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Veröffentlicht am 18.11.2018

In memoriam

Marion, für immer 13
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Nora Fraisse hat dieses Buch dem Gedenken an ihre Tochter Marion gewidmet, die sich im Alter von 13 Jahren das Leben nahm.
Die Frage nach dem Grund des Selbstmords ist schnell geklärt: übelstes Mobbing ...

Nora Fraisse hat dieses Buch dem Gedenken an ihre Tochter Marion gewidmet, die sich im Alter von 13 Jahren das Leben nahm.
Die Frage nach dem Grund des Selbstmords ist schnell geklärt: übelstes Mobbing von Klassenkameraden, dem Marion ständig in der Schule, in der Freizeit, sogar in ihrem eigenen Zuhause ausgesetzt war, hat sie zur Verzweiflung getrieben. Die Frage nach den Schuldigen allerdings ist problematischer: weder Mitschüler noch Pädagogen fühlen sich zuständig. Der leidgeprüften Mutter bleibt die quälende Frage, warum sich ihre Tochter nicht mitteilen konnte, ob ihr Tod hätte verhindert werden können. Bei der intensiven Suche nach Auskunft stößt sie auf Abwehr, sogar Feindseligkeit; es herrscht Schweigen, niemand wird zur Rechenschaft gezogen. So beginnt ein langer, verzweifelter Kampf der Eltern mit Schule und Behörden…
Bei aller Tragik versucht Marions Mutter sachlich zu bleiben. Sehr offen und klar beschreibt sie ihre Bemühungen um Gespräche mit denjenigen, die ihre Tochter zu der Verzweiflungstat getrieben haben und jenen, die tatenlos zugesehen haben. Wo findet eine betroffene Familie Rat und Hilfe? Konsequent setzt Nora Fraisse nun all ihre Kraft ein, damit das Thema Mobbing offen diskutiert und vertieft wird, sie gründet sogar einen Verein, der in diesem Sinn beratend und helfend tätig ist. Ihr mahnender Appell liest sich aufrichtig und äußerst eindringlich.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Thema
  • Klappentext
Veröffentlicht am 05.11.2018

Eindrucksvoller Blick hinter Gefängnismauern

Gangsterblues
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„Harte Geschichten“ über harte Jungs erzählt Joe Bausch in seinem Buch Gangsterblues.
Da er als Gefängnisarzt der Justizvollzugsanstalt Werl mit zahlreichen Häftlingen in Kontakt kommt, ist er nicht nur ...

„Harte Geschichten“ über harte Jungs erzählt Joe Bausch in seinem Buch Gangsterblues.
Da er als Gefängnisarzt der Justizvollzugsanstalt Werl mit zahlreichen Häftlingen in Kontakt kommt, ist er nicht nur mit deren Gesundheit befasst, sondern wird oft auch - als Vertrauensperson - in ganz private Lebensgeschichten eingeweiht; denn selbst abgebrühte Gangster verspüren manchmal das Bedürfnis, über sich und ihre Probleme zu sprechen. Der Autor schildert ganz unterschiedliche Fälle: vom Häftling, der gar nicht zurück in die Freiheit entlassen werden will, über den Insassen, der aufgrund eines Justizirrtums einsitzt, bis hin zu einem fast perfekten Mordfall. Dabei hat Bausch all diese Schicksale verfremdet, wie er im Vorwort ankündigt, mit der Intention, sie Alltag und Situation im Strafvollzug spiegeln zu lassen.
"True Crime" - das klingt zunächst einmal recht reißerisch. Doch die zwölf Episoden, die der Autor beschreibt, erwecken den Eindruck von Sachlichkeit und Kompetenz. Joe Bausch schreibt nüchtern und fast ohne Emotionen, wie man ihn auch in seiner Fernsehrolle als Rechtsmediziner im Tatort kennt. Dennoch spürt der Leser die Empathie des Arztes, der in seinen Patienten in erster Linie den Menschen sieht, dem es zu helfen gilt, und nicht den Verbrecher. Mit diesem Buch ist Joe Bausch ein wirklich spannender Einblick in das Leben hinter Gefängnismauern gelungen.

Veröffentlicht am 29.10.2018

Wie der Vater so die Kinder?

Mein Name ist Trump – Hinter den Kulissen von Amerikas First Family
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Vielleicht hätte Emily Jane Fox die Erläuterungen zu der Entstehung ihres Buches besser als Vorwort drucken lassen, anstatt sie im nachhinein folgen zu lassen. So würde deutlicher, dass sie diese Aufgabe ...

