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Veröffentlicht am 04.06.2023

Freundschaft im kriminellen Milieu

Mit zitternden Händen
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Im Stockholmer Vorort Rönnviken ertönt ein Schuss. Der 14-jährige Billy wurde nachts auf dem Spielplatz erschossen. Ein Zeuge sieht Dogge, den besten Freund von Billy, wegrennen und in einen Bus steigen. ...

Im Stockholmer Vorort Rönnviken ertönt ein Schuss. Der 14-jährige Billy wurde nachts auf dem Spielplatz erschossen. Ein Zeuge sieht Dogge, den besten Freund von Billy, wegrennen und in einen Bus steigen. Die beiden Jungen haben sich als Kinder auf diesem Spielplatz kennengelernt und sich angefreundet. Billy lebt in dem ärmlicheren Viertel, seine Mutter ist Migrantin und gibt alles, um Billy und seine Geschwister versorgen zu können. Dogge hingegen kommt aus dem wohlhabenderen Stadteil und musste sich um Geld nie wirklich Gedanken machen. Bei ihm zuhause fehlt es hingegen an Liebe - Liebe, die er bei Billys Familie erlebt.
Die beiden Jungen wachsen in dem Vorort auf, und verbringen immer mehr Zeit mit Mehdi und dessen Jungs. Mehdi, der kriminell ist und Billy und Dogge zu immer größeren Aufgaben verpflichtet.

Die Entwicklung der Freundschaft und das Abrutschen in die Kriminalität beschreibt Malin Persson Giolito auf zwei Zeitebenen: In der Gegenwart wird ermittelt und der Frage nachgegangen, ob und weshalb Dogge auf Billy geschossen haben könnte. In Rückblenden wird aus der Vergangenheit, dem Elternhaus, der Herkunft und dem sozialen Umfeld der beiden Jungen erzählt.

Mir gefällt der eher nüchterne Schreibstil, den ich so häufig in schwedischen Büchern lese. Genretechnisch würde ich das Buch fast schon als Kriminalroman einstufen, da die Auflösung von Billys Tod und des Tathergangs im Fokus steht.

Die Figuren waren für mich wenig nahbar beschrieben. Es waren eher die Mechanismen und die psychologischen Faktoren und Entwicklungen, die mich gebannt haben.

Ein spannender und schockierender Roman über eine Freundschaft, die gegen sämtliche Herausforderungen ankämpfen musste.

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Spannung
Veröffentlicht am 04.06.2023

Die ersten Frauen bei der Polizei

Die Kriminalistinnen. Der Tod des Blumenmädchens
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Im Jahr 1969 wird in Düsseldorf ein Novum bei der Polizei eingeläutet: Sechs Frauen sollen zur Polizeianwärterinnen ausgebildet werden und werden dazu auf die verschiedenen Abteilungen aufgeteilt. Lucia ...

Im Jahr 1969 wird in Düsseldorf ein Novum bei der Polizei eingeläutet: Sechs Frauen sollen zur Polizeianwärterinnen ausgebildet werden und werden dazu auf die verschiedenen Abteilungen aufgeteilt. Lucia Specht, 22 Jahre alt, gelernte Sekretärin und mit Ambitionen abseits der Hauswirtschaft oder der dörflichen Enge ihrer Heimat, startet ihre Ausbildung zur Kriminalistin bei der Mordkommission. Bereits an ihrem ersten Tag wird sie zu einem Tatort gerufen: Lena, eine junge Studentin und offenbar Angehörige der sogenannten Hippie-Szene liegt tot in ihrer Wohnung. Während Potthoff, Lucias Vorgesetzter, zunächst von einem Suizid ausgeht, erkennt Lucia erste Anzeichen für einen Mord. Diese These wird durch wenig später von der Rechtsmedizin bestätigt und die Ermittlungen beginnen.

Mathias Berg hat mit Lucia Specht eine sympathische Protagonistin geschaffen. Auch die anderen Anwärterinnen mochte ich und genoss die privaten Einblicke und die Äußerungen über das Frauenbild der damaligen Zeit. Die Erwartungen an Frauen, das Missfallen von Frauen in gewissen Arbeitsbereichen und deren Kompetenzfrage werden hier im Setting des Präsidiums und der laufenden Ermittlungen gut behandelt.

Neben dem vielversprechenden Plot sowie der authentischen Darstellung der späten 60er Jahre gefiel mir auch der flüssige Schreibstil und die Erzählung aus wechselnden Perspektiven.

Ein spannender Kriminalroman mit sympathischen Figuren und der Hoffnung auf einen weiteren Teil. Eine gute Empfehlung an alle Kriminalromanliebhaber*innen.

Veröffentlicht am 03.06.2023

Schwierige Zeiten

Eine ehrenwerte Frau
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Anfang des 20. Jahrhunderts wird Florence wegen Untreue von ihrem Mann aus dem Haus geworfen. Den unehelichen Sohn soll sie mitnehmen, ihren Erstgeborenen behält ihr Mann bei sich, was Florence schwer ...

