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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 09.02.2019

Wut statt Kritik und Reflexion

Im Blick
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Marie Luise Lehners Roman "Im Blick" verspricht laut Klappentext eine Erzählung "vom Schauen und vom Angeschautwerden, von Rollen, in die Frauen gedrängt werden, und von alltäglicher sexueller Gewalt. ...

Marie Luise Lehners Roman "Im Blick" verspricht laut Klappentext eine Erzählung "vom Schauen und vom Angeschautwerden, von Rollen, in die Frauen gedrängt werden, und von alltäglicher sexueller Gewalt. Minutiös zeichnet sie die Momente nach, in denen Frauen in unangenehme, oft gefährliche Situationen geraten, und lässt Wut in ihren Figuren aufkeimen. Eine Wut, die groß genug ist, um gegen Sexismus zu kämpfen."

Inhaltlich und formal trifft diese Beschreibung zwar, wurde jedoch nur ansatzweise umgesetzt. Die Autorin lässt die Ich-Erzählerin auf zwei Zeitebenen erzählen. Zum einen sind da Rückblenden in die Jugend mit der besten Freundin Anja, wie sie zusammen aufwachsen, in die Pubertät kommen, erste sexuelle Erfahrungen machen und die Protagonistin sich outet. Zeitlich orientieren sich die Rückbleden an Jahren, beginnend bei zehn Jahren bis hoch in die zwanzig. Trotz der groben Einteilung wirken sie assoziativ, unzusammenhängend und beschreiben plakativ einzelne Situationen, oftmals ohne nähre Beleuchtung. Zum anderen erzählt sie von der On-/Off-Beziehung in der Gegenwart, die einvernehmlichen Sex, Zuneigung, Sicherheit und Geborgenheit thematisieren.

Im ersten Teil des Romans thematisiert die Autorin wichtige Themen, sie beschreibt durch konkrete Situationen, welchen Erwartungen sie und ihre Freundin Anja sich ausgesetzt fühlten, welche Rollen sie einnahmen und einnehmen sollten. Bereits wenn die ersten sexuellen Erfahrungen geschildert werden, fällt auf, dass Sex nicht immer einvernehmlich ist und einige Mädchen überfordert sind. Während die Freundinnen vergewaltigt oder zum Sex gedrängt werden, wählt die Protagonistin, Feministin und links, ihre Sexpartnerinnen selbstbewusst.
Je älter die beiden Mädchen werden, desto mehr sexuelle Übergriffe werden beschrieben, bis es sich ausschließlich um die Aneinanderreihung derer handelt. Dabei spielen Alkohol, Drogen und das Mitgehen mit Fremden trotz Unwohlsein oftmals eine Rolle. Während die Erzählerin ihr Verhalten als Kampf um ihre Freiheit sieht, setzt sie sich diesen Situationen aus, und entwickelt gleichzeitig eine enorme Wut auf die Männer, die sich übergriffig verhalten.

Dabei wird leider nicht kritisch oder reflektiert mit sexuellen Übergriffen und Rollenzuschreibungen umgegangen. Vielmehr vermittelt Marie Luise Lehner das Bild, dass Frauen und Mädchen nicht allein draußen sein oder allein mit einem Mann im Aufzug fahren können. Alle ihre Freundinnen, jedes Mädchen, das sie kennt wurde vergewaltigt oder zum Sex gedrängt. Es entsteht eine enorme, plakative Wut, die sich jedoch nicht auflöst in Kritik, Reflexion und einen bewussten Umgang mit und gegen den Sexismus (im Alltag) und Belästigung. Stattdessen bleibt sie bis zum Schluss bestehen.
Wie zu Beginn angedeutet, scheint die gegenwärtige Liebesbeziehung als Gegenpol zu den Erfahrugen in der Jugend zu stehen, allerdings wird deren Bedeutung an keiner Stelle so dargestellt.

