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Veröffentlicht am 30.04.2018

Zwanzig Wünsche und ein Neuanfang

Eine Schachtel voller Glück
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Im fünften Band der Blossom Street Reihe von Debbie Macomber begegnen wir Anne-Marie in ihrem Buchladen "Blossom Street Books". Sie ist seit neun Monaten Witwe und trauert noch immer um ihren Mann Robert, ...

Im fünften Band der Blossom Street Reihe von Debbie Macomber begegnen wir Anne-Marie in ihrem Buchladen "Blossom Street Books". Sie ist seit neun Monaten Witwe und trauert noch immer um ihren Mann Robert, obwohl sie sich kurz vor seinem Tod getrennt haben. Robert war um einiges älter als Anne-Marie und hatte bereits eine Familie mit zwei Kindern. Deswegen wollte er auch keinen weiteren Nachwuchs. Obwohl Anne-Marie bei der Hochzeit damals damit einverstanden war, wurde ihr Kinderwunsch mit der Zeit übermächtig, was zur Trennung führte.
Als der Valentinstag - der Tag der Liebe und Freundschaft - ansteht, treffen sich bei Anne-Marie ihre ebenfalls verwitweten Freundinnen Elise, Lilli und deren Tochter Barbie. Mutter und Tochter verloren ihre Ehemänner bei einem Flugzeugabsturz, Elise ihren Mann an Krebs. An diesem Tag beschließen die Frauen eine Liste mit 20 Wünsche anzufertigen: Orte zu besuchen, von denen sie schon lange träumen oder Dinge zu tun, die sie schon immer machen wollten. Schnell bemerken alle, dass es gar nicht so einfach ist zwanzig Wünsche aufzuschreiben. Der "Club der Witwen" versucht sich gegenseitig zu unterstützen und einen alten Lebensabschnitt zu beenden. Mit mehr oder weniger Feuereifer stürzen sich die Frauen auf neue Herausforderungen.

Man muss sich von Anfang an klar sein, dass es sich hier um einen Wohlfühlroman handelt, wie alle Romane aus der Feder von Debbie Macomber. Das zentrale Thema ist fast immer das Überwinden von Schicksalschlägen und der Zusammenhalt unter den Frauen, auch teilweise verbunden mit einer neuen Liebe. Auch in diesem Band der Reihe begleiten wir eine zentrale Figur, diesmal Anne-Marie, sowie zwei bis drei andere Frauen aus dem Witwenclub. Es wird abwechselnd aus der Sicht der jeweiligen Freundinnen erzählt und jeder ein Kapitel gewidmet.

Anne-Marie möchte aus ihrer Trauer rauskommen und anderen Menschen etwas Gutes tun. Da rät ihr Elise Lunchpatin zu werden, was diese etwas zögerlich annimmt. Einmal pro Woche besucht sie in der Mittagspause ein Kind, das aus ärmlichen Verhältnissen kommt und mit dem sie gemeinsam isst. Die achtjährigen Ellen wird ihr zugeteilt, doch das Mädchen ist sehr still und schüchtern. Erst als Anne-Marie ihren Hund Baxter mitnimmt, taut das Kind etwas auf. Als Ellens Großmutter, bei der sie lebt, plötzlich ins Krankenhaus muss, ist Anne-Marie die einzige Person, bei der das Mädchen unterkommen kann.
Doch nicht nur Ellens familiäre Verhältnisse bereiten Anne-Marie Probleme, sondern auch ihre Stieftochter Melissa, die ihre Stiefmutter immer abgelehnt hat. Melissa hat interessante Neuigkeiten für Anne-Marie....

Lillie ist die Erste, die sich einen Wunsch erfüllt und sich ein feuerrotes Cabrio kauft. Damit bringt sie eine Lawine ins Rollen....
Richtig amüsant fand ich den Part um Barbie. Mutter und Tochter kommen aus der gehobenen Schicht und haben so ihre Vorurteile. Mit denen werden die Beiden plötzlich konfrontiert, als sie zwei Männer kennenlernen, die so gar nicht in ihre Welt passen....

