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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 18.07.2022

Wir sind unendlich

Unser Plan für die Welt
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Asha ist zu Schulzeiten in Cyrus verliebt, er aber nimmt sie gar nicht wahr, im Laufe der Zeit vergisst sie ihn. Sie geht ihren Weg und findet gerade zu sich selbst, als Cyrus eines Tages unerwartet wieder ...

Asha ist zu Schulzeiten in Cyrus verliebt, er aber nimmt sie gar nicht wahr, im Laufe der Zeit vergisst sie ihn. Sie geht ihren Weg und findet gerade zu sich selbst, als Cyrus eines Tages unerwartet wieder vor ihr steht. Der Zauber ist ungebrochen, innerhalb von zwei Monaten heiraten die beiden und ziehen zusammen. Gemeinsam mit Jules, dem besten Freund von Cyrus, gründen sie ein Start-up und stürzen sich in die Entwicklung einer App für Menschen, die keiner Religion angehören wollen. Was anfangs so leicht klingt, entwickelt einen unglaublichen Sog und nach einiger Zeit auch eine seltsame Eigendynamik, die die Beziehung der Freunde zueinander auf die Probe stellt.

Anfangs konnte ich die Story nicht genau einordnen, es war unklar, ob es eine Liebesgeschichte oder eher doch ein Buch über eine innovative Idee, die zum Erfolg führt, sein soll. Ich hatte das Gefühl, der Autorin selbst war dies auch nicht von vornherein klar. Irgendwie ist es beides und harmoniert wider Erwarten ganz wunderbar. Es wurden viele Themen angeschnitten, ob Rassismus, Sexualität, Diversität oder Fragen zum Klimawandel, es gibt kaum etwas, was ausgelassen wurde. Dies war allerdings okay, denn zu keinem Zeitpunkt hatte ich das Gefühl, dass ich bekehrt oder missioniert werden sollte. Im Gegenteil fand ich es interessant, wie diese Themen fast spielerisch in das Geschehen eingebaut worden sind. Als hätte die Autorin sich freigeschrieben, wurde die Story mit jeder Seite komplexer und die Geschichte immer spannender, bis der Zeitpunkt kam, an dem ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen konnte.

Immer wenn ich dachte, ich wüsste, wo die Reise hingeht, hat die Geschichte mir eine lange Nase gezeigt. Glücklich war ich mit vielen Entscheidungen von Asha nicht, aber es waren nicht meine, insofern hielt sich meine Entrüstung in Grenzen. Die Kombination aus Job und Privatleben führt zu vielen Verwicklungen und nimmt eine Wendung, die ich nicht erwartet habe. Hierbei zieht sich ein feiner Humor durch das Buch, der genau meinen Geschmack getroffen hat. Ironie und Sarkasmus stehen oft im Vordergrund und lockern so manche Szene auf, was mir sehr gefallen hat. Ein wunderbares Buch, das die volle Punktzahl verdient und für das ich gerne eine Leseempfehlung gebe.

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Veröffentlicht am 14.07.2022

We Are the Champions

Das Leben vor uns
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Anja und Milka sind zusammen aufgewachsen, die besten Freundinnen wohnen am Stadtrand von Moskau und genießen dort ihre Kindheit und Jugend, probieren sich aus. Es sind die Achtzigerjahre, die letzten ...

Anja und Milka sind zusammen aufgewachsen, die besten Freundinnen wohnen am Stadtrand von Moskau und genießen dort ihre Kindheit und Jugend, probieren sich aus. Es sind die Achtzigerjahre, die letzten Jahre der Sowjetunion brechen an. Als eine Tragödie passiert, nimmt die Unbeschwertheit ein plötzliches Ende und nichts ist mehr so, wie es einmal war.

