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Veröffentlicht am 31.08.2020

Flucht aus der Heimat

So weit die Störche ziehen (Die Gutsherrin-Saga 1)
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Ich habe bereits einige Bücher von Theresia Graw gelesen, doch mit "So weit die Störche ziehen" hat sie sich etwas abseits ihres normalen Genres versucht und es ist ihr hervorragend gelungen.
Inspiriert ...

Ich habe bereits einige Bücher von Theresia Graw gelesen, doch mit "So weit die Störche ziehen" hat sie sich etwas abseits ihres normalen Genres versucht und es ist ihr hervorragend gelungen.
Inspiriert durch die eigene Familiengeschichte hat die Autorin diese mit fiktiven Elementen verbunden und einen Roman erschaffen, der mich von der ersten Zeile an gepackt hat.

Wir befinden uns im Jahr 1939 im malerischen Ostpreußen. Dora Twardy ist gerade sechzehn Jahre alt geworden und lebt auf einem Pferdegestüt. Sie liebt das Reiten und seit kurzem auch den besten Freund ihres Bruders Hans, Wilhelm von Lengendorff. Als der Krieg ausbricht ist in Ostpreußen noch nicht wirklich viel davon zu bemerken. Nachdem Dora die Schule beendet hat, schickt ihre Mutter sie nach Königsberg zu ihrem Onkel, dessen Frau verstorben ist. Sie soll seinen Haushalt führen und sich um die Kinder kümmern. Dora ist alles andere als begeistert, denn sie möchte ihr Leben genießen, reiten, tanzen und sich mit Wilhelm verloben. Ihre Gedanken drehen sich ausschließlich um Kleider, ihr Aussehen und die Liebe. Sie ist temperamentvoll und unbekümmert. Und genau in dieser Zeit lernt sie den unkonventionellen Fotografen Curt kennen, der ihr ein bisschen das gewünschte Leben nach Königsberg bringt. Als auch ihr Vater in den Krieg ziehen muss, muss Dora zurück aufs Land und sich mit dem neuen Verwalter auseinandersetzen, den ihr Vater eingesetzt hat. Mit der Zeit bekommt auch das Leben auf dem Gutshof Risse. Die Wehrmacht holt sich die Rassepferde. Ihr Vater, der Verlobte und ihr Bruder kämpfen an der Front....jeder mit anderen Erwartungen. Und irgendwann erreicht die Front auch Ostpreußen und der Krieg schlägt mit voller Härte zu. Die Twardys müssen ihre Heimat verlassen und alles zurücklassen....

Theresia Graws Eltern stammen aus Ostpreußen und mussten ihre Heimat, wie so viele andere, verlassen. Die Autorin wollte mit diesem Roman stellvertretend an alle Menschen erinnern, die aus ihrer Heimat vertrieben wurden.
Die Geschichte beginnt ruhig, um sich zu steigern und letztendlich mit dem Höhepunkt des Krieges zu enden. Zu Beginn des Romans war mir Dora noch zu verwöhnt und egoistisch, um mir wirklich sympathisch zu sein. Doch sie muss schnell erwachsen werden und Verantwortung übernehmen. Zuerst in Königsberg und später zuhause auf dem Gut. Ihre Entwicklung hat mir sehr gut gefallenen, auch wenn ich nicht immer alle ihre Entscheidungen gutheißen konnte. Fälschlicher Weise wird im Klappentext davon gesprochen, dass der Vater Dora die Verantwortung über den Hof übergibt...das ist nicht richtig.

Man begleitet aber nicht nur Dora, sondern auch ihre Familie, die Geschwister, die Hausangestellten, Nachbarn und die polnischen Zwangsarbeiter. Bis hin zum kleinsten Nebencharakter sind die Figuren liebevoll gezeichnet und authentisch. Ich hatte jede Figur vor Augen und konnte sie mir einwandfrei vorstellen.
Besonders die zweite Hälfte des Romans hat mich das Buch kaum mehr zur Seite legen lassen. Ist es anfangs noch eher ruhig und hatte ich auch kleine Probleme mit Dora, konnte mich die zweite Hälfte richtig überzeugen. Die Erlebnisse gehen unter die Haut...vorallem die Flucht über das Eis der Ostsee hat mich hat mich wirklich mitgenommen.

