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Veröffentlicht am 21.11.2021

7 Geschichten - 7 Facetten der Eifersucht

Eifersucht
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Zugegeben, das Cover ist ziemlich schlicht, wenn auch durch den Anschein der verwischten Tränenspuren ein gelungener erster Anhaltspunkt auf das Hauptthema "Eifersucht" zu finden ist. Doch der Name des ...

Zugegeben, das Cover ist ziemlich schlicht, wenn auch durch den Anschein der verwischten Tränenspuren ein gelungener erster Anhaltspunkt auf das Hauptthema "Eifersucht" zu finden ist. Doch der Name des Autors und der Titel lassen das Cover schnell in den Hintergrund treten und so war ich neugierig, was sich zwischen den Buchdeckeln versteckte.

Das Buch enthält sieben unterschiedlich lange Geschichten über eines der elementarsten Gefühle des Menschen: die Eifersucht. Wohl jeder von uns ist schon damit in Berührung gekommen, doch jeder von uns geht anders damit um. Die meisten Menschen erleiden durch ihre eigenen Erfahrungen mehr oder weniger seelische Narben, manche bringt es an den Rand der Verzweiflung und oft auch darüber hinaus, wiederum andere trachten dem Verursacher oder Konkurrenten nach dem Leben ...

Es gibt sechs recht kurze Stories und eine lange, die meiner Meinung nach auch die beeindruckendste ist: Der griechische Ermittler Nikos Balli - Spezialist in Sachen Eifersucht - wird zu einem Fall auf die Insel Kalymnos gerufen, wo er einen Vermissten finden soll. Der Vermisste und sein Bruder hatten sich in diesselbe Frau verliebt. Handelt es sich hier um Brudermord oder hat sich einer der Brüder das Leben genommen? Der Fall kann nicht mit absoluter Sicherheit geklärt werden. Einige Jahre später kehrt Nikos Balli auf die Insel zurück. Inzwischen hat er seinen Job an den Nagel gehängt, aber der alte Fall lässt ihn nach wie vor nicht zur Ruhe kommen, denn auch er hütet seit vielen Jahren ein düsteres Geheimnis.

Besonders diese Geschichte schwang noch einige Zeit nach. Allein schon der philosophische Gedanke über "The road not taken" ließ mich nicht los. Fragen sich nicht viele von uns "Wohin hätte mich wohl der andere Weg geführt, als ich mich damals an jener entscheidenden Weggabelung meines Lebens für den nun bekannten Weg entschieden habe"?

Jo Nesbo hat es wieder einmal geschafft: egal ob kurze oder lange Story - alle haben viel Tiefe und berühren auf ihre Weise. Jede beleuchtet unterschiedliche Facetten der Eifersucht und zeigt, wie vielschichtig dieses Thema ist. Die Geschichten sind alle sehr unterschiedlich, doch jede ist auf ihre Weise beeindruckend. Für den Schreibstil des Autors gibt es allerdings nur eine Bezeichnung: Brillant.

Fazit: Sehr unterhaltsames und zum philosophieren anregendes Buch - absolute Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 05.11.2021

Die Queen und ihr Team ermitteln in einem neuen Fall

Die unhöfliche Tote
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Auch beim zweiten Band vermittelt das Cover schon sehr dekorativ, was den Leser zwischen den Buchdeckeln erwartet: eine nicht ganz ernstzunehmende Story aus dem Genre des sogenannten "Cosy Crime". The ...

Auch beim zweiten Band vermittelt das Cover schon sehr dekorativ, was den Leser zwischen den Buchdeckeln erwartet: eine nicht ganz ernstzunehmende Story aus dem Genre des sogenannten "Cosy Crime". The Queen herself auf Mördersuche, die Idee an sich ist schon königlich, aber nach der Lektüre in Anbetracht der immer schon etwas geheimnisvollen Aura Ihrer Majestät durchaus im Bereich des Vorstellbaren.

Die Königin ist wieder einmal ganz und gar 'not amused', als sie bei einer Ausstellung ihr Lieblingsgemälde entdeckt, welches bereits seit Jahren verschollen ist. Sie setzt ihre stellvertretende Privatsekretärin Rozie darauf an, herauszufinden, wie es in den Besitz des Verteidigungsministeriums gelangt ist. Kurz darauf erschüttert der mysteriöse "Unfall" einer unbeliebten Palastangestellten die royalen Gemäuer und einige Mitarbeiter - auch Rozie - erhalten unschöne Briefe von einem unbekannten Absender. Hängt dies alles womöglich zusammen und wenn ja, wie? Auch der ehemalige Leibwächter der Queen, Billy MacLachlan, ermittelt auf seine Weise in ihrem Auftrag und so kommt die Queen der Wahrheit immer näher ...

