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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 10.10.2018

Ein Thriller mit Licht und Schatten

Die Party
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„Es fühlte sich an, als würde eine eiskalte Hand durch Brandons Brustkasten hindurch nach seinem Herz greifen und die feuchtkalten Finger darumlegen.“ (S. 213)

Meine Meinung:
Das Setting dieses Thrillers ...

„Es fühlte sich an, als würde eine eiskalte Hand durch Brandons Brustkasten hindurch nach seinem Herz greifen und die feuchtkalten Finger darumlegen.“ (S. 213)

Meine Meinung:
Das Setting dieses Thrillers hat mich von Anfang an sehr gereizt: 11 alte Schulfreunde wollen ihre letzte gemeinsame Party, die Halloween-Feier im Jahr 1986, nach über 30 Jahren wiederholen. Doch in dem einsam gelegenen und schwer erreichbaren Luxus-Bungalow des Gastgebers Brandon treibt ein Killer sein Unwesen…

Man kommt als Leser sehr zügig in die Handlung hinein, die mit der Ankunft der Gäste beginnt. Der Kreis der Protagonisten ist überschaubar (am Ende des Buches befindet sich eine Übersicht über die 11 Partyteilnehmer!) und sowohl Handlung als auch Spannung nehmen schnell an Fahrt auf. Mit dem Tod des Gastgebers Brandon (so viel verrät ja schon die Kurzbeschreibung) nimmt das Grauen seinen Lauf. Wie bei Agatha Christies Meisterwerk „Und dann gabs keines mehr“ (OT: „Ten little Ni*****“) gehen die Angst und der Tod unter den Partygästen um.

Letztendlich hat mich dieser Thriller im Ganzen durchaus gut unterhalten. Gerade im letzten ca. Drittel waren Spannung und Tempo auf enorm hohem Niveau, so dass ich das Buch kaum noch aus der Hand legen konnte. Dennoch hat dieses Buch ein paar Schwachstellen, die mich nicht ganz überzeugen konnten.

Positiv- (+) / Negativaspekte (-):
(+) leichter Einstieg in die Story & schneller Spannungsaufbau
(+) gerade zum Ende hin sehr spannend und temporeich
(+) sehr schön herausgearbeitet, wie das gegenseitige Misstrauen unter den Charakteren geschürt wird
(+) viel „80er Jahre Feeling“ (persönliche Geschmackssache)
(o) teilweise sehr blutig und brutal (das sollte man schon mögen bzw. sich nicht daran stören)
(-) die Charaktere sind mir über den gesamten Verlauf hinweg viel zu blass geblieben, zu keinem konnte ich eine echte Verbindung aufbauen
(-) die Handlungen der Charaktere fand ich in Teilen wenig glaubwürdig / nachvollziehbar (gleich mehrere haben in akuter Lebensgefahr noch an Sex gedacht…)
(-) die Hintergrundstory war durchaus kreativ und komplex, hat aber nicht nur für Überraschungen, sondern zwischendurch auch für Verwirrungen bei mir gesorgt

FAZIT:
Ein durchaus fesselnder Thriller mit toller Location aber auch einigen Schwächen. In Summe gut gemeinte 3,5 Sterne von mir.

Veröffentlicht am 10.10.2018

Ein wunderbares Buch gegen Mobbing unter Kindern und für mehr Mut, Miteinander und Freundschaft

Uli Unsichtbar
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„Und eins. Das ist er. Uli. Ganz allein.“ (S. 12)

Meine Meinung:
Nach den Sommerferien kommt Ulrich alias Uli in eine neue Schule, denn seine Eltern sind in eine neue Stadt gezogen – fernab seiner Freunde ...

„Und eins. Das ist er. Uli. Ganz allein.“ (S. 12)

Meine Meinung:
Nach den Sommerferien kommt Ulrich alias Uli in eine neue Schule, denn seine Eltern sind in eine neue Stadt gezogen – fernab seiner Freunde und der geliebten Großeltern. Schon vor dem ersten Schultag hat Uli gehörig Bauchgrummeln und dann passiert ihm ausgerechnet bei der Vorstellung vor seiner neuen Klasse ein folgenschwerer Versprecher…

