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Veröffentlicht am 13.02.2018

Sizilianische Atmosphäre mit interessanten Einblicken in den Thunfischfang und einem spannenden Fall von Mord und Kunstraub!

Sizilianische Rache
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"Sizilianische Rache" ist bereits der zweite Band der Reihe um den Ermittler Luca Santangelo. Auch wenn ich den ersten Teil nicht kenne, war ich sofort mitten im Geschehen und hatte keine Verständnisprobleme. ...

"Sizilianische Rache" ist bereits der zweite Band der Reihe um den Ermittler Luca Santangelo. Auch wenn ich den ersten Teil nicht kenne, war ich sofort mitten im Geschehen und hatte keine Verständnisprobleme. Es gibt allerdings einige Handlungsstränge, die verschiedene Familien beschreiben und auch weit in die Vergangenheit ins Jahr 1914 hineinreichen. Hier muss man die Personen für sich etwas ordnen und bekommt im Verlauf der Lektüre einen umfassenden Überblick.

Luca Santangelo ist eigentlich Journalist, doch jetzt geht es um seinen Sohn und er versucht, entlastende Beweise in diesem Mordfall zu suchen. Luca wirkt recht sympathisch, hat eine intelligente und einnehmende Lebensgefährtin, Ada, und ist froh, wenn ihn seine Ex-Frau, eine ziemlich schwierige Person, in Ruhe lässt. Es beginnt eine aufregende Suche nach dem richtigen Mörder. Luca kennt keine Berührungsängste und fühlt den Leuten auf den Zahn, ungeachtet ihrer Stellung oder ihres Gebahrens.

Ann Baiano merkt man ihre Vorliebe zu Sizilien direkt beim Lesen an. Sie lässt uns teilhaben an der sommerlichen Atmosphäre dieser schönen Landschaft, aber auch an der besonderen Lebensart der Sizilianer. Man fährt Motorroller, trinkt Espresso und Marsala, isst Antipasti und entgeht der mittäglichen Hitze bei einer Siesta. Wir erleben in beschreibenden Rückblenden wie hier an der Küste schon seit Generationen der Thunfischfang durchgeführt wurde und erfahren wie dieser früher die größte Einkommensquelle darstellte.

Ann Baiano schreibt wunderbar flüssig und entspannend, ohne dass die Krimispannung leidet. Außerdem ist die Geschichte Siziliens und insbesondere der Thunfischfang absolut bildhaft dargestellt. Sie zeigt sehr anschaulich die alte Tradition des Thunfischfangs, Mattanza genannt und führt den Leser außerdem ein in eine sagenhafte Welt alter phönizischer Gottheiten und abergläubischer Sagen.

Das ist nicht immer einfach zu verstehen, gerade die personellen und inhaltlichen Verknüpfungen zwischen früher und heute muss man erst mal begreifen. Sehr besonders sind ihre gut gezeichneten Charakterbeschreibungen, die sie mit Eigenarten, speziellen Wünschen und Lebensvorstellungen ausstattet und die regelrecht zu leben scheinen. Diese Wünsche bringen Menschen mitunter dazu, kriminelle Taten zu begehen, wie Luca Santangelo schliesslich feststellt.


Mich hat dieser vielschichtige Kriminalroman mit seiner spannenden Handlung und mit den sizilianischen Flair mitgenommen und mit der Mattanza, der alten Form des Thunfischfangs, gut unterhalten.

Veröffentlicht am 13.02.2018

Komplexe Handlung und eine gut durchdachte Story

Im Wald (Ein Bodenstein-Kirchhoff-Krimi 8)
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Der Krimi ist fesselnd und mitnehmend geschrieben, die Autorin versteht ihr Fach wirklich bestens. Was mich gestört hat, sind die vielen involvierten Personen des Dorfes, die durch die Zeitspanne von 40 ...

Der Krimi ist fesselnd und mitnehmend geschrieben, die Autorin versteht ihr Fach wirklich bestens. Was mich gestört hat, sind die vielen involvierten Personen des Dorfes, die durch die Zeitspanne von 40 Jahren auch noch verschiedenste verwandschaftliche Beziehungen eingegangen sind. Hier noch klar durchblicken zu können, erfordert höchste Aufmerksamkeit und Konzentration. Es gibt auch ein Personenregister, das man zu Rate ziehen kann. Dennoch hat mich diese Menge an möglichen Tätern und Motiven durchaus angestrengt.