Mir hat bereits der erste Fall "Das Windsor Komplott" sehr gefallen und so war ich gespannt, ob die Autorin daran anknüpfen konnte. Und sie konnte!
Es dauert zwar etwas, bis die Geschichte Fahrt aufnimmt und auch zwischendurch gibt es immer wieder einmal Längen, doch vor allem der leichte, von trockenem englischem Humor durchdrungende Schreibstil macht dies wieder wett. Auf wirklich sympathische Art und Weise werden die Klischees, die man über die britische Königsfamilie und ihren Hofstaat kennt, bedient und kann sich vorstellen, wie das Privatleben der Queen aussehen könnte. Auch mein persönlicher - inzwischen leider verstorbener - Lieblingsroyal, Philip, kommt nicht zu kurz und seine "Auftritte" waren für mich ein besonderes Highlight (ich vermisse ihn wirklich).

Der Autorin gelang es, die Queen und ihr Team in einem warmen, sympathischen Licht zu zeichnen. Mit Rozie hat die Queen eine kluge, warmherzige, gewitzte und vor allem auch schlagkräftige Assistentin an ihrer Seite, die für sie die Ermittlungen auch außerhalb der Palastmauern durchführt und sich nicht einschüchtern lässt. Die Geschichte an sich zeigte auch die eine oder andere Schwäche, die ich mir logisch nicht erklären konnte. Dennoch fühlte ich mich sehr gut unterhalten und langweilte mich auch nicht, da es der Autorin gelang, die Auflösung der Zusammenhänge bis fast zum Schluss hinauszuzögern, ohne dass ich mir als Leser vorab schon der Lösung sicher war. Natürlich liegt der Fokus nicht nur bei diesem Fall, sondern eindeutig auch bei der Queen und ihre Art, einen Fall zu lösen und die echten Ermittler diskret und unerkannt auf die richtige Spur zu führen.

Alles in allem ein entspannter, amüsanter, mit sympathischen Charakteren ausgestatteter Unterhaltungskrimi, der Lust auf eine weitere Fortsetzung macht.

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Veröffentlicht am 08.09.2021

Für solche Reisen braucht es wirklich ein(en) Löwenherz!

Eis. Abenteuer. Einsamkeit
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Mit dem Fahrrad in die sibirische Arktis? Wem bitte fällt nur so etwas ein???

Richard Löwenherz - der Name allein lässt schon aufhorchen und so verwundert
es nicht, dass auch der Träger dieses vielversprechenden ...

Mit dem Fahrrad in die sibirische Arktis? Wem bitte fällt nur so etwas ein???

Richard Löwenherz - der Name allein lässt schon aufhorchen und so verwundert
es nicht, dass auch der Träger dieses vielversprechenden Namens alles andere als ein Weichei ist, sondern ein hartgesottener Abenteurer, der es liebt, seine Grenzen auszuloten und in abgelegene Gebiete vorzudringen, die vor ihm noch kein Radfahrer erkundet hat.

Das Cover des quadratisch handlichen und hochwertig verarbeiteten Reisebuchs weckt schon die Neugierde, doch die Fotos im Innenteil sind noch um ein vielfaches spektakulärer. Es macht sehr viel Freude, die Fotos zu betrachten und in Gedanken "mitzureisen" auf dieser außergewöhnlichen Tour über die Zimniks (zugefrorene Winterstraßen) Richtung Arktisches Meer und der entlegenen Hafenstadt Tiksi.

Mit dem Finger kann man die Route auf der Karte in der Buchumschlag-Innenseite nachfahren und stösst auf Regionen, von denen viele von uns wahrscheinlich noch nie gehört haben. In sehr kurzweiligen und interessanten Kapiteln entführt der Autor seine Leser in eine eisige, einsame Welt, doch seine Begeisterung für dieses riesige Land und seine Art, dieses per Fahrrad (und auf früheren und späteren Touren auch zu Fuss oder per Boot) zu entdecken, steckt wirklich an. Die Begegnungen mit den Menschen, die in diesen entlegenen Gebieten leben, beschreibt er zudem sehr warmherzig. Fast überall trifft er auf unvoreingenommene Gastfreundschaft und Übernachtungsangebote, Trucker teilen ihre Mahlzeiten, Tee und auch den obligatorischen Wodka mit ihm.
Doch auch der Verfall vieler Dörfer nach der Aufgabe der Bergwerke und Kraftwerke kommt zur Sprache. Überflutetes und brechendes Eis, Wolfsspuren im Schnee und mancherorts eisige Stürme und Schneeverwehungen machten das Vorankommen immer wieder schwierig, dennoch verlor er nie sein Ziel aus den Augen.

