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Veröffentlicht am 07.04.2018

Ein Gartenkrimi der besonderen Art und nicht nur für Pflanzenfreunde.

Mordzeitlose
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Margrit Kunkel wird in einer Gärtnerei groß, ihre Mutter verstirbt recht mysteriös und Margrit verschreibt sich dem Studium der Botanik. Im Reich der Pflanzen macht sie sich einen Namen und übernimmt die ...

Margrit Kunkel wird in einer Gärtnerei groß, ihre Mutter verstirbt recht mysteriös und Margrit verschreibt sich dem Studium der Botanik. Im Reich der Pflanzen macht sie sich einen Namen und übernimmt die Leitung der Holländischen Gartenakademie in Berlin. Sie entwickelt das Modell des »Slow Gardenings« für eine harmonische Umwelt. Ein Ermittler stellt die Zusammenhänge zwischen dem verschwundenen Freund Margrits und dem Tod ihrer Mutter her.


Patricia Holland Moritz hat einen wundervoll beschreibenden Schreibstil, der Stimmungen und Schauplätze dem Leser auf eine besondere Art und Weise nahe bringt. Man versinkt in ihren Bildern und träumt so vor sich hin, dabei erscheint die kriminalistische Hintergrundgeschichte eher als nebensächliche Lapalie.

Schnell taucht man in Margrits Leben ein und erkennt ihre Probleme in der nicht ausgelebten Kindheit, sieht ihren beruflichen Ehrgeiz und wie sie ihr ganzes Wirken den Pflanzen widmet. Sie hat schon früh ein Ziel vor Augen, den Menschen mit bestimmten Pflanzen das Lebensumfeld zu verschönern und die Welt mit Pflanzen besser zu machen. Während andere Frauen heiraten, Kinder kriegen und soziale Kontakte pflegen, bleibt Margrit, nachdem ihr erster Freund sie verlassen hat, eher zurückhaltend, fast schon introvertiert und arbeitet für eine Gartenzeitung und in ihrem Gewächshaus. In der Welt der Pflanzen scheint sie aufzugehen, an äußerlichen Dingen und speziell an Männern ist sie wenig interessiert und sie hat nur eine einzige besondere Liebelei, die Brieffreundschaft zu einem einflussreichen Leiter einer Gartenakademie.

Die Geschichte hinter der offensichtlichen Geschichte der Gartenkarriere der Margrit K. ist die entscheidende. Man ahnt so einiges, kann es auch teilweise sogar mit Opfern benennen und doch glaubt man nicht an die sich immer mehr anbahnende Offenbahrung der Wahrheit.


Dieser Krimi lebt von den leisen Tönen, er ist ruhig und besonnen und auf keinen Fall ein reißerischer Krimi. Das will er auch gar nicht sein, denn die Autorin beschreibt eine schlichte, harmlos erscheinende Fassade, hinter der das Böse lauert. Mit dem Blick auf die Wirkungsweise von Giftpflanzen, die ja auch eine positive medizinische Wirkung haben, lauert die Gefahr in der negativen Wirkung.

Ich wurde unweigerlich gefangen von dem Thema und konnte tief in die Geschichte eintauchen, streckenweise war es etwas in die Länge gezogen, aber dadurch konnte man noch mehr von den Figuren erfahren.



Ein Gartenkrimi der besonderen Art und nicht nur für Pflanzenfreunde. Ich habe Mordzeitlose gerne gelesen und kann es denjenigen empfehlen, die ruhige Bücher mit schöner Erzählweise schätzen.

Veröffentlicht am 29.03.2018

Sehr anschaulich und lebendig geschriebener Australienroman

Im Schatten des Pfefferbaums
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Der Roman beginnt mit der sympathischen Babs in Palm Springs, USA. Sie hat einen kleinen Sohn und baut sich als Näherin eine Existenz aus dem Nichts auf. Einige Zeit später bekommt sie Besuch ihrer Nichte ...

Der Roman beginnt mit der sympathischen Babs in Palm Springs, USA. Sie hat einen kleinen Sohn und baut sich als Näherin eine Existenz aus dem Nichts auf. Einige Zeit später bekommt sie Besuch ihrer Nichte Cindy.

Di Morrisey führt den Leser mit Cindy auf Entdeckungsreise durch Australien, doch bis es soweit ist, sind schon einmal 120 Seiten vergangen. Das Buch eignet sich gut als Urlaubslektüre, da es an den Leser keine großen Ansprüche stellt.

