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Veröffentlicht am 23.01.2025

Menschliche Abgründe

Steirerzorn
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Gleich vorab, dieser vierzehnte Steirerkrimi von Claudia Rossbacher ist ziemlich anders, als ihre Vorgänger und wesentlich härter. Hier gibt es kaum lustige Plänkeleien zwischen Sascha und Sandra und der ...

Gleich vorab, dieser vierzehnte Steirerkrimi von Claudia Rossbacher ist ziemlich anders, als ihre Vorgänger und wesentlich härter. Hier gibt es kaum lustige Plänkeleien zwischen Sascha und Sandra und der Handlungsstrang aus der Vergangenheit ist wirklich harter Tobak! Das bin ich von der Autorin gar nicht gewöhnt, aber ich feiere es! Dieser Krimi ist wirklich absolut gelungen und hat mich an die Seiten gefesselt.
Triggerwarnung gibt es keine (was ich bei Krimis und Thriller auch nicht wirklich sinnvoll finde) - wer jedoch Probleme mit Kindesmisshandlungen hat, sollte die Finger von diesem Buch lassen.

Der Krimi spielt im steirischen Schilcherland, einer Weingegend in der Steiermark südich von Graz. Hobbyfotograf Christian Zwettler ist auf der Suche nach einem bestimmten Lost Place, der ihm über Social Media vorgeschlagen wurde, und der ihm für sein Buch über verlassene Orte noch fehlt. Obwohl er sonst immer die Besitzer der verlassenen Häuser vorher kontaktiert, weil ein Betreten ohne Genehmigung verboten ist, bricht er in das verlassenen Gebäude ein und fällt prompt durch eine morsche Falltür. Neben Mäusen, Ratten und verendeten Vögeln befindet sich in seiner Sichtweite eine gefesselte und teils verweste Frauenleiche. Christian kann sich nicht bewegen, sein Handy funktioniert in diesem Funkloch nicht und niemand weiß, wo er unterwegs ist. Der Lost Place gehört einer Familie, die vor langer Zeit in die USA ausgewandert ist und der ansässige Förster, der die Schlüssel hat, schaut nur ab und zu vorbei. Es dauert sehr lange, bis er gerettet werden kann. Doch wer ist die Frau, die gefoltert und getötet wurde?

Sascha Bergmann und Sandra Mohr vom LKA Graz bekommen den Fall. Bald stellt sich heraus, dass das verlassene Gebäude in den 1970iger Jahren ein Erziehungsheim für angeblich schwererziehbare Mädchen war. Im Ort kann sich aber kaum jemand daran erinnern...

Im Vergangenheitsstrang erleben wir die widerwärtigen Methoden der Erzieherinnen und des damaligen Direktors anhand von Tagebucheintragungen der damals 13jährigen Gitti aus Wien - und diese sind heftig! Körperliche und seelische Gewalt, Missbrauch, Erniedrigungen und Einschüchterungen stehen täglich auf dem Programm. Die Kinderseelen wurden systematisch zerstört und das ganze Personal wusste Bescheid oder war daran beteiligt.
Was man hier liest, ist alles andere als einfach zu lesen und bereitet einem Gänsehaut. Anhand des Leidens von Gitti, die nur eine von vielen war, erinnert die Autorin an die vielen Opfer brutaler Übergriffe in Erziehungsheimen zwischen 1960 und 1980. Man muss den damaligen Opfern eine Stimme geben, denn sie dürfen nicht in Vergessenheit geraten. Ich denke, dass es auch noch heute in gewissen Teilen der Welt nicht anders zugeht. Vor allem Kinder sind die Ärmsten, die sich am wenigsten wehren können!