Dabei ist die Handlung äußerst interessant, weil die die aktuellen Fälle in Bodensteins Vergangenheit führen. Mit seinen Kindheitsfreunden verbindet ihn ein grausames Ereignis, über das im Dorf nie groß und offen geredet wurde. Wie hängt das Verschwinden des kleinen Arturs mit den neuen Fällen zusammen. Auch die Polizei rätselt lange daran herum, zu verworren sind die Personenkonstellationen und zu verschlossen die Bewohner. Es gibt einige Geheimnisse, die die Dörfler mit sich herum tragen und erst allmählich lichtet sich das Dunkel.

Natürlich sind wieder die alten bekannten Kollegen mit dabei. Pia und ihr Exmann, der Gerichtspathologe Henning Kirchhoff, Nicola Engel und Cem Altunay sind wieder mit von der Partie und ihre Charaktere gut erkennbar gezeichnet. Doch auch der neuer Kollege Tariq Omari bringt Abwechslung in die Truppe. Er ist ein hochintelligenter Syrer mit einem photografischen Gedächtnis und hat die Dialoge erfrischend bereichert.

Nele Neuhaus hat ein Händchen dafür, ihre Leser auf die falsche Fährte zu führen. Dank einiger Spurensuche im dunklen Wald und unerwarteten Handlungen und Ereignissen bleibt die Spannung relativ konstant auf einem hohen Level. Auch bleiben das Motiv und der Täter bis zum Ende offen und so kann man gar nicht anders als das Buch durchlesen. Die bildhafte Sprache und die vielseitigen Stimmungsbilder und Personenbefragungen innerhalb der Figuren führen den Leser unterhaltsam durch den Krimi. Doch wie gesagt, man muss schon ein aufmerksamer Leser sein, um das Ganze zu durchschauen.



"Im Wald" sorgt mit seiner komplexen Handlung und einer gut durchdachten Story für fesselnde Lesestunden. Auch das Ermittlerteam hat mich gut unterhalten, besonders der Neue, Tariq Omari, hat sich gut eingeführt.


Veröffentlicht am 13.02.2018

Aufwühlend und ergreifend, sprachlich anspruchsvoll, nimmt das Thema Schuld und Vergebung des Holocaust auf!

Bis ans Ende der Geschichte
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Sage ist eine junge Frau mit seelischen Problemen, der Tod ihrer Mutter lässt sie nicht los. Sie gibt sich daran die Schuld. Auch ihr privates Glück lässt sie nicht zu, sie hat eine Affäre mit einem verheirateten ...

Sage ist eine junge Frau mit seelischen Problemen, der Tod ihrer Mutter lässt sie nicht los. Sie gibt sich daran die Schuld. Auch ihr privates Glück lässt sie nicht zu, sie hat eine Affäre mit einem verheirateten Mann, den sie nicht zu lieben scheint.

Josef ist als Deutscher schon lange in den USA und ein anerkanntes Mitglied der Gesellschaft seines Wohnortes. Er ist ehrenamtlich tätig und gilt als hilfbereit und gutherzig. In der Trauergruppe trifft er auf Sage und sie öffnet ihm ihr verschlossenes Wesen. Später erfährt man, dass Josef Nazi war und als SS-Offizier Aufseher im Konzentrationslager gearbeitet hat. Sages Großmutter Minka ist Holocaust-Überlebende und war in diesem KZ.
Da Josef mit seiner Schuld nicht leben kann, bittet er Sage um Hilfe beim Sterben.

Von Minka erfährt man von ihrer unbeschwerten Kindheit in einem polnischen Dorf, sie will Schriftstellerin werden. Doch dann bricht der zweite Weltkrieg aus und als Juden wird die Familie gezwungen, ins Ghetto zu ziehen.

Leo ist Bundesagent eines Büros für Menschenrechte. Er verfolgt Kriegsverbrecher aus der NS Zeit und sorgt für ihre Abschiebung und Verurteilung.


Die Thematiken dieses Buches sind keine leichte Kost. Es gibt bewegende Schicksale, die erschüttern und aufwühlen. Dabei ist die Recherche der Autorin wirklich authentisch und die Geschichte liefert viele Denkanstösse.

Jodi Picoult hat einen großartigen, einnehmenden Schreibstil, ihre Figuren sind lebendig und vielseitig und als Leser wird man emotional an der Handlung gefesselt. Dabei werden die Themen des Holocaust mit den Folgen wie Schuld, Trauer und Verbrechen sehr sensibel aufgegriffen. Hier wird keine bloße Verurteilung der Personen vorgenommen, sondern aus verschiedenen Perspektiven gezeigt, wie Juden und auch Nazis die Zeit erlebten. Picoult zeigt damit, wie schwierig der Umgang mit dem Thema sich auch heute darstellt.

