Profilbild von pfalzir

pfalzir

Lesejury Star
offline

pfalzir ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit pfalzir über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 04.10.2019

schwerer Stoff

Auf Erden sind wir kurz grandios
0

Der Titel und das Cover haben mich von Anfang an beeindruckt. Der vietnamesische Junge Little Dog beschreibt in trauriger, melancholischer Art seine Kindheit in Amerika. Dies in Briefform an seine Mutter, ...

Der Titel und das Cover haben mich von Anfang an beeindruckt. Der vietnamesische Junge Little Dog beschreibt in trauriger, melancholischer Art seine Kindheit in Amerika. Dies in Briefform an seine Mutter, die allerdings nie lesen gelernt hat. Er ist sehr eng mit seiner Mutter verbunden, die ihn allerdings prügelt und auch psychisch mehr fordert, als es einem Kind gut tun kann. Bei den ersten beschriebenen Szenen mit Gewalt und Prügel ist er erst 4 bzw 8 Jahre alt. Die Alltagsgeschichten des kleinen Jungen werden im Wechsel mit grausamen Szenen und Kriegserlebnissen erzählt.

Ich habe nun ca. 100 Seiten gelesen und inzwischen ist Little Dog im jungen Erwachsenenalter angekommen. Aber auch hier fällt mir das Lesen weiterhin schwer. Nun habe ich überlegt, ob ich noch Tage oder Wochen so weiterlesen möchte und mich dagegen entschieden. Ich möchte nichts negatives über dieses Buch sagen, es ist wirklich beeindruckend geschrieben. Aber für mich ist es ein zu schwerer und depressiver Stoff.

Veröffentlicht am 02.10.2019

poetisch

Der Gesang der Flusskrebse
0

Die kleine Kya beobachtet eines Morgens ihre Mutter, wie diese ihre Familie verlässt. Sie spürt sofort, dass dies schlimme Folgen für sie und ihre Familie haben wird. Jahrelang hofft sie, dass ihre Mutter ...

Die kleine Kya beobachtet eines Morgens ihre Mutter, wie diese ihre Familie verlässt. Sie spürt sofort, dass dies schlimme Folgen für sie und ihre Familie haben wird. Jahrelang hofft sie, dass ihre Mutter zurückkommt. Die älteren Geschwister verlassen bald auch die trostlose Behausung im Marschland und selbst der Vater gibt die Fürsorge für seine kleinste Tochter auf.

Es war traurig mit anzusehen, wie dieses kleine Mädchen ums Überleben kämpft. Ganz unverschuldet muss sie dieses Verlassensein ertragen und bewältigen. Durch diese absolute Einsamkeit fällt ihr sogar das Sprechen schwer, da sie es fast nie nutzen und üben kann.

Ich finde, diese traurig schöne Geschichte besticht zum einen durch die vielfältige Beschreibung und Beobachtung der Natur und der Lebewesen. Und zum anderen durch die wenigen, vorsichtig geschlossenen Freundschaften, die Kya doch aufbauen kann. Diese Menschen bereichern ihr Leben und die Freundschaften sind dauerhaft.

Die Hörbuch-Sprecherin Luise Helm bringt die Geschichte sehr gut und stimmig rüber. Ihre Sprech- und Betonungsweise passt immer, es wird sogar mal eine Textpassage gesungen. Ein wirklich besonderes Debüt: wunderbar erzählt mit klug ausgearbeiteten Persönlichkeiten und viel Liebe zur Natur.

Veröffentlicht am 05.09.2019

unsterblich verliebt

Fünf Lieben lang
0

Ich kannte Andre Aciman als Autor nicht, aber mit diesem Buch zeigt er, dass er gut schreiben kann. Wir erleben Paul, beginnend als 12-Jähriger, wie er sich immer wieder unsterblich in jemanden verliebt. ...

Ich kannte Andre Aciman als Autor nicht, aber mit diesem Buch zeigt er, dass er gut schreiben kann. Wir erleben Paul, beginnend als 12-Jähriger, wie er sich immer wieder unsterblich in jemanden verliebt. Dabei wechselt seine Ausrichtung zwischen Mann zu Frau. In jeder der 5 Geschichten schwärmt Paul von einer auserwählten Person. Er ist ganz gefesselt vom Begehren und Nachdenken über sie. Seinen ganzen Alltag verbringt er mit träumen und hoffen darauf, dass es zu näheren Begegnungen kommt. Er saugt jede Geste und jedes Wort in sich auf.