Die humorvolle Zusammenarbeit und die Plänkeleien zwischen Sandra und Sascha sind diesmal im Hintergrund und sehr sparsam eingesetzt, denn sie passen nicht zum schweren Thema, welches im Krimi den Hauptteil einnimmt. Sascha kommt grantiger rüber, als in den Vorgängerbänden und seine Machosprüche klingen teilweise übergriffig. Charmebolzen ist er in diesem 14. Fall keiner!
Auch das Privatleben von Sandra und Sascha ist eher Nebensache, wobei jedoch die düstere Stimmung beibehalten wird, denn die Beziehung zwischen Sandra und ihrem Freund Hubert scheint toxisch zu werden.

Zwischen den schweren Themen wird allerdings auch gut gegessen und der Schilcher Wein, den es nur in dieser Region gibt, bekommt besondere Aufmerksamkeit. Auch in diesem Band erkennt man die Liebe der Autorin zur Steiermark, die in bildhaften Beschreibungen die Schönheit der Grünen Mark darstellt.

Fazit:
Der bisher beste, aber auch härteste Krimi aus dieser Reihe, der nichts für Zartbesaitete ist!
Eine spannende Geschichte, die ich sehr gerne weiterempfehle und außerdem meine erste 5 Sterne Bewertung für einen Krimi aus dieser Reihe.

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Veröffentlicht am 20.01.2025

Habe mir mehr erwartet

Die Frau des Serienkillers
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Auf diesen Thriller war ich sehr gespannt, denn der Klappentext hörte sich wirklich super interessant und spannend an.
Beth und Tom Hardcastle sind vor einigen Jahren von London nach Lower Tew gezogen, ...

Auf diesen Thriller war ich sehr gespannt, denn der Klappentext hörte sich wirklich super interessant und spannend an.
Beth und Tom Hardcastle sind vor einigen Jahren von London nach Lower Tew gezogen, einem Dorf außerhalb von London. Tochter Poppy soll nicht in der Großstadt aufwachsen und Beth hat sich ihren Wunsch erfüllt und ein Keramik-Café eröffnet, während Tom weiterhin zu seinem Arbeitsplatz in einer Bank in London pendelt.
Als Beth mit ihrer kleinen Tochter Poppy auf die Heimkehr von Tom wartet, klopft die Polizei an die Tür, die nach ihrem Mann sucht, der unter Mordverdacht steht. Die Fassade der perfekten Familie zerfällt, denn nachdem Tom tatsächlich in Untersuchungshaft kommt, fällt die vorstädtische Idylle in sich zusammen. Die Presse belagert den Garten vor dem Haus und im Café, welches Beth führt, lassen manche Nachbarn Kommentare ab, die Beth in keines gutes Licht erscheinen lässt.

Der Beginn hat mich sofort gecatcht, jedoch lässt die Spannung leider sehr schnell nach. Die Autorin erzählt aus verschiedenen Perspektiven. Man erlebt mit Bath die Tage nach der Verhaftung und wie sich ihre Gedanken vor allem um die gemeinsame Tochter Poppy dreht, der sie eine gesicherte Zukunft bieten möchte. Sie ist von Toms Unschuld überzeugt und fühlt sich von der Polizei in die Mangel genommen.
Wir dürfen aber auch in Toms Gedankenwelt eintauchen und bemerken bald, dass er so unschuldig nicht sein kann. Außerdem gibt es Rückblicke in die Vergangenheit und erleben die Beziehung von Tom und seiner Exfreundin Katie, wegen deren Verschwinden er unter Mordverdacht steht.
Im Laufe der Geschichte wird ersichtlich, dass auch Beth ihre Geheimnisse hat. Als Thrillerleser der ersten Stunde hatte ich bald einen Verdacht, der sich auch bestätigt hat.

Leider hat mich der Klappentext mehr gecatcht, als die Geschichte selbst. Auf den ersten 150 Seiten passiert kaum etwas und man verfolgt größtenteils Beths Gedankenkarussell. Sie macht sich vor allem Sorgen um Poppy und was die anderen Kita-Mütter wohl denken oder ob ihr Keramik-Café unter der Verhaftung von Tom leiden wird. Über ihren Ehemann selbst macht sie sich eher weniger Gedanken, was irritiert.

