungen, es gibt unerwartete Details, es ist wirklich ein Leseerlebnis ohne Atempause. All das ist dann auch noch angereichert durch einen wunderbaren Erzählstil, er ist weder zu einfach, noch zu schnörkelig. Er hält sich nicht an unwichtigem auf, sondern geht stetig in die Vollen. Das ist für eine Autorin, die zwar viel schreibt, aber noch recht wenig veröffentlicht hat, schon ungewöhnlich, sollte ihr aber Motivation sein, genauso weiterzumachen, denn dann ist sie auf einem meisterlichen Weg!

Fazit: „Neon Birds“ ist für mich eine absolut positive Überraschung. Es ist wirklich kaum mein Genre, aber hiernach sehe ich das einfach gänzlich anders. Denn, wenn Sci-Fi immer so ist, dann habe ich wirklich etwas verpasst. Eine faszinierende Welt, extrem sympathische Figuren und ein Rausch an Lesestunden. Top!

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Veröffentlicht am 16.01.2020

Historisch bedrückend, aber spannend

Heimat ist ein Sehnsuchtsort
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Historische Romane habe ich in meiner Jugendzeit durchaus öfters gelesen, aber die große Liebe war es selten, weswegen das Genre bei mir wohl irgendwann eingeschlafen ist. Schade eigentlich, denn wenn ...

Historische Romane habe ich in meiner Jugendzeit durchaus öfters gelesen, aber die große Liebe war es selten, weswegen das Genre bei mir wohl irgendwann eingeschlafen ist. Schade eigentlich, denn wenn man Autoren erwischt, die sich intensive Recherche auf die Fahne geschrieben haben, dann ist der Lerneffekt extrem groß. Das hat mir jetzt auch wieder „Heimat ist ein Sehnsuchtsort“ von Hanni Münzer bestätigt.

Den Einstieg in den Roman fand ich schwierig. Die Gründe sind vermutlich noch nicht mal mit dem Genre verbunden, sondern entsprechen eher dem Stil der Autorin. Der erste Teil hatte nämlich nichts Zusammenhängendes, sondern es waren viele kleine Kapitel, die nicht so recht zusammenpassten, aber alle Gegebenheiten und Charaktere einführen sollten. Das war so problematisch, weil so kein Lesefluss aufkommen wollte.

Relativ schnell ist mir auch aufgefallen, dass der Schreibstil doch sehr einfach gehalten ist. Zudem gibt es sehr viele Dialoge, so dass man weit weg von ellenlangen Beschreibungen ist. Das finde ich für einen historischen Roman doch eher ungewöhnlich, für mich persönlich ist es aber angenehmer. Zudem muss man betonen, dass der einfache Schreibstil dafür absolut in der damaligen Sprache gehalten ist, hier hat sich die Autorin um sehr viel Authentizität bemüht.

Authentisch ist aber auch nicht nur der Stil, sondern auch die Handlung. Als es nämlich einmal so richtig losgegangen ist, da entsteht eine sehr packende Handlung, die mit unheimlich vielen Wendungen, spannenden Momenten und tiefsinnigen Gedanken zu überzeugen weiß. All das ist an eine Geschichte verknüpft, die genau so hätte passieren können zur Zeit des 2. Weltkriegs. Es reiht sich eine erschreckende Entwicklung an die andere und wenn man im Hinterkopf hat, dass das nicht nur fiktiv ist, dann entsteht auch eine bedrückende Atmosphäre. Aber so bedrückend waren die Kriegszeiten und es ist wichtig, dass solche Themen immer wieder literarisch bearbeitet und damit auch verarbeitet wird.

Fazit: Mit „Heimat ist ein Sehnsuchtsort“ habe ich eine gute Rückkehr zum Genre des historischen Romans gehabt. Der Einstieg ist zwar zu bruchstückhaft, aber nachdem die Handlung einmal richtig im Gang war, ergab sich eine mitreißende, bedrückende und spannende Lektüre. Da ist man gespannt, wie es mit den Schicksalen der Figuren im abschließenden Band weitergehen.

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