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Veröffentlicht am 19.07.2019

Rockstar trifft auf schüchterne Nanny

My Perfect Ruin
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In „My perfect Ruin“ erzählt Cherrie Lynn die Geschichte des geschiedenen Rockmusikers Elijah, Eli, der seine zwei Söhne über den Sommer mit auf Tournee nehmen möchte. Doch seine Ex gibt sie ihm nur im ...

In „My perfect Ruin“ erzählt Cherrie Lynn die Geschichte des geschiedenen Rockmusikers Elijah, Eli, der seine zwei Söhne über den Sommer mit auf Tournee nehmen möchte. Doch seine Ex gibt sie ihm nur im Paket mit Nanny Iris mit, die mit der ganzen Rockszene im Allgemeinen und Männern im Speziellen nichts zu tun haben will. Nun wird sie für zwei Monate mit einem wütenden Musiker in einen Tourbus gesperrt... das kann doch nur schief gehen?

Die Geschichte wird aus der dritten Perspektive erzählt, wobei abwechselnd Iris und Eli in den Fokus gerückt werden, sodass man deren Ansichten, Gedanken und Gefühle näher ausgeführt bekommt. Der Schreibstil lässt sich flüssig lesen, hat jetzt aber nichts sonderlich Aufregendes an sich.

Die Grundidee der Geschichte fand ich super, da hier mal ein Musiker im Mittelpunkt steht, der sich die Hörner schon abgestoßen hat, zur Ruhe gekommen ist und Kinder hat. Das fand ich eine interessante Perspektive. Auch der Gegensatz zwischen Rocker und der streng gläubig aufgewachsenen Iris ist klasse und hätte durchaus Potenzial. Ich sage „hätte“, weil das Potenzial, meiner Meinung nach, nicht ausgeschöpft wurde. Iris gibt bei allem nach, wehrt sich nie und klammert sich an irgendwelche Überzeugungen, die nicht einmal ihre eigenen sind. Mich hätte hier nun wirklich interessiert, wie sie sich weiterentwickelt und verändert, doch das geschieht nicht. Stattdessen werden die immer gleichen Sorgen gebetsmühlenartig wiederholt und durchgekaut, bis einzig eine fade Pampe übrig bleibt und ich mir das Ende herbei gesehnt habe.

Iris‘ Verhaltensweisen konnte ich irgendwann einfach nicht mehr nachvollziehen und sie kamen mir völlig überzogen vor und dazu noch das ständige Geheule. Wenn sie nicht miteinander geschlafen haben, hat sie geheult oder mal wieder die gleichen Gedanken gedacht...

Eli hingegen fand ich ganz vernünftig und wirklich süß. Ihn mochte ich von allen Charakteren am liebsten. Es ist beeindruckend, wie er sich mit den ganzen verrückten Frauen rumschlägt und dabei noch Zeit für seine Söhne und Musik findet. Doch obwohl das Buch relativ viele Seiten hat, erfährt man nicht sonderlich viel über ihn und wie er zur Musik und seiner Karriere kam, was ich schade fand.

„Die Musik mochte seine Seele vor langer Zeit verdammt haben, aber sie hatte ihn auch in allerletzter Minute gerettet.“

(Wie genau die Musik das gemacht hat, erfährt man leider nicht)

ACHTUNG SPOILER!

Am schlimmsten fand ich es jedoch am Ende. Iris ändert ihre Meinung praktisch von einer Seite auf die andere um hundertachtzig Grad und sämtliche Bedenken sind auf einmal Puff weg. Wann und wie ist das bitte passiert? Da wird man erst Seitenlang mit ihren Sorgen gequält und dann sind sie plötzlich hinfällig. Ich weiß nicht, ob die Autorin da auch genug von ihrer eigenen Protagonistin hatte, aber mir hat da irgendwie der gesamte Denkprozess gefehlt.

SPOILER ENDE

Ich lese gern Rockstargeschichten und habe auch schon einige gelesen, aber die hier zählt für mich zu den schlechteren, einfach weil ich irgendwann nur noch genervt war und mir die ständigen Wiederholungen bei fehlendem Tiefgang bestimmter Themen auf die Nerven gingen. Es gibt auch keine witzigen Situationen oder Wortgefechte, die das Ganze auflockern würden. Die Idee ist super und der Anfang war auch ganz nett und Eli ist toll, daher zwei Sterne.

