Der Geschmack von Lakritze
Das schwarze Gold des SüdensWisst ihr was das Schwarze Gold ist bzw. damals war? Nein, keine Kohle....Süßholz! Und dieses spielt im neuen Roman von Tara Haigh eine große Rolle.
Wir begleiten die ungleichen Schwestern Amalie und ...
Wisst ihr was das Schwarze Gold ist bzw. damals war? Nein, keine Kohle....Süßholz! Und dieses spielt im neuen Roman von Tara Haigh eine große Rolle.
Wir begleiten die ungleichen Schwestern Amalie und Elise, Töchter des Bamberger Süßholzimperium Imhoff, die Lakritze herstellen. Während sich Amalie, die ältere Tochter, den Wünschen ihres Vater fügt und den Mann heiratet, der ihr ausgesucht wurde, rebelliert ihre jüngere Schwester Elise. Diese soll, nach der durch Parasitenbefall vernichtenden Ernte, den Bankier Furtenbach heiraten, um die Schulden des Unternehmens zu tilgen. Elise liebt allerdings Ferdinand, der bei der Konkurrenz arbeitet und für ihren Vater als Schwiegersohn nicht in Frage kommt. Sie hat die Lehrerinnenausbildung abgeschlossen und liebt die Herstellung von Pralinen, mit Lakritze. Ihr Wunsch ist es, eines Tages ein eigenes kleines Pralinengeschäft zu besitzen. Sie schlägt ihren Vater innovative Geschäftsideen für Lakritze vor, die er jedoch ablehnt. Er verkauft sein Süßholz großeils an Apotheken für die Medizinherstellung.
Als sich die Situation bei den Imhoffs durch einen Unglücksfall zuspitzt, flieht Elise mit Ferdinand nach Paris. Dieser möchte beim Turmbau mitwirken und bewirbt sich bei Monsieur Eifel. Beide wollen ihre Träume in der Stadt der Liebe wahr werden lassen...
Ehen wurden damals arrangiert, um Unternehmen am Laufen zu halten. Amalie fügt sich dem Wunsch ihres Vaters und heiratet den blassen Hermann. Schon bald müssen die Imhoffs Süßholz zukaufen. Hermann, Amalie und ihr Vater reisen nach Venedig und danach nach Kalabrien, wo die beiden Männer Amalie zurücklassen. Sie soll sich im Süden Italiens um die neu gekauftem jedoch heruntergekommen Farm und die Süßholzherstellung kümmern...
Die Geschichte wird in wechselnden Perspektiven von Amalie und Elise erzählt. So lernt man die beiden sehr unterschiedlichen Figuren besser kennen. Amalie tat mit zwar leid, war mir aber nicht wirklich sympathisch. Sie schwelgt zuviel in Selbstmitleid und neidet ihrer Schwester, dass diese die Liebe gefunden und ihren Traum verwirklicht hat. Selbst tut sie allerdings kaum etwas dazu, ihr Leben zu ändern. Ich mochte sie nicht wirklich.
Viel lieber las ich die Kapitel über die impulsive Elise, deren Traum von einer Confiserie sich für mich zu leicht und schnell erfüllte. Da täuschte ich mich aber gewaltig, denn die Autorin hat Elise und Friedrich noch jede Menge Steine in den Weg gelegt. Die einegbauten Wendungen waren spannend und brachten Spannung ind die Handlung.
Gefallen hat mir auch der Einblick in den Bau des Eifelturmes. Gerne hätte das Thema noch etwas ausgebaut werden können. Ich habe allerdings schon einen Roman im Auge, der sich näher mit dem Turmbau beschäftigt.
Lakritze mag ich eigentlich nicht und ist auch in Österreich nicht wirklich beliebt. Ich weiß aber durch finnische Freundinnen, dass es im hohen Norden sehr gerne genascht wird. Umso interessanter fand ich die Erzählung über die Herstellung von Lakritze und über die Verwertung von Süßholz. Nicht bekannt war mir auch, dass dieses auch in Deutschland angebaut wurde. Während im Süden von Europa Süßholz wild wächst und die Pflanze ohne Zutun viel stärker und größer wurde, hatten die deutschen Farmer doch einige Nachteile durch das kältere Klima.
Schreibstil:
Tara Heigh erzählt die Geschichte der beiden Schwestern sehr anschaulich und aus wechselnden Perspektiven. Der Schreibstil ist sehr leicht zu lesen. Das Hintergrundwissen über das Pflanzen und Verarbeiten von Süßholz wurde sehr anschaulich beschrieben. Die Autorin hat dazu hervorragend recherchiert. Die Dialoge waren mir allerdings diesmal etwas zu sehr sperrig und die Nebencharakter blieben mir zu blass.
"Der Zwilling von Siam", der letzte Roman der Autorin hat mir sehr gut gefallen, während ich "Das schwarze Gold des Südens" wieder schwächer fand. Einiges war doch sehr vorhersehbar. Amalie mochte ich nicht wirklich und für mich war es wieder zuviel Liebesgeschichte....ein Punkt, den ich schon bei "Der Feind, den ich liebte" kritisiert habe. Aber das ist natürlich Geschmackssache.
Fazit:
Süßholz und dessen Verarbeitung ist ein sehr interessantes Thema, das die Autorin perfekt recherchiert hat. Mir stand diesmal wieder die Liebesgeschichte zu sehr im Fokus, die mir auch etwas zu vorhersehbar war. Den Strang um Amalie mochte ich weniger. Mit Elise und Friedrich kam ich besser zurecht und das Thema Pralinenherstellung und der Bau des Eifelturmes kam mir mehr entgegen. Ich habe den Roman gerne gelesen, aber die letzten beiden Romane der Autorin haben mir besser gefallen.