Anfang des 20. Jahrhunderts wird Florence wegen Untreue von ihrem Mann aus dem Haus geworfen. Den unehelichen Sohn soll sie mitnehmen, ihren Erstgeborenen behält ihr Mann bei sich, was Florence schwer zu schaffen macht. Zunächst findet sie Unterschlupf bei ihrer Schwester, fliegt dort jedoch auch raus und muss dann als Krankenschwester und Pflegerin selbst für ihr Auskommen sorgen. Doch so sehr sie sich auch bemüht, sind ihre Entscheidungen immer die falschen und das Leben hält vor allem schwierige Zeiten für sie bereit. So ist sie gezwungen, ihre Kinder wegzugeben und während des ersten Weltkrieges als Spionin zu dienen.

Patricia Clough hat in "Eine ehrenwerte Frau" die Vergangenheit bzw. Lebensgeschichte ihrer ihr selbst nicht bekannten Großmutter verarbeitet und so einen autobiographisch geprägten Roman geschrieben, bei dem sie die Leerstellen gefüllt hat. Ausgehend vom Plot ist eigentlich schon klar, dass Florence kein Happy End erleben wird, sondern sich von Lebensjahr zu Lebensjahr durchkämpft und immer um das Wohl ihrer Kinder und die Mööglichkeit der Versorgung kämpft.

Der Schreibstil ist flüssig und ich fühlte mich gut in die damalige Zeit hineinversetzt. Ein spannender Spionageroman mit einer zweifelhaften Protagonistin, deren Verhalten ich oftmals nicht nachvollziehen konnte, jedoch trotzdem in mein Herz geschlossen und mit ihr gelitten habe.

Veröffentlicht am 27.05.2023

Lebensweisheiten mit italienischem Flair

Meine Bar in Italien
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Stefan Maiwald lebt in Italien, ganz in der Nähe von Pinos Bar, in der er morgens einen Espresso und abends Wein trinkt - so wie viele andere (Stamm)Gästinnen. Ausgehend von den Begegnungen in der Bar ...

Stefan Maiwald lebt in Italien, ganz in der Nähe von Pinos Bar, in der er morgens einen Espresso und abends Wein trinkt - so wie viele andere (Stamm)Gästinnen. Ausgehend von den Begegnungen in der Bar und der Bar selbst als Ort der Begegnungen teilt Maiwald Lebensweisheiten, stellt philosophisch anmutende Fragen und formuliert in erster Linie eine Hommage an das Leben.

Ich mag Lebensratgeber oftmals nicht so gern, wenn sie belehrend, distanziert oder fast schon toxisch positiv formuliert sind. Auch mit "Das Café am Rande der Welt" konnte ich beispielsweise überhaupt nichts anfangen und hatte kurzzeitig Bedenken, ob "Meine Bar in Italien" ähnlich anmutet. Dem ist glücklicherweise nicht so, denn die Geschichten, die Stefan Maiwald erzählt, wirken authentisch und aus dem Leben gegriffen (abgesehen davon, dass hier innerhalb der Gäst
innen und Gespräche selektiert wurde). Sie enthalten den einen oder anderen Italien-Tipp und haben in mir vor allem das Gefühl nach Urlaub und die Sehnsucht nach Italien, das ich vor allem aus meinen Kindheitsurlauben kenne, geweckt.
Daher habe ich das Buch umso lieber gelesen und hatte entspannende Lesestunden. Sehr lange wird es zwar nicht in meinem Gedächtnis bleiben, aber es gab Urlaubsfeeling für sofort.

Veröffentlicht am 21.05.2023

Etwas schwächer als die Vorgänger

Mörderfinder – Mit den Augen des Opfers
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Arno Strobel gehört für mich zu meinen liebsten deutschen Autorinnen, wenn es um spannende Thriller geht. Max Bischoff habe ich schon im ersten Band als sehr interessant, klug, analytisch und durchsetzungsstark ...

Arno Strobel gehört für mich zu meinen liebsten deutschen Autorinnen, wenn es um spannende Thriller geht. Max Bischoff habe ich schon im ersten Band als sehr interessant, klug, analytisch und durchsetzungsstark empfunden und freue mich daher immer wieder über einen neuen Max Bischoff-Fall.
"Mit den Augen des Opfers" ist sein dritter Fall der Reihe: Als Fallanalytiker wird er von Eslem Keskin, der Leiterin des KK 11 in Düsseldorf, zu einem Fall hinzugezogen. Er soll in dem kleinen Ort Klotten and er Mosel in einem mehr als 20 Jahre zurückliegenden Vermisstenfall ermitteln, das Keskin auf neue Spuren gestopen ist. Kurz nach Bischoffs Ankunft ereignet sich ein Mord und Max Bischoff gerät recht schnell in Gefahr, ignoriert jedoch sämtliche Warnungen und stürzt sich weiterhin in die Ermittlungen.

Arno Strobel kann sehr flüssig und packend schreiben, sodass sich seine Bücher im Nu lesen lassen. Generell mag ich die Kapitel, die er aus Sicht des Täters schreibt, besonders gern und gleiche sie mit den fallanalytischen Erkenntnissen Max Bischoffs gerne ab.
Auch dieses Buch habe ich schnell gelesen, war jedoch nicht direkt ab der ersten Seite im Sog der Ermittlungen und fand auch die Wendungen nicht ganz so spektakulär wie beispielsweise im ersten Fall. Dennoch mochte ich den Plot, Bischoffs Herangehensweisen, den Spannungsbogen und die Auflösung.
Insgesamt ist der Teil etwas schwächer als die Vorgänger, was für Strobel-Liebhaber
innen sicherlich etwas enttäuschen ist, jedoch trotzdem eine spannende und gute Lektüre!