Die Kapitel sind kurz gehalten und der Schreibstil von Alice Hunter lässt sich gut und flüssig lesen. Die Atmosphäre im Ort wird gut eingefangen und wir lernen auch einige der Einwohner etwas besser kennen, wie Lucy, die Beth im Keramik-Café hilft; Adam, der Witwer, dessen Tochter mit Poppy befreundet ist und die sich gegenseitig aushelfen, wenn jemand eine kurzfristige Kinderbetreuung benötigt oder Julie, die immer top gestylte Mama von Drillingen, die allerdings ein kleines Alkoholproblem haben dürfte....

Obwohl es oftmals an Spannung gemangelt hat, wollte ich wissen, wie die Geschichte ausgeht. Den Plot-Twist am Ende fand ich gelungen, konnte aber die eher spannungsarme Handlung nicht wettmachen.


Fazit:
"Die Frau des Serienkillers" war für mich mehr Spannungsroman als Thriller, den ich "alten Thrillerhasen" nicht wirklich weiter empfehle. Aus der Grundidee hätte man einen richtig guten Thriller machen können. Leider wurde das Potential nicht ausgeschöpft und so blieb dieser erste Band einer losen (?) Trilogie leider hinter meinen Erwartungen.

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Veröffentlicht am 18.01.2025

Wenn die Vergangenheit dich einholt

Minus 22 Grad
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Da dachte ich mir doch noch vor kurzem, dass ich von einem bestimmten Autor schon lange keinen neuen Thriller mehr gelesen habe. Und prompt kommt mir das Foto von Quentin Peck bei der Lovelybooks Leserunde ...

Da dachte ich mir doch noch vor kurzem, dass ich von einem bestimmten Autor schon lange keinen neuen Thriller mehr gelesen habe. Und prompt kommt mir das Foto von Quentin Peck bei der Lovelybooks Leserunde sehr bekannt vor. Ich habe mich deshalb sehr gefreut, dass der Autor unter einem neuen Pseudonym und bei einem neuen Verlag seinen neuen Thriller "Minus 22 Grad" veröffentlicht hat.

Laura Gehler, eine Fotografie-Studentin, ist mit ihrem Rennrad unterwegs - trotz klirrender Kälte und spät abends - als sie gezielt von einem Auto verfolgt, gerammt und anschließend entführt wird. Sie erwacht in einem Plexiglaskäfig und soll das Rätsel lösen, warum sie entführt wurde - sonst droht ihr der Tod. Laura hat nur wenige Tage Zeit um herauszufinden, dass der Grund ihrer Entführung in einer alten Schuld aus ihrer Vergangenheit liegt. Doch wem hat sie so derart geschadet?

Ihre Mutter, eine erfolgreiche Politikerin, erhält nach einigen Tagen eine Barbiepuppe mit den Sterbedaten ihrer Tochter, Kommissar Lukas Johannsen erkennt darin eine Ähnlichkeit zu einem alten Fall, dem des Puppenmörders, den er in der Vergangenheit nicht abschließen konnte.
In einem weiteren Handlungsstrang lernen wir Ariane kennen, eine Zoologin, die sich nach dem Tod ihres Mannes in ein einsames Häuschen am Waldrand zurückgezogen hat. Dort trifft sie auf Tom, der beim Eislaufen am nahen Teich im Eis einbricht und dem sie das Leben rettet.

Man ist von Beginn an direkt mitten in der Geschichte. Erzählt wird aus verschiedenen Perspektiven in kurzen und knappen Sätzen. Dies verwirrt zu Beginn etwas, denn man erkennt keinen Zusammenhang zwischen den einzelnen Handlungssträngen, denn Quentin Peck hat seinen Plot raffiniert aufgebaut.