Uli mochten meinen Kids (7 & 10) und ich von Anfang an. Sehr sensibel und einfühlsam beschreibt Astrid Frank (u.A. „Enno Anders“, „Unsichtbare Wunden“) Ulis Gefühlsleben, seine Ängste, Sorgen und Nöte. Umso mehr haben wir uns mit Uli gefreut, als er am Umzugstag schon neue Freunde findet, und umso mehr haben wir mit ihm mitgelitten, als das Unglück in der Schule seinen Lauf nimmt. Denn die Autorin thematisiert in diesem wunderbaren Kinderbuch ein ganz wichtiges Thema, dass im realen Leben oftmals noch viel zu wenig Beachtung erhält – und gleichzeitig viel weiter verbreitet ist, als man zunächst denken könnte: Mobbing unter Kindern. Zusammen mit Uli erleben wir die Anfänge, wie Mobbing entstehen kann und wie schnell und bald selbstverstärkend sich diese Negativspirale zu drehen beginnt. Gekonnt vermittelt Astrid Frank das Gefühlsleben Ulis, macht es mit einem Uhu sogar für die kleinen und großen Leser sichtbar (an dieser Stelle ein Riesenkompliment an Regina Kehn für die tollen Illustrationen!). Gleichzeitig erlaubt sie ihren Lesern auf der Metaebene einen Blick dafür, wie schwer es für direkt und indirekt Betroffene oftmals ist, wahrzunehmen, wie (Be)Handlungen bei Anderen ankommen können und was sie bei diesen bewirken.

Dieses Buch wirbt nicht nur für mehr Verständnis & Sensibilität in Bezug auf das Thema Mobbing, sondern auch für mehr Mut, mehr Verantwortung und mehr Miteinander. Gleichzeitig ist es eine Geschichte über die Wichtigkeit, Freunde zu haben, und ein eindringlicher Appell gegen Vorurteile. Wenn ich es zu entscheiden hätte, würde ich dieses Buch für die 2. / 3. Klassen verpflichtend im Lehrplan aufnehmen! Arrondierend hierzu liegt dem Buch ein schönes, kleines Plakat mit Umgangsregeln bei. Darüber hinaus findet sich auf der Website der Autorin (astridfrank.com) ein aus meiner Sicht wirklich sehr gutes, umfangreiches und kostenloses (!) Set Unterrichtsmaterialien zum Download! Bitte, liebe Eltern, LehrerInnen und ErzieherInnen – schaut es Euch an!

FAZIT:
Ein wunderbares Buch, sowohl als Prävention gegen Mobbing als auch als Erste Hilfe für Betroffene, um sich zu öffnen.

Veröffentlicht am 08.10.2018

Wohlfühlen zum Hören – eine tolle Symbiose aus Text und Musik

Rilke Projekt - Wunderweiße Nächte
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Meine Meinung:
Mit ihrem „Rilke Projekt“ hat das Komponisten- & Produzentenduo Richard Schönherz und Angelica Fleer schon mehrfach sehr erfolgreich die Lyrik von Rainer Maria Rilke vertont. Mit „Wunderweiße ...

Meine Meinung:
Mit ihrem „Rilke Projekt“ hat das Komponisten- & Produzentenduo Richard Schönherz und Angelica Fleer schon mehrfach sehr erfolgreich die Lyrik von Rainer Maria Rilke vertont. Mit „Wunderweiße Nächte“ widmen sie nun erstmals ein Album dieser Reihe den Jahreszeiten Herbst und Winter.

Auf dieser hochwertig produzierten CD finden sich 19 Tracks, die zusammen mit den Künstlern und Sprechern Matthias Koeberlin, Julia Koschitz, Cäthe, Nicholas Müller und Klaus Hoffmann eingespielt wurden. Die Künstler verleihen dabei Rilkes Texten einen passenden, gefühlsbetonten Ausdruck. Die Musik selbst ist sehr stimmungsvoll und abwechslungsreich, was schon die breite Instrumentierung dieses Albums zeigt. Hier finden sich u.a. die angenehmen Klänge von Saxophon, Klarinette, Cello, Akustikgitarre, Geige und Flügel. Selbst ein Akkordeon ist hier mit von der Partie und passt perfekt in das Gesamtkonzept. Wie auch Herbst- und Wintertage ganz unterschiedlich sein können, so weisen die einzelnen Tracks ganz unterschiedliche Stimmungen auf und fangen damit den besonderen Zauber dieser Jahreszeiten gekonnt ein. Dabei ergeben sich auch mal leicht melancholische Untertöne, doch stets passend und nie depressiv, eher einer angenehmen Schwere gleich, auf die alsbald auch wieder heitere Töne folgen.