Die Charaktere sind sehr lebendig und bildhaft dargestellt. Ich konnte mir die teuer gekleidete Lillie in ihrem roten Cabrio lebhaft vorstellen. Auch die verunsicherte Anne-Marie, die sich liebevoll um Ellen kümmert und die flotte Barbie, die endlich einen Mann findet, der ihr nicht zu Füßen liegt, sondern ihr richtig Kontra gibt...

Auch wenn dieser Roman sehr leichtes Lesefutter ist, kann man ihn richtig toll genießen, wenn man sich in die Geschichte fallen lässt und mit Anne-Marie, Lillie und Barbie mitleidet und sie auf ihren Weg zurück aus ihrer Trauer ins Leben begleitet. Natürlich steht auch dem Happy-End nichts im Wege, wie es sich bei Wohlfühlromanen auch gehört.
Mich hat dieser Band gut unterhalten und ich werde die Reihe sicher weiter verfolgen und mir die Schicksale der Frauen aus der Blossom Street weiter widmen.


Fazit:
Wer die Reihe bereits kennt, weiß was ihn erwartet. Wer sie nicht kennt, darf sich auf einen leichten und gefälligen Wohlfühlroman freuen, der sich mit Trauerbewältigung und einem Neuanfang beschäftigt. Man begleitet die facettenreichen und symapthischen Charaktere auf ihren Weg in ein neues Leben und fühlt sich dabei wirklich gut unterhalten.

Veröffentlicht am 27.04.2018

Ein Fingerhut voller Glück

Die Fäden des Glücks
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Carlotta hat das Schneiderhandwerk bereits als Kind erlernt. Ihre Mutter Mimi ist Gewandmeisterin an der Turiner Oper. Deshalb ist Carlotta schon als Kind umgeben von Stoffen, Samt und Seide. In der Schule ...

Carlotta hat das Schneiderhandwerk bereits als Kind erlernt. Ihre Mutter Mimi ist Gewandmeisterin an der Turiner Oper. Deshalb ist Carlotta schon als Kind umgeben von Stoffen, Samt und Seide. In der Schule ist sie eine Außenseiterin, weil sie etwas rundlicher ist. Nur Daniele, der Sohn der Webereidynastie Giaordano, ist ihr Spielkamerad. Außerdem kümmerte sie sich um ihre beiden kleinen Schwestern, da ihre Mutter alleinerziehend und äußerst lebenslustig ist. Als Daniele ins Internat kommt, schwören sie sich ewige Freundschaft. Er schenkt ihr einen silbernen Fingerhut, den Carlotta als Glücksbringer als Kettenanhänger trägt.
Jahre später hat Carlotta, die nach wie vor Stoffe und Muster liebt, ihre eigene Schneiderei und noch immer eine Rubensfigur. Ihre beiden Schwestern sind längst zu ihr in die Wohnung gezogen und helfen auch im Laden aus. Carlotta beherrscht die Kunst des Schneiderhandwerks und stickt individuelle verborgene Botschaften unters Futter ihrer Kreationen. Sie wünscht sich nichts sehnlicher, als dass jede Frau, die ihren Laden Cenerentola (Aschenputtel) mit einer neuen Kreation verlässt, sich wie eine Prinzessin fühlt. Mit 18 Jahren hat sie die Weberei ihres bis dahin unbekannten Vaters geerbt, die nun Danieles Vater Vincenzo kaufen und ein Museum eröffnen möchte. Vincenzo möchte wieder zurück nach Neuseeland und die Geschäfte Daniele übergeben, dessen Rückkehr nach Turin bereits beschlossen ist. Als Carlotta Daniele wiederbegegnet ist dieser ein richtiger High Society Mensch geworden, umgeben von Models und Schönheiten, der dem chinesischen Markt Konkurrenz machen möchte....