Die titelgebenden Störche bindet die Autorin wunderbar in ihre Geschichte mit ein. Sie stehen für die Freiheit, die durch den Krieg verloren geht. Vor wenigen Jahren war ich in Litauen und habe mit großen Augen die Vielzahl an Störche gesehen, die sich entlang der Straße tummelten. Innerhalb weniger Minuten hatte ich 70 Störche gezählt und werde deren Anblick nie vergessen, auch wenn wir in meinem Geburtsort jedes Jahr ein Storchenpaar begrüßen dürfen.

Wer die Reihe um Gut Greifenau mochte, dem wird auch Theresia Graws Roman gefallen. Eine Fortsetzung ist geplant. Darauf freue ich mich bereits....

Schreibstil:
Der poetische Schreibstil lässt den Krieg zu Beginn nicht ganz so grausam erscheinen. Theresia Graw versteht es mit wunderschönen Landschaftsbildern die Gräuel des Krieges oftmals vergessen zu lassen. Trotzallem fiebert man mit den Charakteren mit und ist gefangen in der Erzählung.

Fazit:
Ein beeindruckender und fesselnder Roman über den Verlust der Heimat, über Familienzusammenhalt und die Repressalien gegen die Verlierer des Zweiten Weltkrieges.
Wegen kleinen Startschwierigkeiten vergebe ich 4 1/2 Sterne. Von mir gibt es eine Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 30.08.2020

Historischer Zeitreiseroman, der in der Grand Central Station spiel

Mit dir für alle Zeit
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New York 1937. Es ist der 5. Dezember als der 33jährige Weichensteller Joe nach seiner Arbeit in der Grand Central Station eine verstörte junge Frau erblickt. Sie steht verwirrt vor der berühmten goldenen ...

New York 1937. Es ist der 5. Dezember als der 33jährige Weichensteller Joe nach seiner Arbeit in der Grand Central Station eine verstörte junge Frau erblickt. Sie steht verwirrt vor der berühmten goldenen Uhr, ist altmodisch gekleidet und scheint aus der Zeit gefallen zu sein. Joe spricht sie an und verliebt sich augenblicklich in die hübsche Fremde. Ihr Name ist Nora, sie ist 23, und die Beiden verbringen zusammen einen netten Abend. Als er sie nach Hause begleitet verblasst sie plötzlich und verschwindet vor seinen Augen. Denn Nora ist eigentlich tot. Sie ist 1925 beim schweren Subway-Unglück im Grand Central gestorben und kehrt in manchen Jahren an ihrem Todestag genau dort wieder auf. Dass Nora tot ist erfährt Joe nach einem Telefonat und einigen Nachforschungen. Doch die junge Frau geht ihm nicht aus dem Kopf und so wartet er ein Jahr später am selben Ort wieder auf sie.....

In kurzen Rückblenden wird Noras Leben vor dem Unglück erzählt, genauso wie auch Joes Leben abseits seiner Arbeit im Grand Central. Der rote Faden und der wirkliche Mittelpunkt der Geschichte ist die Grand Central Station, wo sich alles Leben und die Liebe zwischen den beiden abspielt. Den Joe bleibt nicht untätig und versucht herauszubekommen, warum Nora immer am 5. Dezember auftaucht und welche Einflüsse ihr Verschwinden verursachen. Gibt es eine Möglichkeit längere Zeit oder sogar für immer zusammenbleiben zu können?
Es vergehen einige Jahre, doch Joe wartet jedes Jahr am 5. Dezember auf seine Nora. Während sich die Welt weiter dreht, 1939 die Weltsausstellung in New York stattfindet und später die USA in den Zweiten Weltkrieg eintritt, versucht Joe herauszufinden, wie er es anstellen kann, dass Nora für immer bei ihm bleiben kann. Doch während er altert, bleibt Nora immer 23.

Der Roman lebt nicht nur von der Liebesgeschichte, sondern vorallem von der großartigen Atmosphäre am Grand Central, die von dere Autorin wunderbar eingefangen wurde. Obwohl ich noch nie in New York gewesen bin, hatte ich Bilder im Kopf, die mich beim Lesen begleitet haben. Selten habe ich so wunderbar bildhafte Beschreibungen der Umgebung gelesen. Zusätzlich googelte ich auch nach dem Phänomen der Manhattanhenge, bei dem das Licht der untergehenden Sonne in einer geraden Linie durch die Schluchten der Straßen Manhattans fällt. Dieser Zeitpunkt spielt im Roman eine große Rolle, ebenso wie die räumliche Grenze.

