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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 26.05.2021

Frau, Migrantin, Muslima.

Die Kandidatin
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„»Wollt ihr absolute Diversität?«, schreit ein junger Mann mit Vielfaltsmerkmal ins Megaphon.“ Das ist der erste Satz aus „Die Kandidatin“, einem Roman von Constantin Schreiber, der mich begeistert hat.
Die ...


„»Wollt ihr absolute Diversität?«, schreit ein junger Mann mit Vielfaltsmerkmal ins Megaphon.“ Das ist der erste Satz aus „Die Kandidatin“, einem Roman von Constantin Schreiber, der mich begeistert hat.
Die Geschichte spielt in der nahen Zukunft, kurz vor einer Bundestagswahl, bei der Menschen ab siebzig nicht mehr wählen dürfen. Sabah Hussein will Kanzlerin werden und hat in einem diversen, multireligiösen Deutschland gute Chancen.
Angestellte und Manager:innen ohne Vielfaltsmerkmale können mit einer Frist von sechs Wochen entlassen werden: Migrant Supremacy! Grün ist die Farbe des Islam, der Hoffnung, des Friedens. Unter muslimischen Wählern ist Sabahs Ökologische Partei die meistgewählte Partei.
Mittels der sogenannten »Peinlichen Analyse« werden sämtliche digitalen Daten von Bewerbern durch eine speziell dafür entwickelte Software auf deren politische Ausrichtung hin analysiert. Es geht um Migration, Gender, Gerechtigkeit, Diversität.
»Bereits seit einigen Monaten muss jede und jeder in Deutschland einen Eintrag im Personalausweis führen, ob sie oder er weiß, schwarz, Muslim:in, homo- oder transsexuell ist, ob sie einen Hijab trägt oder ob sie oder er auf andere Weise divers ist.«
Ein düsteres Szenario, das Constantin Schreiber sich ausgedacht hat. Die „Kandidatin“ erinnert ein wenig an Huxleys „Schöne neue Welt“ und „1984“ von George Orwell. Es geht um totale Kontrolle in einem fiktiven Staat. Brillante Einfälle und eine unsympathische Protagonistin, die etwas zu verbergen hat. Und so geht es auch um Neid und Rache.

Fazit: Ein Roman, der zum Nachdenken anregt. Brandaktuell und packend.

Veröffentlicht am 24.05.2021

Alles fängt wieder von vorne an

Das dunkle Herz von Palma
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„Das dunkle Herz von Palma“ von Mons Kallentoft ist die Fortsetzung von „Verschollen in Palma“, einer Krimi-Reihe, die auf Mallorca verortet ist. Band 2 fängt genau dort an, wo Band 1 aufgehört hatte: ...


„Das dunkle Herz von Palma“ von Mons Kallentoft ist die Fortsetzung von „Verschollen in Palma“, einer Krimi-Reihe, die auf Mallorca verortet ist. Band 2 fängt genau dort an, wo Band 1 aufgehört hatte:
Tim Blanck ist nach Stockholm zurückgekehrt, zu seiner Frau Rebecca und ihrer neugeborenen Tochter, nachdem er seine vermisste Tochter tot aufgefunden hatte. Wie sich herausstellt, ist die Tote dann doch nicht Emme. Also reist Tim erneut nach Mallorca, um seine Tochter zu suchen. Diesmal führen ihn die Spuren auf das spanische Festland, zu weiteren verschwundenen Mädchen.
Der Autor zeigt Mallorcas dunkle, abgründige Seite. Es geht um Menschenhandel und die Mafia. Kriminelle Vorgänge, in die auch die Polizei verstrickt zu sein scheint. Unterhaltung in Stakkato-Sätzen. Rasant, wie im Drogenrausch. Spannend, keine Frage. Es gibt Morde und Erpressungen - und reichlich Verwirrung, bis zum überraschenden Ende. Noch besser als der Vorgänger.

Fazit: Hart, brutal, herausfordernd, anspruchsvoll. Kein Urlaubskrimi!

Veröffentlicht am 18.05.2021

Wahres, Falsches und Ausgedachtes

Russische Botschaften
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Mit „Radikal“ und „Jenseits“ hatte Yassin Musharbash sich dem Thema Terrorismus angenommen. In „Russische Botschaften“ geht es um Fake News und Desinformation. Und wieder bin ich begeistert!
Wie schon ...