Der Autor ist seinem Schreibstil treu geblieben, der temporeich und knackig ist. Man erkennt auch, dass er als Fernsehjournalist und -produzent arbeitet, denn es wird oftmals bildgewaltig, wenn es rauscht, knistert, tropft oder raschelt.
Überraschende Wendungen locken oftmals auf falsche Fährten und das Kopfkino rattert ununterbrochen.
Neben den Blick auf die Hauptcharaktere, entführt uns der Autor auch in die Gedankenwelt des Entführers. Zusätzlich gibt es alte Tonaufzeichnungen, die eingestreut werden.
Nach und nach erkennt man auch, dass Laura nicht wirklich die sympathische junge Frau ist, die wir zu Beginn kennenzulernen glaubten.
Manche der Figuren handeln seltsam und man kann sie nicht wirklich einordnen, was die Spannung erhöhen soll. Man rätselt, wer diese Charaktere wirklich sind, was sie verbergen und welche Geheimnisse sie haben. Obwohl der eigentliche Personenkreis nicht sehr hoch ist, sind alle verdächtig und nicht wirklich sympathisch. Manche Handlungen einzelner Figuren konnte ich nicht immer nachvollziehen und hat mir nur ein Kopf schütteln eingebracht.

Etwas überrascht hat mich, dass der ermittelnde Kommissar Lukas Johannsen sehr im Hintergrund agiert und fast zur Nebenfigur mutiert. Mir blieb er auch deswegen viel zu blass.

Das Ende lässt erahnen, dass es einen weiteren Band um Lukas Johannsen geben wird, denn der klitzekleine Cliffhanger sorgte für ein kurzes überraschendes Luft holen meinerseits und lässt auf ein weiteres spannendes Abenteuer hoffen.

Fazit:
Ein temporeicher Thriller mit vielen verschiedenen Handlungssträngen, die am Ende gekonnt zusammen führen. Die Figuren bleiben teilweise jedoch etwas blass und der Spannungsbogen fällt in der Mitte etwas ab. Der Plot ist allerdings raffiniert aufgebaut und hat mir sehr gut gefallen.

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Veröffentlicht am 17.01.2025

Sehr platt

Zimtschnecken und Schneegestöber
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Noch ein Buch, welches ich eigentlich noch im Dezember gelesen habe und von dem ich mir in der Vorweihnachtszeit ein klein bisschen Cosy Vibes erhofft hatte. Das war leider nicht wirklich so, denn dieser ...

Noch ein Buch, welches ich eigentlich noch im Dezember gelesen habe und von dem ich mir in der Vorweihnachtszeit ein klein bisschen Cosy Vibes erhofft hatte. Das war leider nicht wirklich so, denn dieser Roman war sehr, sehr oberflächlich und konnte mich nicht wirklich abholen.

Nora flieht vor ihrem toxischen Exfreund Jonas von Stockholm nach Leksand in der schwedischen Provinz Dalarnas Iän. An diesem Ort hat sie früher die Ferien bei ihren Großeltern verbracht. Außerdem wohnt auch ihre Freundin Vega in Leksand, bei der sie kurzfristig unterkommen kann. Als sie ein kleines Häuschen am See entdeckt, welches normaler Weise nur während des Sommers zu vermieten ist, will sie dort unbedingt einziehen. Das doch eher wenig möblierte Häuschen, bei dem die Heizung nicht funktioniert, geht ihr nicht aus dem Kopf und sie überredet den Besitzer es ihr zu vermieten. Bald findet sie Hilfe von Viktor, dem Nachbar, der in einem sehr noblen Glaspalast wohnt. Er hilft ihr den Kamin instand zu setzen und beim Kisten schleppen. Doch irgend etwas scheint auch er zu verheimlichen....