Mir gefällt die unaufgeregte Art des Autors, über seine abenteuerliche Reise zu schreiben, ausnehmend gut. Er stellt sich nicht als wagemutiger Held in den Fokus und bleibt bescheiden gegenüber seiner eigenen bemerkenswerten Leistung. Umso cooler ist der Eindruck, den er dadurch bei mir als Leser hinterlässt, wenn er beschreibt, wie er z.B. bei frostigen Minustemperaturen im Freien ohne Zelt übernachtet, obwohl ihm kurz vorher noch von Wölfen in der Nähe berichtet wurde. Man merkt, dieser Mann ist authentisch und ganz bei sich selbst, er muss niemandem etwas beweisen. Stattdessen legt er den Fokus auf die einzigartigen Landschaften und die dort lebenden Menschen - sehr sympathisch! Man spürt in jedem Kapitel seine Liebe und Faszination zu den Menschen, vor allem aber zu der überwältigenden Schönheit und Einsamkeit der Natur, die ihn seit Jahren immer wieder in diese Regionen führen - und natürlich die unvergleichliche Freiheit, die er auf seinen Touren genießt. Er zeigt im übrigen auch, dass man mit recht einfacher, kostengünstiger Ausrüstung (low budget) genauso weit kommen kann wie mit teuerster Hightech-Ausrüstigung und/oder Sponsorenunterstützung.

Ich liebe es, von solchen außergewöhnlichen Menschen und grenzenauslotenden Reisen zu lesen, die zudem respektvoll mit der Natur und ihren Resourcen umgehen! Sie sind einfach inspirierend und öffnen den Blick über den vertrauten Tellerrand hinaus in die weite Welt.

Fazit: Ein wunderschön gestaltetes Buch mit traumhaft schönen Fotos für alle, die sich gerne einmal in eine Welt jenseits der bekannten Touristenpfade träumen, ohne dabei die heimische gemütliche Couch verlassen zu müssen.

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Veröffentlicht am 24.07.2021

Gelungener Auftakt einer neuen Pageturner-Serie von Thriller-Meister Simon Becke

Die Verlorenen
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Schon das düstere Bild auf dem Cover lässt noch dunklere Dinge erahnen...

Und so kommt es dann auch: Schon mit dem ersten Satz ist man mitten im Geschehen und fühlt sich an den grusligen Ort eines verlassenen ...

Schon das düstere Bild auf dem Cover lässt noch dunklere Dinge erahnen...

Und so kommt es dann auch: Schon mit dem ersten Satz ist man mitten im Geschehen und fühlt sich an den grusligen Ort eines verlassenen Schlachthauses nahe der alten Docks in London versetzt. Slaughter Quay ... schon der Name weckt grausame Assoziationen und ist somit das perfekte Setting für den Auftakt einer neuen Thriller-Serie von Simon Beckett.
Warum wurde Jonah von seinem alten Freund um Mitternacht an diesen verlassenen Ort gebeten? Jonah kommt zu spät, er findet Gavin ermordet in der alten Halle und als ob das nicht schon schlimm genug ist, findet er drei in Plastik eingehüllte Leichen. Wobei, eine davon bewegt sich noch... Die tragischen Ereignisse in der alten Lagerhalle führen Jonah zurück zum tragischen Verschwinden seines Sohnes Theo vor zehn Jahren. Hat sein alter Freund Gavin herausgefunden, was damals wirklich geschah? Verzweifelt versucht Jonah, dies herauszufinden und gerät dabei selbst unter Verdacht der Ermittler.

Simon Beckett hat eine unverwechselbare Art zu schreiben. Mit seinem sehr lebendigen Schreibstil findet er sofort den Schalter, um das Kopfkino zu starten. Dort lässt er Bilder entstehen, die man dort eigentlich nicht haben möchte. Verlassene Lagerhäuser, dunkle Gassen, nahende Schritte ... schon beim lesen fühlt man die unheimliche Atmosphäre und bekommt Gänsehaut. Man fühlt sich wie ein Beobachter, der gleichzeitig fasziniert und erschüttert durch die vor die Augen geschlagenen Hände spickelt und nicht wegschauen kann. Die Spannung ist greifbar und durchgängig von Anfang bis zum Ende.
Die Geschichte ist sehr gut ausgearbeitet und schlüssig, wenn auch der Protagonist - seit vielen Jahren selbst bei einer bewaffneten Eliteeinheit der MET - manchmal erstaunlich naiv agiert. Man sollte doch annehmen, dass er durch seine Berufserfahrung in einigen Situationen wesentlich professioneller handeln müsste. Dennoch wirkt er authentisch, sympathisch und erweckte außerdem mein Mitgefühl, man hofft mit und für ihn, dass er seinen Sohn nach all den Jahren vielleicht doch noch lebend findet. Doch das werden wir sicher erst am Ende der neuen Jonah-Colley-Reihe herausfinden...

