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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 23.05.2022

Gute Fortsetzung

Liber Bellorum. Band II
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Es ist schon einige Zeit her, dass ich den ersten Band gelesen habe. Da Warda Moram jedoch nahtlos daran anknüpft und durch Rückblenden wichtige Erinnerungen aus dem ersten Band weckt, konnte ich wieder ...

Es ist schon einige Zeit her, dass ich den ersten Band gelesen habe. Da Warda Moram jedoch nahtlos daran anknüpft und durch Rückblenden wichtige Erinnerungen aus dem ersten Band weckt, konnte ich wieder schnell in Ravens und Kyles Welt eintauchen und mit ihnen mitfiebern. Während im Vorgänger vor allem auf die Beschreibung der Akademie, die Charaktere der Brüder und ihre Magie eingegangen wird, startet Moram hier sehr schnell mit dem Spannungsbogen, schnell aufeinanderfolgenden Entwicklungen und überraschenden Wendungen ein.

Dennoch wird die problematische, konfliktreiche Beziehung der beiden Brüder sowie ihre Abhängigkeit und Bezogenheit aufeinander durch die tiefe Verbindung deutlich und beide entwickeln sich auch in diesem Teil maßgeblich weiter. Während sie sich intensiver mit Sangius auseinandersetzen und ihre Magie einsetzen, lässt uns die Autorin immer tiefer in die Welt eintauchen und mit einem Cliffhanger neugierig und gespannt zurück.

Der Schreibstil ist, wie schon im Vorgänger, sehr flüssig und bildhaft, sodass ich mir das Setting und die Atmosphäre sehr gut vorstellen konnte. An einigen Stellen fand ich es zu ausschweifend, aber das ist eindeutig Geschmacksache.

Eine gute Fortsetzung, die auf den tritten Band und somit das Finale warten lässt!

Veröffentlicht am 15.05.2022

Seit der Geburt auf der Flucht

Freitag ist ein guter Tag zum Flüchten
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Elyas Jamalzadeh ist seit seiner Geburt auf der Flucht und hat sich nie wirklich sicher oder in der Heimat gefühlt. Wegen der Taliban mussten seine Eltern früh aus Afghanistan fliegen und brachten Elyas ...

Elyas Jamalzadeh ist seit seiner Geburt auf der Flucht und hat sich nie wirklich sicher oder in der Heimat gefühlt. Wegen der Taliban mussten seine Eltern früh aus Afghanistan fliegen und brachten Elyas in Iran auf die Welt, wo er ohne Papiere nur in bestimmten Gegenden, lange Zeit ohne Schulzugang bzw. nur illegalen Schulzugagn aufwuchs und oftmals mit betrügerischem Handel ein bisschen Geld für die Familie verdiente. Im Jahr 2014 macht er sich gemeinsam mit seinen Eltern auf die lebensgefährliche Fluchtroute über das Mittelmeer nach Europa: zunächst nach Griechenland und dann über Land weiter bis nach Österreich.

Geprägt durch einen sarkastischen und schwarzhumorigen Stil schildert Elyas seine Lebensgeschichte. Er erzählt von den verschiedenen Schritten der Flucht, von Ängsten, Krankheit und Hoffnung. Er erzählt von dem Gefühl, nicht willkommen zu sein, jeden Tag kämpfen zu müssen und sich durch das Deutschlernen eine Chance auf einen Ausbildungsplatz und ein sicheres Leben in Österreich zu sichern. Er erzählt von der Liebe, von Träumen und Wünschen für die Zukunft. Dabei sind seine Schilderungen unmittelbar, nahbar und beängstigend realistisch. Er beleuchtet blinde Flecken, die die meisten von uns vermutlich in Bezug auf Geflüchtete haben.

Ein unfassbar erschreckendes, tragisches und doch auch komisches Buch, das absolut zu empfehlen ist!

Veröffentlicht am 15.05.2022

Anekdoten über das Aufwachsen in Ostfriesland

Die junge Frau und das Meer
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Sylvie Glühmanns Herz schlägt für Ostfriesland, das wird schon zu Beginn der Lektüre sehr deutlich. Sobald das Meer in der Nähe ist und sie den ostfriesischen, weiten Himmel sieht, fühlt sie sich zuhause. ...

Sylvie Glühmanns Herz schlägt für Ostfriesland, das wird schon zu Beginn der Lektüre sehr deutlich. Sobald das Meer in der Nähe ist und sie den ostfriesischen, weiten Himmel sieht, fühlt sie sich zuhause. In "Die junge Frau und das Meer" erzählt Glühmann in flüssigem und teilweise flapsigen Stil humorvoll von ihrer Kindheit und ihrer Jugend in Ostfriesland, was Ostfries*innen vermutlich noch viel mehr und besser nachempfinden können. Ich habe die anschaulichen Schilderungen sowohl in Ostfriesland als auch (teilweise im starken Kontrast) bei den Großeltern auf der Schwäbischen Alb sowie den Witz der unterschiedlichen Anekdoten sehr genossen. Zwischenzeitlich schlägt die Autorin auch ernsthafte Töne an und spricht über Wahrheiten, Erkenntnisse und Gefühle, die zwangsläufig mit dem Erwachsenwerden kommen und nicht nur in Ostfriesland vorherrschen.

