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Veröffentlicht am 24.08.2020

Sommerlicher Roman, bei dem weniger die Liebesgeschichte als das turbulente, problembehaftete Privatleben der Figur im Vordergrund steht

Das Glück in vollen Zügen
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Nachdem Tod ihres Vaters ist Marie wieder zu ihrer Mutter nach Herrsching gezogen und wohnt dort auf ihrem Grundstück am Ammersee mit Hündin Dexter in einem Bauwagen. Sie fühlt sich dort wohl, genießt ...

Nachdem Tod ihres Vaters ist Marie wieder zu ihrer Mutter nach Herrsching gezogen und wohnt dort auf ihrem Grundstück am Ammersee mit Hündin Dexter in einem Bauwagen. Sie fühlt sich dort wohl, genießt ihre Freiheit und pendelt jeden Tag mit der S8 nach München.

Johannes wohnt bei seinem Vater, der an Alzheimer erkrankt ist und kümmert sich rührend um den 72-Jährigen. Als Horst immer weiter abbaut, ist Johannes, der bei BMW in München arbeitet, mit der Situation bald überfordert.
In der S-Bahn ist ihm die unkonventionelle Marie schon länger aufgefallen, er hat sich jedoch noch nicht getraut, sie direkt anzusprechen. Stattdessen hofft er, sie über eine der

Singlebörsen-Apps kennenzulernen, seitdem er erfahren hat, dass Marie dort angemeldet ist.

"Das Glück in vollen Zügen" ist ein unterhaltsames Buch, das man auch gut in der Bahn lesen kann, denn den überwiegenden Teil der Handlung halten sich die beiden Protagonisten Marie und Johannes tatsächlich in der S-Bahn auf, mit der sie täglich morgens zur Arbeit pendeln. Sie beobachten sich klammheimlich gegenseitig und belauschen neugierig die jeweiligen Handygespräche, sprechen sich jedoch nicht an. Dafür sind sie auch mit ihren Gedanken, ihren Chats und Telefonate viel zu sehr beschäftigt.
Statt der im Klappentext angekündigten Liebesgeschichte steht vielmehr das Privatleben der beiden im Vordergrund, das bei beiden problembehaftet ist. Während Marie selbst an einer chronischen Krankheit leidet, die ihr Sorgen bereitet und die sich auch davon abhält ernsthafte Beziehungen einzugehen, leidet Johannes unter der enormen Verantwortung für seinen Vater, die auch ihm kaum Zeit und Nerven lässt, eine Frau kennenzulernen.

Der Roman ist kapitelweise abwechselnd aus der Sicht von Marie oder Johannes geschrieben, was einen guten Einblick in beider Leben und ihre Gefühlswelt bietet. Ich konnte mich sowohl in Marie als auch in Johannes hineinversetzen und ihre jeweiligen Sorgen nachvollziehen. Trotz der ernsthaften Themen, die die beiden beschäftigen, liest sich das Buch aber nicht schwermütig. Es ist eine sommerliche, durch den Perspektivwechsel und die ganz unterschiedlichen Leben der Protagonisten abwechslungsreiche Lektüre. Die Geschichten der beiden laufen jedoch sehr lange parallel, so dass man sich keine allzu romantische Liebesgeschichte erwarten darf. Emotionen -sowohl unbeschwert fröhliche als auch nachdenklich traurige - gibt es jedoch dennoch genug durch das turbulente Privatleben beider Figuren. Und nach unzähligen verpassten Chancen - ob in der S-Bahn, am Eisbach in München, im Yoga-Studio oder im Supermarkt in Herrsching - am Ende kommt es dann doch etwas übereilt zum absehbaren Happy End.

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Veröffentlicht am 23.08.2020

Buch über Emanzipation, Liebe, Freundschaft und Solidarität, das sich leicht liest, durch die Probleme der einzelnen jedoch keine oberflächliche Urlaubslektüre ist

Wir, im Sommer
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Joy Sousa ist alleinerziehende Mutter und lebt seit elf Jahren auf Block Island, wo sie Inhaberin eines Cafés für Whoopie Pies ist. Eines Sommers bekommt sie Konkurrenz einer New Yorker Kette, die mit ...