Der sehr poetische Schreibstil verzauberte mich von den ersten Seiten an. Als Kind habe ich es geliebt in den Stoffen, Spitzen und Borten meiner Mutter, die als Schneiderin tätig war, zu wühlen. Ich habe auch schon als Kind angefangen für meine Puppen Kleider zu nähen. Meine Handarbeitslehrerin in der Schule hat mir allerdings die Begeisterung fürs Schneidern für immer ausgetrieben! Eindeútig eine Fehlbesetzung als Lehrerin! Aber so ist das leider manchmal....
In der Geschichte von Julia Fischer spürt man jedoch die Liebe von Carlotta zu ihren Stoffen durch jede Zeile. Ihr größter Wunsch ist, dass jede Frau, die ihre Schneiderei betreten hat, diese mit neuem Selbstbewusstsein wieder verlässt.

"Die Fäden des Glücks" lebt großteils von den wunderbaren und üppigen Schilderungen der Stadt und den Stoffen. Die Geschichte lädt zum Träumen und zum Nachdenken ein. Man hat mit Carlotta eine Frau, die nicht den Idealmaßen entspricht und die trotzdem Selbstbewusstein versprüht und dieses weitergeben möchte. Manche Beschreibungen wurden mir ab und an jedoch zu ausschweifend.

Schreibstil:
Der Roman wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt. Dazwischen gibt es auch kurze Rückblenden in die Vergangenheit. Man lernt sowohl Carlotta, als auch Vincenzo, Daniele, Gino, Mimi oder Butler Pasquale besser kennen. Die Figuren sind sehr lebendig dargestellt. Vorallem die Machenschaften von Pasquale waren mir lange Zeit ein Rätsel. Julia Fischer konnte mich mit einigen Wendungen richtig überraschen. Hier wurde hervorragend recherchiert und sehr detailliert erzählt.
Die Autorin entführt den Leser entlang der Gassen, Straßen und Plätze ins Herz von Turin. Die bildhafte Beschreibung der Häuser, der Weberei oder der Oper ist absolut gelungen. Daneben genießt man gutes italienisches Essen oder trinkt einen starken Espresso.

Bei der Leserunde hat die Autorin noch zusätzlich Fotos von den Schauplätzen in Turin gepostet, was neben der bereits grandiosen bildhaften Beschreibung noch das Tüpfelchen auf dem i war.

Fazit:
Ein sehr bildhaft erzählter Roman mit märchenhaften Flair, der sehr detailliert und farbenprächtig beschrieben wird. Die Geschichte lebt von der tollen Recherche und der Wiedergabe der sehr lebendigen Schauplätze, sowie der poetischen Sprache. Man schwelgt in Stoffen, Mustern und Farben, genießt dabei einen typischen Turiner Bicerin.

Veröffentlicht am 27.04.2018

Eine Geschichte der Zitrone

Eine Geschichte der Zitrone
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In einer kleinen, aber feinen Blogger-Leserunde, haben wir zu Zweit den Kinder- und Jugendroman aus dem Königskinder Verlag gelesen, der im Frühjahr sein letztes Programm herausgebracht hat. Leider ist ...

In einer kleinen, aber feinen Blogger-Leserunde, haben wir zu Zweit den Kinder- und Jugendroman aus dem Königskinder Verlag gelesen, der im Frühjahr sein letztes Programm herausgebracht hat. Leider ist es das einzige auf Deutsch übersetzte Buch der englischen Autorin Jo Cotterill, die aus der Grafschaft Oxfordshire stammt.