Irritierend fand ich, dass wenn es Paul tatsächlich geschafft hat, die Liebe dieser Person zu gewinnen, er das Erworbene danach nicht mehr wertschätzt. Als Beispiel Manfred, um den sich im 2. Kapitel alles dreht. Im Folgekapitel erfahren wir in einem Nebensatz, dass Paul tatsächlich mit ihm zusammen ist. Aber nun hat es für Paul keine Wichtigkeit mehr.

Nach dem schönen Anfang auf der italienischen Insel gestaltete sich auch für mich die Geschichte leider etwas langatmig. Ich konnte Pauls Gedanken und seine Art meist nicht verstehen und so blieb mir nur, diese Geschichten ohne Mitzufühlen zu begleiten.

Veröffentlicht am 04.09.2019

Lust auf Südtirol

Der Tote am Gletscher
0

Dies ist der erste Band der Südtirol Krimis und ich finde die Einführung des Ermittlerteams sehr gelungen. Johann Grauner ist echter Südtiroler, der die Menschen und die Täler kennt. Mit seiner Familie ...

Dies ist der erste Band der Südtirol Krimis und ich finde die Einführung des Ermittlerteams sehr gelungen. Johann Grauner ist echter Südtiroler, der die Menschen und die Täler kennt. Mit seiner Familie und dem Bauernhof den er nebenbei bewirtschaftet, ist er geerdet. Sein junger Partner Claudio Saltapepe ist Neapolitaner, der wohl irgendwie nach Südtirol zwangsversetzt wurde. Er fühlt sich hier nicht wohl: Die deutsche Sprache ist ihm fremd und speziell die Dialekt hier versteht er nicht. Er haßt die Berge und den Schnee. Er sehnt sich nach seinem „echten“ Italien mit südländischem Lebensgefühl und Verhaltensweisen. Für ihn sollte richtige Polizeiarbeit mit Mafiabekämpfung zu tun haben.

Der Fall eines Gletschertoten mit direkter Anlehnung an den berühmten Ötzi ist sehr originell. Er liest sich flüssig und humorvoll. Sehr gut gefällt mir, wie Koppelstätter uns Südtirol vorstellt: man kriegt richtig Lust darauf ohne dass der Krimi wie eine Reisewerbung daherkommt. Das hatte ich leider auch schon, als eine Touristikfachfrau sich an einem Krimi versucht hat.

Veröffentlicht am 09.08.2019

ziemlich derb

Wilder Winter
0

Ich fand die beiden Freunde Hap und Leonard eigentlich gar nicht so ungleich, wie im Klappentext betont wird. Außer dass der erste weiß und hetero, Leonard jedoch schwarz und schwul ist. Die ganze Geschichte ...

Ich fand die beiden Freunde Hap und Leonard eigentlich gar nicht so ungleich, wie im Klappentext betont wird. Außer dass der erste weiß und hetero, Leonard jedoch schwarz und schwul ist. Die ganze Geschichte wird von Hap in der Ich-Form erzählt. Die beiden kennen sich schon ziemlich lange, sind gute Freunde und können sich jeweils auf den anderen ohne Worte verlassen.

Schon im Klappentext heißt es „ … bewahrheitet sich bald das, was Leonard von Anfang an klar war: Wo Trudy ist, gibt's Ärger.“ und dies fasst den Inhalt kompakt zusammen. Die beiden lassen sich von Haps Exfrau Trudy dazu anstiften, mit deren jetzigen Lebensgefährten und einigen Kumpels auf die Suche nach der verlorenen Beute aus einem Banküberfall zu gehen.

Der Schreibstil lebt von den derb-sarkastisch Dialogen zwischen den beiden und ihren Frotzeleien und flotten Sprüchen den anderen gegenüber. Allerdings wurde mir dies relativ schnell leid. Leider entwickelte sich der Verlauf hin zu viel Brutalität und Gewalt, so dass ich von dieser Reihe keine weiteren mehr lesen möchte. Schade, denn die Neuauflage in der optisch schönen Aufmachung zu kleinem Preis finde ich echt ansprechend.