Fazit: Simon Beckett ist einfach ein Meister seines Genres - auch dieser Thriller ist Lesegenuss pur! Absolute Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 13.07.2021

Läuft auch dir die Zeit davon?

Die Karte
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Das sehr gelungene Cover und der Klappentext hat mich als Joggerin natürlich sofort neugierig gemacht: Was für eine schaurige Vorstellung, dass ein Fremder meine Laufstrecken kennt und mich irgendwo abpasst, ...

Das sehr gelungene Cover und der Klappentext hat mich als Joggerin natürlich sofort neugierig gemacht: Was für eine schaurige Vorstellung, dass ein Fremder meine Laufstrecken kennt und mich irgendwo abpasst, brrrrrr.....

Die Geschichte spielt in Hamburg, wo sich Hauptkommissar Jens Kerner innerhalb weniger Tage einem herausfordernden Fall gegenübersieht: Mehrere Joggerinnen, die ihre Laufstrecken online in einer Laufgruppe posten, werden während ihres Lauftrainings abgepasst und grausam zu Tode stranguliert. Zeitgleich fällt sein guter Freund und Kollege im Dienst einem Verbrecher zum Opfer. Schnell wird klar, dass beide Fälle zusammenhängen und schließlich sind es Jens Kerner und seine Partnerin Rebecca, denen die Zeit davonläuft: können sie den Täter rechtzeitig identifizieren und aufhalten?

Von Andreas Winkelmann hatte ich bisher noch nichts gelesen, aber natürlich ist mir sein Name wohlbekannt im Krimi-Genre. Sein Schreibstil gefällt mir gut, er ist flüssig, schnörkellos und kommt in überschaubaren Kapiteln zügig zur Sache. Die Geschichte startet rasant und spannend, doch leider flacht der Spannungsbogen zur Mitte und Ende hin immer mehr ab. Das mag daran liegen, dass man als Leser zwar viel über Jens Kerner erfährt, leider bleiben aber vor allem die Opfer und auch der Täter und dessen Motivation sehr konturlos und blass. Hier hätte ich mir wesentlich mehr Tiefgang gewünscht, statt fast schon wie in einem Nebensatz am Ende des Buchs zu erfahren, was ihn zu seinen Taten veranlasst hatte. Gerade die Motivation des Täters war mir zu sehr konstruiert, einige Handlungsweisen diverser Charaktere und Ermittlungsansätze nicht immer schlüssig und leider blieben am Ende so manche Frage offen. Stattdessen wird anschaulich beschrieben, wie der als "Dirty Harry" berühmt-berüchtigte Ermittler Jens Kerner mit teils unkonventionellen Methoden und seinem imposanten knallroten 68-er Truck namens "Red Lady" durch Hamburg brettert und allerlei Spuren verfolgt und dabei in der einen oder anderen Sackgasse landet. Das ist durchaus unterhaltsam, doch so manches Mal drängte sich mir der Eindruck auf, dass der Autor sich selbst in der Rolle von Jens Kerner beschreibt und allzu viele amerikanische Serien geschaut hat, denn in diesem Krimi spielt definitiv er recht plakativ die große Hauptrolle. Der Fall selbst bleibt leider recht oberflächlich, obwohl die Story an sich wirklich viel Potential gehabt hätte, aus dem Vollen zu schöpfen und in die Tiefe zu gehen.

Was mir beim lesen immer wieder auffiel und zunehmend störte waren Wendungen wie "...die Windmüller fragte ihn..../ die Sittler schüttelte den Kopf" etc. Das mag umgangssprachlich okay sein, aber in einem Roman hört es sich herablassend an, so über andere (überwiegend betraf es Frauen) zu schreiben. Das mag natürlich sujektiv von jedem anders empfunden werden - mich hat es in der Häufigkeit, in der diese Wendungen vorkamen, jedoch zunehmend irritiert. Ansonsten fand ich das Ermittlerpaar Jens und Rebecca aber durchaus gelungen und auch sympathisch.

Fazit: Solide Krimiunterhaltung für kurzweilige Stunden.

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