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Veröffentlicht am 01.11.2019

Auf den Spuren des Geschmacks – Kochbuch, künstlerischer Bildband und Spurensuche

Abenteuer Geschmack!
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„Geschmack ist sensibel, wird immer wieder neu und anders wahrgenommen und bleibt bis zu einem gewissen Grad rätselhaft.“ (S. 24)

Meine Meinung:
„Abenteuer Geschmack!“ von Antje de Vries ist kein klassisches ...

„Geschmack ist sensibel, wird immer wieder neu und anders wahrgenommen und bleibt bis zu einem gewissen Grad rätselhaft.“ (S. 24)

Meine Meinung:
„Abenteuer Geschmack!“ von Antje de Vries ist kein klassisches Kochbuch, keine „reine Rezeptsammlung“. Mit gerade mal rund 60 Rezepten und einem Verkaufspreis von 30 Euro möchte dieses Buch auch keine Rezeptsammlung sein, denn es ist in erster Linie eine wissenschaftlich flankierte und liebevoll dokumentierte Spurensuche nach dem Phänomen „Geschmack“. Durch die vielen ganzseitigen und künstlerisch anspruchsvollen Fotografien von Vivi D`Angelo ist dieses hochwertig produzierte Buch zugleich auch ein künstlerischer Bildband, in dem z.B. Großaufnahmen von den Zungenpapillen (S. 15) zu abstrakten Kunstwerken werden. Dies passt hervorragend in das Gesamtkonzept des Buches, denn „Rund 80 Prozent der Informationen über seine Außenwelt bezieht der Mensch übers Auge und beschäftigt damit gut ein Viertel seines Gehirns. Keine Frage also, dass gilt: Das Auge isst mit.“ (S. 10).
Es geht hier in diesem Buch um den Geschmack - kulinarisch gesehen um die fünf verschiedenen Grundgeschmäcker süß, salzig, sauer, bitter und das Anfang des 20. Jahrhunderts vom japanischen Chemiker Kikunae Ikeda entdeckte „umami“. Antje de Vries geht dabei der Frage nach, was es mit dem Geschmackssinn eigentlich auf sich hat und präsentiert dabei auch Ergebnisse wissenschaftlicher Studien und interessante Fakten, wie z.B. dass Säuglinge noch doppelt so viele Geschmacksknospen (rund 10.000) haben wie Erwachsene oder dass sich die Vorlieben der Mutter durchs Fruchtwasser bereits auf den Fötus übertragen. Es geht aber auch um das Riechen, um Textur & Mundgefühl, um die erstaunlichen Ergebnisse des „Food Pairings“ oder auch das Limbische System unseres Gehirns.
Nach diesem ausführlichen und interessanten Ausflug in die geschmacklichen Grundlagen stellt die Autorin fest, dass „Gemüse geschmacklich ein eigener Kontinent“ ist. (S. 30). Im Folgenden werden 15 verschiedene Gemüsesorten vorgestellt (mit „Geschmackportrait“ und „Geschmacksinsight“) und anhand von jeweils 3 – 5 konkreten Rezepten aufgezeigt, wie unterschiedlich sich der Geschmack des jeweiligen Gemüses entfalten kann. Bei Fenchel sind dies z.B. „zitrusfrisch“, „volle Knolle“, „leicht und rahmig“ oder „orientalisch“. Folgende Gemüsesorten werden in diesem Buch portraitiert und gewürdigt:
1. Möhren / 4 Rezepte, z.B. das fruchtige „Indian Carrot Halwa“ (S. 50)
2. Erbsen / 4 Rezepte, z.B. ausgefallenes „Erbsenpesto“ fürs Brot (S. 62)
3. Kürbis / 4 Rezepte, z.B. Orangen-Butter-Kürbis (S. 78) – auch eine tolle Beilage!
4. Fenchel / 4 Rezepte, wie etwa „Rahmfenchel mit Lachsfilet und Röstzitronen-Reis“ (S. 98)
5. Tomaten / 4 Rezepte, inkl. Einem tollen, sehr einfachen „Sonnigen Tomatenmark“ (S. 108)
6. Kartoffeln / 5 Rezepte, inklusive „Das perfekte Kartofffelpüree“ (S. 124)
7. Bohnen / 5 Rezepte, mit veganem „Bean Burger“ (S. 152)
8. Auberginen / 4 Rezepte, u.a. einem leckeren „Thai Eggplant Curry“ (S. 166)
9. Paprika / 3 Rezepte, z.B. „Ajvar mit Hüftsteak und Joghurt” (S. 182)
10. Spargel / 4 Rezepte, mit „Spargel en Papillote“ (S. 194) - ein super Grundrezept für Spargel in seiner pursten Form
11. Artischocke / 4 Rezepte, z.B. „Gekochte Artischocke mit Dips und Vinaigrette“ (S. 206)
12. Spinat / 4 Rezepte, wie dem gesunden „Spinatsalat mit Granatapfel und Skyr“ (S. 218)
13. Rote Beete / 4 Rezepte, z.B. „Rote-Beete-Suppe mit Dill, Garnelen und Buttermilch“ (S. 244)
14. Pilze / 5 Rezepte, wie etwa „Champignonreis“ (S. 252) – eine tolle Beilage für vielerlei Gerichte!
15. Kohl / 4 Rezepte, mit einem asiatischen „Dim Sum mit Spitzkohl und Garnelen“ (S. 276)