Die 11jährige Calypso ist ein sehr einsames Mädchen. Seit dem Krebstod ihrer Mutter vergräbt sich ihr Vater in seinem Arbeitszimmer, wo er an seinem Buch "Eine Geschichte der Zitrone" schreibt. In seiner Arbeit versucht er den Tod seiner Frau zu überwinden und verdrängt doch nur seine Trauer. Dabei vergisst er gänzlich auf seine kleine Tochter Calypso, die auf sich selbst gestellt ist. Sie flüchtet gerne in die Welt der Bücher und besitzt ein eigenes Lesezimmer (der Traum jedes Bücherwurms), welches früher das Atelier ihrer Mutter war. Für ihr Alter ist sie sehr selbstständig. Neben ihren Hausaufgaben für die Schule übernimmt sie das Kochen, falls ihr Vater nicht wieder vergessen hat einzukaufen, ebenso wie die Wäsche. Calypso nimmt nach und nach die Elternrolle ein und kümmert sich um ihren Vater, der teilweise sogar aufs Essen vergisst. Es tat mir im Herzen weh, wie einsam Calypso ist und welche falschen Ideale ihr Vater ihr vermittelt.
Als Mae neu in ihre Klasse kommt und sich eine zarte Freundschaft zwischen den Mädchen anbahnt, entdeckt sie, dass die Worte ihres Vaters, dass man am Besten alleine klar kommt, um seine innere Stärke zu finden, vielleicht doch nicht so ganz stimmen. Mit Mae fühlt sie sich fröhlich und unbeschwert. Das Mädchen ist genauso ein Bücherwurm, genauso wie sie. Als sie immer öfters bei Mae's fröhlicher Familie ihre Freizeit verbringt, erkennt Calypso, wie wichtig es ist eine Familie zu sein und zusammenzuhalten. Sie kommt immer mehr ins Grübeln und fühlt sich vom Vater alleingelassen. Als er sein Buch beendet hat und kein Verlag es verlegen will, fällt er in ein tiefes Loch, die in eine handfeste Depression ausartet. Erst Mae's Mutter erkennt, was sich bei Calypso zuhause abspielt und schreitet ein....

Die Charaktere entwickeln sich mit der Zeit zusehends. Diese Entwicklung ist plausibel und es wird auch sehr gut erklärt, warum sich Calypso verpflichtet fühlt für ihren Vater zu sorgen. Durch eine Psychologin und einer Art "Kinderselbsthilfegruppe" lernt sie andere Kinder kennen, die sich ebenfalls um einen Elternteil kümmern müssen. Hier haben mich einzelne Schicksale wirklich zugesetzt. Doch auch für Calypso wird eines Tages diese Last zu viel...

Schreibstil:
Die bittersüße Geschichte lässt sich trotzdem sehr angenehm lesen. Sie wird aus der Sicht von Calypso in klarer und leicht kindlicher Sprache erzählt. Trotz der leichten, aber bildhaften Erzählweise erweckt die Autorin beim Lesen eine Tiefe und jede Menge Emotionen in mir. Calypsos Gedanken, ihre Ängste und ihre Traurigkeit werden genauso spürbar, wie ihre Lebensfreude. Der Roman ist warmherzig und einfühlsam.

"Ich wünschte, man könnte Gefühle in Flaschen füllen, damit man sich später daraus bedienen kann, wenn man sie braucht" - Seite 115

Mit nur knapp 256 Seiten bleibt dieser eher ruhige und tiefgründige Roman nachhaltig in Erinnerung.

Cover:

Ganz links das Originalcover, das auch von den Türken übernommen wurde. Und rechts das französische Cover

Fazit:
Eine bittersüße Erzählung über Verlust, Trauer, Depression, aber auch über Freundschaft, Zusammenhalt und Familie. Ein Coming-of-Age Roman für Jugendliche und Erwachsene, die gleichermaßen verzaubert.

Veröffentlicht am 22.04.2018

Der amerikanische Traum

Kain und Abel
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Mit der Familiensaga "Kain und Abel" gelang Jeffrey Archer ein Welterfolg, der auch verfilmt wurde. Nun wurde die Trilogie überarbeitet und vom Heyne Verlag neu herausgegeben. Dabei orientieren sich die ...

