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Veröffentlicht am 31.01.2023

Der Fall Kaltwasser

Frisch ermittelt: Der Fall Kaltwasser
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Vorneweg: Ich war von dem Buch mehr als begeistert. Ich liebe diese Zeit in den 50iger Jahren, der Wirtschaftaufschwung, langsam konnten sich die Menschen wieder etwas leisten. Martha Frisch betreibt eine ...

Vorneweg: Ich war von dem Buch mehr als begeistert. Ich liebe diese Zeit in den 50iger Jahren, der Wirtschaftaufschwung, langsam konnten sich die Menschen wieder etwas leisten. Martha Frisch betreibt eine Heißmangel, ihr Mann ist vor vier Jahren verstorben. Als sie ihn an seinem Geburtstag einen Strauß Phlox auf das Grab legen will, stolpert sie über eine Leiche. Der Tote ist ihr Schwager, Richter Kaltwasser. Er wurde mit einer Garrotte erdrosselt. Es gibt eine Menge Verdächtiger: Seine Ehefrau samt Söhnen, denn zuhause war der Richter ein Despot, dann Leute, die er hart verurteilt hat, die Kommunisten, dann gehörte er einem Kreis an gegen den Sittenverfall. Das paßte Einigen auch nicht. Und der Richter ist noch gar nicht beerdigt, wird ein zweiter Mann ermordet, es ist ein Lehrer von Mädchengymnasium. In Marthas Mangelstube reden sich die Frauen die Köpfe heiß, man spekuliert wie wild. Martha geht das alles viel zu langsam, sie begInnt auf eigene Faust zu ermitteln, was ihren Großneffen Hans bei seinem Chef in Schwierigkeiten bringt, denn er ist Polizeiwachtmeister und natürlich will es die Behörde nicht, dass man ihnen dazwischenpfutscht. Dies ist der zweite Band um Martha Frisch. Ich muß sagen, ein sehr interessantes Buch, das auch auf andere Probleme der Protagonisten eingeht und sich nicht nur allein um den Kriminalfall handelt. Die beiden Autorinnen sind ein supergutes Gespann und haben so einige Krimis geschrieben. Aber gerade die Fälle in den 50iger Jahren treffen voll meinen Geschmack, denn damals waren die Kriminalbeamten bei ihren Ermittlungen noch lange nicht so weit, keine DNA und dergleichen , kein Internet und dennoch wurden die Straftaten aufgeklärt. Die Sprache ist klar und deutlich, man liest das Buch leicht und schnell und vor allem steigt der Spannungsbogen in enorme Höhe. Man bekommt so manchen Täter auf dem Tablett serviert und meint es 100 %ig, dass er Grund hätte zu töten, doch dann wird schon jemand anderes unter Verdacht gestellt und das Mitraten geht weiter. Ich freue mich schon, wenn Martha weitere Morde aufklären will und sich dann selbst wieder in Gefahr begibt, Das Cover ist voll auf die 50iger Jahre fixiert. Ich war von dem Buch begeistert.

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Veröffentlicht am 29.01.2023

Wodka mit Grasgeschmack

Wodka mit Grasgeschmack
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Ein Buch, das in die Tiefe geht, den Leser sehr beansprucht und nachdenklich, wenn nicht gar melancholisch macht. Zwei Brüder fahren mit ihren alten Eltern zurück in deren alte Heimat nach Schlesien, von ...

Ein Buch, das in die Tiefe geht, den Leser sehr beansprucht und nachdenklich, wenn nicht gar melancholisch macht. Zwei Brüder fahren mit ihren alten Eltern zurück in deren alte Heimat nach Schlesien, von der sie 1946 vertrieben wurden. Es ist eine Rückkehr voller Schmerzen, Wut und Enttäuschung. Was ist aus den Dörfern ihrer Kindheit geworden, den idyllischen Wiesen, den dunklen Wäldern? Ihre Heimathäuser stehen noch, werden von Fremden bewohnt. Es kehren Erinnerungen an die Zeit vor dem Krieg zurück, dann die schrecklichen Erlebnisse, die Angst während des Krieges und dann die Vertreibung, an die niemand glauben wollte und wo sie nur so viel von ihrem Besitz mitnehmen konnten, was sie tragen konnten. Der Schmutz, die Krankheit, das Sterben während sie einer neuen Heimat zugeführt wurden. Die Eltern erzählen ihren Söhnen bruchstückhaft, es wird sehr viel dabei geweint. Sie erleben aber auch die Gastfreundschaft, das typisch schlesische Essen müssen die Söhne ja probieren. Der Friedhof, wo die Gräber der Ahnen eingeebnet wurden. Ich bin selbst ein Kind von Vertriebenen. Beide Eltern hatte ihre Heimat verloren. Bei uns zuhause wurde darüber vor uns Kindern nie gesprochen. Der Autor beschreibt die Rückblende in diese Zeit sehr wortgewandt. Die einzelnen Kapitel führen uns tief in die Kindheit der Eltern, die einzelnen Kapitel sind mit der passenden Überschriften versehen. Und obwohl das Buch schicksalhaft und sehr nahe gehend ist, versteht es der Autor, auch wieder witzige und entspannende Elemente unterzubringen, die dann das ganze Geschehen etwas auflockern und uns schmunzeln lassen. Eine Lektüre, die auch in der Schule angewandt werden könnte, um so der Enkel- und Urenkelgeneration der Vertriebenen das Schicksal der Vorfahren näher zu bringen. Am Ende befinden sich die einstig deutschen Städte mit den jetzigen polnischen Namen. Ich werde über den Inhalt noch lange nachdenken müssen. Das Cover selbst macht einen freundlichen und frischen Eindruck. Eine saftig grüne Wiese und darauf eine aufgemalte weiße Flasche.

