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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 08.12.2019

„Fräulein Ösi“ ermittelt im Saarland

Ein reines Wesen
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„Ein reines Wesen“ von Isabella Archan ist bereits der vierte Band mit der Grazer Inspektorin Willa Stark. Dennoch handelt es sich um eine eigenständige, in sich abgeschlossene Geschichte, die ohne Vorkenntnisse ...

„Ein reines Wesen“ von Isabella Archan ist bereits der vierte Band mit der Grazer Inspektorin Willa Stark. Dennoch handelt es sich um eine eigenständige, in sich abgeschlossene Geschichte, die ohne Vorkenntnisse lesbar ist. Worum geht es?
Eine erdrosselte Krankenschwester, ein mysteriöser Schmetterling: "Komm nur herein, dachte der Schmetterling. Das Holz an seiner Wange fühlte sich warm an. Dann töte ich euch beide. Ich kann es." Weitere Menschen sterben. Geht in einer Saarbrücken ein Todesengel um?
Die Geschichte fängt genau dort an, wo „Anton zaubert wieder“, aufgehört hatte: Willa liegt im Koma - und kämpft sich, dank des aktuellen Falls, langsam ins Leben zurück.
Über das Wiedersehen mit Willa und Harro habe ich mich gefreut. Denn beide sind mir inzwischen ans Herz gewachsen. Auch den ganz eigenen, stakkatohaften Stil der Autorin habe ich vermisst.
Häufige Perspektivwechsel sorgen für Dynamik und einen durchgängigen Spannungsbogen bis zum Schluss. Am Ende ist der Kriminalfall gelöst. Und so bin ich schon gespannt, wie es mit Willa weitergeht. Egal, ob in Graz, Köln oder im Saarland.

Fazit: Ein Krimi voller Überraschungen. Beste Unterhaltung!

Veröffentlicht am 24.11.2019

Prepper, Fremdenlegionäre und ein Blackout

Draussen
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Stephan lebt mit seinen Ziehkindern Cayenne und Joshua als Prepper draußen im Wald. Warum, ist erst einmal völlig unklar. Durch gezieltes Trainieren von Überlebenstechniken und dem Anlegen von Vorräten ...

Stephan lebt mit seinen Ziehkindern Cayenne und Joshua als Prepper draußen im Wald. Warum, ist erst einmal völlig unklar. Durch gezieltes Trainieren von Überlebenstechniken und dem Anlegen von Vorräten erfolgt die Vorbereitung auf den Ernstfall. Denn die drei fühlen sich verfolgt und ziehen schon seit Längerem von Versteck zu Versteck.
Ein weiterer Handlungsstrang erzählt die Geschichte von Jürgen Wagner. Er ist ein Lobbyist der Energiewirtschaft und verfolgt seine persönlichen und politischen Ziele im Berliner Politikbetrieb. Schnell wird klar, dass er keinerlei Skrupel kennt und auch vor Erpressung und anderen schmutzigen Tricks nicht zurückschreckt - auch nicht vor Mord.
„Draußen“ ist der erste Thriller des Bestsellerduos Volker Klüpfel und Michael Kobr. Die Kluftinger-Krimis kenne ich allerdings nicht.
Dem starken Anfang folgt ein schwacher Mittelteil. Ab und zu sind Rückblicke in die Vergangenheit in Kursivschrift eingestreut. Sie verleiten zu unterschiedlichen Spekulationen und Deutungen. Erzählt werden diese Abschnitte in der Ich-Perspektive aus Sicht eines Fremdenlegionärs. Es ist ein hartes, brutales Buch, nichts für zartbesaitete Gemüter.
Erst ganz am Ende schließt sich dann der Kreis. Die Handlungsstränge laufen zusammen und münden in einen dramatischen Showdown.

Fazit: Interessanter, aber doch reichlich konstruierter Plot.

Veröffentlicht am 22.11.2019

Die Vergangenheit holt einen immer ein

In den Fängen der Schuld
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Um es gleich zu sagen, „In den Fängen der Schuld“ der Kölnerin Julia Neumann ist noch besser, spannender als „Finsternis im Herzen“. Nach Düsseldorf und Afrika, ist dieser Krimi in Köln und Israel verortet. ...