Meine einzige Kritik besteht darin, dass dieser Roman mit seinen Nebencharakteren überfrachtet ist, die jeweils die Protagonistenrolle einnehmen. Die Einbindung dieser Figuren in die Handlung wirkt durch die vielen Erzählstränge ein wenig konstruiert und ermüdend. Außerdem fehlt dem Ganzen ein Ablauf, der die Emotionen beschreibt, hier geht es eher um Gewissenskonflikte und die Darstellung von Gräueltaten. ie Charaktere hineinzuversetzen bzw. sie zu verstehen.

"Bis ans Ende der Geschichte" ist ein wirklich bewegendes Buch, das viele Denkanstöße liefert und die Beschäftigung mit den schwierigen Themen Schuld, Vergebung, Gnade und Rache anregt.

Veröffentlicht am 06.02.2018

Echte Wohlfühlgeschichte mit Suchtpotential

Die Chocolaterie der Träume
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"Die Chocolaterie der Träume" ist der 2. Band der Romanreihe aus der Valerie Lane von Manuela Inusa. Die Bücher erscheinen im Blanvalet Verlag.

Keira führt mit viel Leidenschaft ihre eigene Chocolaterie ...

"Die Chocolaterie der Träume" ist der 2. Band der Romanreihe aus der Valerie Lane von Manuela Inusa. Die Bücher erscheinen im Blanvalet Verlag.

Keira führt mit viel Leidenschaft ihre eigene Chocolaterie in der Valerie Lane. Sie liebt ihren Laden und die Herstellung von Pralinen und den Umgang mit ihren Kunden. Leider ist sie in ihrer langjährigen Beziehung mit Jordan nicht mehr richtig glücklich. Er hat sogar an ihren weiblichen Kurven etwas auszusetzen und das gibt ihr zu denken. Zum Glück hat sie ihre Freundinnen und dann ist da noch dieser gut aussehende Kunde, der jeden Montag bei ihr Pralinen kauft. Wenn er doch nur nicht verheiratet wäre.

Diese Buchreihe widmet sich nach und nach den verschiedenen Ladeninhaberinnen in der Valerie Lane, einer zauberhaften Einkaufsstrasse in Oxford. Nachdem wir Laurie mit ihrem Teegeschäft näher kennengelernt haben, geht es in diesem Band um Keira’s Chocolates.

Keira führt mit viel Leidenschaft ihre Chocolaterie und kreiert in liebevoller Handarbeit leckere Pralinen. Bei all den süßen Köstlichkeiten nascht sie nur allzu gern selbst. Man muss ja wissen was man verkauft und wie es schmeckt. Und deswegen hat Keira auch keine Modelmaße vorzuweisen, sondern ist sehr kurvig. Das stört ihren langjährigen Freund Jordan und er macht ihr das auch immer häufiger deutlich. Ihre Beziehung kann man nicht mehr glücklich nennen, sie leben nebeneinander her und Keira leidet unter den Zurechtweisungen von Jordan.

Man wird schnell mit Keira vertraut und fühlt und leidet mit ihr. Jordans Anspielungen machen ihn zum ungeliebten Charakter im Buch. Sieht er denn nicht, dass Keira sich in ihrem Körper doch recht wohl fühlt? Ich konnte mich gut in sie hinein versetzen und habe mich gefragt, warum sie diese unglückliche Beziehung nicht beendet. Auch ihre Freundinnen bestärken sie in diesem Gedanken und dank der Unterstützung gelingt es ihr schliesslich.


Dieses Buch ist noch "süßer" als der erste Band, das liegt zum Teil an den leckeren Pralinen, aber auch am herzlichen Umgang der Frauen miteinander.

Die Geschichte wird wieder mit sehr viel Sinn für eine schöne Atmosphäre erzählt. Mir gefällt der Zusammenhalt der Frauen in der Valerie Lane ganz wunderbar und es macht richtig glücklich zu lesen, wie sie sich auch für andere Menschen einsetzen. Die Freundinnen bestärken Keiras Selbstbewusstsein und machen ihr Mut für einen schwierigen Schritt in ihrem Leben. Die vorhersehbaren Entwicklungen im Buch verzeiht man hier gerne.

Dieses Mal trifft man wieder auf alte Bekannte, wie die alte Mrs. Whitherspoon und dann zieht auch noch ein neuer Nachbar hinzu, der den Blumenladen zu neuem Leben erwecken will. Ein Mann unter den ganzen Frauen? Man kann auf die weiteren Bände gespannt sein


Echte Wohlfühlgeschichte, die zwar leichte Lektüre und etwas vorhersehbar ist, aber dennoch durch die schöne Atmosphäre und die vielen Pralinen Suchtpotential hat.