Es gibt noch einen zweiten Handlungsstrang, der zu Beginn so gar nicht zur gegenwärtigen Geschichte rund um Nora, Vega und Viktor passt und im Klappentext gar nicht erwähnt wird. Dabei lernen wir den eher erfolglosen und nicht wirklich sympathischen Autor Claes kennen. Bei einer schlecht laufenden Signierstunde in einem Buchladen lernt er Torsten kennen, der ihm seine Lebensgeschichte zu erzählen beginnt. Diese weckt sofort Claes Interesse und er wittert eine Story für seinen nächsten Roman. Claes versucht Torsten, der in einem Pflegeheim wohnt, zu überreden ihm seine ganze Geschichte zu erzählen. Diese hat mich mit der Zeit sehr berührt und verknüpft sich am Ende hin mit dem Strang rund um Nora.

Leider konnte ich sonst mit der Geschichte nicht viel anfangen. Nora verlässt kampflos ihre Wohnung in Stockholm, die sie einfach Jonas überlässt und legt ihren gut bezahlten Job auf Eis. Sie quartiert sich in einem Sommerhäuschen ein, kann weder einen Kamin einheizen, noch sich selbst versorgen, denn sie lebt ab diesem Zeitpunkt am Existenzminimum.
Nora passt auf Viktors Hund auf, obwohl sie als Kind von einem gebissen wurde und seitdem furchtbare Angst vor Hunden hat. Auch seinen eigenwilligen Kater bekommt sie zur Aufsicht und kann mit Katzen ebenso wenig umgehen, wie mit Hunden. Bei einer Szene konnte ich nur den Kopf schütteln, denn jeder Mensch, der eine Katze besitzt weiß, dass dies kaum möglich ist, was uns die Autorin hier einzureden versucht.
Das Knistern zwischen Viktor und Nora konnte ich ebenfalls nur schwer spüren und ihr Umgang mit ihrem Exfreund war einfach nur verantwortungslos. Ich konnte sehr viele ihrer Handlungen überhaupt nicht nachvollziehen. Zusätzlich fehlte es an Kommunikation zwischen den beiden Love Interests.

Die Geschichte in der Gegenwart bleibt sehr oberflächlich und besitzt kaum Tiefe. Die Erzählungen von Torsten haben mich hingegen mit der Zeit berührt. Sie erzählen von einem schweren Schicksal und seiner Einsamkeit. Die beiden Handlungsstränge führen schlussendlich zusammen und ergeben Sinn.
Die Figuren waren blass. Viktor, Jonas und Claes waren mir zu farblos und eindimensional, wobei Viktor noch mit ein paar guten Eigenschaften punkten konnte. Vega ist eine verrückte Nudel und gute Freundin; Nora wirkt hingegen wie ein hilfloser Teenager. Einzig Torsten konnte mein Herz berühren.

Die schwedische Schneelandschaft und das Winterfeeling habe ich hingegen gespürt und genossen. Ein Weihnachtsroman ist es jedoch nicht, obwohl das Cover dies indirekt versucht zu vermitteln.

Fazit:
Zu oberflächlich, zu unglaubwürdig und zu nichtssagend ist dieser Roman, der nur mit seinem Vergangenheitsstrang punkten kann. Alles andere wirkt einfach nur konstruiert und platt. Sehr schade! Ich hatte einen netten Wohlfühlroman mit Weihnachtsfeeling erwartet, den jedoch nicht bekommen. Von mir gibt es leider keine Empfehlung!

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Veröffentlicht am 15.01.2025

Eine meiner Lieblingsreihen

Die weiße Stunde
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Ich liebe die Reihe um August Emmerich und seinen Assistenten Ferdinand Winter, die Alex Beer nun endlich fortgesetzt hat. Für mich ist es ihre beste Reihe, deshalb bin ich auch immer etwas ungeduldig ...

Ich liebe die Reihe um August Emmerich und seinen Assistenten Ferdinand Winter, die Alex Beer nun endlich fortgesetzt hat. Für mich ist es ihre beste Reihe, deshalb bin ich auch immer etwas ungeduldig und warte voller Vorfreude auf den nächsten Band.