Kleine Längen in der Mitte, bei denen ich das Gefühl von Stillstand hatte, haben mich etwas im Leseflow gebremst, aber in der zweiten Hälfte legte sich das wieder.
Die Problematik des beginnenden Altersunterschiedes, die Erklärung warum er mit Nora nicht seine Familie besuchen kann und weitere Ereignisse in Joes Familie, sind schwerwiegende Probleme in der Beziehung der Beiden. Der Autorin gelingt es allerdings nicht zu 100% darauf einzugehen. Die Probleme werden nur oberflächlich angerissen, wie auch die "Lösung", die Lisa Grunwald am Ende anbietet. Ich war sehr neugierig, wie die Autorin diese Geschichte beenden würde und ich bin damit zufrieden. Romantikerinnen werden aber vielleicht mit dem Ende Probleme haben. Alles in allem ein Roman, der mich gut unterhalten und mir sicherlich im Gedächtnis bleiben wird.


Fazit:
Etwas anders als ich erwartet hatte, aber ein sehr atmosphärischer Roman, der vorallem mit seinen bildhaften Beschreibungen glänzt. Kleine Längen in der Mitte und ein Ende, das nicht jedem Leser zusagen wird, lassen mich gelungene 4 Sterne vergeben.

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Veröffentlicht am 29.08.2020

Im Ruhrpott der 1950iger

Ein Gefühl von Hoffnung
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Im März dieses Jahres durfte ich den ersten Band der Ruhrpott-Saga, eine Dilogie, von Eva Völler lesen. Band 1 mochte ich sehr, jedoch war es für mich ein 4 Sterne Buch (tolles Buch mit kleinen Schwächen). ...

Im März dieses Jahres durfte ich den ersten Band der Ruhrpott-Saga, eine Dilogie, von Eva Völler lesen. Band 1 mochte ich sehr, jedoch war es für mich ein 4 Sterne Buch (tolles Buch mit kleinen Schwächen). Nun durfte ich Band 2 in einer Leserunde bei der Lesejury lesen und war diesmal wirklich begeistert.

Da die Abstände zwischen den Erscheinungsterminen nicht allzu lang waren, fühlte ich mich sofort wieder in der Geschichte angekommen. In der Zwischenzeit sind sieben Jahre vergangen. Neben dem drohenden Zechensterben kämpft Johannes als Gewerkschafter für seine Kumpels um faire Arbeitsbedingungen. Privat ist er mit Katharinas bester Freundin Hanna verlobt. Inge hat die Schule verlassen, um sich mit Oma Mine um den kleinen Jakob zu kümmern. Deshalb arbeitet sie nur halbtags in der Buchhandlung. Inge steht kurz vor der Hochzeit mit ihrem Jugendfreund Peter. Aus dem rebellischen Kind Bärbel ist ein genauso rebellischer Teenager geworden. Zusätzlich macht ihr ein Lehrer das Leben schwer, der sich von seiner braunen Vergangenheit nicht lösen will. Ihr droht sogar ein Schulverweis, weil sie sich gegen seine Aussagen auflehnt. Auch Jakob gefällt es nicht in der Schule. Seine Lehrerin akzeptiert nicht, dass er eigentlich Linkshänder ist. Außerdem ist er extrem intelligent und langweilt sich im Unterricht. Dies wird ihm allerdings als Dummheit zugeschrieben. Jakob soll deswegen in die Sonderschule....