Vielen Dank an NetGalley und den LYX Verlag für die Bereitstellung des Leseexemplars, was jedoch keinen Einfluss auf meine Meinung hat.

Veröffentlicht am 19.07.2019

Bewegende Geschichte um den Kampf mit inneren Dämonen und um die Liebe

Bittersweet Always (Gray Springs University 2)
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Im zweiten Band der „Gray Springs“ Reihe erzählt Anna Fields die Geschichte von Toby und Pippa. Sie besuchen beide das gleiche College und lernen sich über ihre Freunde kennen und sofort fliegen die Funken ...

Im zweiten Band der „Gray Springs“ Reihe erzählt Anna Fields die Geschichte von Toby und Pippa. Sie besuchen beide das gleiche College und lernen sich über ihre Freunde kennen und sofort fliegen die Funken zwischen ihnen. Doch irgendetwas hält Pippa, die noch damit zu kämpfen hat, dass der depressive Vater die Familie verlassen hat, zurück, irgendetwas ist anders an Toby. Als sie schließlich von seinen Dämonen erfährt, ist es zu spät. Sie hat sich bereits verliebt, aber reicht Liebe, um die schlimmsten Dämonen, die in unseren Köpfen, zu vertreiben?

Das Buch wird abwechselnd aus der Ich-Perspektive von Pippa und Toby erzählt, sodass man einen guten Einblick in das Gefühlsleben der beiden erhält und da ist mächtig was los. Den Schreibstil der Autorin mag ich sehr gerne. Er lässt sich flüssig lesen und sie geizt nicht mit Adjektiven, wodurch ich mir alles noch besser vorstellen kann. Zudem sind ihre Beschreibungen so packend, dass ich das Leid, aber auch die Freude richtig spüren konnte.

Das Thema Depressionen wird hier sehr sensibel angegangen, aber schonungslos ehrlich geschildert. Besonders gut hat mir dabei gefallen, dass gezeigt wurde, dass es manchmal einen Anstoß von außen braucht, aber niemand den Kampf für einen führen, sondern einen lediglich dabei unterstützen kann. Die Geschichte ist kein gerades Rennen zum Ziel, sondern nimmt zahlreiche Kurven und Höhen und Tiefen mit, wie im echten Leben.

Und die Geschichte macht Hoffnung, denn sie zeigt, dass es Menschen gibt, die an den Dämonen vorbeischauen und einen für den sehen können, der man ist. Toby kämpft nicht allein, denn er hat tolle Freunde, die zu ihm halten, auch wenn er das nicht sieht und sie so manches Mal vor den Kopf stößt. Dieser Zusammenhalt hat mir wirklich gut gefallen.

„Liebe war nicht herrlich und wunderbar. Sondern unschön, unfair und manchmal eine Last.
Manchmal. Weil das Gute das Schlechte überwog, und ich kannte sein Herz. Und er kannte meines auf einer Ebene, die über alles Rationale hinausging.
Es ging nicht darum, sich damit abzufinden oder es zu ertragen. Es ging darum, jemanden zu lieben und zu wissen, dass er ein guter Mensch war, auch wenn das Schlimmste in ihm zum Vorschein kam.“

Mich hat die Geschichte der beiden bereits im ersten Teil interessiert und sie hat meine Erwartungen sogar noch übertroffen. Die Autorin ist wirklich unglaublich gut darin, das Innenleben ihrer Protagonisten auszubreiten und einen mit auf eine emotionale Reise zu nehmen.

Einzig der Einstieg in das Buch ist mir schwergefallen, weil das erste Drittel die Geschehnisse aus Band eins wiedergibt, den ich schon kannte, und so ständig damit beschäftigt war, Vergleiche und Verknüpfungen zu ziehen. Hier hätte sich die Autorin, meiner Meinung nach, klar entscheiden sollen, ob die Bücher unabhängig voneinander gelesen werden können sollen oder in einer zusammenhängenden Reihenfolge. So ist es leider weder Fisch noch Fleisch und ich fürchte, dass es beim dritten Band ähnlich sein wird, da René und Callum und ihre Probleme auch immer wieder in diese Geschichte integriert wurden. Aber das ist mein einziger Kritikpunkt und hat mich im Hinblick auf das große Ganze nicht allzu sehr gestört.

