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Veröffentlicht am 28.03.2019

ein unterhaltsamer Krimi für Kinder - als Hörbuchversion qualitativ wenig gelungen

Der Fall des verschwundenen Lords
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Der Name der Titelheldin des Kinderbuchs „Der Fall des verschwundenen Lords – Ein Enola Holmes Krimi“ erinnert nicht zufällig an den bekannten britischen Detektiv Sherlock Holmes. Enola ist seine unbekannte ...

Der Name der Titelheldin des Kinderbuchs „Der Fall des verschwundenen Lords – Ein Enola Holmes Krimi“ erinnert nicht zufällig an den bekannten britischen Detektiv Sherlock Holmes. Enola ist seine unbekannte und deutlich jüngere Schwester, die ohne Kontakt zu ihren Brüdern mit ihrer Mutter auf dem Familiengut lebt. An Enolas 14.Geburtstag verschwindet ihre Mutter spurlos, lässt ihrer Tochter lediglich ein Buch über Blumen und ein selbstgestaltetes Büchlein mit Rätselcodes als Geburtstagsgeschenke zurück, die Enola zu raffinierten Geldverstecken führen und zu der Erkenntnis, dass ihre Mutter sich mit Absicht abgesetzt hat, um dem Regiment ihrer Söhne zu entkommen. Wenig später macht Enola sich auf der Suche nach ihrer Mutter auf den Weg in das düstere London des Jahres 1888.

Dabei wird sie per Zufall auf den Fall eines verschwundenen Lords aufmerksam, nach ihren Erfolgen mit den Rätseln ihrer Mutter werden ihre familiären Instinkte als Detektivin geweckt. Sie begibt sich auf die Spurensuche und stellt mit ihrer gewitzten Art selbst Scotland Yard in den Schatten.

Die Altersempfehlung des Buchs liegt bei 12-15 Jahren, aufgrund des Themas und der eher einfach gehaltenen Erzählung halte ich es für 10 bis 14-jährige Leser geeignet, auch wenn einige Begriffe wie Pompadour, Podexpolster oder gar Bordsteinschwalbe vermutlich für Erklärungsbedarf sorgen werden.

Die Ich-Erzählung aus der Sicht Enolas lässt das Buch sehr lebendig wirken und wird von vielen Dialogen gestützt. Da es sich um den ersten Band einer Buchserie handelt, bedarf es in den ersten Kapiteln einiger Erläuterungen zur Einführung der Personen und den Besonderheiten der Zeit, in der die Geschichte spielt. Der Fall um die Entführung des jungen Lords gerät dadurch etwas kurz, in den Folgebänden sollte das etwas anders aussehen.

Es gefällt mir, dass es sich bei der Audio-CD um eine ungekürzte Lesung handelt, so dass bei der Hörversion nichts von der Geschichte verloren geht. Luisa Wietzorek als Sprecherin habe ich allerdings als äußertst anstrengend empfunden. Ihre Stimme passt zu der jungen Hauptfigur, sie neigt jedoch sehr dazu, am Ende der Sätze so leise zu werden, dass die Satzenden verschluckt werden und kaum zu verstehen sind. Insbesondere Enola spricht sie passagenweise unangebracht leise, andere Figuren wesentlich lauter, sodass man ständig genötigt ist, die Lautstärke der CDs nachzustellen.

Inhaltlich ein schönes Buch, ich empfehle eher das gemeinsame Lesen oder Vorlesen mit den Kindern. Für die Geschichte würde ich 4 Sterne geben, für die Sprecherin und das darunter leidende Hörvergnügen ziehe ich einen Stern ab.

Veröffentlicht am 24.03.2019

eine erfrischende Liebes- und Verwechslungsgeschichte für die leichte Lektüre zwischendurch

Bleib doch, wo ich bin
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Der Roman „Bleib doch, wo ich bin“ von Lisa Keil, erschienen im März 2019 bei Fischer bietet eine erfrischend erzählte Liebes- und Verwechslungsgeschichte und ist ideal für eine leichte Lektüre zwischendurch.
Kaya ...