Vielleicht hätte Emily Jane Fox die Erläuterungen zu der Entstehung ihres Buches besser als Vorwort drucken lassen, anstatt sie im nachhinein folgen zu lassen. So würde deutlicher, dass sie diese Aufgabe eher mit gemischten Gefühlen anging.
Auch meine Gefühle als Leserin waren gemischt: Ein weiteres Buch über Amerikas umstrittenen Präsidenten? Der Untertitel „Hinter den Kulissen“ ist es, der neugierig macht. Und so schildert die Autorin auf gut fundierte Recherchen gestützt Trumps Privatleben aus der Perspektive seiner Kinder. Der Leser erfährt dabei einiges - ob neu oder bereits in den Medien ausgewalzt - über das öffentliche und private Dasein der „Mini-Voltrons“. Wie sah eigentlich ihre Kindheit aus? Wie haben sie ihre Eltern erlebt und wie gingen sie als Kinder mit dem Medienrummel um, der um Trump´sche Erfolge wie auch Skandale gemacht wurde?
Fox bemüht sich um sachliche Schilderung, dennoch sind (leise) Untertöne von Kritik oder Skepsis zu spüren. Ihr unterhaltsamer Stil, leicht und schnell zu lesen, ebenso wie die Beschreibungen zahlreicher (mir nicht so wichtig erscheinender) Details weisen auf ihren Beruf als Journalistin hin. So fühle ich mich etwa bei Berichten über Hochzeiten der Trump-Nachkommen in die Yellow Press versetzt. Immerhin glaubt der Leser nach dieser Lektüre, Donald Trump und seine Kinder etwas besser zu kennen - wenn auch nicht zu verstehen oder gar zu mögen.
Mit einer Feststellung hat die Autorin absolut recht: ohne so viel neugieriges Publikum und dessen Aufmerksamkeit fiele nur halb soviel Glanz auf diese Familie.

Veröffentlicht am 29.10.2018

"Wir sind nie allein"

Hallo, Jenseits
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Personen wahrnehmen, die nicht (mehr) im realen Leben existieren und die andere Menschen nicht sehen können - ein Albtraum. Kann man trotzdem ein normales Leben führen?
Dolly Röschli schreibt in Hallo, ...

Personen wahrnehmen, die nicht (mehr) im realen Leben existieren und die andere Menschen nicht sehen können - ein Albtraum. Kann man trotzdem ein normales Leben führen?
Dolly Röschli schreibt in Hallo, Jenseits über die Erfahrungen mit ihren speziellen Fähigkeiten, die sie als Kind und während des Prozesses des Erwachsenwerdens gemacht hat.
In ihrem „autobiografischen Sachbuch“ beschreibt sie ihren bisherigen Lebenslauf, die Entwicklung und Schulung ihrer besonderen Begabung im Londoner Arthur Findley College. In gut verständlicher Weise und mit einfachen Worten behandelt sie das Thema Sterben und Tod, das sicher jeden von uns beschäftigt, und gibt Auskunft über Begriffe wie Lebensplan und Inkarnation. Zudem erhält der Leser Einblicke in ihre Arbeit als Medium für Rat- und Trostsuchende. Mit einem Kapitel über praktische Grundübungen zu Meditation im Alltag beschließt die Autorin ihr Buch.
Was ist dran an Medialität? Eine befriedigende Antwort auf diese Frage kann Röschli in ihrem Buch nicht geben, nichts von alledem, was sie berichtet, ist wissenschaftlich nachweisbar. Sie beruft sich auf Sensitivität und das „Bauchgefühl“, das den meisten Erwachsenen abhanden gekommen ist. Ob beim Leser Skepsis überwiegt oder ob er sich überzeugen lässt: Röschli bemüht sich, ihm mit ihren Schilderungen die Angst vor dem Tod zu nehmen.

Veröffentlicht am 25.10.2018

Gut durchdacht und liebevoll gestaltet

Der kleine Drachen kann nicht schlafen
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Was macht eigentlich ein Drachenkind, wenn es abends nicht einschlafen kann?
Der kleine grüne Drache in Christina Wermeschers Bilderbuch hat da einige gute Ideen. Welche wohl hilfreich ist?
Mit einfachen ...


Was macht eigentlich ein Drachenkind, wenn es abends nicht einschlafen kann?
Der kleine grüne Drache in Christina Wermeschers Bilderbuch hat da einige gute Ideen. Welche wohl hilfreich ist?
Mit einfachen Worten und (Klein-)kindgerecht in wenigen kurzen Sätzen erzählt die Autorin von den Einschlafversuchen des jungen Drachen. Die netten Text-Wiederholungen machen den kleinen Zuhörern Spaß und werden ausgesprochen gern mitgesprochen.
Während der Text in großen farbigen Buchstaben auf der einen Buchseite wiedergegeben ist, begleiten ihn ebenfalls ganzseitige, colorierte Zeichnungen auf der gegenüberliegenden Seite. Verbunden durch einen gemeinsamen Farbton, wirken Schrift und Bild als harmonische Einheit. Passend zum Text erscheinen auch Sandy Juds Illustrationen schlicht und klar. Niedliche Details in den Bildern ergänzen die kleine Geschichte wirkungsvoll.
Als zusätzliches Bonbon haben die jungen Leser die Möglichkeit, dem Drachenkind selbst Farbe zu verleihen und die schwarz-weißen Bilder am Ende des Buches bunt auszumalen - entweder nach Vorlage oder ganz nach eigenen Vorstellungen.
Unser Fazit: Ein gut durchdachtes und wirklich liebevoll gestaltetes Kinderbuch, das auch den Erwachsenen Spaß macht.