Eine autobiographische Erzählung, die sehr ehrlich und offen daherkommt und mir einige unterhaltsame Lesestunden beschert hat!

Veröffentlicht am 15.05.2022

Klingt noch eine Weile nach

Boy meets Girl
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Als Nora in der Reisetasche ihres Mannes einen fremden Damenslip entdeckt, läuft das Fass bei ihr über. Da ihr Mann beruflich sowieso einige Monate weg sein wird, hat sie Zeit, ihr Leben und ihre Ehe zu ...

Als Nora in der Reisetasche ihres Mannes einen fremden Damenslip entdeckt, läuft das Fass bei ihr über. Da ihr Mann beruflich sowieso einige Monate weg sein wird, hat sie Zeit, ihr Leben und ihre Ehe zu hinterfragen. Denn eines wird ihr plötzlich klar: Sie hat in ihrem Leben gar nicht sämtliche Chancen und Möglichkeiten genutzt und das, was sie nun hat, ist womöglich gar nicht das, was sie glücklich macht? Mitdem sie den jugen Lehrer Gregory trifft, beginnt sie eine gewisse Leichtfüßigkeit, sich treiben zu lassen und nur zu tun, worauf sie Lust hat. Und plötzlich ist auch Yann, ein alter Bekannter aus Unizeiten, wieder in ihrem Leben und bei Nora kommen alte Gefühle hoch.

Julia Holbe hat es geschafft, mich vollkommen mit Nora verbunden zu fühlen, all ihre Gedanken und Handlungen mitzufühlen und die verschiedenen Stimmungen zu spüren, durch die sie geht. Trotz Noras Leichtfüßigkeit, der immer wieder neue getroffenen Entscheidungen und ihrer Offenheit schweben eine gewisse Schwermut und Ratlosigkeit mit. Gleichzeitig habe auch ich parallel zur Lektüre einzelne Handlungen, Einstellungen, Gedanken und Konsequenzen in verschiedenen Beziehungen hinterfragt und habe während der Lektüre immer wieder gezweifelt, welche Entscheidungen und welche Beziehung für Nora nun die besten sind.

Ein berührendes Buch, das in mir noch lange nachklingt!

Veröffentlicht am 14.05.2022

(Nicht)Anpassung durch Butter

Butter
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Manako Kajii entspricht so gar nicht dem japanischen Idealbild der Frau: Sie ist übergewichtig und nicht sonderlich attraktiv, was vor allem an ihrem Butterkonsum und ihrer Leidenschaft des Kochens liegt. ...

Manako Kajii entspricht so gar nicht dem japanischen Idealbild der Frau: Sie ist übergewichtig und nicht sonderlich attraktiv, was vor allem an ihrem Butterkonsum und ihrer Leidenschaft des Kochens liegt. Mit ihren Kochkünsten soll sie diverse Männer verführt und anschließend umgebracht haben, weshalb sie inhaftiert ist. Sämtliche Interviewanfragen hat sie bisher zurückgewiesen, doch Rika - eine junge Journalistin in Tokie, möchte dem Leben der Serienmörderin auf den Grund gehen. Unter der Bedingung, dass sie sich lediglich über das Kochen und Essen unterhalten, stimmt Manako den Gesprächen mit Rika zu.

Schnell wird klar, dass Asako Yuzuki hier zwei sehr unterschiedliche Frauen skizziert: die eine sehr angepasst an das japanische Frauenbild, konservativ und traditionell, die andere eher voller Widerstand, Eigensinn und vor allem Genuss. Der Schreibstil war für mich recht ungewöhnlich, mit sehr ausführlichen und ausgeschmückten Beschreibungen, die mich an manchen Stellen nahezu langweilten und dennoch atmosphärisch. Ich hatte den Geruch und das Gefühl der beschriebenen Speisen in der Nase und im Mund. Dennoch fehlte es mir etwas an Spannung, wobei ich bisher auch kaum japanische Literatur gelesen habe und daher nicht mit Narrativen und gängigen Stilmitteln vertraut bin.

Deutlich thematisiert werden jedoch die Anforderungen, die in Japan an Frauen gestellt werden und somit auch Kritik an patriarchalen Strukturen, weshalb ich "Butter" trotz einiger Längen als lesenswert empfinde.