Inzwischen habe ich mehrere Rezepte selbst ausprobiert (z.B. die „Vichy Möhren mit Hähnchenbrust” und das „Sonnige Tomatenmark“) und war vom geschmacklichen Ergebnis jedes Mal sehr angetan! Wenn es zu jedem Gemüse jeweils noch 2-3 Rezepte mehr gegeben hätte, hätte ich gerne 5 Sterne verteilt.

FAZIT:
Bildgewaltig, informativ und abwechslungsreich - viel mehr als nur ein Kochbuch!

Veröffentlicht am 01.11.2019

Der Katharina-Code – ein spannender Cold Case und überzeugender Reihen-Start!

Wisting und der Tag der Vermissten
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„Die Krogh-Entführung ist außergewöhnlich. In der norwegischen Kriminalgeschichte hat es nichts Vergleichbares gegeben. Eine eiternde Wunde für die Polizei, die Angehörigen und die Lokalbevölkerung.“ (s. ...

„Die Krogh-Entführung ist außergewöhnlich. In der norwegischen Kriminalgeschichte hat es nichts Vergleichbares gegeben. Eine eiternde Wunde für die Polizei, die Angehörigen und die Lokalbevölkerung.“ (s. 223)

Meine Meinung:
„Cold Cases“ haben ja ihre ganz eigene Faszination: rätselhafte Fälle aus der Vergangenheit, die bislang nie gelöst werden konnten. In William Wistings „erstem“ Fall geht es um die junge Katharina Haugen, die vor exakt 24 Jahren spurlos verschwunden ist. Jahr für Jahr sieht sich Wisting um den Jahrestag herum die alten Akten erneut durch, ohne dass er bislang eine neue Spur entdeckt hätte. Über die Jahre hinweg ist dabei eine verschrobene Art von Männerfreundschaft zu Katharinas Ehemann Martin entstanden.
Schon zu Beginn wirft Autor Jörn Lier Horst seinen Lesern selbst ein paar rätselhafte Details hin, auf denen es sich hervorragend herumdenken lässt. Was bedeutet der rätselhafte handschriftliche Code, den Katharina am Tage ihres Verschwindens auf dem Küchentisch hinterlassen hat. Und warum lag auf ihrem Bett ein aufgeklappter, gepackter Koffer? Ich mag einfach solche Anfänge, die mich schon zum Beginn spekulieren lassen.
Als dann noch der Kommissar Adrian Stiller auftaucht, Ermittler einer neuen Einheit für Cold Cases, und einen neue Verbindung Martin Haugens zu einem weiteren Vermisstenfall präsentiert – nimmt der Fall seinen Lauf. Die Spannung baut sich hier eher langsam, aber dafür kontinuierlich auf. Der Fall lebt davon, wie sich zwei Männer, die aus einem Schicksalsschlag heraus eine Art Freundschaft entwickelt haben, lauernd umkreisen. Dabei erzeugt der Autor ein sich stetig verdichtendes Gefühl der Anspannung, des Misstrauens und eine Art diffuses, ungutes Bauchgefühl. Man merkt beim Lesen, dass hier irgendetwas nicht stimmt – doch was es genau ist, lässt sich über weite Strecken des Buches nicht wirklich bestimmen. Ein spannendes Spiel mit Gefühlen, Vermutungen und Indizien – auch ohne große Action oder Literweise Blut.
Insgesamt hat mich dieser Krimi über seine gesamte Länge hinweg wirklich gut unterhalten und nach und nach in seinen Bann gezogen. Gerade zum Schluss hin steigert der Autor Tempo und Spannung durch einen stetigen Wechsel der Handlungsstränge, was mir sehr gut gefallen hat. Die Auflösung des so lange rätselhaften Falls war in Summe überraschend, wenn auch – für meinen Geschmack – nicht in allen Teilen ganz nachvollziehbar (daher ein kleiner Abzug in der B-Note).