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Veröffentlicht am 27.01.2023

Männer, Mord und Remmidemmi

Männer, Mord und Remmidemmi
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Dieser bayerische Regionalkrimi fällt unter die Sparte Cosy Krimi. Er ist voller Witz und Ironie geschrieben, teilweise ein wenig gschert und schiach (Ausdrücke von uns Bayern) und die Personen sind etwas ...

Dieser bayerische Regionalkrimi fällt unter die Sparte Cosy Krimi. Er ist voller Witz und Ironie geschrieben, teilweise ein wenig gschert und schiach (Ausdrücke von uns Bayern) und die Personen sind etwas überspitzt dargestellt, aber so, wie sie in jedem x-beliebigen Dorf in Bayern sein könnten. Elli Fuchs ist nach der Trennung von ihrem Mann mit den Kindern aus München zurück in ihre Heimat gezogen, in ein Dorf im Pfaffenwinkel. Dort verdient sie im Sanitärhaus Haslinger ihr Geld. Als beim Renovieren des Bads im Moserhof eine Leiche in einem Sockel eingemauert im Bad gefunden wird, erwacht in Elli ihr kriminalistischer Spürsinn. Die Moserin ist vor 30 Jahren spurlos verschwunden, angeblich nach Hamburg. Der Kriminaler Lenz übernimmt den Fall, aber Elli kommt ihm irgendwie immer in die Quere. Und der Lenz ist ein verdammt hübsches Mannsbild. Und es ist gerade Faschingszeit und Elli läßt keinen Ball und keinen Umzug aus. Sie spricht dem Alkohol mehr als zu und versucht immer, mehr über den Fall zu erfahren. Dann erfährt sie das lang gehütete Familiengeheimnis der Mosers. Unter Lebensgefahr enttarnt sie dann den Mörder und Elli wird in letzter Minuten gerettet. Ein Buch, das man nicht mehr aus der Hand legen kann und man liest immer weiter, da uns ja die Autorin einige Täter auf dem Tablett serviert. Elli und ihre pubertierenden Kinder. Irgendwie ein Lacher. Die Sprache ist sehr einfach. Was mir ja sehr gut gefällt ist der Dialekt, für mich ein Heimspiel, für Nordlichter bestimmt eine Fremdsprache. Hier paart sich vorzüglich Humor mit Spannung, eine geniale Mischung und die Elli tut was sie denkt, ohne viel darüber nachzugrübeln. Die Protagonisten im Buch sind treffend dargestellt, gib es denn nicht überall Ratschkateln, die das Gras wachsen hören. Ein Krimi, der gelesen werden muß. Auch das Cover ist ein Eyecatcher. Es zeigt die strammen Wadeln eines Bajuwaren in Lederhosen. Aber der Emons Verlag hat immer sehr gute Titelbilder. Eine Fortsetzung unserer ermittelnden Elli wäre gewünscht.

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Veröffentlicht am 24.01.2023

Die verstummte LIEBE

Die verstummte Liebe
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Ein wirklich großartiges Melodrama, das wirklich sehr zu Herzen geht und teilweise in London und teilweise in Hamburg spielt zwischen 1896 und 1945. Die Technik schreitet während dieser Zeit voran, es ...