Meine persönlichen Lieblingssongs, die ich auch als „Anspiel-Tipp“ empfehlen würde, sind „Jetzt ist es Herbst“, „Du, Nachbar Gott“ (hier insbesondere wegen der wunderbar leichten Musik der Akustikgitarre) sowie das swingende „So singt die Welt“. Insgesamt ein tolles und wunderbar gelungenes Konzept-Album – Balsam für die Seele!

FAZIT:
Es ist fast so, als würden Rilkes wunderbar poetische Worte schon immer mit dieser Musik zusammengehören – sie bilden eine Einheit, verschmelzen und wirken zusammen umso stärker.

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Veröffentlicht am 27.09.2018

Absolut humorvoll und mitten aus dem Leben gegriffen – wirklich gute Unterhaltung!

Ich hab's auch nicht immer leicht mit mir
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Meine Meinung:
Anne Vogd ist KKK – nicht Ku-Klux-Klan, sondern Kabarettistin, Kolumnistin und Karnevalistin. Und nun also auch noch Autorin. Treffsicher nimmt sie in ihrem ersten Buch viele Alltagssituationen ...

Meine Meinung:
Anne Vogd ist KKK – nicht Ku-Klux-Klan, sondern Kabarettistin, Kolumnistin und Karnevalistin. Und nun also auch noch Autorin. Treffsicher nimmt sie in ihrem ersten Buch viele Alltagssituationen auf die Schippe - mit viel Wortwitz, flotten Sprüchen und einem feinen Gespür für die kleinen Nickligkeiten des täglichen Lebens. Sei es die Beziehung zwischen Mann und Frau, das Zusammenleben mit pubertierenden Teenagern, das Älterwerden, Patchwork-Familien oder auch Schönheits-OP´s. Anne Vogd hat ein Gespür für die Komik ganz alltäglicher Situationen und weiß zu allen Themen trefflich zu unterhalten. Da wird heutzutage aus dem früher per se negativ belegten „Egoismus“ eine bewundernswerte „Achtsamkeit für die eigenen Bedürfnisse“ oder aus einer Ratte ein politisch korrekt bezeichnetes „Nagetier mir Kanalisationshintergrund“.
Sehr gut gefallen hat es mir, dass Anne Vogd hierbei mit viel Selbstironie unterwegs ist und eben nicht lauter Zoten auf Kosten Dritter reißt, wie so manch anderer Comedian. Entsprechend erkennt man sich in manchen Situationen durchaus wieder – und kann dabei auch über sich selbst lachen. Das ist Humor nach meinem Geschmack!

Zur Hörbuch-Produktion:
Hier liest die Autorin noch selbst! Schwungvoll geht es zu - und in teilweise galoppierendem Tempo. Das passt gut zu Live-Auftritten und Büttenreden, auf CD hätte ich mir an der ein oder anderen Stelle allerdings eine kleine, akzentuierte Pause zum Durchatmen oder besser: Durchlachen gewünscht. Manche Spitzen waren mir zu Beginn noch zu „schrill“ betont, was sich im weiteren Verlauf aber gelegt hat. Insgesamt lässt sich diese sauber produzierte CD sehr angenehm hören.

FAZIT:
Humorvolle Unterhaltung mit viel Wortwitz und flotten Sprüchen – bitte mehr!

Veröffentlicht am 27.09.2018

Fesselnd, faszinierend, fiktiv – aber mit realen Grundlagen und ein überaus atmosphärischer Spiegel dieser Zeit

Der Spielmann (Faustus-Serie 1)
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„Dann verließ er für immer sein Zuhause und machte sich auf den Weg. Noch wusste Johann nicht, dass ihn dieser Weg in die höchsten Höhen und die tiefsten Tiefen führen würde. In die ganze Welt und darüber ...

