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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 10.10.2025

Schöner Liebesroman

Say You’ll Remember Me
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Samantha kommt mit einem kranken Kätzchen, das kein Poloch hat, zu Tierarzt Xavier, der ihr grummelig und sehr abweisend begegnet, jedoch rührend zu dem Kätzchen ist. Als er auch noch zugibt, dass Samantha ...

Samantha kommt mit einem kranken Kätzchen, das kein Poloch hat, zu Tierarzt Xavier, der ihr grummelig und sehr abweisend begegnet, jedoch rührend zu dem Kätzchen ist. Als er auch noch zugibt, dass Samantha im Recht und er im Unrecht war und sie ausgehen, stellen beide fest, dass sie ein perfect match sind. Allerdings war das Samanthas letzter Abend in Minneapolis, bevor sie ans andere Ende der USA zieht, um dort ihre demente und pflegebedürftige Mutter zu versorgen.
Doch Xavier fühlt sich so zu Samantha hingezogen, dass er seinen Einsatz in der Praxis hochschraubt und in Regelmäßigkeit zu ihr fliegen kann. Trotz der Widrigkeiten gehen sie eine Fernbeziehung ein - doch wird das auf Dauer halten?

Abby Jimenez hat mich mit Sam und Xavier gut unterhalten können. Beide sind sehr liebreizende Figuren, die ein gutes Herz haben, nicht auf den Mund gefallen sind und stets respektvoll und auf Augenhöhe miteinander kommunizieren, was für mich immer wichtig ist. Das Tempo der Beziehung, die sich zwischen beiden entwickelt, fand ich sehr passend und angenehm. Auch die Nebenfiguren mochte ich sehr. Insgesamt kann ich sagen, dass alles im Setting und auf der Handlungsebene gut zusammengepasst hat und ich "Say you'll remember me" als wundervollen Liebesroman bewerte, der auch ernste Themen bearbeitet.

Veröffentlicht am 09.10.2025

Auf den Spuren der Urgroßmutter

Anna oder: Was von einem Leben bleibt
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Henning Sußebach erinnert sich mithilfe von Fotos, Poesiealben, Postkarten eines Kaffeeservices und eines Verlobungsrings an seine Urgroßmutter Anna und setzt ihre Lebensgeschichte aus den verbliebenen ...

Henning Sußebach erinnert sich mithilfe von Fotos, Poesiealben, Postkarten eines Kaffeeservices und eines Verlobungsrings an seine Urgroßmutter Anna und setzt ihre Lebensgeschichte aus den verbliebenen Fragmenten zusammen. Anna ist im Jahr 1887 ins Sauerland gekommen und hat zunächst als Lehrerin gearbeitet. Doch als Frau in Cobbenrode war Selbstbestimmung für Frauen nicht der Standard und brachte daher einige Hürden für Anna mit - denn sie widersetzte sich immer wieder den Erwartungen des Dorfs.
Henning Sußebach ist beeindruckt von seiner Urgroßmutter und ihrem damaligen, sehr progressiven Lebensstil. Auf literarisch berührende Weise macht er sich auf die Spurensuche nach der Vergangenheit seiner Urgroßmutter und somit auch auf die Spuren seiner Eltern und Großeltern. Denn ohne Anna hätte es ihn gar nicht gegeben.
Die geschilderten Umstände und Entwicklungen in Annas Leben sind hart, dennoch gab es wohl auch schöne und liebevolle Erinnerungen. Alle sind jedenfalls eingeordnet in die historischen und politischen Geschehnisse der damaligen Zeit.
Eine interessante und persönliche Zeitreise.

Veröffentlicht am 04.10.2025

Freundinnenschaft und Female Rage

Hustle
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Für Leonie läuft es gerade nicht so gut: Sie wird in ihrem Job gefeuert, zieht kurzzeitig zurück zu ihren Eltern, was jedoch keine Dauerlösung sein kann. Also sucht sie einen neuen Job und landet ...

Für Leonie läuft es gerade nicht so gut: Sie wird in ihrem Job gefeuert, zieht kurzzeitig zurück zu ihren Eltern, was jedoch keine Dauerlösung sein kann. Also sucht sie einen neuen Job und landet in München, wo sie sich von ihrem Gehalt gerade so eine recht schäbige Wohnung leisten kann. Was für eine glückliche Fügung, dass sie Geneviève und durch sie zwei weitere Frauen kennenlernt und durch ihre Unterstützung die Idee eines Nebenjobs umsetzt.

Julia Bähr hat mich schon mit der Eingangsszene überzeugt, in der sich Leonie bei ihrem Chef rächt. Dass sie ihre Female Rage nutzt, um ein Rache-Business auf die Beine zu stellen, finde ich eine grandiose Idee. Auch die Tätigkeiten der anderen Frauen fand ich sehr inspirierend und mochte den Flair der Komplizinnenschaft, den Austausch, die regelmäßigen Treffen und vor allem den bedingungslosen Zusammenhalt. Julia Bähr schreibt leichtfüßig, humorvoll und hat die Fähigkeit, Situationen und Verhaltensweisen pointiert und klug darzustellen.

