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Veröffentlicht am 04.04.2020

30 Jahre Tag der deutschen Einheit

Oktobernacht
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3.Oktober 2020. Deutschland feiert 30 Jahre Einheit. TV-Journalistin Hannah Steiner steht am Gipfel ihrer Karriere: Sie soll die sonntägliche Polit-Talkshow von Anne Will übernehmen und zum Auftakt die ...

3.Oktober 2020. Deutschland feiert 30 Jahre Einheit. TV-Journalistin Hannah Steiner steht am Gipfel ihrer Karriere: Sie soll die sonntägliche Polit-Talkshow von Anne Will übernehmen und zum Auftakt die große Jubiläums-Liveshow von ARD/ZDF am Brandenburger Tor moderieren. Kurz davor erfährt sie, dass sie als Zweijährige adoptiert wurde – als einzige Überlebende einer Familientragödie in der Nacht der deutschen Einheit. Hannah zieht diese Nachricht den Boden unter ihren Füßen weg. Auf der Suche nach ihrer Identität beginnt sie zu recherchieren: ihr leiblicher Vater war Stasi-Major bei Schalck-Golodkowski und arbeitete für den Bereich 'Kommerzielle Koordinierung' (kurz KoKo), also jene Behörde, die für die DDR Devisen und westliche Konsumgüter beschaffte. Hier wurden zu Wendezeiten Millionenbeträge veruntreut und auf Betreiben von Rudolfine Steindling (genannt die 'Rote Fini') ins Ausland verschoben. Wusste Hannahs Vater zu viel und wurde kalt gestellt? Zusammen mit dem österreichischen Enthüllungsjournalisten David Rosinsky will Hannah herausfinden, wer auch nach 30 Jahren alles daran setzt, dass die Wahrheit im Dunkeln bleibt.
Ein packender Medien- und Politkrimi, der die Grenze zwischen Fakten und Fiktion geschickt verschwimmen lässt. Deutsch-deutsche Geschichte gut verständlich aufbereitet und spannend verpackt in einen vielschichtigen Krimiplot. Das ganze eingebettet in die Machtkämpfe und Intrigen der Medienlandschaft, da kann man nur sagen: Unbedingt lesen, gerade jetzt im Jubiläumsjahr!

Veröffentlicht am 04.04.2020

Eine Reise durch Raum und Zeit

Qube
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London 2091. Eine auf KI-Gefahrenabwehr spezialisierte UNO-Agentin. Ein Investigativjournalist, der an einer mega Story dran war, sich aber nicht mehr erinnern kann. Ein Billionär, der von Unsterblichkeit ...

London 2091. Eine auf KI-Gefahrenabwehr spezialisierte UNO-Agentin. Ein Investigativjournalist, der an einer mega Story dran war, sich aber nicht mehr erinnern kann. Ein Billionär, der von Unsterblichkeit träumt. Eine Profi-Gamerin im Formtief. Ein Diener, der für seinen Herrn eine wichtige Botschaft überbringen soll. Und am Ende ein Turnier, in dem es um alles oder nichts geht.
Klingt verwirrend? Ist es anfangs auch, vor allem wenn man wie wir weder Science-Fiction -Fan noch besonders technikaffin ist und auch den vorhergehenden Band 'Hologrammatica' nicht kennt. Aber es lohnt sich absolut, sich auf die Geschichte einzulassen und sich vom Autor auf einer wahren Welle aus Fantasie und Kreativität davontragen zu lassen. Großartige Ideen, interessante Protagonisten und viele teils nachdenkenswerte teils witzige Anspielungen auf heutige Themen in Politik und Gesellschaft. Qube ist spannend und immer wieder überraschend und bekommt von uns volle Punktzahl!

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Veröffentlicht am 15.01.2020

Die schwierige Grenze zwischen Gut und Böse

Die Toten von Marnow
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Jahrhundertsommer 2003, Hitze flimmert über Mecklenburg-Vorpommern. In einem Rostocker Plattenbau wird ein ehemaliger Mitarbeiter des MfS (Ministerium für Staatssicherheit) ermordet, auf seinem Rechner ...

Jahrhundertsommer 2003, Hitze flimmert über Mecklenburg-Vorpommern. In einem Rostocker Plattenbau wird ein ehemaliger Mitarbeiter des MfS (Ministerium für Staatssicherheit) ermordet, auf seinem Rechner findet sich kinderpornographisches Material. Kurz darauf kommt der ehemalige Forschungsleiter und Geschäftsführer eines westdeutschen Pharmakonzerns in seiner noblen Seniorenresidenz zu Tode. Beiden wurde von einem Linkshänder routiniert die Kehle durchtrennt. Erste Spuren führen auf einen idyllisch gelegenen Campingplatz in Marnow, aber mächtige Seilschaften setzen alles daran, dass die wahren Hintergründe im Dunkeln bleiben.

Der Rostocker Kommissar Frank Elling ist ein geselliger Typ mit Familie und kleinem Reihenhäuschen. Seine neue Kollegin Lona Mendt hat sich erst vor Kurzem aus Hannover nach Rostock versetzen lassen. Sie wohnt in einem Wohnmobil, ist freundlich, aber unnahbar und gibt nichts Privates preis. Erst nach und nach entwickeln die beiden Vertrauen zueinander, doch wie weit gehen Loyalität und Teamgeist, wenn es gilt, die eigene Haut zu retten? Je weiter die beiden in ihren Ermittlungen kommen, desto stärker wird der Gegenwind und desto häufiger lassen sie sich selbst zu moralisch fragwürdigen Handlungen hinreißen.