„Dann verließ er für immer sein Zuhause und machte sich auf den Weg. Noch wusste Johann nicht, dass ihn dieser Weg in die höchsten Höhen und die tiefsten Tiefen führen würde. In die ganze Welt und darüber hinaus.“ (S. 121)

Meine Meinung:
Historische Romane sind normalerweise nicht unbedingt mein Lieblingsgenre, aber die Geschichte um eine der wohl geheimnisvollsten Personen der deutschen Geschichte hat mich von Anfang an gereizt. Berühmt wurde „Faust“ durch Goethe, aber gegeben hat es Doktor Johann Faust(us) wirklich (geboren vermutlich 1478). Über diese historische Persönlichkeit ist nicht Vieles bekannt oder gar belegt, so dass sich in seinem Leben breiter Raum für Spekulationen und Fantasie ergibt, den Oliver Pötzsch in diesem Buch ganz hervorragend ausgenutzt hat!

Zu Beginn lernen wir als Leser den noch jungen „Johann Georg Faustus“ kennen, der fasziniert ist von Gauklern, Zauberern und Spielleuten. Während einer schweren Kindheit und Jugend muss er gleich mehrere Schicksalsschläge hinnehmen und mit 16 beginnt für ihn eine Leben, das man heute wohl als „Road Trip“ bezeichnen würde. Auf der ständigen Flucht vor seiner eigenen Vergangenheit und seinen ureigenen Dämonen verschlägt es Johann quer durch das damalige „Heilige Römische Reich Deutscher Nation“. Im stetigen Begehren, sein Wissen zu vermehren, entwickelt er sich dabei zu einem Universalgelehrten und ihm eilt dabei ein Ruf voraus, der zwischen bewundert und gefürchtet sein changiert. Medicus, Zauberer oder Nekromant sind nur einige der Bezeichnungen, die das Volk für Dr. Faustus kennt. Unglaublich geschickt spielt Autor Oliver Pötzsch dabei immer wieder mit Mystery-Elementen, doch ohne wirklich Mystery zu verwenden. Das hat mir extrem gut gefallen! Was ist Schein, was Wirklichkeit – eine Frage, die sich nicht nur Johann stellt, sondern ich mir als Leser ebenso. Genau so müssen auch den Menschen im ausgehenden Spätmittelalter die neuesten Erkenntnisse und Erfindungen vorgekommen sein, die Wissenschaftler aus Angst vor Verfolgung zunächst oft erst im Geheimen machen konnten. Es ist eine Zeit des Umbruchs kurz vor dem Beginn der Neuzeit. Der Buchdruck verbreitet sich langsam – und damit auch das Wissen – und neue Theorien verbreiten sich trotz des immer schwärenden Vorwurfs der Ketzerei unaufhaltsam weiter, wie etwa, dass die Erde eine Kugel ist („Es ist ein schmaler Grat zwischen dem, was die Kirche glaubt und was sie als Ketzerei verdammt“ - S. 54). So begegnen uns in diesem Buch auch viele Namen bekannter und berühmter Zeitgenossen, wie Leonardo da Vinci, Albrecht Dürer, Amerigo Vespucci oder auch Conrad Celtis und Henricus Cornelius Agrippa von Nettesheim („Occulta Philosophia“).

Untrennbar mit seinem Protagonisten Johann Faustus hat Oliver Pötzsch aber noch eine weitere, historisch belegte Figur von sehr zweifelhaftem Ruf in seinem Roman eingebaut, die ich hier der Spannung halber noch nicht verraten möchte. Deren Zusammenhang mit dem Antagonisten dieser Geschichte bleibt bis zum Ende im Reich der Vermutungen. Insbesondere das Zusammenspiel dieser Charaktere – so gleich, und doch so verschieden! – macht dieses Buch absolut lesenswert und stellenweise wirklich extrem spannend!

Neben dieser unglaublich bewegenden und fesselnden Lebensgeschichte besticht dieses Buch aber auch durch seine liebevolle Gestaltung mit Lesebändchen und farbigen Karten auf den Umschlaginnenseiten sowie insbesondere durch den wunderbaren Schreibstil des Autors, der es immer wieder schafft, die Atmosphäre mit treffenden Worten zu transportieren und Bilder im Kopf entstehen zu lassen („Ein Summen und Klagen, das von irgendwo aus den Tiefen der Gänge zu ihm herüberwehte, ein an- und abschwellendes Quaken, wie aus den Mündern großer blinder Frösche, die in tiefen unterirdischen Seen schwammen.“ - S. 681).

FAZIT:
Eine faszinierende Geschichte mit Tragik, Dramatik, Spannung und auch einigen Mystery-Elementen. Fantastisch!