Joy Sousa ist alleinerziehende Mutter und lebt seit elf Jahren auf Block Island, wo sie Inhaberin eines Cafés für Whoopie Pies ist. Eines Sommers bekommt sie Konkurrenz einer New Yorker Kette, die mit einem Foodtruck erfolgreich Kunden auf der kleinen Insel mit Macarons anlockt.
In diesem Sommer kommt Anthony Puckett nach Block Island, um sich eine Auszeit zu nehmen, nachdem er nach einem erfolgreich veröffentlichtem Roman bei seinem zweiten Buch des Plagiats bezichtigt und von seiner Ehefrau verlassen wurde.
Lu Trusdale wohnt mit ihrem Mann und zwei Söhnen auf Block Island, ist vorgeblich Hausfrau und Mutter, betreibt jedoch einen Food-Blog, der zunehmend erfolgreicher wurde, so dass sie inzwischen ihr eigenes Geld damit verdient. Vor ihrem Mann, der sich ein drittes Kind wünscht, verheimlicht sie ihr "Hobby".
Alle drei lernen sich in diesem Sommer kennen, der für jeden von ihnen mit einschneidenden Veränderungen verbunden ist.

Der Roman ist abwechselnd aus der Perspektive der drei Protagonisten und Joys Tochter Maggie geschrieben. Jeder von ihnen hat mit anderen familiären und beruflichen Schwierigkeiten zu kämpfen, die sie zum Teil durch lose Freundschaftsbande gemeinsam bewältigen können.

Es ist ein Buch über Emanzipation, über Liebe, Freundschaft und Solidarität, das sich leicht liest, durch die Probleme der einzelnen jedoch keine oberflächliche Urlaubslektüre ist, sondern ausreichend Tiefe erhält. Die Charaktere sind authentisch gezeichnet und es ist anschaulich dargestellt, wie ihre Leben zunächst parallel verlaufen und jeder auf sich allein gestellt ist, bevor sich ihre Leben auf der Insel kreuzen und verknüpfen.
Am Ende überschlagen sich die Ereignisse im Vergleich zum sonst eher gemächlichen Verlauf der Geschichte und manches Problem wird deshalb letztlich etwas kurz gefasst und zu leicht gelöst. Dennoch habe ich mich mit den sympathischen Protagonisten auf der Rhode Island vorgelagerten kleinen Insel sehr wohl gefühlt.

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Veröffentlicht am 22.08.2020

Turbulente Liebeskomödie mit Einblicken in die Musikbranche, die sich zwar nicht überraschend entwickelt, aber dennoch unterhaltsam geschrieben ist

This Is (Not) a Love Song
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Zoë Frixos ist Chefredakteurin eines Musikmagazins in London. "Re:Sound" hat mit sinkenden Absatzzahlen und Werbeanzeigen zu kämpfen, weshalb dringend eine verkaufsfördernde Story auf das Cover muss. Zoë ...

Zoë Frixos ist Chefredakteurin eines Musikmagazins in London. "Re:Sound" hat mit sinkenden Absatzzahlen und Werbeanzeigen zu kämpfen, weshalb dringend eine verkaufsfördernde Story auf das Cover muss. Zoë möchte deshalb unbedingt ihr Musikidol Marcie Tyler interviewen, doch die verweigert sich gegenüber der Presse. Mit ihrem PR-Agenten Nick Jones kann Zoë jedoch einen Deal aushandeln. Sie soll einen Verriss des neuen Albums der Boygroup Hands Down geraderücken und Sänger Jonny Delaney interviewen, um dann das erhoffte Interview mit Marcie Tyler führen zu können. Dies gestaltet sich allerdings nicht so einfach wie gedacht, zumal Zoë des Öfteren mit Nick aneinandergerät.
Ein privater Lichtblick ist Simon, Zoës Freund aus ihrer Jugend, der vor zwanzig Jahren wegziehen musste und nun - frisch geschieden - wieder in London ist. Sie schwärmt nach wie vor für Simon und hofft, dass sie sich als Erwachsene nun endlich näherkommen.