Der Roman „Bleib doch, wo ich bin“ von Lisa Keil, erschienen im März 2019 bei Fischer bietet eine erfrischend erzählte Liebes- und Verwechslungsgeschichte und ist ideal für eine leichte Lektüre zwischendurch.
Kaya hat mit Mitte 20 ihren Lebensmittelpunkt in ihrem Heimatort gefunden und führt dort mit Leidenschaft eine kleine Buchhandlung. In der Kleinstadt auf dem Land kennt man sich, ihre Freunde sorgen für Abwechslung, ebenso ihre 13-jährige Nichte Milli, die an den Wochenenden und in den Ferien häufig bei ihr zu Besuch ist.
Einen festen Freund vermisst Kaya aktuell nicht, umso mehr ist sie selbst über ihre Gefühle erstaunt, als sie auf einer Scheunenparty für eine Wette den dort allein am Thresen sitzenden Lasse anspricht. Kaya ahnt dabei nicht, dass Lasse ausgerechnet Millis Klassenlehrer ist, der als Stadtmensch dem Landleben eher skeptisch entgegenblickt und Kaya mit Millis Mutter verwechselt. In der Folge sorgen einige Zwischenfälle und Missverständnisse für turbulente bis amüsante Entwicklungen.
Insbesondere Kaya mit ihrer offenen und selbstbewussten Art ist ein Sympathieträger, durch wechselnde erzählende Personen jeweils aus der Ich-Perspektive ist der Leser dicht an den Figuren dran und blickt hinter die Kulissen.
Liebesromane sind nicht mein bevorzugtes Genre, sie geraten schnell zu kitschig und mit rosa Zuckerguss überzogen oder zu erotisch. Hier stimmt die Mischung, es werden auch die Schattenseiten von Land- und Stadtleben beleuchtet ebenso wie die von Beziehungen ansich. Es gibt ein paar nicht ganz jugendfreie Szenen, die sich aber im Rahmen halten und in den Kontext passen.
„Bleib doch, wo ich bin“ ist der erste Roman Lisa Keils, die ansonsten ihren Lebensunterhalt als Tierärztin verdient. Ihre Liebe für die Tiere und die Tiermedizin fließen in die Geschichte mit ein, ihr Hintergrundwissen sorgt für Authentizität.
Die Figuren sind mir mit ihrer erfrischenden Art schnell ans Herz gewachsen, eine Leseprobe am Ende des Buchs macht neugierig auf die Fortsetzung, bei der die Geschichte um Kaya, Lasse, Rob und Milli weiter gesponnen wird.

Veröffentlicht am 18.03.2019

eine wundervoll erzählte Geschichte über die Verbindung zwischen Bienen und Menschen

Der Honigbus
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Der Roman „Der Honigbus“, erschienen im März 2019 bei S.Fischer, ist eines meines Lese-Highlights des Jahres. Meredith Mays Erzählung überzeugt sowohl sprachlich als auch inhaltlich, die Tatsache, dass ...