Es werden zwar die Probleme von Buschbränden und die Spekulation mit Wollpreisen an den Weltmärkten aufgezeigt, aber vom echten Leben im australischen Outback erfährt man nicht viel.

Cindy ist eine unerfahrende junge Frau, voller Entdeckungsfreude und Tatendrang. Als ihr Freund Robbie ihre Freundschaft beendet, um in der Ferne zu studieren, lernt sie den Australier Murray kennen. Ein Wink des Schicksals, Cindy heiratet ihn und folgt ihm ohne große Bedenken bis in seine Heimat. Murray ist der Sohn eines großen Schafzüchters und lebt in der Einöde der australischen Wildnis. Für Cindy ist das zwar ein Kulturschock, aber sie gewöhnt sich immer mehr ein. In den Bars gibt es zu der Zeit sogar noch Geschlechtertrennung. Als Ehefrau und Mutter wird Cindy allmählich ein Teil dieses Landes und fühlt sich wohl.


Die Autorin erzählt sehr anschaulich, bildhaft gewaltig und legt die Stimmungen und Gefühle der Figuren ihres Romanes offen dar. Die Charaktere sprühen vor Emotionen, es gibt viel romantische Momente zwischen den Eheleuten, aber auch jede Menge Differenzen zwischen dem alten dominanten Schafzüchter und der eingeheirateten Cindy. Es gibt ein Rätsel um Murrays verschwundene Mutter, dem Cindy auf die Schliche kommen möchte.

Sehr spürbar ist die Liebe der Autorin zu ihrer Heimat, die sie durch gelungenene und bildreiche Landschaftsbeschreibungen mit Eukalyptusbäumen, hüpfenden Kanguruhs, zahlreichen Schafen und der endlosen Weite dem Leser nahe bringt. Die Problematik dieser unwirklichen, knochentrockenen Gegend wird klar, als Stürme und Buschbrände ihre Opfer suchen. Auch Cindy erlebt eine furchtbare Feuersbrunst am eigenen Leib.

Immer mal wieder tauchen einige Aborigines auf, leider erfährt man nicht viel über ihre Lebensgewohnheiten. Hier hatte ich mir mehr Informationen erhofft.



Sehr anschaulich und lebendig geschriebener Roman, der dem Leser die Einöde Australiens vor Augen führt, aber auch viele Emotionen bereit hält.

Veröffentlicht am 25.03.2018

Ein Roman zum Wohlfühlen, Eintauchen und Miterleben!

Barfuß im Sommerregen
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Dieser Roman hat mich erst allmählich in seinen Bann gezogen. Anfangs konnte mich die Idee mit Romys Unterstützung eines älteren Mannes nicht begeistern. Wie sollte man mit einem kleinen Kind auch noch ...

Dieser Roman hat mich erst allmählich in seinen Bann gezogen. Anfangs konnte mich die Idee mit Romys Unterstützung eines älteren Mannes nicht begeistern. Wie sollte man mit einem kleinen Kind auch noch einen Haushalt und die Arbeit auf dem Land bewerkstelligen. Vor allem, wenn der Hofbesitzer Alfred niemandem auf seinem Hof haben möchte. Doch das Ganze fügt sich dann immer mehr zu einem harmonischen Ganzen, die Personen finden zueinander und Romy findet mit ihrem Sohn nicht nur ein neues Zuhause, sondern entwickelt sogar eine neue Geschäftsidee. Von dem Moment an nimmt die Geschichte an Fahrt auf und hat mich mitgerissen. Ich konnte dank der Erzählperspektive aus Romys Sicht in ihre Person schlüpfen und war ihr und ihren Gedanken ganz nah. Mit Tommi kommt Leben auf den Hof und seine fühlbare Freude an den tierischen Mitbewohnern schwappt auch auf den Leser über.

Mit einigen Überraschungen und kindgerechten und dadurch witzigen Bemerkungen ihres Sohnes bringt der Roman gute Unterhaltung und viel Lebensnähe mit.

Auch Alfred taut auf und zeigt warum er zu einem wortkargen, zurückgezogenen Menschen wurde. Es gab auch in seinem Leben ein Ereignis, das ihn sehr verändert hat. Durch Rückblicke erfährt man mehr von seiner Vergangenheit.

Romy hat in der Vergangenheit erlebt, wie sich ihr persönliches Glück ins Unglück veränderte. Das hat sie innerlich geprägt und so lehnt sie alle glücklichen Erlebnisse auch stets ab. Innerlich erscheint sie mir sehr stark, sie möchte vor allem ihrem Sohn eine gute Mutter sein.