Sehr gut gefallen haben mir hingegen die Protagonisten, allen voran der zielstrebige und ausdauernde Wisting mit seiner kleinen, aber liebenswerten Familie. Aber auch Adrian Stiller bietet für meinen Geschmack noch Einiges an Potenzial für kommende Bände.

FAZIT:
Ein solider Reihenauftakt – fesselnd und sehr atmosphärisch.

Veröffentlicht am 01.11.2019

Eine erschreckende Zukunftsvision – die leider nicht an die “Gelöscht”-Reihe herankommt

Exit Now!
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„Ein roter Himmel über einem blutigen London, das nie mehr so sein wird wie zuvor.“ (S. 144)

Meine Meinung:
„Exit Now!“ ist das Prequel zur fesselnden „Gelöscht“-Reihe von Teri Terry, die mir persönlich ...

„Ein roter Himmel über einem blutigen London, das nie mehr so sein wird wie zuvor.“ (S. 144)

Meine Meinung:
„Exit Now!“ ist das Prequel zur fesselnden „Gelöscht“-Reihe von Teri Terry, die mir persönlich sehr gut gefallen hat. Entsprechend hoch waren meine Erwartungen an dieses Buch, die – so viel vorweg – leider nicht erfüllt werden konnten.
London im Jahr 2024: Großbritannien befindet sich nach dem Austritt aus der EU im Umbruch, schottet sich immer mehr ab und kränkelt an einer schwächelnden Wirtschaft und schwelenden Gesellschaftskonflikten. Als die Stipendiatin und Vorzeigeschülerin Ava, die aus bescheidenen Verhältnissen kommt, für Sam, die Tochter eines wohlhabenden und einflussreichen Politikers, als Nachhilfe eingestellt wird, prallen zunächst zwei sehr unterschiedliche Welten aufeinander. Doch schnell (für meinen Geschmack schon fast zu schnell) entwickelt sich eine innige Freundschaft zwischen den beiden Mädchen, während die Stimmung im Land immer schneller kippt. Sam ist nicht bereit, den politischen Kurs, für den auch ihr Vater steht, zu akzeptieren und beginnt, sich dagegen zu wehren…
Es ist ein sehr gut zur „Gelöscht“-Trilogie passender und zugleich vielversprechender Start in die Geschichte, obgleich „Exit now!“ nicht die gleiche „Kaltstart“-Atmosphäre versprüht wie „Gelöscht“. Zunächst mutet dieses Buch eher wie ein typischer „coming of age“- / College-Teenie-Roman an. Im ca. ersten Viertel nimmt die Freundschaft der beiden Mädchen breiten Raum ein, während die politischen Verhältnisse im Land eher nur schlaglichtartig mal hier, mal dort aufblitzen. Die Geschichte ist dennoch interessant und flüssig zu lesen, die beiden Protagonistinnen sind mir schnell sympathisch geworden. Nach rund 120 Seiten wird es dann durchaus auch dramatisch, mit einer ordentlichen Portion Action – doch im Folgenden flaut dies auch schnell wieder ab. Erst ab dem ca. letzten Drittel gelingt es Teri Terry, das Tempo und die Spannung auf das Level der Gelöscht-Reihe anzuheben. Atemlos jagt die Story an dann auf ein dramatisches und schockierendes Finale zu.
Obgleich mich das Buch – wie erwähnt - gut unterhalten hat, kann es mit der „Gelöscht“-Reihe doch nicht mithalten. Mit Sam und Ava führt die Autorin zwei vielversprechende und interessante Protagonistinnen ein, doch insbesondere Ava ist für mich im Verlauf der Geschichte immer mehr verblasst und in den Hintergrund getreten. Auch ihre Familiengeschichte konnte mich nicht wirklich packen und wirkte irgendwie zu konstruiert. Aus Ava hatte Terry m.E. deutlich mehr machen können.
Darüber hinaus sind mir die rahmengebenden politischen Entwicklungen viel zu kurz gekommen. Hier hätte ein weiterer Erzählstrang, z.B. aus der Sicht von Sams Vater, der Story mehr Tiefgang und Plastizität verliehen.
Last but not least hatte ich erwartet, dass „Exit now!“ so ungefähr dort aufhört, wo „Gelöscht“ beginnt. Aber weit gefehlt! Es scheint mir eher, als wolle die Autorin noch ein weiteres Prequel dazwischenschieben. Warten wir´s ab…