Kurz es ist ein emotionales Buch, welches das Thema mentaler Krankheiten sensibel aufgreift vor dem Hintergrund einer tief gehenden Liebe und der üblichen Zukunftsängste, denen sich junge Erwachsene in diesem Alter stellen müssen. Ich habe es geradezu verschlungen, viele Stellen markiert und es hat lange nachgehallt.

„Aber so lange, wie die guten Tage die schlechten überwiegen und die schlechten nicht mehr annähernd so schlimm sind wie früher, habe ich gewonnen.“

Vielen Dank an NetGalley und den Forever Verlag für die Bereitstellung des Leseexemplars, was jedoch keinen Einfluss auf meine Meinung hat.

Veröffentlicht am 08.07.2019

Ein Märchen von Grausamkeit und Tod

Das Labyrinth des Fauns
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„Das Labyrinth des Fauns“ ist Cornelia Funkes literarische Version von Guillermo del Toros Film „Pan‘s Labyrinth“, in dem die Geschichte von Ofelia, einem dreizehnjährigen Mädchen, sowie einer Gruppe spanischer ...

„Das Labyrinth des Fauns“ ist Cornelia Funkes literarische Version von Guillermo del Toros Film „Pan‘s Labyrinth“, in dem die Geschichte von Ofelia, einem dreizehnjährigen Mädchen, sowie einer Gruppe spanischer Rebellen und dem gegnerischen General erzählt wird. Dieser wurde in einen entlegenen Wald versetzt, aus dem er die Rebellen verscheuchen soll. Er lässt seine hochschwangere Frau und seine Stieftochter, Ofelia, zu sich bringen. An diesem düsteren Ort findet Ofelia Trost in der Begegnung mit einem Faun, der behauptet, sie sei eine Prinzessin, wenn sie drei Aufgaben erfüllen kann.

Ich liebe die Bücher von Cornelia Funke und bin mit ihnen aufgewachsen. Ihre magischen und fantasievollen Geschichten haben mich immer wieder aufs Neue fasziniert und begeistert, weshalb ich ganz gespannt auf dieses Buch war. Nach Lesen des Klappentextes hatte ich auf einen verzauberten Wald, knifflige Aufgaben und viel Magie gehofft. Dabei sei noch anzumerken, dass ich noch nie von dem Film gehört und keine Ahnung von dessen Inhalt hatte. Ja, ich lebe offensichtlich hinter dem Mond.

Anstatt Magie bekam ich Grausamkeit, anstatt kniffliger Aufgaben einen brutalen Kampf zwischen zwei Kriegsparteien, dessen Hintergründe nicht näher erläutert werden. Wissen um die spanische Geschichte wird vorausgesetzt. Hoffnung sucht man vergebens in diesem Buch, es ist düster, grausam, brutal. Nicht einmal die Feen sind niedlich, sondern werden als insektenartige Wesen beschrieben, es wirkt, als kämen die Kreaturen alle eher aus der Hölle als aus einem Zauberwald.

Die Geschichte hat mich ziemlich verstört und schockiert zurückgelassen, weshalb ich mich mal über den Film erkundigt und dessen Zusammenfassung gelesen habe. Diese liest sich wie die Zusammenfassung des Buches. Also kann man Frau Funke den Inhalt nicht zum Vorwurf machen.

Im Gegenteil hat sie die Hauptgeschichte mit kleinen Geschichten ausgebaut, die alle zwei bis drei Kapitel eingeflochten wurden und auf wirklich geschickte Weise miteinander verknüpft waren und eine Art Hintergrundgeschichte zur magischen Seite des Buches lieferten. Das fand ich wirklich super gemacht.

Genauso toll fand ich den detailreichen Erzählstil, der für ein sehr bildliches Kopfkino gesorgt hat. Es wird aus der Sicht eines allwissenden Erzählers geschrieben, sodass man Einblicke in das Leben von Personen auf jeder „Seite“ bekommt. Die Übergänge sind dabei fließend und fantastisch gewählt. Die Erzählweise hat mich an die von Märchen erinnert und sich trotz der bildlichen Beschreibungen von Gefühlen distanziert angefühlt. Das war in dem Sinne gut, als dass mich die Grausamkeit nicht mit voller Wucht getroffen hat. Allerdings hat es auch dafür gesorgt, dass mir die Charaktere nicht sonderlich wichtig waren und ich mich auch innerlich distanziert habe.