Eva Völler gelingt es ausgezeichnet die damalige Stimmung einzufangen. Man merkt bereits den Aufschwung, allerdings nicht in der Zeche. Bei den Familien der Bergarbeiter wird das Leben immer schwieriger, wie man auch bei Mine's Nachbarn miterlebt.
Der Familie stehen sehr turbulente Zeiten ins Haus. Jeder muss um sein Glück kämpfen und oftmals sieht die Sache wirklich aussichtlos aus. Dabei driftet die Autorin nicht ins Klischee oder zur Unglaubwürdigkeit herab, sondern bleibt authentisch.
Besonders mitgelitten habe ich mit Bärbel und Jakob, die es wirklich schwer in der Schule haben und beide gegen Ungerechtigkeiten ankämpfen müssen. Aber auch die Familie von Klaus muss einiges an Schicksalschlägen erleben. Doch trotz all dem Leid sprühen auch die Funken zwischen Klaus und Bärbel. Die Sandkastenfreunde werden langsam erwachsen und stehen sich noch immer sehr nahe. Oma Mine, die ich im ersten Teil noch teilweise etwas schroff fand, ist mir im zweiten Teil so richtig ans Herz gewachsen. Sie hält die Familie zusammen.

Die Geschichte wird wieder aus verschiedenen Blickwinkleln erzählt. So erhält man ein sehr umfangsreiches Bild über die einzelnen Familienmitlgieder und vorallem, was diese bewegt. Eva Völler zeichnet die Charaktere voller Leben und man lacht und leidet mit ihnen. Sie wirken authentisch und entwickeln sich weiter. Vermisste ich im ersten Teil etwas mehr Historie, geht die Autorin hier einen etwas anderen Weg. Inmitten der Familie erlebt man hautnah das Ende der Fünfziger Jahre im Ruhrpott mit. Man tanzt zur Musik aus dem Kofferradio, düst mit dem Roller zum Badeteich, die Jungs lieben ihre Elvis-Tolle und ihre Leserjacken. Generell sieht man der Zukunft langsam hoffnungsvoller entgegen. Nicht umsonst heißt dieser zweite Band "Ein Gefül von Hoffnung" und diese durchzieht die Geschichte, auch wenn Eva Völler den Protagonisten wieder einige schlimme Schicksalsschläge auferlegt hat. Die alltäglichen Sorgen und Nöte erlebt man als Leser hautnah mit. Zusätzlich gibt es überraschende Wendungen, welche die Spannung aufrecht erhalten. Gerne hätte ich Mines Familie noch ein Stück weiter begleitet...
Eine absolut gelungene Fortsetzung!

Fazit:
Mit dem zweiten Band ihrer Ruhrpott-Sage hat Eva Völler ihre Dilogie abgeschlossen und lässt mich mit einem lachenden und weinenden Auge zurück. Eine wundervolle Geschichte voller Nostalgie, Drama und Lokalkolorit. Mir hat Band 2 noch besser gefallen als der erste Band. Gerne empfehle diese Reihe weiter!

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Veröffentlicht am 23.08.2020

Viel Inselatmosphäre

Über dem Meer tanzt das Licht
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Meike Werkmeisters erster Roman "Sterne sieht man nur im Dunkeln" hat mich letztes Jahr äußert positiv überrascht. Deswegen war ich schon sehr auf ihren neuen Roman gespannt, der dieses Jahr im Mai erschienen ...

Meike Werkmeisters erster Roman "Sterne sieht man nur im Dunkeln" hat mich letztes Jahr äußert positiv überrascht. Deswegen war ich schon sehr auf ihren neuen Roman gespannt, der dieses Jahr im Mai erschienen ist.
Gott sei Dank hatte ihn auch unsere Bücherei, denn auch dieses Jahr hatte ich bei der Auslosung zu Meike Werkmeisters neuem Roman bei Lovelybooks kein Glück.
Man kann die beiden Romane unabhängig voneinander lesen, aber wer "Sterne sieht man nur im Dunklen" kennt, der weiß, dass Maria bereits darin eine größerer Rolle gespielt hat.

Diesmal widmet sich die Autorin ganz der sympathischen jungen Frau, die nach Jahren, in denen sie um die Welt gereist ist, sesshaft geworden ist. Nach dem Tod ihrer Mutter ist Maria auf ihrer Heimatinsel Norderney geblieben und hat das Café "Strandmuschel" eröffnet. Sie ist Mutter zweier Töchter, Morlen (12 Jahre) und Hannah (10 Monate) und lebt mit den jüngeren Surflehrer Simon zusammen. Doch eines Tages beschließt dieser mit der gemeinsamen Tochter Hannah mit dem Campingbus zu verreisen. Er würde eine kleine Auszeit benötigen und versucht Maria zu überzeugen sich auch mehr Zeit zu nehmen und sich mit der momentanen etwas schwierigen Morlen zusammemzuraufen, die mitten in der Pubertät steckt und gegen alles rebelliert. Außerdem sollte sie endlich zu einem Entschluss wegen dem Haus ihrer Mutter kommen....

