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Veröffentlicht am 16.01.2023

Mörderische Krieau

Mord auf der Trabrennbahn
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Im siebenten Fall, in dem die pensionierte Lehrerin Ernestine Kirsch und ihr Apothekerfreund Anton Böck "ermitteln", verschlägt es sie in die Wiener Krieau.

Das Paar ist in das ehemalige Kutscherhaus ...

Im siebenten Fall, in dem die pensionierte Lehrerin Ernestine Kirsch und ihr Apothekerfreund Anton Böck "ermitteln", verschlägt es sie in die Wiener Krieau.

Das Paar ist in das ehemalige Kutscherhaus gezogen, denn Antons Tochter Heide steht kurz vor der Hochzeit mit ihrem Erich. So bleibt Erich, Heide und Töchterchen Rosa mehr Platz und Anton uns Ernestine sind trotzdem in der Nähe des Paares und der Enkeltochter.
Ernestine hat Freikarten für die Trabrennbahn in der Krieau bekommen. Sie ist schon neugierig, wie so ein Pferderennen abläuft und wie das mit den Pferdewetten funktioniert...nicht, dass sie selbst um Unsummen wetten möchte, aber so ein klein bisschen....

Anton ist jedoch weniger erfreut über die unverhoffte Einladung. Lieber würde er im Café einen Apfelstrudel zu sich nehmen, als über Pferdewetten zu grübeln. Prompt passiert ein Unglück. Der favorisierte Jockey Emil Novotny wird vor dem Rennen tot aufgefunden. Der sportliche junge Mann soll von der Leiter gefallen sein, was Ernestine sofort misstrauisch werden lässt. So führt sie ihr nächster Weg wieder zur Trabrennbahn und der nächste Tote ist auch nicht weit...

Gewohnt humorvoll und mit vielen Wiener Flair erzählt Beate Maly in ihrem siebenten Krimi ihre Kriminalgeschichte rund um das ältere Hobby-Ermittlerpärchen Ernestine und Anton. Erich Felsberg, der zukünftige Schwiegersohn von Anton, spürt den beginnenden Antisemitismus im Job. Er braucht dringend ein Erfolgserlebnis, denn sein Chef und sein Kollege sind nicht wirklich judenfreundlich. Deshalb lässt er Ernestine diesmal auch ungehindert herumschnüffeln und beratschlagt sich sogar mit ihr.

Wir kennen alle bereits Anton Faible für gutes Essen, doch diesmal standen mir Antons Essensgewohnheiten fast zu viel im Vordergrund.

Die Auflösung ist diesmal schneller zu erraten, trotzdem hat dieser cosy Krimi wieder viel Spaß gemacht. Er lebt vorallem von den beiden einzigartigen Charakteren und der bildhaften Beschreibung von Wien in den späten Zwanziger Jahren. Oftmals sucht man die Plätze im Internet, die es leider nicht mehr alle gibt. Die Wiener Trabrennbahn in der Krieau ist jedoch noch immer ein wichtiger Bestandteil von Wien und neben den Pferderennen auch manchmal Location für Konzerte.

Fazit:
Wieder ein Wiener cosy Krimi mit viel Charme, der allerdings ein bisschen ruhiger ist und bei dem ich den Mörder bald erraten habe. Trotzallem wieder amüsante und leichte Krimikost aus den 1920igern mit einem unverwechselbaren Ermittlerpärchen.

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Veröffentlicht am 05.01.2023

Guter Start der neuen Reihe aber noch mit Luft nach oben

Kalt und still
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"Kalt und still" ist mein erstes Buch von Viveca Sten. Als ich den Krimi begonnen habe, gab es hier noch Minusgrade und es lag Schnee. Somit passte die Lektüre perfekt. Leider wurden daraus aber sehr bald ...

"Kalt und still" ist mein erstes Buch von Viveca Sten. Als ich den Krimi begonnen habe, gab es hier noch Minusgrade und es lag Schnee. Somit passte die Lektüre perfekt. Leider wurden daraus aber sehr bald frühlingshafte Temperaturen und Regen...brr.