Die Figuren und Geschichte sind ziemlich schwarz weiß, es gibt die Guten und die Bösen, aber alle sind gleich brutal und dazwischen wandelt die dreizehnjährige Ofelia. Aufgrund der Beschreibungen von ihr und ihrem Verhalten hätte ich sie jedoch viel jünger eingeschätzt, wahrscheinlich nicht einmal neun Jahre alt. Denn gerade zu der Zeit waren die Leute schon früher reifer, einfach weil sie mussten. Von meiner Oma weiß ich beispielsweise, dass sie bereits mit vierzehn ihre Ausbildung begann und Ofelia liest nur Bücher und scheint auch keine Ahnung von Schwangerschaften und anderen „Erwachsenendingen“ zu haben. Da haben Alter und Verhalten für mich so gar nicht zueinander gepasst.

Das Buch lässt mich wirklich hin und her gerissen zurück und hat mich mehr als einmal schockiert. Es ist auf keinen Fall ein Kinderbuch, sondern aufgrund der Brutalität eher für eine ältere Leserschaft geeignet, was sich mit dem kindlichen Cover und märchenhaften Erzählweise beißt. Es ist ein Buch, das in mir viele widersprüchliche Gefühle hervorruft.
Inhaltlich war ich nicht ganz so begeistert, einfach weil es mir zu brutal und hoffnungslos war, was vermutlich gut zur damaligen Zeit passt, für mich jedoch nichts mit einem magischen Labyrinth zu tun hat. Aber schriftstellerisch ist es wirklich toll und ein Genuss zu lesen. Es ist ein düsteres Märchen, das zur Hälfte über die kämpfenden Kriegsparteien berichtet und zur Hälfte über Ofelias persönliches Drama mit einem Hauch Magie. Das Buch ist nicht das, was ich aufgrund von Cover und Klappentext erwartet hatte, aber die Geschichte hat mich trotz allem gepackt und lange nicht mehr losgelassen.

Vielen Dank an NetGalley und den Fischer Verlag für die Bereitstellung des Leseexemplars, was jedoch keinen Einfluss auf meine Meinung hat

Veröffentlicht am 05.07.2019

Von gestohlenen Küssen, verlorener Freude und gefundener Liebe

Idol - Gib mir deine Liebe
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Im dritten Teil der VIP-Reihe wird nun endlich die Geschichte von John/Jax erzählt, der aufgrund seines Selbstmordversuches in den anderen Büchern schon öfters erwähnt wurde. Nun soll auch er sein Happy ...

Im dritten Teil der VIP-Reihe wird nun endlich die Geschichte von John/Jax erzählt, der aufgrund seines Selbstmordversuches in den anderen Büchern schon öfters erwähnt wurde. Nun soll auch er sein Happy End finden, aber ist das überhaupt möglich, so „kaputt“ wie er ist?
Auftritt Stella, die einen ungewöhnlichen Job, eine bewegte Vergangenheit und jede Menge Lebensfreude hat. Als sie eines Wintertages vor einem Schneesturm einkaufen geht, schnappt ihr John das Minzeis mit Schokostückchen vor der Nase weg. Sie will dieses Eis aber unbedingt und greift zu ungewöhnlichen Methoden, um es zu erhalten, was ihr beider Leben auf den Kopf stellt, zumal das nicht ihre letzte Begegnung war...

Das Buch wird wie auch die Vorgänger in der Ich-Perspektive der beiden Protagonisten erzählt, sodass man einen Einblick in die Gedanken- und Gefühlswelt von beiden erhält. Diese beschreibt die Autorin auf einfühlsame, aber auch unterhaltsame Weise. Der Schreibstil ist locker leicht und lässt sich flüssig lesen.

Dieser Band unterscheidet sich insofern von den anderen, als dass die Jungs hier nicht auf Tour sind und eine schöpferische Pause machen. Dennoch haben die einzelnen Personen mehr Auftritte in dem Buch, was mir gut gefallen hat, da ich die Dynamik zwischen der Band und allen Dazugehörigen sehr mag.