Der Roman „Der Honigbus“, erschienen im März 2019 bei S.Fischer, ist eines meines Lese-Highlights des Jahres. Meredith Mays Erzählung überzeugt sowohl sprachlich als auch inhaltlich, die Tatsache, dass es sich hier um eine autobiographische Geschichte handelt, unterstützt die Intensität der Aussagen und ihre Authentizität.
Meredith ist gerade 5 Jahre alt, als ihre Eltern sich trennen und ihre Mutter mit ihr und dem jüngeren Bruder Mathew von der Ostküste zu den Großeltern nach Kalifornien zieht. Meredith‘ Mom ist mit der Trennung überfordert, sie versinkt in einer Depression, unfähig sich um ihre Kinder zu kümmern. Die Großmutter ist keine große Hilfe, sie schützt ihre Tochter, schirmt sie gegen die Kinder ab und zeigt wenig Einfühlungsvermögen. Zum Glück gibt es noch Meredith Grandpa, ein bodenständiger Mensch und Bienenzüchter in vierter Generation. Er nimmt sie mit, wenn er sich um seine Bienenstöcke kümmert, erklärt ihr nach und nach die sozialen Strukturen und Aufgaben innerhalb des Bienenstocks, als Krönung darf Meredith sogar in seinem selbst umgebauten Honigbus bei der Gewinnung des Honigs mithelfen.
Meredith fühlt sich von ihren Eltern allein gelassen, sie versteht die Situation nicht, abgesehen von ihrem Grandpa hat sie niemanden, mit dem sie über ihre Ängste und Gefühle sprechen kann. Die Bienen und ihre Lebensweise werden zu ihrem Ratgeber und Spiegel ihrer Umwelt. Auch in der Schule ist sie eine Außenseiterin, erst auf der High-School findet sie eine Freundin, die ihr ein Ausbrechen aus dem eintönigen Alltag und der angespannten Beziehung zu ihrer Mutter bietet.
Mich hat die Intensität der wechselnden Stimmungen beeindruckt. Aufgrund der Ich-Perspektive fühlt man sich als Leser der Erzählerin Meredith sehr verbunden, ich habe mit ihr gelitten und ihre Begeisterung über die kleinen Wunder innerhalb des Bienenstocks mitverfolgt. Das Buch erzählt eine persönliche Geschichte über ein außergewöhnliches Schicksal, das bewegt und mir Bewunderung abringt für die Stärke, die Meredith im Laufe der Jahre entwickelt hat. Ihre Rettung waren neben ihrem Großvater die Bienen, die ihr gezeigt haben, dass es auch in widrigen Situationen immer einen Weg gibt weiter zu machen. Das Buch stimmt nachdenklich nicht nur im Hinblick auf unseren Umgang mit der Natur und den Bienenvölkern, mit denen unsere Zukunft und unser Fortbestand eng verknüpft sind, sondern auch für den Umgang der Menschen miteinander.

Veröffentlicht am 12.03.2019

anfangs spannend,am Ende sehr unglaubwürdig und enttäuschend

Einer wird sterben
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Der aktuelle Thriller „Einer wird sterben“ von Wiebke Lorenz basiert auf einer ebenso interessanten wie verstörenden Idee. In der ruhigen Blumenstraße, gelegen in einem gehobenen Viertel einer größeren ...