Hanna Ahlander ist Polizistin in Stockholm. Als ein Kollege den Tod seiner Frau zu verantworten hat und die Abteilung ihn deckt, ist Hanna mehr als empört. Sie versucht den Skandal aufzudecken und bekommt daraufhin nahegelegt den Dienst bei der Stockholmer Polizei zu quittieren. Dem nicht genug! Als sie völlig fertig nach Hause kommt, erklärt ihr ihr Freund, dass er die Beziehung beendet und sie die gemeinsame Wohnung baldmöglichst zu verlassen hat. Ihre Schwester Lydia bietet ihr an die kommenden Tage in ihrem luxuriösen Ferienhaus in Åre zu verbringen. Hanna verkricht sich und suhlt sich in Selbstmitleid. Doch dann lässt sie der Vermisstenfall der 18-jährigen Amanda aufhorchen. Das Mädchen kam nach einer durchzechten Lucia-Feier nicht zu Hause an. Hanna beteiligt sich an der Suchaktion und bietet der örtlichen unterbesetzten Polizei ihre Hilfe an. Beinahe problemlos wird sie im fremden Polizeirevier eingestellt, was etwas an Glaubwürdigkeit vermissen lässt, aber der Handlung zuträglich ist.

Da es sich um den ersten Band einer neuer Reihe handelt, dauert es etwas bis dieser Krimi in Fahrt kommt. Der tatsächliche Kriminalfall rückt leider zunächst etwas in den Hintergrund, denn Hanna ist lange Zeit der Fixpunkt der Geschichte, bis sie durch den Vermisstenfall in Åre wieder ins Leben zurückkehrt. Bis dahin suhlt sie sich ziemlich lange in Selbstmitleid, trinkt zu viel und obwohl sie eine anerkannte Anwältin als Schwester hat, kommt ihr nicht der Gedanke, diese wegen Mobbing im Job um Hilfe zu bitten.
Daniel Lindskog von der örtlichen Polizei ermittelt im Fall Amanda. Er hat ein hitziges Temperament, dass er als Polizist unter Kontrolle halten muss. Außerdem hat er im Moment viele schlaflose Nächte, denn er ist gerade Familienvater geworden. Der Vermisstenfall und die neue Familienkonstellation überfordern ihn zusehends, denn er versucht beiden gerecht zu werden und reibt sich förmlich auf.

Die Autorin hat viele Figuren in ihrem Krimi eingebaut. Neben den Ermittlern lernen wir noch Lehrer und Schüler aus Amandas Umfeld kennen, ihre Familie, einige Persönlichkeiten von Åre und auch Hannas Familie. Der Fall wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt, was mir gut gefallen hat. Wir dürfen dabei nicht nur aus Hannas und Daniels Sicht lesen, sondern auch aus der von Amanda, Edda (Amands Freundin) und aus der von Amandas Eltern. Die Perspektive auf Amandas Familie und die Auswirkungen auf die einzelnen Familienmitglieder war berührend, aber auch teilweise sehr bedrückend. Entsetzt hat mich, wie Ich-bezogen die Eltern von Amanada agierten und die gemeinsamen Zwillinge total vernachlässigt haben.
Durch die wechselnden Sichtweisen ergibt sich ein guter Einblick in die Hintergründe, Gefühle und Gedanken der einzelnen Personen. Mit der Zeit setzten sich einzelne Puzzleteilchen nach und nach zu einem Gesamtbild zusammen.
Und auch Hannas kleiner "Nebenfall" um eine verängstigte Reinigungsfrau, die in allen Ferienhäusern der Straße ihrer Arbeit nachgeht, fließt mit der Zeit in den Hauptfall um Amandas Entführung mit ein. Das hat mir gut gefallen und ergibt ein rundes Bild.

Die Kapitel sind kurz und regen an so schnell wie möglich weiterzulesen. Der Schreibstil ist flüssig und sehr bildhaft. Der Fokus liegt stark bei den Ermittlern, was ich nicht immer als positiv empfunden habe. 

Begeistert hat mich Viveca Sten jedoch mit ihrer Beschreibung der Landschaft, der Kälte und des Schnees. Diese ist sehr atmosphärisch. Man spürt direkt die minus 20 Grad durch die Seiten und kuschelt sich unwillkürlich umso mehr in die warme Decke.