Ein wirklich großartiges Melodrama, das wirklich sehr zu Herzen geht und teilweise in London und teilweise in Hamburg spielt zwischen 1896 und 1945. Die Technik schreitet während dieser Zeit voran, es gibt die ersten Telefone, die ersten Autos beherrschen das Straßenbild. Helen Mandeville stammt aus einer angesehenen Bankiersfamilie. Auf Wunsch der Eltern verlobt sie sich gegen ihren Willen mit dem erfolgreichen Anwalt James Mitchel. Vor der Hochzeit will sie aber mit Eltern und Bruder noch eine Europareise machen, in der Hoffnung, dass sich ihr Bräutigam zwischenzeitlich anders verliebt. In Berlin lernt sie den smarten angehenden Arzt Ludwig Ellerweg kennen und lieben. Sie setzt alles daran, Mitchell nicht zu heiraten und flieht nach Hamburg, wo Ludwig inzwischen eine Arztpraxis hat und bricht mit ihrer Familie. Sie bekommen einen Sohn und langsam nähern sich Eltern und Tochter wieder an. Doch dann erkrankt Helens Mutter lebensgefährlich und sie geht nach London. Aber während ihre Mutter stirbt, bricht der erste Weltkrieg aus und eine Rückkehr nach Deutschland ist nicht mer möglich. Verzweifelt versucht sie, irgendwie nach Deutschland zu kommen, was ihr nicht gelingt. Und dann läßt sie sich auf eine Sache ein, die ihr ganzes Leben umkrempelt und sie in tiefest Nöte stürzt, aus denen sie sich ein Leben lang nicht mehr befreien wird. Die Autorin beschreibt diese Zeit sehr eindrucksvoll, man bekommt Einblick in das Leben der besseren Gesellschaft. Helen ist für ihre Zeit sehr selbständig und sehr emanzipiert, sie weiß was sie vom Leben will und läßt sich in nichts dreinreden. Eine Frau, die sich nicht scheut, auch beruflich Fuß zu fassen. Wir erfahren das Leben in Hamburg und die Kriegszeiten in London. Die Autorin hat sehr viel recherchiert, was einem beim Lesen bewußt wird, Ihr Stil ist sehr eindrucksvoll, ihre Sprache liest sich leicht und gut und die fast 500 Seiten fliegen nur so vorbei. Man leidet und lebt mit den Protagonisten, sie kann die einzelnen Stimmungen direkt auf den Leser übertragen. Die Spannung steigt von Kapitel zu Kapitel und gerne möchte man Helen rütteln und ihr zuflüstern, wie sie sich verhalten soll. Ich habe dieses Buch sehr genossen und es gibt auch schon Fortsetzungen über das Leben von dem Arzt Fritz Ellerweg. Ein Buch, das den Leser in eine andere Welt entführt.

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Veröffentlicht am 23.01.2023

Bergres unverhoffte Reise

Bergers unverhoffte Reise
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Ein unspektakuläres, aber in sich ruhendes, gut unterhaltendes Buch. Ich hab es genossen, mit auf dem Frachtschiff als blinder Passagier zu sein. Max ist Student und wird von einer entfernten Bekannten ...

Ein unspektakuläres, aber in sich ruhendes, gut unterhaltendes Buch. Ich hab es genossen, mit auf dem Frachtschiff als blinder Passagier zu sein. Max ist Student und wird von einer entfernten Bekannten gefragt, ob er nicht für ein Jahr als Hauslehrer mit nach Indonesien kommen will, um dort ihre beiden Kinder zu unterrichten. Nach anfänglichem Zweifeln entscheidet sich Max, an der Uni ein Sabbatjahr einzulegen und mit nach Indonesien zu gehen. Auf eine Frachtschiff tritt er die vierwöchige Reise an. Außer ihm, den beiden Kindern Alex und Lotte sind noch deren Mutter Anne, eine Gräfin, ein Schriftsteller und ein holländisches Ehepaar mit von der Partie. Jeder der Passagiere hat so seine Eigenheiten. Der Schriftsteller scheint unter Medikamenten zu stehen, was sein Zittern verrät. Das holländische Ehepaar hat getrennte Kabinen und hat sich anscheinend wenig zu sagen, die Gräfin ist eine elegante, schöne aber sehr stolze und von oben herab blickende Person, Anne ist sportlich jugendlich, aber ihre Ehe scheint nicht die beste zu seine. Und die Damen machen Max natürlich ihre Avancen, insbesondere die Gräfin hat ein Auge auf den jungen Studenten geworfen. Die beiden Kinder sind aufgeweckt und sehr neugierig und halten Max sehr auf Trab. Jeder der Anwesenden scheint bestimmte Sorgen, Ängste und Probleme zu haben, was sich dann im Laufe der vier Wochen auch zeigt. Wir erfahren beim Lesen auch einiges über das Schiff, die Navigation und das Wetter und auch das Käptn-Dinner darf nicht fehlen. Das Buch hat mir sehr gut gefallen, die einzelnen Kapitel sind den jeweiligen Personen gewidmet und langsam aber sich öffnen sich die Passagiere untereinander. Im Gedanke habe ich diese Reise und den Landgang mitgemacht. Der Schreibstil des Autors ist sehr angenehm, man fühlt sich so richtig geborgen. Die ganze Geschichte spielt sich in den 70iger Jahren ab, was dem ganzen Buch noch einen zusätzlichen Reiz gibt. Auch das Cover mit dem fliegenden Fisch versteht man erst nach der Lektüre des Buches. Ich kann diese Lektüre nur weiterempfehlen.

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