Veröffentlicht am 27.01.2018

Heiterer Lesespaß mit lebensnaher Story

Kaktus-Serie 1: Ich wollt, ich wär ein Kaktus
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"Ich wollt, ich wär ein Kaktus" ist ein Kinderbuch von Autorin Mina Teichert für die Altersklasse der 10-12-jährigen. Es erscheint 2018 bei Planet! zugehörig dem Thienemann-Esslinger Verlag.


Lu ist 10 ...

"Ich wollt, ich wär ein Kaktus" ist ein Kinderbuch von Autorin Mina Teichert für die Altersklasse der 10-12-jährigen. Es erscheint 2018 bei Planet! zugehörig dem Thienemann-Esslinger Verlag.


Lu ist 10 Jahre alt, spielt Trompete und liebt Kakteen. Sie durchlebt gerade eine schwierige Zeit, denn ihre Eltern haben sich getrennt und sie zieht mit ihrer Mutter zu Oma Käthe aufs Land. Neue Schule, keine Freunde und auch noch die Trennung von Papa. Es ist schrecklich, Lu wäre selbst gern ein Kaktus und würde dann allen ihre Stacheln zeigen. Wie wird sie sich in der neuen Klasse zurechtfinden und hat sie überhaupt Lust auf Veränderungen und neue Freunde? Niemand fragt sie.



Die Trennung der Eltern sorgt bei Lu, eigentlich Lucinda, zu einer extremen Veränderung ihres bisherigen Lebens. Und dann will ihre Mutter auch noch aufs Land zu Oma Käthe ziehen, dort kennt Lu niemanden und Papa ist auch weit weg. Mamas neuer Freund Jo ist ihr egal, am liebsten wäre Lu ein Kaktus, dann hätte sie keine Gefühle und andere würden sich von ihr fernhalten.

Man erlebt mit Lu ihre turbulenten Gefühle, Sorgen und Ängste vor dem neuen Unbekannten, die sie in der neuen Umgebung und Schule erwarten. Mit 10 Jahren ist sie zwar kein kleines Kind mehr, aber die Neuerungen und der familiäre Riss machen ihr schwer zu schaffen. Also benimmt sie sich wie ein Kaktus, sollen die anderen doch mal sehen, was sie davon haben.

Lu testet ihre Stacheln, denn sie möchte nicht noch mehr verletzt werden. Das ist in ihrer Lage durchaus verständlich. Von Scheidungskindern wird viel verlangt, hier gelingt es Mina Teichert wunderbar, das anschaulich und mit Humor und lebensnah darzustellen.

In der Schule gibt es ordentlich Trubel, Lu hat schon am ersten Tag eine Feindin, aber auch eine neue Freundin gewonnen. Und dann ist da auch noch Julian, der sieht richtig toll aus und Lu freut sich immer wenn sie ihn sieht. Ist sie etwas verknallt?

Als Leser fühlt man automatisch mit Lu mit, ihr Trotzverhalten ist verständlich und nachvollziehbar. Doch allmählich findet sie sich nicht nur mit der veränderten Situation ab, sie bekommt neue Freunde, trotzt fiesen Mitschülern und wird immer selbstbewusster. Auch mit Jo, Mamas Freund, kann sie sich abfinden, er ist eigentlich recht nett.

Das Verhalten eines Kindes in einer solchen Situation ist nachvollziehbar, lebensnah wird hier gezeigt, wie sich in Lus Leben alles gegen sie zu verschwören scheint. Man kann ihr Trotzverhalten gut verstehen, es scheint so, als ob die Erwachsenen nur an sich denken würden.

Da liegt es nahe, dass Lu gern ein Kaktus wäre, sich hinter ihrer stacheligen Schale am liebsten einigeln würde und Gefühle nicht mehr zulassen möchte. Selbst ihre Oma Käthe geht ihr am Anfang auf den Geist.
Ich habe bei Lus Aktionen und Gefühlen geschmunzelt und habe gehofft, dass sich auch für sie eine positive Veränderung ergeben wird und ihre Mutter Verständnis für ihre Ängste haben würde.

Denn diese Trennung kann auch eine neue Chance für Lu sein und neue Freunde und ein neues Zuhause bedeuten. Man muss es nur als eine neue Chance ansehen und neue Gefühle zulassen, auch wenn man sich als Kaktus fühlt.



Dieses Buch ist sehr lebendig und frisch geschrieben, es spricht Kinder in einer Trennungsphase an und bringt auch andere auf die Idee, darüber mal nachzudenken.