Maria ist vor dem Kopf gestoßen. Sie vermisst die kleine Hannah und Simon schrecklich, Morlen entschließt sich den Sommer bei ihren Vater Jens zu verbringen und auch das Café wirft nicht genug ab. Dies wird zu einem Problem, als eine dringende Dachreparatur ansteht. Zusätzlich nehmen sie die Aufräumarbeiten im Haus ihrer Mutter ziemlich mit, sowie die Entscheidung, ob sie das Haus verkaufen soll. Sie möchte die Erinnerungen an ihre Mutter Iris, die mit dem Haus verknüpft sind, nicht so einfach ad acta legen. Gleichzeitig würde ihr das Geld vom Hausverkauf helfen das Café wieder auf Vordermann zu bringen. Als sie alte Tagebücher ihrer Mutter findet, denkt sie endlich einen Hinweis bezüglich ihres Vaters zu bekommen, den sie nicht kennt und deren Namen ihr ihre Mutter verheimlicht hat.

Die Beschreibungen der Insel lassen einem von Sonne, Strand und Meer träumen und erfüllen somit jedes Kriterium für ein Buch, mit dem man sich in den Urlaub träumen möchte. Allerdings gibt es diesmal doch jede Menge Probleme, mit denen sich Maria herumschlagen muss. Morlen zickt, ihr Exmann taucht plötzlich wieder auf, Simon meldet sich immer weniger aus seiner Auszeit, ein weiterer Mann hat Interesse an Maria gefunden und die Geldsorgen bringen sie um ihren Schlaf. Es sind diesmal fast zu viele Baustellen, die die Autorin in ihrem Roman verarbeiten möchte. Trotzdem hat mir auch "Über dem Meer tanzt das Licht" sehr gut gefallen und mich super unterhalten. Ich habe das Buch in kürzester Zeit wieder verschlungen.

Die Figuren sind mitten aus dem Leben gegriffen und wachsen einem schnell ans Herz. Die Entwicklung der Beziehung von Simon und Maria ist realitisch dargestellt, genauso wie die einzelnen Charaktere. Die quirlige und rastslose Toni, die Maria bei ihren vielen Reisen kennengelernt hat und die Simon von früher kennt, lässt den Leser einen etwas anderen Blick auf ihn werfen. Sie versucht aber auch Maria mit Marlon zu helfen, die ihr langsam entgleitet. Und dann ist neben Jan und Simon noch der adrette Georg, der Vater von Marlons Flamme.
Trotzdem ist der Roman nicht 08/15 und leicht vorherhsehbar, wie es vom Klappentext her scheinen möchte. Auch diesmal gelingt es der Autorin mich wieder zu überraschen, auch wenn mir ihr Debüt besser gefallen hat.

Schreibstil:
Meike Werkmeisters Schreibstil liest sich wunderbar angenehm und ist sehr bildhaft und atmosphärisch. Man taucht sehr schnell in Marias Leben ein und fühlt mit ihr mit. Die anschaulichen Beschreibungen der Landschaft lässt Inselfeeling aufkommen. In meinem Kopf hatte ich Bilder von Norderney, obwohl ich selbst noch nie an der Nordsee war.

Fazit:
Ein wunderbarer Roman, der aus dem Leben gegriffen ist und mit den bildhaften Beschreibungen der Insel Norderney Urlaubsgefühle heraufbeschwört. Die Geschichte stimmt aber auch nachdenklich und nimmt sich einigen Problemen an mit denen die Hauptprotagonistin zu kämpfen hat. Der zweite Roman der Autorin kommt nicht ganz an ihr Debüt "Sterne sieht man nur im Dunklen" heran, aber liest sich trotzdem wieder sehr gut.

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Veröffentlicht am 21.08.2020

Nicht überzeugend

Riviera - Der Traum vom Meer
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Ich hätte den Roman so gerne mögen wollen! Es waren nicht nur die Charaktere, sondern leider das Gesamtpaket.