Fazit:
Ein gelungener Start dieser neuen Reihe, aber noch nicht wirklich on top. Etwas zu detailliert und manche Ereignisse waren mir zu unglaubwürdig. Trotzdem wollte ich immer weiterlesen und die tolle Atmosphäre aus Kälte und Schnee ist Viveca Sten unglaublich gut gelungen. Den zweiten Band möchte ich gerne lesen, aber den leihe ich mir wieder lieber aus der Bücherei aus, wenn er erscheint.

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Veröffentlicht am 19.12.2022

Komplexer historischer Krimi

Melodie des Bösen
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Gleich vorab - ich würde jedem empfehlen zuerst den ersten Band zu lesen!
Ich bin beim zweiten Band eingestiegen und hatte manchmal Probleme einige personenbezogene Abläufe zu verstehen oder zuzuordnen! ...

Gleich vorab - ich würde jedem empfehlen zuerst den ersten Band zu lesen!
Ich bin beim zweiten Band eingestiegen und hatte manchmal Probleme einige personenbezogene Abläufe zu verstehen oder zuzuordnen! Deswegen: Seid gescheiter als ich ;)

1925. Am Pariser Friedhof "Père Lachaise" wird am Grab von Frederic Chopin ein menschliches Herz gefunden. Julien Vioric wird mit dem Ermittlungen betraut, obwohl er eigentlich den Dienst bei der Polizei quittiert hat. Der Vorfall erinnert ihn an seinen bis heute ungelösten Fall vor zwölf Jahren, als man auf den Stufen des „Théâtre des Champs-Élysées“ ebenfalls ein menschliches Herz fand. Damals gab es nicht nur einen Skandal um die Ballett-Premiere von Igor Strawinskys „Le sacre du printemps“, sondern auch um das Verschwinden einer jungen Frau nach den Unruhen im Theater. Und nun soll sich alles wiederholen? Vioric, der noch immer an diesem ungelösten Fall knabbert, muss sich der Vergangenheit stellen....

Dies ist definitv KEIN Krimi für zwischendurch! Die Story ist sehr komplex und hat einen gut durchdachten Plot mit verschiedenen Handlungssträngen, die perfekt ineinander verknüpft werden. Das Fehlen von Kenntnissen des ersten Bandes und die vielschichtigen Themen haben es mir anfangs nicht einfach gemacht in die Geschichte zu finden und die Figuren zuzuordnen. Man muss sich auf die Geschichte einlassen und sollte kein anderes Buch parallell lesen.
Die Figuren sind facettenreich und spannende Charaktere. Sie haben Ecken und Kanten. Von Beginn an konnte mich jedoch die poetische und wunderschöne Sprache der Autorin begeistern. Für einen Krimi oder Thriller ist dies eher ungewöhnlich, weil in diesem Genre eine eher einfache und oftmals auch rauhe Sprache dominert. Doch Britta Habekost schreibt malerisch, lebendig und detailliert. Sie hat mir nicht nur die Stadt Paris mit ihrer bildhaften Beschreibung näher gebracht, sondern auch das Flair dieser Zeit. Es ist eine schillernde und bunte Welt im Dunstkreis von Musikern und Künstlern. Aber wir wandeln nicht nur durch das prunkvolle Paris, sondern auch durch eine düstere und bedrückende Stadt, die vor Brutalität nicht zurückschreckt.

Der historische Krimi ist atmosphärisch dicht und neben den Mordfällen steht in diesem zweiten Band die Musik im Mittelpunkt. Es ist der Jazz, der nach Paris überschwappt. Im Künstlerviertel Montmartre sind viele der Einwanderer aus den Kolonien angesiedelt, die die neue Musikrichtung mitbringen und die traditonelle in den Hintergrund stellt. Das gefällt nicht allen. Traditionelle Gruppierungen, wie die rechtsorientiernde Action française treten gegen den Jazz, die Einwanderer aus den Kolonien und die neue Freiheit an. Und es bleibt nicht bei einem Mord...

Fazit:
Definitiv kein Mainstream unter den historischen Krimis! Ein komplexer Plot, eine wunderschöne poetische Sprache und die schillernde, aber gleichzeitig auch bitterböse, Stadt Paris vereint auf 464 Seiten. Ein toller historischer Krimi, den man jedoch von Band Eins beginnend lesen sollte!