Ich habe das Buch in einem Rutsch gelesen und mich wie auch bei den Vorgängerbänden gut unterhalten gefühlt. Daher ist das Folgende Meckern auf hohem Niveau. Vielleicht waren auch einfach meine Erwartungen zu hoch, aber mir hat es an Tiefe gefehlt. Den Protagonisten eine traurige Vergangenheit zu verpassen, reicht mir da nicht. Ich hätte gerne einfach noch tiefer in ihre Seelen geblickt. Als jemand, der selbst Erfahrung mit Depressionen hat, kann ich sagen, dass wirklich passende und gute Beschreibungen zu Johns Innenleben gegeben wurden, allerdings waren mir die viel zu kurz und zu wenig. Genau genommen waren es nur zwei Stellen, die ich mir markiert habe. Ansonsten werden, meiner Meinung nach, einfach so viele Themen angerissen und dann nicht fertig ausgeführt.
-Jax fallen seit seinem Selbstmord keine Lieder mehr ein, doch plötzlich hat er den Text für Suddenly Stella im Kopf. Und dann? Was passiert dann? Fällt seine Blockade? Schreibt er ein Lied für Stella? Wir erfahren es nicht.
-Stella hat ein ungewöhnliches Hobby, von dem sie niemandem erzählen will, weil es zu viel über sie Preis gibt. Was sie jetzt durch ihr Hobby von sich gezeigt hat, das so schlimm ist, ist mir immer noch nicht klar.
-die Sache mit Stellas Vater verläuft sich irgendwie im Sande. Ich kann mir irgendwie nicht vorstellen, dass er sich am Ende so verhält, wie er es tut.
-Johns Familie. Sie scheint ihn schwer zu belasten, aber man bekommt immer nur ein paar Brocken hingeworfen und mehr nicht. Nichts Konkretes.

Tja und das Drama am Ende wirkte so erzwungen und unnötig wie auch schon bei den anderen Büchern. Ich hatte so gehofft, dass die Autorin dieses Mal darauf verzichtet, aber leider nein. Und dieses Mal hat es mich auch irgendwie mit einem schalen Gefühl zurückgelassen, weil es sich für mich so angefühlt hat, als hätten beide drei Schritte zurückgemacht und wären dann einfach ins Ende gesprungen. Nun ja, vielleicht bin ich momentan auch einfach zu kritisch, aber ich habe mir einfach ein bisschen mehr erhofft.

Die Liebesgeschichte und wie sie sich annähern ist wirklich entzückend und es ist auch schön, wie sie sich gegenseitig aus ihren Schneckenhäusern holen. Aber bei solch dramatischen Hintergründen hätte ich mir einfach gewünscht, dass diesen mehr Raum gegeben wird in der Geschichte. Daher ziehe ich einen Stern ab. Ich mag die Reihe sehr gern und bin nun schon ganz gespannt auf Brenna und Rye, zu denen es in diesem Band bereits jede Menge Anspielungen gab.

Vielen Dank an NetGalley und den LYX Verlag für die Bereitstellung des Leseexemplars, was jedoch keinen Einfluss auf meine Meinung hat.

Veröffentlicht am 30.06.2019

Spannende, temporeiche Fantasy mit Magie, Intrigen und Liebe

Flammenflug
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In Flammenflug, dem ersten Teil einer Trilogie, erzählt Melissa Caruso die Geschichte von Amalia Cornaro. Diese ist die Erbin ihrer Mutter und zählt zum Adel Reveras, einem Land, in dem Magier, auch Falken ...

In Flammenflug, dem ersten Teil einer Trilogie, erzählt Melissa Caruso die Geschichte von Amalia Cornaro. Diese ist die Erbin ihrer Mutter und zählt zum Adel Reveras, einem Land, in dem Magier, auch Falken genannt, mithilfe eines Geschühs an ihren Falkner gebunden werden. Dieser ist fortan der Einzige, der ihre Magie wieder freisetzen kann. Diese Maßnahme soll sowohl dem Schutz des Reiches dienen, als auch dem der Magier, die gemeinsam mit den anderen Falken in „Stallungen“ wohnen und unterrichtet werden. Amalia hat als Adlige nichts mit den Falken zu tun, bis sie eines Tages zufällig einer bislang unentdeckten Feuermagierin begegnet, die sich verteidigen musste und dabei die Kontrolle über ihre Mächte verloren hat. Um Revera vor dem Flammentod zu retten, streift Amalia Zaira ein Geschüh über und ab da sind die beiden Mädchen untrennbar miteinander verbunden - zum Leidwesen aller. Doch Revera droht Gefahr und irgendwie müssen sich die beiden zusammenraufen.

