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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 21.05.2023

Schöne Story für zwischendurch

Let's be wild
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New York, die Stadt der vielen Möglichkeiten - unter diesem Versprechen starten vier junge Menschen in der angesagtesten Influencer-Agentur New Yorks durch. Zumindest versuchen sie es und müssen auf dem ...

New York, die Stadt der vielen Möglichkeiten - unter diesem Versprechen starten vier junge Menschen in der angesagtesten Influencer-Agentur New Yorks durch. Zumindest versuchen sie es und müssen auf dem Weg zum Erfolg das ein oder andere Hindernis überwinden. Shae, deren Onkel und Mentor wichtiger Teil der Agentur war, möchte nun in dessen Fußspuren treten und sich behaupten, begeht jedoch schon bei ihrer ersten Aufgabe einen schwerwiegenden Fehler, der weitreichende Konsequenzen für Social Media hat. Ihr bester Freund und Mitbewohner Tyler wagt dort als Assistent des Chefs ebenfalls einen Neustart und flirtet nebenbei, was das Zeug hält. Shaes Kollegin Ariana ist schon eine Weile in der Agentur, für die drei Neuen jedoch eine wichtige Ansprechpartnerin und wird zu einer guten Freundin. Die letzte des Trios ist Evie, die extra aus Deutschland nach New York gekommen ist, um dort ihrer Leidenschaft und ihrem Können als Fotografin nachzugehen. Dabei unterschätzt sie jedoch den bürokratischen Aufwand und muss sich ihren Platz in New York noch auf andere Art erkämpfen.

Anabelle Stehl und Nicole Böhm harmonieren sehr gut und haben mit den unterschiedlichen Figuren, Biografien und Interessen einen interessanten Schauplatz in der Agentur geschaffen. Der Schreibstil ist flüssig und nach wenigen Kapiteln konnte ich mich in den wechselnden Perspektiven und den Figuren zurechtfinden. Neben Flirts, Liebe und Spaß werden auch ernstere Themen wie body positivity, Gewalt, Sucht und Missbrauch thematisiert, was dem Plot eine gewisse Tiefe verleiht und gerade für jüngere Leser*innen sicherlich einen großen Mehrwert und Identifikationspotential hat.

Ich mochte das Setting, die Figuren und die lockere Atmosphäre sehr gern und habe die Lektüre zwischen anderen Büchern sehr genossen.

Veröffentlicht am 16.05.2023

Skurrile Geschichte über den Tod

Jetzt ist Sense
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Als es an ihrem 50. Geburtstag an der Tür klingelt, rechnet die Psychologin Liv Bentele mit vielem. Jedoch nicht mit einem Mann, der als Sensenmann verkleidet ist und sich offenbar in der Tür geirrt hat, ...

Als es an ihrem 50. Geburtstag an der Tür klingelt, rechnet die Psychologin Liv Bentele mit vielem. Jedoch nicht mit einem Mann, der als Sensenmann verkleidet ist und sich offenbar in der Tür geirrt hat, da er nach der älteren Nachbarin fragt. Als diese kurz darauf tot aufgefunden wird, ist Liv skeptisch und fragt den jungen Mann beim nächsten Aufeinandertreffen nach einem möglichen Zusammenhang. Recht schnell stellt sich heraus, dass es sich bei ihm um Thanatos, den griechischen Gott des sanften Todes, handelt und das Kostüm als Sensenmann nicht nur reine Verkleidung war.

Liv und Thanas führen im Folgenden immer mehr Gespräche über das Leben und den Tod, wobei Thanas vor allem die Unwürdigkeit des heutigen Sterben bedauert und Liv ihn gern vom Tod ablenken möchte. Hans Rath hat mit "Jetzt ist Sense" eine humorvolle, aber in erster Linie skurrile, Geschichte geschaffen, in der über den Tod, das Leben und das Sterben philosophiert wird.
Mich haben der Stil und der Plot zunächst etwas verwundert, ich konnte mich jedoch recht schnell auf beides einlassen und musste an der einen oder anderen Stelle dann tatsächlich schmunzeln.
Zur Abwechslung eine gelungene Erzählung, die mal einen anderen Blick auf den Tod wirft.

Veröffentlicht am 16.05.2023

Melancholische Grundstimmung

Lichte Tage
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"Lichte Tage" erzählt in erster Linie von Freundschaft, Liebe und Verlust. Ellis und Michael lernen sich in Jugendjahren kennen, entdecken das verbindende Interesse für Kunst und Poesie, was vor allem ...