"This is (not) a Love Song" ist ein lebendiger, unterhaltsamer Roman über eine 34-jährige Frau, die Zeit ihres Lebens ihrer Jugendliebe hinterhertrauerte, deshalb nicht bereit war, andere Beziehungen einzugehen und sich stattdessen auf ihre Karriere konzentriert hat. Als ihr Jugendfreund dann überraschend nach all den Jahren wieder zurück in England ist, sind Zoës Gefühle für ihn sofort wieder da, jedoch sieht sie sich plötzlich damit konfrontiert, zwischen zwei Männern zu stehen - und das Gefühlschaos ist perfekt.

Neben dem typischen Hin und Her einer Liebesgeschichte handelt der Roman von den beruflichen Problemen Zoës und der fraglichen Zukunft des Musikmagazins, das ihr, sowie die Mitarbeiter, am Herzen liegt. Sie möchte nicht aufgeben und versucht mit allen Mitteln, die Verkaufszahlen durch ein Interview mit der medienscheuen Musiklegende Marcie Tyler zu steigern.

Die einzelnen Kapitel sind zur Geschichte passend mit bekannten Musiktiteln überschrieben, spielen jedoch inhaltlich keine Rolle. Aufgrund des Titels und der Aufmachung des Romans hatte ich mir einen stärkeren Bezug zur Musik und einen tieferen Einblick in die Musikbranche gewünscht. So bleibt die Handlung, wie auch die Charaktere, an der Oberfläche.

Es ist eine turbulente Liebeskomödie, die sich zwar nicht überraschend entwickelt, jedoch dennoch unterhaltsam geschrieben ist, auch wenn insbesondere durch die vielen alkohollastigen Feierabende Längen auftreten. Am Ende darf man gespannt sein, ob Zoë ihren Mr Right findet und ob sie das Musikmagazin rette kann, das ihr bisheriges Leben ausmachte.

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Veröffentlicht am 21.08.2020

Kriminalroman mit viel Lokalkolorit, bayerischem Charme und schrulligen Charakteren, aber eine nur mäßig spannende Verbrecherjagd

Der halbe Russ
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Desirée Dollinger ist Sekretärin bei der Staatsanwaltschaft in München, wird jedoch aktiv in die Ermittlungen in einem Mordfall involviert, als ein russischer Straßenmusiker in München tot aufgefunden ...

Desirée Dollinger ist Sekretärin bei der Staatsanwaltschaft in München, wird jedoch aktiv in die Ermittlungen in einem Mordfall involviert, als ein russischer Straßenmusiker in München tot aufgefunden wird. Daisy, ihres Zeichens Hobby-Akkordeonspielerin, soll undercover in der Straßenmusikerszene versuchen an Informationen zu gelangen, nachdem Kriminalkommissar Sepp Leutner bisher wenig erfolgreich war. Nach einem Kontakt mit Straßenmusiker Igor, der im Gespräch mit Daisy ihren Heimatort Dachselkofen erwähnte, stirbt auch dieser und Daisy fühlt sich daraufhin selbst nicht mehr sicher. Der Fall lässt sie nicht los und so begibt sie sich zu ihrer Familie im Bayerischen Wald, um herauszufinden, welche Verbindungen es zwischen den Mordopfern und ihrem Heimatdorf geben könnte.
In Dachselkofen trifft sie nicht nur auf ihren Vater, den pensionierten Kriminaloberkommissar Blochner, der dann plötzlich verschwindet, sondern auch auf ihren Jugendschwarm Vinzenz, der die verheiratete Daisy durcheinanderbringt.