Um es gleich zu sagen, „In den Fängen der Schuld“ der Kölnerin Julia Neumann ist noch besser, spannender als „Finsternis im Herzen“. Nach Düsseldorf und Afrika, ist dieser Krimi in Köln und Israel verortet. Doch worum geht es?
Kriminalkommissar Morelli wird zu einem brutalen Überfall gerufen: „Nazis“ haben den knapp achtzigjährigen Israeli Eliah Silbermann krankenhausreif geprügelt. Ein Fall von Antisemitismus? Als er den Enkel des Opfers verständigen will, findet er Oz tot zuhause auf. Der junge Mann wurde erschlagen. Wo liegt das Motiv?
Oz und sein Großvater waren für eine Stiftung tätig, die Häuser im Westjordanland für jüdische Siedler baut. Bis auf die Tatsache, dass solche Siedlungen nach internationalem Völkerrecht als illegal gelten. Aber nicht nur die Silbermanns haben schwere Schuld auf sich geladen…
(Drehbuch-)Autorin Julia Neumann erzählt die Geschichte auf zwei Zeitebenen. Ab und zu sind Rückblicke in die Vergangenheit eingestreut. Selbst wenn der Leser der Polizei immer einen Schritt voraus ist, wird dennoch Spannung aufgebaut. Aber auch der Humor kommt nicht zu kurz.
Marius Morelli ist mir sofort ans Herz gewachsen, auch wenn er ein bisschen tollpatschig daherkommt. Die Einblicke in die Kultur und Denke der Israelis sowie die zeitgeschichtlichen Hintergründe fand ich sehr interessant. Und das macht dieses Buch für mich so ganz besonders und hebt es über einen normalen Krimi sehr hinaus.

Fazit: Brandaktueller, brisanter Politkrimi im Spannungsfeld zwischen Israel und Palästina.

Veröffentlicht am 21.11.2019

Der Markt bestimmt

Der Store
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Cloud - ein Online-Versandhaus, das stark an Amazon erinnert - hat für seine Mitarbeiter eigene Städte errichtet. Es gibt klimatisierte Wohnungen, Einkaufszentren und eine Rentenversicherung. Das ist ...


Cloud - ein Online-Versandhaus, das stark an Amazon erinnert - hat für seine Mitarbeiter eigene Städte errichtet. Es gibt klimatisierte Wohnungen, Einkaufszentren und eine Rentenversicherung. Das ist gut, weil es außerhalb der Anlage kein Leben mehr gibt. Die Umwelt ist vom Klimawandel zerstört, Innenstädte ausgestorben.
Die Idee ist gut, sehr realistisch, aber die Story vermochte mich nicht zu fesseln. Langweilig und langatmig. Erst nach 2/3 nimmt die Geschichte Fahrt auf. Der übermächtige Cloud-Gründer Gibson Wells ist unermesslich reich. Paxton und Zinna, eine Liebesgeschichte, die keiner braucht. Auch die Sprache hat mir nicht gefallen. Schade.

Fazit: Ein dystopischer Roman, der bei weitem nicht an „1984“ heranreicht.

Veröffentlicht am 18.11.2019

Der Mensch ist ein Raubtier, und zwar ein besonders gefährliches.

Raubtierstadt
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Die Arne-Eriksen-Trilogie hatte mich begeistert. Daher wollte ich „Raubtierstadt“ gerne lesen und wurde nicht enttäuscht. Einige Zeilen aus Bjørnstjerne Bjørnsons Gedicht „Sidste Sang“ stimmen den Leser ...


Die Arne-Eriksen-Trilogie hatte mich begeistert. Daher wollte ich „Raubtierstadt“ gerne lesen und wurde nicht enttäuscht. Einige Zeilen aus Bjørnstjerne Bjørnsons Gedicht „Sidste Sang“ stimmen den Leser auf die Geschichte ein. Denn Oslo ist auch unter dem Namen Tigerstadt bekannt.
Ein mysteriöser Einstieg. Es geht um einen Mann, der sich Mr. Mithothin nennt, und ein blutiges Ritual. Danach lernen wir Sara Elin Persen kennen. Sie ist aus der Finnmark nach Oslo gekommen, um mehr über den Tod ihres Bruders Atle herauszufinden. Sara ist Samin und Synästhetikerin.
Sara landet bei Geir in seiner WG. Er ist Künstler. Sara und Geir haben viel gemeinsam. Und dann sind da noch Vidar und Katrine, Geirs Ex, sowie Anja und Yuna. Eine skurrile Truppe. Geir wird überfallen - und stirbt. Was hat Sara mit der Sache zu tun? Was will die Fremde im Einkaufszentrum von ihr? Und warum wird Sara auf offener Straße entführt?
Bernhard Stäber lebt seit 2012 in Norwegen. „Raubtierstadt“ ist anders als seine Arne-Eriksen-Thriller. Rasanter. Auch hier dreht sich alles um die nordischen Mythen und Riten der Samen. Spannend, keine Frage. Erzählt wird die Geschichte in der Ich-Perspektive aus Sicht von Sara. Das schafft Nähe. Saras Gedanken und Gefühle haben mich berührt.
Die Figurenzeichnung ist glaubhaft und durchdacht. Sara war mir sofort sympathisch. Eine interessante Figur. Als Sara an den Rand des Abgrunds getrieben wird, wächst sie über sich hinaus. Erst am Ende schließt sich dann der Kreis. Alles in allem hat mir das Buch gut gefallen, auch wenn das Finale etwas konstruiert daherkommt.

Fazit: Ein atmosphärischer und spannender Norwegen-Thriller, der mich unheimlich gut unterhalten hat.