Wie sich die drei Personen einander näher kommen und zueinander finden, ist schön mitzuerleben. Stets sorgt der kleine Tommi mit Kindermund für lustige Stimmung und seine Entdeckerfreude steckt an. Aber auch das gegenseitige Vertrauen ist schön zu beobachten, es entsteht das harmonische Bild einer kleinen Familie. Im Grunde findet Alfred einen Enkel und eine Tochter, die er nie hatte und umgekehrt finden Romy und Tommi Freundschaft und Lebenshilfe von ihren Ersatzvater und Opa.

Mit dem beschriebenen Dorfcharakter und der ländlichen Hofidylle fühlt man sich sofort wohl und möchte selbst die Wachteln füttern, ihre Eier einsammeln und den Esel streicheln. Es kommt ein wenig Urlaubsstimmung auf dem Bauernhof auf.

Mir hat der lockere und authentisch wirkende Schreibstil der Autorin gut gefallen und ich konnte mit den Figuren gemeinsam in die Geschichte eintauchen.

Einige im Roman erwähnte Gerichte gibt es im Anhang als Rezepte. Sehr schön zeigt die Autorin auf ihrer Homepage dazu einige Bilder. Homepage der Autorin

Wie ein Neuanfang auch eine positive Lebensentwicklung bringen kann, zeigt dieser Roman sehr ausdrücklich. Mit viel Gefühl, neuen Freunden und einer Art Vergangenheitsbewältigung kommt man den Figuren hier nahe.



Ein Roman über die Liebe, Freundschaft und einfach zum Wohlfühlen, Eintauchen und fast wie Urlaub machen!

Veröffentlicht am 23.03.2018

Lebensnahe Figuren und turbulente Wendungen unterhalten auf leichte Weise

Verstrickt und zugenäht
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Mit "Verstrickt und zugenäht" erscheint die dritte turbulente Fortsetzung der Spitzenweiber von Frieda Lamberti aus dem Montlake Romance bei Amazon publishing.


Die Geschichte startet in der Hansestadt ...

Mit "Verstrickt und zugenäht" erscheint die dritte turbulente Fortsetzung der Spitzenweiber von Frieda Lamberti aus dem Montlake Romance bei Amazon publishing.


Die Geschichte startet in der Hansestadt Hamburg und es geht weiter bei den Spitzenweibern. Alle sind ratlos, denn wem können sie noch trauen? Immer mehr Geheimnisse, Lügen und Intrigen gilt es zu entdecken und manche Menschen zeigen nicht was sie wirklich denken oder beabsichtigen. Hier gibt es neues von Babette, Franziska, Lore und Stine. Und der Roman beginnt mit einer wunderbaren Hochzeit.

Dieser Roman ist der dritte Teil einer Reihe, mein erstes Buch und ich habe dennoch keine wesentlichen Wissenslücken beim Lesen gehabt, die Figuren wurden mir schnell bildhaft deutich und ihre Beziehungen untereinander klärten sich stets auf. Mir hat das Buch gut gefallen, es ist eine Geschichte voller Herzenswärme, voller lebensnaher Vorgänge und Beziehungen, die wie aus dem echten Leben stammen könnten.

Stine heiratet ihren Simon und noch am Tag der Hochzeit bahnen sich bei ihren Freunden Veränderungen an. Franziska geht nach Spanien zu ihrem Vater und Lore besucht Hubert am Bodensee, werden sie sich wieder annähern? Babette kümmert sich rührend um Danas Zwillinge, und ihr großes Geheimnis wird nun auch gelüftet.


Das Buch liest sich locker weg, mir hat die turbulente Story gute Unterhaltung geschenkt. Die Freundinnen sind total unterschiedliche Charaktere, dank detailgenauer Beschreibung kommt man ihnen schnell näher und ihre unterschiedlichen Eigenschaften wirken sehr authentisch.

Der Schreibstil ist locker und flüssig, überwiegend humorvoll, aber manchmal auch traurig, spannend und die richtige Portion Action ist aber ebenfalls dabei. Dadurch kommt man von Anfang an gut in die Geschichte hinein. Es gibt einige Überraschungen, viele Wendungen und das Buch macht neugierig, die Beziehungen der Figuren untereinander zu verfolgen.



Eine gefühlvolle und temporeiche Geschichte über die Freundschaft, Geheimnisse, Liebe, Verlust und Familie. Auch wenn sich einiges im Buch aufklärt, kann ich mir noch eine weitere Fortsetzung vorstellen.