Während die Autorin Machtstrukturen, Geschlechterkonventionen und Grenzüberschreitungen im Alltag anprangert, prangert sie die Männerwelt als Ganzes an, entwickelt Wut und richtet sie in einem aggressiven Tonfall gegen sie. Leider überzeugt mich diese Denkweise des Feminismus so gar nicht, sondern stumpft mich durch den plakativ aggressiven Tonfall und das fehlende Diskussionsangebot eher ab.

Veröffentlicht am 09.02.2019

Ein Weg zur klaren Haltung

Mut braucht eine Stimme
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Peter Holzer veranschaulicht in "Mut braucht eine Stimme" wie wichtig es ist, seine innere Stimme zu hören, eine klare Haltung, Orientierung und Ziele im Leben zu haben.

Die Schlüsselfragen, die Holzer ...

Peter Holzer veranschaulicht in "Mut braucht eine Stimme" wie wichtig es ist, seine innere Stimme zu hören, eine klare Haltung, Orientierung und Ziele im Leben zu haben.

Die Schlüsselfragen, die Holzer dem Leser unterfüttert mit Faktenwissen und einem großen Anteil persönlicher Erfahrung stellt, fragen nach dem aktuellen Stand, dem gewünschten Ziel und den Erfolgen, die auf diesem Weg liegen sollen.
Überreizt von dem Trubel in der Gesellschaft, dem täglichen Input und unzähligen online-Äußerungen zeigt er durch biographische Ereignisse, in welchen Situationen die Stimme fehlt, keine klare Kommunikation stattfindet und wie notwendig ein solch offensives Verhalten statt Schweigen wäre.

Mit einem sehr sachlichen, klaren und direkten Tonfall fordert Peter Holzer den Leser zur Selbstreflexion auf. Durch kleine Übersichten von Schlüsselfragen kann sich jeder selbst Wünsche und Ziele für die Zukunft setzen, Mut zur Haltung aufbauen, der eigenen Stimme folgen und so ein glückliches und selbstbestimmtes Leben anzustreben. Dabei wird kein moralischer Zeigefinger erhoben, sondern angeregt und inspiriert - glaubwürdig untermauert mit Studien und Phänomenen aus den Bereichen Soziologie und Psychologie.

Veröffentlicht am 09.02.2019

Bleibt leider hinter den Erwartungen zurück

Narbensohn
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Die Studentin Helena arbeitet an einem Buch, das sie schreiben will, in dem sie verurteilten Menschen aus dem Gefängnis heraus eine Stimme geben kann. Sie will zeigen, dass auch in ihnen Gutes steckt. ...

Die Studentin Helena arbeitet an einem Buch, das sie schreiben will, in dem sie verurteilten Menschen aus dem Gefängnis heraus eine Stimme geben kann. Sie will zeigen, dass auch in ihnen Gutes steckt. Zu Recherchezwecken führt sie Interviews in einer JVA und trifft dort auf den verurteilten Mörder Liam Winterfeld, der kurz vor seiner Entlassung steht. Helena versteht nicht, wie dieser intelligente, attraktive Mann aus gutem Elternhaus zum Mörder wurde.
Als sie Liam bei einem weiteren versuchten Mord beobachtet, schnappt er sie sich und sie muss am eigenen Leib erfahren, dass ihr erster Eindruck von Liam sie womöglich getrügt hat.

Sowohl der Klappentext als auch die Leseprobe waren sehr spannend und haben bei mir die Erwartung auf einen spannenden Thriller mit einer heißen Liebesgeschichte geweckt. Leider konnte mich das Autorenduo Mika D. Mon nur teilweise begeistern.
Nachdem die ersten Kapitel sehr spannend waren und die knisternde Atmosphäre zwischen Helena und Liam deutlich spürbar waren, stellte sich dieser Eindruck recht schnell ein. Die Handlung war zwar spannend, wurde jedoch von Helenas Naivität durchgehend gehemmt. Obwohl es auch sehr heiße Liebesmomente und spannende Offenbarungen über Liams Vergangenheit zu lesen gab, plätscherten die Kapitel so vor sich hin. Erst im letzten Drittel kam tatsächliche Spannung auf, die mich fesseln konnte. Endlich stand nicht das Liebes-Hin-und-Her von Helena und Liam im Fokus, sondern der Fall, dem sich beide im Laufe der Handlung widmen.