Diesmal sind wir im Jahre 1923 und die politische Situation spitzt sich immer mehr zu. Die Nationalsozialisten sind immer mehr auf dem Vormarsch und die Arbeitslosigkeit steigt. Die Menschen sind desillusioniert. Die Hyperinflation treibt viele in den Selbstmord. Diejenigen, die sich in die Donau stürzen und nicht identifiziert werden können, werden im "Friedhof der Namenlosen" bestattet.

Während die Reichen und Schönen opulente Partys feiern, hungert der Rest größtenteils noch immer...auch fünf Jahre nach dem Ende des großen Krieges.
Nach einer dieser Partys wird die prominente Gesellschaftsdame Marita Hochmeister am nächsten Morgen tot aufgefunden - brutal erschlagen. August Emmerich und Ferdinand Winter bekommen den Fall, werden jedoch bald vom ehemaligen Leiter der Abteilung Leib und Leben, Heinrich Wertheim, aufgesucht. Dieser erkennt Ähnlichkeiten zu einem Fall vor zehn Jahren, den er nie lösen konnte. Es gab damals einen Verdächtigen, der jedoch plötzlich verschwunden war und dem man die Serienmorde nicht nachweisen konnte. Wertheim ist überzeugt, dass der damalige Täter wieder zugeschlagen hat.

Neben dem Kriminalfall, in den sich Wertheim immer mehr einmischt und Emmerich und Winter einreden versucht, dass sein damaliger Verdächtiger der Mörder sein muss, plagen August Emmerich auch private Probleme. Er hat endlich herausgefunden, wer sein Vater war und hat nach seinem Tod seine Villa vererbt bekommen. Diese ist jedoch in keinem guten baulichen Zustand und gehört dringend renoviert. Doch August Emmerich fehlt natürlich das Geld. Gefallen haben mir hier auch die Dialoge mit seiner Nachbarin, die nicht erfreut über den neuen Besitzer ist, und ihm immer wieder unter die Nase reibt, dass ihm die Villa nicht zusteht.
Und Kolja, Emmerichs Freund aus dem Waisenhaus und Unterweltbaron, scheint ebenfalls in Schwierigkeiten zu stecken.

Ferdinand Winter wird hingegen immer mehr von seiner Großmutter genötigt, sich endlich nach einer Ehefrau, natürlich aus Adelskreisen, umzusehen und trifft einfach hinter seinem Rücken Verabredungen. Ein Gutes hat es allerdings, denn er und Emmerich kommen so näher in die Kreise, in der die ermordete Marita verkehrte. Und schon bald gibt es auch schon die nächste Tote....

Wie immer versteht es Alex Beer großartig, die damalige Atmosphäre in Wien einzufangen. Man fühlt sich mitten drin in diesem Moloch aus verzweifelten Menschen, den Hakenkreuzlern, dem neuen Geldadel und der Unterwelt.
Die Charaktere entwickeln sich weiter und die Zusammenarbeit zwischen Emmerich und Winter wird immer besser. Gefallen hat mir auch die "Flüche-Kasse", eine Art Bußgeld für jeden Fluch, den Emmerich ausstößt.

Dieser sechste Band ist genauso spannend, wie die letzten Krimis der Reihe, jedoch hat mich diesmal die Auflösung nicht zu hundert Prozent überzeugt. Deswegen gibt es für "Die weiße Stunde" "nur" 4 Sterne. Am Ende gibt es auch noch einen fiesen Cliffhanger.

Fazit:
Alex Beer kann atmosphärisch und bringt uns das Wien der Zwanziger Jahre wieder näher. Diesmal konnte mich jedoch die Auflösung des Kriminalfalles nicht zu hundert Prozent überzeugen. Trotzdem freue ich mich auf den nächsten Band der Reihe, der hoffentlich den Cliffhanger des sechsten Bandes (positiv) auflöst.

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