Die Geschichte wird komplett aus der Ich-Perspektive Amalias erzählt, was ich schon mal grandios finde. Denn sie ist eigentlich keine der typischen Fantasyheldinnen. Sie ist weder magisch begabt, noch kann sie kämpfen. Im Prinzip wurde ihr Leben bisher von ihrer Mutter und den Verpflichtungen als Erbin bestimmt. Hat sie doch mal Zeit für sich, steckt sie die Nase in Bücher. Dadurch erhält man mal eine ganz andere Perspektive, was mir unheimlich gut gefallen hat.
Auch die anderen Charaktere sind alle recht vielschichtig und entsprechen nicht so ganz den typischen Klischees. So ist da beispielsweise Leutnant Marcello, der zum Oberst über die Falken aufsteigen möchte, aber eine recht zartbesaitete Seele ist, die nicht gerne alles kurz und klein haut, sondern lieber nach gewaltlosen Wegen sucht. Dadurch kommt er auch öfters mit Amalia ins Gespräch und so ist in dem Buch auch für eine zarte, zugleich verbotene Liebe gesorgt.
Zaira wird als die Rebellin aus der Unterschicht dargestellt, die wütend auf die Welt ist, aber eine verletzliche Seite hat.
Und so gibt es noch einige weitere Personen mit verschiedenen Charaktereigenschaften und Eigenheiten, die gut ausgearbeitet wurden. Die Handlungsweisen und Motive waren alle absolut nachvollziehbar und authentisch und ich hatte wirklich kein einziges Mal das Gefühl, auf Ungereimtheiten zu stoßen, was bei der Fülle an Intrigen erstaunlich und fantastisch ist!

Der Schreibstil war anfangs etwas gewöhnungsbedürftig, da er teilweise sehr geschwollen ist, weil die Geschichte wohl in einer Zeit ähnlich dem Ende des 16. Jahrhunderts spielt. Die Sprache passt daher auch super zum Setting und nach dem ich mich reingelesen hatte, fand ich diese leicht gewähltere Sprache mal eine tolle Abwechslung. Zudem verwendet die Autorin viele bildhafte Vergleiche, sodass ich mir alles gut vorstellen konnte, während ich gleichzeitig ihre Kreativität bewundert habe.

„Ich legte ihm einen Finger auf die Lippen und löste mich mit dem ganzen Widerstreben der Sonne, die sich nur langsam aus dem Meer erhebt, aus seinen Armen.“

„[ich kam] mir vor wie ein Krebs, den eine Seemöwe einige Male aus großer Höhe auf einen Felsen hatte fallen lassen, um seine Schale aufzubrechen“

Da man direkt in die Geschichte und Welt von Ravera geworfen wird, war ich am Anfang leicht orientierungslos und brauchte eine Weile, bis ich richtig in der Geschichte drin war, vor allem weil mich die Falkensache anfangs irritiert hat, weil ich ständig den Vogel vor Augen hatte. Aber als ich dann in der Geschichte drin war, gab es kein Halten mehr und ich habe das Buch regelrecht verschlungen. Es gibt keine Längen oder Pausen, sondern Ereignis folgt auf Ereignis, nur unterbrochen von kurzen Beschreibungen des Landes, sodass keine Langeweile aufkommt und das obwohl es viel um Politik und Diplomatie geht. Der Weltenaufbau findet parallel zur Entwicklung der Geschichte statt, sodass es abwechslungsreich bleibt. Zudem kann man immer mit rätseln, wer wohl der „Böse“ ist, da man nur Amalias Perspektive hat und mit ihr durch die Straßen rennt oder Bälle besucht.

Amalia macht im Verlauf des Buches eine ziemliche Entwicklung durch, was ich super fand und auch dass sie sich Fehler eingestehen und zugeben kann, genauso wie andere Charaktere. Es gibt kein richtiges Schwarz-Weiß, sondern viele Grautöne dazwischen.

Wie man merkt, hat mich das Buch völlig begeistert und ist bis jetzt eines meiner Buchhighlights dieses Jahr. Es hat alles, was ich mir in einem Buch wünsche: Spannung, sympathische Figuren mit Ecken und Kanten, Magie, eine faszinierende Welt und auch einen Hauch Liebe. Ich bin ganz hin und weg und freue mich schon auf den zweiten Band, auf den man leider noch ziemlich lange warten muss.

Vielen Dank an NetGalley und Bastei Lübbe für die Bereitstellung des Leseexemplars, was jedoch keinen Einfluss auf meine Meinung hatte.