Veröffentlicht am 20.03.2018

Sehr bewegend, aber auch etwas melodramatisch

Die Nachtigall
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"Die Nachtigall" der US-amerikanischen Autorin Kristin Hannah wurde ein Weltbestseller, vor allem in den USA. 2016 erschien die deutsche Ausgabe als Übersetzung von Karolina Fell bei Rütten & Loening, ...

"Die Nachtigall" der US-amerikanischen Autorin Kristin Hannah wurde ein Weltbestseller, vor allem in den USA. 2016 erschien die deutsche Ausgabe als Übersetzung von Karolina Fell bei Rütten & Loening, einem Unternehmen des Aufbau-Verlages.


Zwei Schwestern im von den Deutschen besetzten Frankreich: Während Vianne ums Überleben ihrer Familie kämpft, schließt sich die jüngere Isabelle der Résistance an und sucht die Freiheit auf dem Pfad der Nachtigall, einem geheimen Fluchtweg über die Pyrenäen.



"In der Liebe finden wir heraus, wer wir sein wollen; im Krieg finden wir heraus, wer wir sind." Zitat Seite 7


Kristin Hannahs Roman beschreibt mit dem Lebensweg zweier Schwestern eine bewegende, weil schreckliche und entbehrungsreiche Zeit des 2. Weltkriegs in Frankreich. Dieser Roman zeigt mit Vianne und Isabelle zwei Frauenschicksale, die ganz unterschiedlich agieren und auf den gut 600 Seiten kommt man ihnen und ihrem Leben sehr nahe.

Die Schilderungen sind umfangreich, es beginnt in der Kindheit der Schwestern, die auch schon von Schicksalsschlägen behaftet war, und auch in ihrem weiteren Leben bleibt ihnen keine Dramatik erspart.

Vianne lebt im kleinen Ort Carriveau im Loire-Tal, sie sorgt für ihre Familie, die sie ohne ihren Mann über Wasser halten muss und versucht daher, sich mit den deutschen Besatzern zu arrangieren, während Isabelle eine impulsive Frau ist, die sich der Résistance anschließt. Dort findet sie Anerkennung und geht ihren persönlichen Idealen nach, Familie ist für sie keine Option. Die unterschiedliche Haltung der Schwestern sorgt für Differenzen zwischen ihnen.




Die Thematik hinter der Geschichte ist gut gewählt, es waren stets die Frauen, die in Kriegszeiten auf sich allein gestellt viele Schwierigkeiten bewältigen mussten und dabei viel Stärke bewiesen haben. Kristin Hannah bringt das sehr bewegend zum Ausdruck. Sie schreibt fesselnd, emotional und ausführlich mit bildhafter Sprache. Dabei wird die Zeit der willkürlichen Unterwerfung durch die Besatzer, der Kältewinter und daraus resultierende allgegenwärtige Hunger sehr glaubhaft dargestellt. Doch das Hauptaugenmerk richtet die Autorin auf die persönlichen Lebenswege der Schwestern und dort lässt sie kein Leid aus, manchmal erschien mir das fast schon ein bisschen zu melodramatisch und übertrieben.

Dennoch hab ich das flüssig erzählte Buch gern gelesen. Es sind die dramatischen Momente, die es lesenswert machen, auch wenn mir einige tiefer gehende historische Hintergründe fehlen.



Insgesamt gesehen lebt das Werk von seiner Themenfülle, es häufen sich ausführlich geschilderte Erlebnisse und einige klischeehafte Betrachtungen zeigen den typisch amerikanischen Blick der Autorin auf Frankreich, auf das Geschehen und die Willkühr unter deutscher Besatzung. Dass es auch unter den Besatzern in Deutschland der Bevölkerung nicht anders erging, ist im Roman nicht zu erfahren.

Positiv aufgefallen ist mir, dass die Autorin mit der Figur des Hauptmanns Wolfgang Beck nicht nur negative deutsche Charaktere zeigt. Das ist aus amerikanischer Sicht eher selten.


Dieser Roman zeigt nicht nur ein bedrückendes Bild vom Gräuel des Krieges, er steht beispielhaft für die Stärke zahlreicher Frauen, die unter enormen Entbehrungen ihre Familien durch die Mangeljahre und Kriegszeiten gebracht haben. Diesen Frauen, egal aus welchem Land, gebührt für ihre Leistung unsere Anerkennung und Achtung.