FAZIT:
Unterhaltsam, erschreckend und überraschend, aber nicht wirklich überzeugend. Ich habe mir hiervon mehr erwartet.

Veröffentlicht am 01.11.2019

Ein fundierter und unterhaltsamer (!) Rundumblick zum Thema Gesundheitsvorsorge für Männer zwischen 40 und 60

Männer-TÜV
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„Es ist ein Männerbuch. Geschrieben von einem Mann für Männer. Frauen sind natürlich eingeladen, auf dem Beifahrersitz Platz zu nehmen.“ (S. 10)

Meine Meinung:
Uns Männern wird oft nachgesagt, weniger ...

„Es ist ein Männerbuch. Geschrieben von einem Mann für Männer. Frauen sind natürlich eingeladen, auf dem Beifahrersitz Platz zu nehmen.“ (S. 10)

Meine Meinung:
Uns Männern wird oft nachgesagt, weniger Gesundheitsbewusstsein zu besitzen und eher Vorsorge-Muffel zu sein. Dass regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen aber gerade mit fortschreitenden Alter immer wichtiger werden, ist unbestritten. Der Urologe Dr. Christoph Pies hat es sich mit diesem Buch zur Aufgabe gemacht, Männer über die „typischen“ Gesundheitsrisiken und -problemfelder und die dazugehörigen Vorsorgeuntersuchungen aufzuklären. Und wie spricht man Mann am besten an? Richtig, über das Thema „Automobil“. So vergleicht er den männlichen Körper mit einem Automobil, Organe werden dabei zu Bauteilen. So geht es in diesem Buch u.a. um den Motor (Herz), das Fahrgestell (Bewegungsapparat), Schmier- (Hormone) und Kraftstoffe (Ernährung).

Dabei beweist Dr. Pies immer wieder ein wunderbares Talent für Wortspielereien, auch wenn sich die Mann-Auto-ANALogien (`tschuldigung für dieses Wortspiel) im Verlauf des Buches durchaus etwas abnutzen und teilweise auch sehr platte (aber eben auch unterhaltsame) Sprüche mit dabei sind (wie etwa zum Thema Multitaskingfähigkeit von Männern: „Schließlich können wir im Liegen einen sitzen und gleichzeitig einen stehen haben.“ - S. 75).

Sehr gut gefallen hat es mir, dass der AUTOr dabei systematisch alle wesentlichen Bereiche des Körpers durchgeht, die im Lebensabschnitt zwischen 40 und 60 verstärktem Verschleiß unterliegen. Obwohl ich mich selbst durchaus schon länger mit dem Thema Gesundheit und Vorsorge beschäftige, habe ich in diesem Buch einiges Neues und Interessantes erfahren. Beispielweise kannte ich bislang weder das „Jugendhormon“ DHEA noch das „Treuehormon“ Vasopressin / ADH. Auch die US-amerikanischen Studienergebnisse, die belegen, dass ein kompletter Alkoholverzicht sogar ein Risikofaktor für eine koronare Herzerkrankung ist, waren mir neu! Hätte MANN das gedacht?

Nach jedem Kapitel gibt es einen passenden Fragebogen, anhand dessen man eine eigene Standortbestimmung bzw. das persönliche Risiko ermitteln kann. Zusätzlich gibt es auch immer noch ein paar „Fun Facts“ zum jeweiligen Thema, die einen manchmal Staunen, manchmal Schmunzeln lassen (und manchmal auch beides) – und eine schöne Erweiterung des Smalltalk-Repertoires sind.

Ein guter Arzt wäre kein guter Arzt, wenn er für seine Patienten nicht auch gute Ratschläge hätte. Dr. Pies streut diese immer wieder im Text ein, letztendlich kann man die Ratschläge aber fix auf die folgenden Kernbotschaften zusammenschmelzen: Nicht rauchen, für genug Bewegung sorgen, kein Übergewicht haben, ausreichend viel trinken und ausgewogen ernähren. Das ist alles richtig und sehr wichtig – aber letztliche auch nichts Neues.