Das Finale ist grandios und auch die letzten Sätze lassen noch einmal Spannung aufkommen und einer Fortsetzung erwartungsvoll entgegenblicken.
Da der Schreibstil sehr flüssig ist, ließ sich das Buch schnell lesen. Dennoch habe ich mir vor allem im Mittelpunkt ein bisschen mehr Fahrt und weniger Naivitäts-Liebesgeplänkel gewünscht.

Veröffentlicht am 09.02.2019

Spannend und überraschend bis zum Schluss

Puppenmutter
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Tessa lebt mit ihrem Mann Jules in einem Pariser Vorort und wird am hellichen Tag Opfer eines Übergriffs. Freunde und Familie kümmern sich besorgt um sie - nur Jules, der taucht nicht auf. Seine Leiche ...

Tessa lebt mit ihrem Mann Jules in einem Pariser Vorort und wird am hellichen Tag Opfer eines Übergriffs. Freunde und Familie kümmern sich besorgt um sie - nur Jules, der taucht nicht auf. Seine Leiche wird noch in der Nacht auf den Gleisen gefunden: Selbstmord. Als wenig später eine weitere Leiche in der Nähe von Tessas Haus auftaucht, hat sie die Vermutung, dass es einen Zusammenhang gibt.

Wie von Astrid Korten nicht anders erwartet, lässt sich auch dieser Thriller sehr schnell und flüssig lesen. Die Kapitel sind kurz und lassen sich regelrecht verschlingen. Es wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt, dazwischen befinden sich Liebesbriefe an Tessa und Tagebucheinträge aus der Vergangenheit.
Der Spannungsbogen beginnt bereits auf der ersten Seite und hält bis zum Schluss an. Die einzelnen Personen sind klar gezeichnet und obwohl stets der Eindruck besteht, sie durchschauen zu können, überrascht die Autorin immer wieder mit neuen Wendungen und Verhaltensweisen.
Während des Lesens können noch so viele Theorien über die Zusammenhänge aufgestellt werden, Astrid Korten stiftet durchgängig neue Verwirrung und überrascht am Ende mit einer unerwarteten Auflösung.
Spannung pur und so schnell nicht aus der Hand zu legen!

Veröffentlicht am 09.02.2019

Spannung pur!

Er will dein Herz (Ein Marina-Esposito-Thriller 7)
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Von dem Autorenduo Tania Carver bin ich absolut spannende Thriller gewohnt. Auch der siebte Teil der Reihe mit Psychologin Marina Esposito und DI Phil Brennan konnte mich begeistern.

Gemma Adderley ...

Von dem Autorenduo Tania Carver bin ich absolut spannende Thriller gewohnt. Auch der siebte Teil der Reihe mit Psychologin Marina Esposito und DI Phil Brennan konnte mich begeistern.

Gemma Adderley will mit ihrer siebenjährigen Tochter Carly von ihrem gewaltätigen Ehemann fliehen. Zufluchtsort soll ein Frauenhaus sein. Allerdings kommt sie dort nicht an. Carly wird verschmutzt, verängstigt und völlig schweigsam auf der Straße gefunden und Gemmas Leiche einige Wochen später im Kanal. Ihr wurde das Herz entfernt. Sofort beginnt Phils Team mit den Ermittlungen, bei denen Martina mit ihren kriminalpsychiologischen Kenntnissen unterstützend wirkt. Schon bald taucht eine zweite Frauenleiche auf, deren Herz entfernt wurde.

Wie nicht anders von Tania Carver erwartet, kam auch hier sehr schnell Spannung auf. Der Schreibstil ist sehr flüssig und durch die spannenden Entwicklungen lassen sich die kurzen Kapitel sehr schnell lesen. Es ist zu empfehlen die vorherigen Bände gelesen zu haben, da gerade im Privatleben von Phil und Marina einige Hürden bestehen, deren Ursprung dort zu finden ist. Doch auch ohne das Vorwissen handelt es sich um einen spannenden Thriller, der den Leser von der ersten Seite an packt.