Mit „Radikal“ und „Jenseits“ hatte Yassin Musharbash sich dem Thema Terrorismus angenommen. In „Russische Botschaften“ geht es um Fake News und Desinformation. Und wieder bin ich begeistert!
Wie schon in den Vorgängerromanen arbeitet Merle Schwalb als Journalistin für den Globus in Berlin. Ihre nächste Geschichte fällt ihr im wahrsten Sinne des Wortes vor die Füße: Ein Mann stürzt vom Balkon. Wer ist der Tote? Handelt es sich um einen Unfall, Mord oder Selbstmord? Bald ist klar, Anatoli Nowikow war ein russischer Agent. Zusammen mit eigenen Leuten und Kollegen von der Norddeutschen Zeitung recherchiert Merle die Namen von einer dubiosen Liste, die der Tote verfasst hatte…
Yassin Musharbash hat seinen neuen Thriller John Le Carré, dem Meister des anspruchsvollen Spionageromans gewidmet. Ein authentischer, hochaktueller Polit-Thriller. Dass man bei der Flut von Informationen schon mal den Überblick verliert, verwundert nicht.
Einstieg. Aufblase. Unerbittlich dreht der Autor an der Spannungsschraube. Letztlich mündet die Geschichte in einen filmreifen Showdown. Doch das ist noch nicht das Ende: »It’s not over, till it’s over«. Diese Thriller sind so gut, dass es schwerfällt, lange auf einen Nachfolger zu warten.

Fazit: Superspannend und beklemmend realistisch.

Veröffentlicht am 15.05.2021

Zurück nach Sizilien

Der Tintenfischer
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„Der Tintenfischer“ von Wolfgang Schorlau und Claudio Caiolo ist der zweite Fall für Commissario Antonio Morello, genannt „Der freie Hund“ und hat mir wesentlich besser gefallen als der Vorgänger. Morello ...


„Der Tintenfischer“ von Wolfgang Schorlau und Claudio Caiolo ist der zweite Fall für Commissario Antonio Morello, genannt „Der freie Hund“ und hat mir wesentlich besser gefallen als der Vorgänger. Morello steht auf der Todesliste der Mafia und wurde deshalb von Sizilien nach Venedig versetzt. Worum geht es?
War es dem freien Hund im Vorgänger noch zu voll (die Kreuzfahrtschiffe, die Touristen), ist Venedig nun menschenleer - wegen Corona. Zusammen mit seiner Kollegin Anna Klotze ist er in der Stadt unterwegs, als sie einen jungen Mann, einen Flüchtling aus Nigeria, in den Canal Grande springen sehen.
David wird gerettet und Morello und Anna wollen nun auch seine Freundin Oni aus den Fängen der nigerianischen Mafia befreien. Dazu reisen sie nach Sizilien...
„Der Tintenfischer“ ist spannend und unterhaltsam. Eigentlich sind es zwei Geschichten in einer. Denn zunächst wird ganz aktuell gegen Covid-Betrüger ermittelt. Aber „Der Tintenfischer“ ist auch ein Buch mit einer politischen Botschaft. Es geht um Flüchtlinge, besonders aus Schwarzafrika und ein Dickicht aus Korruption und Verstrickungen von Politik, Polizei und Mafia.
Immer wieder finden sich Bezüge zum Vorgänger. Dennoch handelt es sich um eine eigenständige, in sich abgeschlossene Geschichte, die ohne Vorkenntnisse lesbar ist. Last but not least gibt es im Anhang noch ein paar leckere Rezepte und ein Glossar, das italienische Eigennamen und Begriffe erklärt.

Fazit: Fall Nr. 2 für Morello und Anna. Viel besser als der Vorgänger!

Veröffentlicht am 13.05.2021

Lange Sandstrände und menschliche Abgründe

Nordwestzorn
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„Nordwestzorn“ von Svea Jensen ist der zweite Fall für Anna Wagner und Hendrik Norberg von der Soko St. Peter-Ording. So gut „Nordwesttod“ auch war, der neue Krimi ist noch besser, spannender. Worum geht ...


„Nordwestzorn“ von Svea Jensen ist der zweite Fall für Anna Wagner und Hendrik Norberg von der Soko St. Peter-Ording. So gut „Nordwesttod“ auch war, der neue Krimi ist noch besser, spannender. Worum geht es?
Die Autorin geht gleich in medias res: Der 9-jährige Florian wird seit August 2004 in SPO vermisst. Seine Leiche wurde nie gefunden, den einzigen Verdächtigen musste man laufen lassen. Anna leitet nun die neu gegründete Vermisstenstelle und rollt den Cold Case neu auf. Auch die Polizei scheint in den Fall von damals verstrickt zu sein. Vor allem ist da eine alte Rechnung offen…
Svea Jensen hat ihren Küstenkrimi anschaulich mit viel Lokalkolorit in Szene gesetzt. „Nordwestzorn“ ist ein Buch, das sexuelle Belästigung thematisiert. Spannend, keine Frage. Über das Wiedersehen mit Anna und Hendrik habe ich mich sehr gefreut. Denn sie sind mir inzwischen ans Herz gewachsen. Und so bin ich schon gespannt auf den nächsten Einsatz der Soko St. Peter-Ording.

Fazit: Fall Nr. 2 für die Soko St. Peter-Ording. Noch besser als der Vorgänger!