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Veröffentlicht am 08.12.2022

Alte Liebe rostet nicht?

Vom Lieben und Lassen
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Katharina ist eine 47jährige erfolgreiche Paartherapeutin und Mutter von zwei pubertierenden Töchtern. Beruflich sehr kompetent, zweifelt sie in letzter Zeit immer mehr an sich selbst und an ihrer Ehe. ...

Katharina ist eine 47jährige erfolgreiche Paartherapeutin und Mutter von zwei pubertierenden Töchtern. Beruflich sehr kompetent, zweifelt sie in letzter Zeit immer mehr an sich selbst und an ihrer Ehe. Eheman Henry und die beiden Töchter behandeln sie eher wie ihre Hausangestellte. Lieblosigkeit und Alltragstrott haben sich in ihr Leben geschlichen. Ein Seitensprung von Henry, der verziehen wurde, nagt plötzlich wieder an Katharinas Vertrauen.
Das fehlende Kribbeln stellt sich erst ein, als sie bei einem Klassentreffen ihre Jugendliebe Mats wieder trifft. Auf beiden Seiten sprühen die Funken und Katharina fühlt sich endlich wieder begehrt und lebendig. Doch reicht dies aus um eine langjährige Ehe in den Sand zu setzen?

Lucia Sperling alias Lucinde Hutzenlaub ist mit "Vom Lieben und Lassen" ein unterhaltsamer Roman gelungen, der aber ebenso in die Tiefe geht und einige Probleme anspricht, die wir wohl alle mehr oder weniger kennen. Dem Alltagstrott und der fehlenden Wertschätzung in der Familie sind viele Frauen nach längerer Ehe oftmals ausgesetzt.

Romane dieses Genres sind sehr unterschiedlich und können so richtig "in die Hose" gehen. Bei Lucinda aka Lucia hatte ich allerdings keine Bedenken. Ich konnte mich in Katharinas Gefühle richtig gut hineinversetzen und fand mich an vielen Stellen wieder. Die Autorin durchleuchtet die Beziehung zu beiden Männern und bringt ihre guten und schlechten Seiten aufs Parkett. Man durchlebt gemeinsam mit Katharina ihre Gefühlswirren und entdeckt, wie verschieden die beiden Männer sind und welche Prioritäten in ihrem Leben schließlich wichtig sind. Man erkennt zwar schon vom Anfang an, in welche Richtung es gehen wird, aber der Weg dorthin ist gelungen.
Besonders gut gefallen hat mir auch der Blick auf die Stadt Wien. Einzig die oftmals zu spontanen Handlungen waren mir für eine Paartherapeutin zu unüberlegt und unreif. Auch den plötzlichen Wandel einer Figur kam mir etwas zu schnell und erschein mir unglaubwürdig.
Das Ende ist versöhnlich. Die Frage, was wir uns vom Leben und in unserer Beziehung wünschen, lässt mich nach dem Zuklappen des Buches nachdenkllich zurück.

Schreibstil
Der Schreibstil lässt sich sehr gut lesen, ist lebendig und mit einer Prise Humor gewürzt. Die Charaktere sind mitten aus dem Leben gegriffen. Die Emotionen sind greifbar. Ich habe mit Katharina mitgefiebert und mitgelitten. Dabei kamen mir die weiblichen Charaktere näher, als die männlichen.

Fazit:
Eine Geschichte mitten aus dem Leben gegriffen, die sowohl Humor, aber auch Tiefe besitzt. Lucia Sperling hat ein Thema aufgegriffen, dass wohl viele Frauen nach jahrelanger Ehe erfahren müssen. Auch Zweisamkeit kann Einsamkeit bedeuten...

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Veröffentlicht am 07.11.2022

Entstehung des Kaufhaus des Westens

KaDeWe. Haus der Träume
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Marie Lacrosse lese ich schon lange und gerne. Zu Beginn schrieb sie noch unter Marita Spang ihre historischen Romane, die in den früheren Jahrhunderten spielten. Unter Marie Lacrosse schreibt sie vorwiegend ...