Auch geht dieses Buch zu den einzelnen Themen nicht sehr in die Tiefe – aber das ist für mich persönlich vollkommen in Ordnung, denn es will ja einen globalen Überblick geben, und das macht es für mein Empfinden auch. Wer es dann an der ein oder anderen Stelle detaillierter haben möchte, muss also zu weiterführender Literatur greifen. Hier wären vielleicht entsprechende Literaturtipps praktisch!

FAZIT:
Ein humorvoller, aber fachlich versierter „Rundum-Check“ für den Mann ab 40.

Veröffentlicht am 25.10.2019

Eine tolle Fortsetzung mit Spannung, Fantasie und Tiefgang (im doppelten Sinn)

Alea Aquarius 5. Die Botschaft des Regens
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„Es wäre wirklich verdammt wichtig – dringend und bitter nötig! -, dass die Menschen ihr Verhalten ändern (…) Aber zusätzlich dazu muss ein Umdenken in der Politik und in der Wirtschaft stattfinden.“ ...


„Es wäre wirklich verdammt wichtig – dringend und bitter nötig! -, dass die Menschen ihr Verhalten ändern (…) Aber zusätzlich dazu muss ein Umdenken in der Politik und in der Wirtschaft stattfinden.“ (S. 144)

Zum Inhalt:
Nachdem die Alpha Cru den Häschern Dr. Orions in Brügge nur knapp entkommen konnte, hat sie nun die Segel Richtung Frankreich gesetzt, um dort Aleas lange verschollene Mutter wieder zu treffen. Doch der Törn verläuft nicht wie geplant…

Meine Meinung:
„Die Botschaft des Regens“ ist der mittlerweile fünfte Band um das Meermädchen „Alea Aquarius“ der deutschen Bestsellerautorin Tanya Stewner („Liliane Susewind“-Reihe, „Der Sommer, in dem die Zeit stehen blieb“). Da die Geschichte nahtlos an die Ereignisse des vierten Bandes anschließt, würde ich jedem empfehlen, zunächst die vier ersten Bände zu lesen (es lohnt sich auf jeden Fall!). Allerdings gelingt es Tanya Stewner erneut ganz hervorragend, in den ersten Kapiteln kurze Schlaglichter auf die Ereignisse des Vorgängerbandes zu geben, so dass man als Leser perfekt abgeholt wird und sofort wieder alles parat hat.

Bereits auf den ersten Seiten fühlt man sich als Leser wieder heimisch bei der Alpha Cru auf ihrer gemütlichen kleinen Crucis. Dieser Abschnitt der Reise beginnt etwas ruhiger auf dem Ärmelkanal, auf dem die Crucis dank hartnäckiger Flaute sehr zu Aleas Leidwesen eher vor sich hindümpelt. Doch wie man aus den vorangegangenen Bänden schon weiß: die meisten Überraschungen lauern unter der Wasseroberfläche. So dauert es auch diesmal nicht lange, bis wir neue „Magische“ (wie die zauberhaften Wesen in dieser Reihe heißen), ja sogar eine neue Unterwasser-Ruinenstadt (Suun Amuun) der Meermenschen kennenlernen. Das ist einfach der ganz besondere Zauber dieser Reihe! Ebenso wie Alea und die Cru ist man auch als Leser vollkommen fasziniert von der Unterwasserwelt, die die Autorin zum Leben erweckt. Wir treffen auf alte Bekannte, wie etwa die hilfsbereiten Finde-Finjas, die praktischen und tarnbegabten Skorpionfische oder auch die majestätischen Seh-Saffiere. Mit den knuffigen und praktischen Wribbels und den geheimnisvollen und scheinbar sehr mächtigen Warkanen gibt es aber auch neue Magische zu entdecken und zu bestaunen!

Aber auch in den Reihen der großen und kleinen Protagonisten gibt es neue Helden und altbekannte Figuren, die mehr in den Vordergrund treten dürfen. Für quirlige Auftritte mit manch launigen Sprüchen sorgt z.B. der „knautschgesichtige Meckerkasten“ (S. 204) McDonnahall, und dem rätselhaften und undurchsichtigen Nixenprinz Cassaras kommt in diesem Band eine ganz besondere Rolle zu… (er hat es ja sogar aufs Cover geschafft!).