Der aktuelle Thriller „Einer wird sterben“ von Wiebke Lorenz basiert auf einer ebenso interessanten wie verstörenden Idee. In der ruhigen Blumenstraße, gelegen in einem gehobenen Viertel einer größeren Stadt, parkt eines Morgens ein schwarzer Mercedes. Die Insassen, ein Mann und eine Frau, bleiben über Tage in dem parkenden Auto sitzen, das sich nicht von der Stelle bewegt.
Im Haus gegenüber wohnt Stella Johannsen, die sich zu dieser Zeit allein in der geräumigen Villa aufhält, da ihr Mann Paul als Pilot einige Tage dienstlich unterwegs ist. Sie ist beunruhigt, als ihr bewusst wird, dass der Wagen genau an dem Tag aufgetaucht ist, an dem sie und ihr Mann vor sechs Jahren einen folgenschweren Unfall hatten, in einem schwarzen Mercedes. Je länger das Auto dort steht, umso nervöser wird sie, ihr Mann ist im Ausland schwer erreichbar und wiegelt ihre Ängste ab, weitere Zwischenfälle schüren Stellas Ängste.
Das Buch beginnt spannend, Stellas Paranoia sind durchaus nachvollziehbar, die Atmosphäre der Angespanntheit wird glaubhaft vermittelt. Im Verlauf der Geschichte beginnen Stellas Abhängigkeit von ihrem Mann Paul, ihre daraus resultierende Unselbstständigkeit und ihre zunehmende Hysterie jedoch anstrengend zu werden und zu nerven. Zusätzliche Ereignisse in der Nachbarschaft sollen vermutlich das Rätsel um die Absichten des parkenden Pärchens erhöhen, ziehen die Handlung aber in der zweiten Hälfte unnötig in die Länge.
Der Showdown in den letzten Kapiteln bietet eine überraschende Wendung und eine Auflösung, die aber derart konstruiert bis hanebüchen wirkt, dass sie der Geschichte das letzte Fünkchen Glaubwürdigkeit nimmt. Ich könnte dazu viele Details aufführen, müsste dann aber zu viel vom Ende der Handlung spoilern, was ich vermeiden möchte.
Die Charaktere bleiben eher farblos bis stereotyp, die Motivation und Ausführung der Aktionen sind nicht nachvollziehbar, hier wurde in meinen Augen viel Potential verschenkt. Die Täterfigur bleibt allzu sehr im Hintergrund bis Verborgenen, gerade in einem Psychothriller hätte man da deutlich mehr herausholen können. Sprachlich ist das Buch gut gemacht, inhaltlich entpuppt es sich insbesondere im letzten Drittel als Enttäuschung.

Veröffentlicht am 27.02.2019

interessantes Thema, sprachlich unerträglich

Die Tyrannei des Schmetterlings
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Nachdem ich mit dem Hörbuch zu „Die Tyrannei des Schmetterlings“ von Frank Schätzing durch bin, frage ich mich, wieso ich es mir das tatsächlich bis zum Ende angetan und nicht abgebrochen habe. Nachdem ...

Nachdem ich mit dem Hörbuch zu „Die Tyrannei des Schmetterlings“ von Frank Schätzing durch bin, frage ich mich, wieso ich es mir das tatsächlich bis zum Ende angetan und nicht abgebrochen habe. Nachdem mir vor einigen Jahren „Der Schwarm“ sehr gut gefallen hat, bin ich durch die Werbung um das Buch, das auffällige Cover und die interessant klingende Geschichte neugierig geworden.
Ein Thema der Geschichte befasst sich mit der Entwicklung künstlicher Intelligenzen und deren möglichen Folgen für die Menschen. Dabei kommt Frank Schätzing zu einem ähnlichen Schluss wie schon einige Autoren vor ihm, er verpackt das Ganze aber in eine sehr extravagante Geschichte mit Science-Fiktion-Elementen, die nur sehr schwer erklärbar und nachzuvollziehen sind. Auch die biotechnologischen Entwicklungen, mit denen die Leser und die Hauptfiguren konfrontiert werden, sind sehr futuristisch und phantasievoll aber wenig glaubhaft.
Das Buch enthält durchaus einige interessante Gedankenansätze über Chancen und Gefahren in unserer zunehmend digitalisierten Welt, über die Gefahren von Machtmissbrauch und um die Frage der Beherrschbarkeit der Maschinen, die der Mensch erschafft.
Leider geht vieles davon unter in einer künstlich aufgebauschten und in die Länge gezogenen Geschichte, die neben Sprüngen zwischen den Handlungen immer wieder in Nebensächlichkeiten abdriftet. Dazu kommt die furchtbare sprachliche Ausgestaltung, bei der man zunehmend den Eindruck bekommt, der Autor habe sich beim Schreiben an seinen ausufernden Satzkonstruktionen ergötzt und dabei die Form über den Inhalt gestellt. Beim Hörbuch unterstützt die oft herablassend wirkende Sprechweise von Sacha Rothemund noch diesen Eindruck. Schade, einige Grundansätze und Aussagen des Buches sind durchaus interessant, gehen aber in dem zu sehr dominanten selbstgefällig wirkenden Geschwafel unter.