Marie Lacrosse lese ich schon lange und gerne. Zu Beginn schrieb sie noch unter Marita Spang ihre historischen Romane, die in den früheren Jahrhunderten spielten. Unter Marie Lacrosse schreibt sie vorwiegend im 19. oder beginnenden 20. Jahrhundert.

Diesmal hat sich die Autorin dem Kaufhaus des Westens gewidmet und erzählt die Geschichte dreier Familien, die mit dem Kadewe verbunden sind.
Der Gründer dieses Warenhauses, Adolf Jandorf, hat sich von ganz unten hochgearbeitet. Mit seinen Brüdern hat er einige kleinere Kaufhäuser aufgebaut, bis er sich seinen Wunsch eines großen Luxuskaufhauses erfüllte. Sein Sohn Harry scheint jedoch kein Interesse zu haben, das Imperium später zu übernehmen.

Jandorfs bester Freund ist der Firmenjustiziar Paul Bergmann. Dessen Sohn Johannes arbeitet als Einkäufer im KaDeWe. Er ist ein sehr offener und warmherziger Mensch, hütet jedoch ein dunkles Geheimnis. Seine Tochter Judith besucht die von Alice Salomon gegründete Soziale Frauenschule und hofft durch diese Ausbildung die Qualifikation für ein Hochschulstudium zu erhalten. Judith setzt sich vorallem für Kinder aus der Unterschicht im jüdischen Teil des Scheunenviertels ein. Sie kämpft verzweifelt gegen die dort herrschenden sozialen Bedingungen.

Neben den Jandorfs und Bergmanns aus der gehobenen Schicht, begleiten wir noch die Arbeiterfamilie Krause. Mutter Käthe leitet die Putztruppe im KaDeWe und bringt ihre Kinder Rieke und Robert als Lehrlinge im KaDeWe unter. Ihr Mann tyrannisiert die Familie und schlägt sich zu Beginn mit Gelegenheitsarbeiten durch, bis er immer mehr dem Alkohol verfällt. Rieke steigt beruflich immer weiter auf, muss jedoch gleichzeitig die ganze Familie versorgen. Hunger und Armut sind das tägliche Brot der Krauses. Als der Erste Weltkrieg ausbricht, verändert sich das Leben aller drei Familien schlagartig....

Die Handlung des ersten Teiles startet im Jahr 1907 und endet 1926, wobei der Fokus auf den 1910er- und 1920er-Jahren liegt. Das Kaufhaus ist dabei der Dreh- und Angelpunkt des Buches.
Gespannt habe ich den Werdegang von Rieke und Judith verfolgt, die alleine schon durch ihre Lebensumstände in völlig unterschiedlichen Bereichen für ihr Glück kämpfen und im Laufe der Geschichte Freundinnen werden. Der Einblick ins Kaufhausgeschehen, wie auch die privaten Schicksalsschläge haben die manchmal etwas ausufernden politischen Darstellungen aufgelockert. Das historische Hintergrundwissen der Autorin fließt wieder wunderbar in die fiktive Geschichte ein und gibt ein sehr detailliertes Bild der damaligen Zeit. Besonders die Superinflation nach dem verlorenen Krieg und die daraus resultierenden Folgen sind spannend erzählt und hinterließen ein etwas banges Gefühl in meiner Magengegend.

Marie Lacrosse verfügt über einem bildhaften und detaillierten Erzählstil. Die Sprache ist der Zeit angepasst und sehr dialoglastig. Die Figuren sind alle bildhaft und authentisch dargestellt. Ich konnte sie mir wunderbar vorstellen und habe oftmals um einige von Ihnen gebangt und gehofft.

Zu Beginn gibt es eine Personenübersicht der handelnden Figuren mit Vermerk zu den historischen Persönlichkeiten. Im Nachwort erzählt die Autorin über ihre Recherchen und der Arbeit am Roman....sehr interessant! Die letzten Kapitel geben bereits Hinweise, wie es im zweiten Teil, der am 14. Juni 2023 erscheinen wird, weitergehen könnte.

Fazit:
Ein sehr interessanter erster Teil über die Entstehung des Kaufhaus des Westens und einer bildhaften Darstellung der Zeit vor, während und nach dem Ersten Weltkrieg in Berlin. Gelungen!

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