"Lichte Tage" erzählt in erster Linie von Freundschaft, Liebe und Verlust. Ellis und Michael lernen sich in Jugendjahren kennen, entdecken das verbindende Interesse für Kunst und Poesie, was vor allem von van Gogh und seine fünfzehn Sonnenblumen ausgeht. Aus Oxford heraus entdecken sie gemeinsam Südfrankreich, die Wärme und das Licht sowie ihre Zuneigung zueinander.
Sarah Winman erzählt im Grunde von sämtlichen Ausschnitten aus Ellis' Leben - von der unglücklichen Ehe der Eltern, von dem frühen Tod der Mutter, der Entdeckung und Vereschleierung von Homosexualität und der dadurch geprägten Ehe mit Annie, die Liebe zu Michael und von immer wiederkehrenden Verlusten. Dabei springt sie in der Zeit, greift zu Tagebucheinträgen als Stilmittel und hat mich an einigen Stellen kurzzeitig verloren, weil ich mich in der Erzählung neu verorten und alles zeitlich einordnen muss. Der enge Bezug zur Kunst und zur Poesie passten zur knospenhaften Freundschaft und Liebe zwischen Ellis, Michael und Annie. Gleichzeitig ist die Geschichte durchflutet von Melancholie und einem düsteren Unterton, der in einigen Kapiteln Schwermut weckt.

Ich habe "Lichte Tage" sehr gern gelesen und habe es als besonderes, ungewöhnliches Buch wahrgenommen. Basierend auf dem Klappentext bin ich von einer ausschließlich fröhlichen, warmen Erzählung ausgegangen, dessen Eindruck sich jedoch schnell korrigiert hat - was auch besser zur bearbeiteten Thematik passt.

Veröffentlicht am 14.05.2023

Rückblick auf eine Freundschaft

Roxy
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Johann von Bülows Roman "Roxy" beginnt mit Marc Bergers Fahrt nach München, denn dort findet die Beerdigung seines besten Freundes aus Jugendjahren statt. Ausgehend von dessen Tod denkt Marc an ihr Kennenlernen, ...

Johann von Bülows Roman "Roxy" beginnt mit Marc Bergers Fahrt nach München, denn dort findet die Beerdigung seines besten Freundes aus Jugendjahren statt. Ausgehend von dessen Tod denkt Marc an ihr Kennenlernen, die gemeinsamen Jahre und ihre Freundschaft nach und nimmt die Leser*innen in die welchselnden Zeiten mit.

Von Bülows Schreibstil habe ich als sehr ruhig, etwas monoton und streckenweise träge wahrgenommen. Während das Kennenlernen der zwei unterschiedlichen Jungen - Marc, aufgewachsen in einer Doppelhaushälfte mit dem großen Traum der Schauspielerei, auf der Suche nach mehr Charisma und Roy, ein frecher Junge, Sohn eines vermögenden Industriellen, dem von Anfang an alle Türen offenstanden. Schnell wird klar, dass die Freundschaft nie auf Augenhöhe stattgefunden hat und dass die Begegnungen mit Carolin nur freilegen, was schon immer da war, aber nicht gesehen wurde bzw. gesehen werden wollte.

Im Fokus stehen sowohl die gemeinsamen Erinnerungen und Erfahrungen, die hauptsächlich bei exzessiver Feierei im Roxy stattfanden, als auch die Veränderung der Beziehung zwischen Marc und Roy.
Streckenweise zog sich der Roman für mich, ich bin mit meinen Gedanken abgeschweift und sehnte mich nach etwas mehr Geschehen, vielleicht auch nach irgendetwas, das mich mehr berühren würde.

Insgesamt würde ich "Roxy" als eher ruhigen Coming-of-Age-Roman bezeichnen, erzählt aus der Perspektive eines Erwachsenen, der Revue passieren lässt.

Veröffentlicht am 08.05.2023

Melancholisches Debut

Der Inselmann
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Dirk Gieselmann erzählt in "Der Inselmann" von Hans, der Anfang der Sechziger mit seinen Eltern auf eine entlegene Insel übersetzt und sich dort vollkommen in die Welt der Pflanzen und Tiere einfindet ...

Dirk Gieselmann erzählt in "Der Inselmann" von Hans, der Anfang der Sechziger mit seinen Eltern auf eine entlegene Insel übersetzt und sich dort vollkommen in die Welt der Pflanzen und Tiere einfindet und sich als König der Insel fühlt. Doch eines Tages kommt die Anordnung, dass Hans die Insel verlassen und die Schule besuchen muss. Damit nimmt Hans' Leben eine andere Wendung und ist von negativen Erfahrungen, Einsamkeit und dem stetigen Wunsch geprägt, endlich auf die Insel zurückkehren zu können.

Zunächst empfand ich den Schreibstil als herausfordernd, irgendwie stockend, die Gedanken wirbelten durcheinander, vieles wurde nur angerissen und nicht weiter- oder gar zu Ende gedacht. Nach einer Weile habe ich mich daran gewöhnt und konnte mich auf Dirk Gieselmanns Erzählung einlassen. Allerdings ist der Roman sehr melancholisch, schwermütig und geprägt von Einsamkeit und Traurigkeit.
Wer solche Bücher mag und gern in andere, melancholische, Welten eintaucht, kommt mit Gieselmanns "Der Inselmann" sicherlich auf seine*ihre Kosten.