„Wie glücklich wir damals waren, wie unschuldig - und unsere Freundschaft ebenso rein und heil wie unsere Träume.“ (Seite 231)

Im ersten Teil des Buches erzählt Anja über ihre Kindheit, vorrangig ihre Beziehung zu Milka, ihre beste Freundin seit Kindesbeinen. Die Freundschaft zwischen den beiden ist so tief und schön, es war eine Freude, Anjas Erzählungen zu folgen. Die politische Situation in Russland in den Achtzigerjahren wird thematisiert, nimmt aber nicht zu viel Raum ein, der Fokus liegt auf der Beziehung der beiden Mädchen zueinander. Ich fühlte mich in meine eigene Jugend zurückversetzt und schwelgte oft in Erinnerungen. Die Selbstverständlichkeit, mit der Anja die Lebensumstände in Russland in der damaligen Zeit schildert, fand ich bewundernswert. Keine Klage, kein Gejammer, es ist ein entbehrungsreiches Dasein, das klaglos hingenommen wird, in allem wird das Schöne gesucht und das Leben zelebriert.

Dieses unbeschwerte Leben hat ein Ende, als die Mädchen sechzehn Jahre alt sind, und etwas schlimmes passiert, das zu einer Tragödie führt. Ich selbst habe als Erwachsene Ähnliches erlebt und fühlte mich getriggert. Ich habe mitgefühlt, mitgelitten und mitgeweint, ohne Frage war dies der emotionalste Teil der Geschichte für mich. In dem zweiten Teil geht es um das Leben danach, um die Frage, wie man damit umgeht, wie verarbeitet man ein solches Trauma? Es war sehr spannend, zu verfolgen, wie das junge Mädchen älter wird und zur Frau reift, wie ihr Leben verläuft und wie die Vergangenheit trotzdem immer wieder Einfluss nimmt.

Ein interessanter Einblick in die Geschichte Russlands, ein Buch über das Erwachsenwerden, Freundschaft, Familie und Heimat. Ein tolles Debüt, das ich gerne empfehle und mit voller Punktzahl bewerte.

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Veröffentlicht am 13.07.2022

Die feine Gesellschaft

Die Toten von Fleat House
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Als in dem renommierten Internat St Stephen’s ein Schüler unter mysteriösen Umständen tot aufgefunden wird, ist die Aufregung groß. Rektor Jones befürchtet schlechte Presse sowie einen Rückgang der Anmeldungen ...

Als in dem renommierten Internat St Stephen’s ein Schüler unter mysteriösen Umständen tot aufgefunden wird, ist die Aufregung groß. Rektor Jones befürchtet schlechte Presse sowie einen Rückgang der Anmeldungen und würde die Angelegenheit am liebsten still und heimlich im Hintergrund aufklären lassen. Der Vater des Schülers jedoch ist ein einflussreicher Anwalt und besteht auf einer umfassenden Untersuchung durch Scotland Yard. Detective Inspector Jazz Hunter wird hinzugezogen, die zwar gerade ihre Karriere aus persönlichen Gründen beendet hat, den Fall aber interessant genug findet, um zurückzukommen. Als ein weiterer Toter auftaucht und ein Schüler verschwindet, wird die Ermittlung kompliziert.

Aus verschiedenen Perspektiven nähert sich die Autorin der Geschichte, viele Andeutungen und Hinweise lässt sie fallen und dennoch ist es mir nicht möglich, zu erraten, wie die Lösung aussehen könnte. Meine Vermutungen und Verdächtigungen landen immer wieder in einer Sackgasse, sobald eine Wendung folgt, die ich nicht erwartet habe. Wiederholt finde ich eine verdächtige Person, um kurz danach festzustellen, dass ich erneut auf dem Holzweg bin. Ich liebe solche Krimis. Die Charaktere sind toll ausgearbeitet, die Ermittlerin sehr sympathisch und mir gefiel sehr, dass es hier die gute alte Laufarbeit ist, die die Ermittlung bestimmt. Wider Erwarten blieben keine losen Enden offen, die Auflösung war schlüssig und zufriedenstellend.

Ich bin begeistert vom Buch, das inhaltlich mit den besten Krimis dieser Art mithalten kann, obwohl es der erste Krimi dieser Schriftstellerin ist. Bedauerlicherweise bleibt es der einzige Kriminalroman aus der Feder von Lucinda Riley, da diese in 2021 verstorben ist. Aus diesem Grund habe ich das Buch mit einem lachenden und einem weinenden Auge beendet. Von mir gibt es meisterliche fünf Sterne und eine Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 10.07.2022

Klein und fein

Der Wein ist mein Vergnügen!
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Ich bin bekanntlich ein großer Fan dieser kleinen Büchlein, die man genüsslich durchblättern und an denen man sich sehr erfreuen kann. Das vorliegende Werk ist für mich als Weinliebhaber wie gemacht, die ...