Wolfgang Schorlau schreibt dazu: 'Die säuberliche Trennung zwischen Ermittler und Täter ist aufgehoben, wir Leser wissen nicht immer genau, ob die Guten wirklich gut sind – und erwischen uns dabei, wie wir ihnen trotz ihrer Fehltritte fest die Daumen drücken.'

Dieser erste Fall der neuen Krimireihe von Holger Karsten Schmidt überzeugt mit einem durchgehend spannenden, gut durchdachten und gewissenhaft recherchierten Krimiplot, aber er ist viel mehr. Der Autor führt in ein höchst ambivalentes Kapitel deutsch-deutscher Geschichte und macht schnell klar, dass die Grenze zwischen Gut und Böse nicht so leicht zu ziehen war und ist. Wie weit geht die persönliche Verantwortung in einem Unrechtsstaat? Wie weit geht man, um die zu schützen, die man liebt? Und wenn man sie dann doch verliert?

Neben vielen Fragen zur moralischen Integrität haben mich besonders die Fragen zur Medizinethik berührt. Wie weit darf man gehen, um ein, zwei oder mehr Menschenleben zu retten? Kann man Leben gegeneinander aufwiegen? Muss man das in manchen Situationen sogar (Stichwort Triage)?

Viele Fragen und eben keine schnellen, einfachen Antworten. Genau darin liegt das Besondere des Buches. Der Autor verwebt viele Themen und Handlungsstränge, ohne dass es irgendwie überladen oder aufgesetzt wirkt. Es geht um menschliche Schwächen und politische Interessen. Um persönliche Schicksale und Druck des Systems. Um alte DDR-Seilschaften und neue Karriere nach der Wende.
Ein brillianter Reihenauftakt, gerne mehr davon. Unbedingt lesen!

Veröffentlicht am 03.01.2020

Familiengeschichte vom Niederrhein

Aber Töchter sind wir für immer
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Zum 80. Geburtstag des Vaters treffen sich nach langer Zeit die Schwestern Johanna, Heike und Nesthäkchen Britta wieder. Sie wohnen weit voneinander entfernt, sind sehr verschieden, aber was sie verbindet ...

Zum 80. Geburtstag des Vaters treffen sich nach langer Zeit die Schwestern Johanna, Heike und Nesthäkchen Britta wieder. Sie wohnen weit voneinander entfernt, sind sehr verschieden, aber was sie verbindet ist ihr Elternhaus am Niederrhein. Ein kleines Bahnwärterhaus zwischen Schienen und Feldern, in dem die drei zusammen mit ihrer früh verstorbenen Schwester Hermine aufgewachsen sind.
Der Familienroman von Christiane Wünsche geht über drei Generationen und erzählt einfühlsam die Geschichte der einzelnen Familienmitglieder und ihre Beziehungen untereinander. Erst nach und nach erschließt sich aus den eingestreuten Tagebuchaufzeichnungen von Hermine ein gut gehütetes Familiengeheimnis.
Das Buch kreist um die Themen Familie, Verlust und die Suche nach Heimat und ist eine lebendige Zeitreise durch die letzten 80 Jahre deutscher Geschichte. Klare Leseempfehlung für alle, die sich für authentische, bodenständige Lebensgeschichten interessieren und aus Familien stammen, in denen die Kriegs- und Nachkriegsjahre und die Flucht aus der Heimat eine prägende Rolle gespielt haben.

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Veröffentlicht am 03.01.2020

Erschreckende Ermittlungspannen

Endstation
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2013 wird ein Student tot aus dem Rhein geborgen. Er hatte mit Freunden eine Disco besucht. Schnell wird ein Suizid vermutet und die Akte geschlossen.
Als Zielfahnder Thomas Mohr 2018 die Abteilung Cold ...

2013 wird ein Student tot aus dem Rhein geborgen. Er hatte mit Freunden eine Disco besucht. Schnell wird ein Suizid vermutet und die Akte geschlossen.
Als Zielfahnder Thomas Mohr 2018 die Abteilung Cold Cases übernimmt, stolpert er über den Fall und findet vieles ungereimt. Er rollt die Ermittlungen neu auf und entdeckt eine Schattenwelt.
Der Roman ist einem wahren Fall nachempfunden, zu dem Wolfgang Kaes als Journalist intensiv recherchiert hat. Sehr anschaulich und realitätsnah beschreibt er Ermittlungspannen der Polizei und das Ausbremsen von Ermittlungen durch die Staatsanwaltschaft.
Wer Kinder hat und sich vorstellt, dass deren Tod nicht aufgeklärt wird, fiebert noch intensiver mit.
Wie politische Interessen, weisungsgebundene Staatsanwälte und der Korpsgeist der Polizei Ermittlungen behindern oder in die falsche Richtung lenken können, hat uns erschreckt. Das Buch ist fiktiv, aber vieles könnte so oder ähnlich geschehen oder geschehen sein...

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