Natürlich wird es in diesem Band auch wieder ordentlich spannend, wenn auch nicht ganz durchgängig, dafür aber immer wieder aufs Neue und zum actionreichen, dramatischen und atemberaubenden Finale dann umso mehr – denn diesmal „quält“ und Tanya Stewner mit einem ganz „gemeinen“ Cliff-Hanger (mehr kann ich an dieser Stelle nicht verraten!), der mich sehnsüchtig auf den nächsten Band warten lässt.

Neben aller Fantastik, Spannung und Unterhaltung hat die Alea-Reihe aber noch einen ganz besonderen Schwerpunkt: Es geht um Umweltschutz und die immer weiter voranschreitende Verschmutzung der Meere. Dieses wichtige und „schwere“ Thema nimmt in diesem Band besonders breiten Raum ein, ohne dabei die eigentliche Geschichte an den Rand zu drücken. Es geht hier um die Folgen der Überfischung und die Gefahren der Aquakulturen (durch Medikamente und Chemikalien), ebenso wie um umhertreibende Müllteppiche und sogar ganze Todeszonen in den Meeren. Man merkt sofort, dass diese Themen eine Herzensangelegenheit für Tanya Stewner sind – und wie fundiert und zugleich doch jugendgerecht sie ihren Leser*innen diese Themen näherbringt und die Zusammenhänge erklärt. Beispielsweise wusste ich zuvor noch nicht, dass „für die Herstellung eines einzigen Baumwoll-T-Shirts (…) mindestens zehntausend Liter Wasser verschmutzt“ werden (S. 143) oder dass die Ostsee vor unserer Haustür „inzwischen eine der größten Todeszonen der Welt“ ist (S. 184). Das ist erschreckend, regt schon zum Nachdenken an und passt perfekt in unsere „Fridays for Future-Zeit“!

Eine weitere große Stärke der „Alea“-Reihe sind für mich die tollen Charaktere, allen Voran natürlich die fünf von der Alpha Cru, die allesamt ihre „Nachnamen“ den Sternbildern entliehen haben. Die herzensgute Alea Aquarius auf der Suche nach ihren Wurzeln und ihrer Bestimmung, der zuverlässige und verantwortungsbewusste Skipper Benjamin „Ben“ Libra, die manchmal etwas ruppig wirkende Tess Taurus mit einem Herzen aus Gold und der mutige Lennox Scorpio, der als Halb-Oblivione ein ähnliches Schicksal wie Alea erfahren hat. Mein absoluter Liebling ist aber der Jüngste an Bord, der kleine, eigentlich ganz große Samuel „Sammy“ Draco („Ich bin nicht klein. Ich bin ein Konzentrat!“ - S. 118), der Erfahrungen, Bestmomente, Sturmerinnerungen, Schnürsenkel und (Bauchnabel-)Fusseln und Flusen sammelt. Darüber hinaus ist Sammy immer ein Garant für ulkige Ideen (z.B. sein Ecken-Lachen) und schräge Wortschöpfungen (wie etwa „Diskrimisophierung“). Spätestens bei der Alpha Cru merkt man, dass es in diesem Buch sowohl für Jungs als auch für Mädchen auf jeden Fall eine passende Identifikationsfigur gibt und dass in dieser Geschichte Themen wie Freundschaft, Zusammenhalt, (Selbst-)Vertrauen, Mut, Selbstlosigkeit, Verantwortung und Ehrlichkeit ganz großgeschrieben werden. Das Zwischenmenschliche und das Miteinander nimmt bei „Alea Aquarius“ stets breiten Raum ein.

Last but not least bleibt noch zu erwähnen, dass Tanya Stewner einen wunderbaren Schreibstil hat. Manchmal absolut tiefgründig, meist federleicht, abwechslungsreich, stellenweise wunderbar humorvoll und manchmal einfach nur „seelenseufzend schön“ (S. 303). In allen Situationen findet sie stets die richtigen Worte und trifft den passenden Tonfall, so dass beim Lesen oftmals regelrecht Bilder im Kopf entstehen.

FAZIT:
Eine tolle Fortsetzung einer der besten deutschen Jugendbuchreihen, voller Magie, Abenteuer, Spannung und Überraschungen – und ein flammendes Plädoyer für den Umweltschutz!