Eine tolle Geschichte über Selbstbehauptung, Gesellschaftskritik, Klassizismus, moralische Fragen aber vor allem über Female Support und Freundinnenschaft.

Veröffentlicht am 04.10.2025

Humorvolle Selbstfindung

Crushing
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Nachdem Marnie von ihrem Freund verlassen wurde, beschließt sie, Männern jetzt erstmal abzuschwören und sich auf sich selbst zu konzentrieren. Zu oft wurde sie von Männern sitzengelassen und muss rückblickend ...

Nachdem Marnie von ihrem Freund verlassen wurde, beschließt sie, Männern jetzt erstmal abzuschwören und sich auf sich selbst zu konzentrieren. Zu oft wurde sie von Männern sitzengelassen und muss rückblickend feststellen, dass sie sich für jeden Typen verändert und angepasst hat - und trotzdem hat das offenbar nicht gereicht, um genug zu sein. Also lässt sie die Suche nach dem perfekten Freund nun sein und konzentriert sich auf sich selbst. Als sie dem attraktiven Isaac gegenübersteht, kommt ihr Vorhaben kurz ins Wanken. Doch glücklicherweise ist Isaac bereits vergeben, und nur auf freundschaftlicher Ebene an Marnie interessiert, was ja super ist - oder vielleicht doch nicht?

Ich habe von Genevieve Novak bereits "No hard feelings" gelesen und ihren humorvollen und unterhaltsamen Schreibstil sehr genossen. Auch in "Crushing" mochte ich den Schreibstil und die Untertöne sehr gern. Marnie ist eine selbstbewusste junge Frau, die um keine Antwort verlegen ist, was in verschiedenen Situationen zu einem witzigen Schlagabtausch führt Auch die anderen weiblichen Figuren, Schwester Nora und Freundin Claud, mochte ich jede auf ihre Art. Was alle drei Frauen gemeinsam haben: Sie machen sich von Männern abhängig, richten ihr Leben danach aus und sind auf dem Weg zu sich selbst und einer stärken Selbstwirkung und Unabhängigkeit von ihrem Partner.
Der Anfang des Buches hat klargemacht, wo Marnie steht und dass der Weg zur Freiheit und Selbstbestimmung in einem Leben ohne Männer ein weiter und mühsamer Weg ist. Daher hatte ich Abweichungen und Rückschläge erwartet. Allerdings hatte ich nicht mit Isaac gerechnet und kann sagen, dass ich seine Figur immer unsympathischer fand. Grundsätzlich konnte ich alle Entwicklungen, Gedanken und Handlungen von Marnie, Nora und Claud nachvollziehen - auch wenn ich manche zunächst nicht gänzlich glaubwürdig fand, im Gesamtkontext passte alles.

"Crushing" ist ein unterhaltsamer Roman, der viele wichtige Themen von jungen Frauen auf der Suche nach Liebe, sich selbst oder dem Sinn im Leben sind, thematisiert und dabei ein hohes Maß an Authentizität hat.

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Veröffentlicht am 04.10.2025

Interessantes Gedankenspiel

Gesellschaftsspiel
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Die Schwestern Isabelle und Annika treffen sich nach Jahren am Sterbebett ihrer Mutter wieder. Während Annika in den USA lebt, ist Isabelle Lehrerin und Mutter. Auch ihre Tante Dagmar, Hochschuldozentin, ...

Die Schwestern Isabelle und Annika treffen sich nach Jahren am Sterbebett ihrer Mutter wieder. Während Annika in den USA lebt, ist Isabelle Lehrerin und Mutter. Auch ihre Tante Dagmar, Hochschuldozentin, ist bei ihnen. Es folgt eine zarte Annäherung zwischen den drei Frauen, die alle mit dem Tod konfrontiert sind.
Parallel dazu verkündet ein Tech-Milliardär, dass er die Gesellschaft revolutionieren möchte. Das soll Modellhaft in Weimar passieren und die Menschen können sich in einer App registrieren und dann Vorschläge einreichen und so aktiv eine neue Gesellschaft mitgestalten.

Dora Zwickaus Idee der Dystopie oder vielleicht auch Utopie fand ich grundsätzlich sehr interessant. Die Beschreibungen der ersten Reaktionen innerhalb der App, die Debatten die dadurch entstehen und sich vom Digitalen auch in den Alltag verlagern, fand ich sehr anschaulich und nachvollziehbar. Alles, was die App angeht, fand ich fesselnd. Der Erzählstrang rund um Isabelle, Annika und Dagmar bezüglich der toten Mutter bzw. Schwester empfand ich jedoch als immer distanzierter. Ich konnte zu keiner der Figuren eine Bindung herstellen, manchmal fiel es mir mittendrin auch schwer, sie auseinanderzuhalten - gerade wenn es um die Gedanken ging. Auch was die App und die Folgen angeht, endete alles irgendwie abrupt. Ich hatte das Gefühl, dass vieles gar nicht (mehr) erzählt oder eingebettet wurde.

Ein interessantes Gedankenspiel, das mich jedoch mit einem leicht diffusen Gefühl und offenen Fragen zurückließ.