"Der halbe Russ" ist ein Kriminalroman mit viel Lokalkolorit und bayerischem Charme, der abwechslungsreich, mitunter aber auch etwas sprunghaft geschrieben ist. Sekretärin Daisy Dollinger gerät dabei in die Ermittlungen der Münchner Polizei und ist durch die Vergangenheit ihres Vaters letztlich sogar familiär betroffen.


Die Autorin setzt auf schrullige Charaktere, skurrile Situationen und humorvolle Dialoge. Der Mordfall an sich weiß jedoch wenig zu fesseln und auch die Verbrecherjagd ist nicht wirklich spannend, unterhält allenfalls durch den dörflichen Charakter in Dachselkofen und die bayerische Lebensart.
Bis auf den Undercover-Einsatz zu Beginn des Romans hat Daisy Dollinger keine wirklich aktive Rollen, sondern gerät mehr unbeabsichtigt in die Verbrechensaufklärung hinein und bringt sich dabei selbst in Gefahr.
Dackeldame Wastl ist nichts weiter als schmückendes Beiwerk und wirkt mit der wiederholten Beschreibung des Beinchenhebens eher als Seitenfüller als wesentlich für den Roman oder gar die laufenden Ermittlungen. Dabei hätte sich ein Hund schon per se als Spürnase angeboten.

"Der halbe Russ" ist der Auftakt einer Regional-Krimi-Reihe um Daisy Dollinger, der mich aber aufgrund des eher lahmen Kriminalfalls nur bedingt neugierig auf die weiteren Teile machen konnte.

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Veröffentlicht am 19.08.2020

Statt Psychothriller mehr ein Drama über einen unerfüllten Kinderwunsch

Die Nachbarin
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Lexie und Harrie wohnen in London Tür an Tür in einem anonymen Mehrfamilienhaus und kennen sich bisher nicht persönlich.
Lexie ist mit Tom verheiratet und versucht nach einer erlittenen Fehlgeburt vergeblich ...

Lexie und Harrie wohnen in London Tür an Tür in einem anonymen Mehrfamilienhaus und kennen sich bisher nicht persönlich.
Lexie ist mit Tom verheiratet und versucht nach einer erlittenen Fehlgeburt vergeblich schwanger zu werden. Sie ist unzufrieden, verzweifelt und ihr ganzes Dasein dreht sich nur noch um den unerfüllten Kinderwunsch.
Harriet, die vor Kurzem von ihrem Freund Luke verlassen wurde, beneidet Lexie um ihr Leben mit Tom und versucht alles, um ihn für sich zu gewinnen.

Der Roman ist abwechselnd aus der Perspektive von Lexie und Harriet geschrieben, so dass man tief in die Seelen der beiden Frauen blicken kann. Beide sind mit ihrem Leben denkbar unzufrieden und haben jeweils den Eindruck, dass es der anderen hinter der Wand um ein Vielfaches besser geht. Sie sind klammheimlich neidisch, missgünstig und bemitleiden sich vor allem selbst. Auf den Leser wirken sie damit unsympathisch, was für einen Thriller nichts ungewöhnliches ist, ihre Leben, Denkweisen und Handlungen konnten mich jedoch nicht fesseln. Ich empfand ihr Selbstmitleid, das sich aber der ersten Seite durch die gesamte Geschichte zieht weder interessant noch bemitleidenswert, dafür anstrengend und eintönig. Ein Nervenkitzel kam leider nur auf den allerletzten Seiten auf, als Harriet und Lexie endlich persönlich aufeinander trafen.

"Die Nachbarin" ist ein Buch über Neid, Eifersucht, Stalking und psychisch labile Persönlichkeiten, das mir zu eintönig und langweilig war. Mir rückte Lexie und ihr unerfüllter Kinderwunsch und die medizinische Therapie im Vergleich zur tragischen Person Harriet zu sehr in den Vordergrund, so dass aus dem Psychothriller ein zu einseitiges Drama wurde.

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