Ich bin bekanntlich ein großer Fan dieser kleinen Büchlein, die man genüsslich durchblättern und an denen man sich sehr erfreuen kann. Das vorliegende Werk ist für mich als Weinliebhaber wie gemacht, die Gedichte, Sprüche und kurzen Anekdoten haben mir große Freude gebracht.

„Weinlesen macht nicht betrunkener als Büchertrinken belesener macht. Elke Heidenreich“ (Seite 20)

Wieder ein kleines Bändchen, das zum lesen, schmunzeln, behalten oder verschenken einlädt. Von mir gibt es fünf Sterne und ein lautes Prost!

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Veröffentlicht am 08.07.2022

Schweres Erbe

Was ich nie gesagt habe
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Tom Monderath ist verliebt und bereit, mit Jenny sowie deren Sohn Carl einen Schritt weiterzugehen. Als er durch Zufall seinen Halbbruder Henk findet, beginnt er nachzuforschen und hat bald einen ungeheuerlichen ...

Tom Monderath ist verliebt und bereit, mit Jenny sowie deren Sohn Carl einen Schritt weiterzugehen. Als er durch Zufall seinen Halbbruder Henk findet, beginnt er nachzuforschen und hat bald einen ungeheuerlichen Verdacht. Seine Mutter Greta kann er nicht fragen, da diese dement und oft nicht in der Lage ist, Gegenwart und Vergangenheit auseinanderzuhalten. Als immer mehr Einzelheiten zutage kommen, ist Tom nicht sicher, ob er die Wahrheit überhaupt wissen will. Jenny gräbt weiter, was zu großen Spannungen in der Beziehung führt. Manche Geheimnisse sind zu groß, um enthüllt zu werden.

Dies ist die Fortsetzung des Buches „Stay away from Gretchen“, das mich letztes Jahr restlos begeistert hat. Wurde im ersten Teil das Leben von Toms Mutter Greta, Gretchen genannt, beleuchtet, wird hier das Leben seines Vaters Konrad - Conny - thematisiert. Die Autorin bleibt sich treu und springt zwischen Gegenwart und Vergangenheit, dabei schafft sie es, diese Sprünge exakt miteinander zu verbinden. Man muss das erste Buch nicht zwingend gelesen haben, allerdings würde man dann nicht nur eine grandiose Geschichte verpassen, sondern hätte auch die ein oder andere Lücke, da die Bücher nahtlos aneinander anschließen und oft Bezug darauf genommen wird.

War das Leben von Gretchen bereits durch Schicksalsschläge behaftet, so steht das Leben von Konrad dem in nichts nach. Ich fand die Sprünge in die Vergangenheit, wie bereits im ersten Buch, viel interessanter und spannender, als die Gegenwart, wobei die Autorin es hier geschafft hat, auch gegenwärtig eine gewisse Spannung einzubauen. Die Thematik des Zweiten Weltkrieges ist eine abstoßende, dabei aber auf eine gewisse Weise faszinierende und für mich sehr emotionale Reise in die Vergangenheit. Obwohl ich seit Jahrzehnten darüber lese, gab es auch hier wieder viele Einzelheiten, die mir nicht bekannt waren. Meisterlich verbindet die Autorin Fakten mit Fiktion und liefert eine grandiose Geschichte ab. Dabei schließt sie alle Lücken aus dem ersten Buch und verbindet alle losen Enden zu einem Ganzen. Der Schreibstil hat mir dabei sehr gefallen, denn durch seine Einfachheit war vieles leichter zu ertragen, wenn mich auch trotzdem oft das Grauen übermannt hat. Eine phantastische Fortsetzung, die ich gerne weiterempfehle. Von mir gibt es fünf Sterne mit Sternchen.

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