Von Beginn an tat ich mir sehr schwer in die Geschichte hineinzufinden. Man lernt Salome als ...

Ich hätte den Roman so gerne mögen wollen! Es waren nicht nur die Charaktere, sondern leider das Gesamtpaket.

Von Beginn an tat ich mir sehr schwer in die Geschichte hineinzufinden. Man lernt Salome als Kind kennen, die bei ihrem Vater Artur aufwächst. Die Mutter ist gestorben. Artur besitzt ein Reisebüro und träumt selbst von weiten Reisen nach Afrika oder in die Antarktis. Er verliert sich in Tagträumen und erzählt fantastische Geschichten über seine Reisen, die nur in seinem Kopf stattgefunden haben. Salomes Großmutter Tilda hält eher das Zepter in der Hand, doch auch sie ist ein eigentümlicher Charakter. Ihre Erziehungsmethoden sind mehr als seltsam. Mit Paola kommt eine gebürtige Italienerin ins Haus, die als Art Ersatzmutter und Freundin für Salome fungiert. Doch Paola hat ganz andere Hoffnungen und Vorstellungen... Sie kann Artur dazu überreden nach Italien zu fahren und in Zukunft Reisen in den sonnigen Süden anzubieten, was in den Zwanziger Jahren noch volkommen indiskutabel war. Zu dritt fahren sie nach San Remo, wo Salomes Vater eine Kooperation mit dem Hotelier Renzo Barbera eingeht. Salome freundet sich mit seiner dicklichen und scheuen Tochter Ornella an. Sie werden beste Freundinnen. Als diese sich später in den französischen Industriellensohn Felix verliebt, steht die Freundschaft plötzlich auf der Kippe. Felix ist introvertiert, zitiert gerne Verse und liebt den Tod. Und er hat ein Auge auf Salome geworfen....

Interessant fand ich wie damals ein Reisebüro geführt wurde und welche Destinationen "en vogue" waren. Die Riviera spielte zu dieser Zeit für die Deutschen noch keine große Rolle, aber wer konnte sich nach dem ersten Weltkrieg schon weite Reisen ans Meer leisten? Der Adel ist großteils verarmt, die gewöhnliche Bevölkerung nagt am Hungertuch. Nur die Neureichen hatten Geld um sich zu amüsieren. Zusätzlich war damals ein blasser Teint noch in Mode. Doch Artur und Renzo gelingt das Unmögliche, bis die Politik ins Spiel kommt....
Da Band Eins von 1922 bis 1936 spielt, haben wir bereits einige politische Gegebenheitem, die später an Relevanz gewinnen. Julia Kröhn hat den beginnenden Faschismus jedoch eher unterschwellig eingebaut und legt mehr Gewicht auf die politischen Folgen im Leben ihrer Protagonisten. Mussolini hat bereits in Renzo Barberis Sohn Gedeone einen Anhänger gefunden, während Agapeo mehr Augen für Salome hat, als die beiden Mädchen heranwachsen.

Die Charaktere sind allesamt nicht wirklich sympathisch, bleiben blass und sind teilweise sehr seltsam. Nur Salome scheint "normal" geblieben zu sein. Ich beurteile normaler Weise einen Roman nicht unbedingt schlechter, nur weil mir die Figuren nicht gefallen haben - das möchte ich auch hier nicht. Die Autorin hat in der Leserunde auch viel Input zu ihren Figuren gegeben, was ich toll fand. Trotzdem konnten mich die Figuren nicht für sich einnehmen und mich die gesamte Handlung nicht richtig abholen. Ich fühlte mich über weite Strecken gelangweilt und begann auch manchmal querzulesen. Es passiert auf diesen 464 Seiten nicht sehr viel mehr, als was der Klappentext preis gibt.

Nun habe ich noch Band 2 vor mir und ich hoffe er gefällt mir etwas besser. Den ersten Leseabschnitt habe ich bereits gelesen und dieser gefiel mir ganz gut.

Fazit:
Leider konnte mich der erste Band der Dilogie nicht überzeugen und abholen, was ich sehr schade finde. Seltsame Charaktere und eine eher träge Handlung haben mich das Buch immer wieder zur Seite legen lassen. Da die geschichte aber doch vielen in der Leserunde gut gefallen hat, sollte sich jeder seine eigene Meinung bilden.

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