Mit der Familiensaga "Kain und Abel" gelang Jeffrey Archer ein Welterfolg, der auch verfilmt wurde. Nun wurde die Trilogie überarbeitet und vom Heyne Verlag neu herausgegeben. Dabei orientieren sich die neuen Cover an der Clifton-Saga des Autors, die mich seit 2015 bis zum Jahresende 2017 begleitet hat.

Auch diesmal geht es wieder um Erfolg, Macht und Geld. Doch nur einem der beiden Protagonisten wurde ein Großteil davon schon in die Wiege gelegt.
Die am selben Tag im Jahre 1906 in den USA und Polen geborenen Männer, William Lowell Kane und Wladek Koskiewicz, wachsen in völlig unterschiedlichen Schichten auf. Während William in Boston in eine erfolgreiche Bankiersfamilie hineingeboren wird, ist Wladek ein "Bastard". Seine Mutter stirbt bei der Geburt. Das Baby wird völlig dehydriert im Wald von einem Jungen gefunden, der das Kleinkind in sein ärmliches Zuhause mitnimmt. Dort wird Wladek aufgezogen bis der Arbeitgeber der Familie, Baron Rosnovski, den blitzgescheiten Jungen zu sich, als Freund für seinen gleichaltrigen Sohn, ins Schloss nimmt. Als der erste Weltkrieg ausbricht, gerät Wladek zuerst in deutsche und anschließend in russische Gefangenschaft. Nach einer spektakulären Flucht gelangt er auf ein Auswandererschiff in die USA und nimmt den Namen seines damaligen Gönners Baron Abel Rosnovski an. Abel arbeitet sich von ganz unten nach oben und lebt den Mythos "vom Tellerwäscher zum Millionär".

William Kane, Spross einer Bankensynastie, hat bereits mit seinem privilegierten Status den Erfolg auf seiner Seite. Doch auch er ist ehrgeizig, stolz und sehr intelligent. Sein Ziel ist es Bankpräsident zu werden, als er den Weg mit Abel kreuzt und diese zu mächtigen Feinden werden....

Jeffrey Archer schreibt wieder sehr mitreißend. Es geht um Aufstieg und Fall, Intrigen, Macht, Erfolg. Dabei dreht sich, wie schon bei der Clifton-Saga, vieles um Politik, Machenschaften und Bankgeschäfte. Der historische Hintergrund inklusive den beiden Weltkriegen und der großen Wirtschaftskrise ergeben ein sehr rundes Bild. In vielen Nebenschauplätzen erfahren wir mehr über die beruflichen und privaten Entwicklungen der beiden Männer. Besonders gefallen hat mir der Abschnitt um Wladeks Kindheit in Polen und sein Überlebenswille. Armut, Hunger, Gefangenschaft und der Krieg sind anfangs sein ständiger Begleiter. Erst in den USA beginnt der Aufstieg und wir befinden uns wieder in der Oberschicht, die wir aus den letzten Bänden der Clifton-Saga kennen. Hier gibt es wieder den einen oder anderen zu schwarz-weiß gemalten Charakter und die typischen Intrigen, die sich am Ende dann doch meistens in Wohlgefallen auflösen...

Die Geschichte wird aus wechselnden Perspektiven erzählt. Man erhält sowohl Einblick in Williams, als auch Abels Leben. Anfangs erscheinen beide Protagonisten sehr sympathisch, doch mit der Macht verändern sich sowohl William, als auch Abel zu ihrem Nachteil. Die Fehde, die die beiden Männer begonnen haben, verselbstständigt sich. Nur durch ihre eigene Sturheit wandeln beide Männer sehr bald am Abgrund...

Die Charaktere sind wieder sehr lebendig ausgearbeitet. Der Wandel der Protagonisten und ihre gesamte Lebensgeschichte hat der Autorgrandios erzählt. Es wurde wieder fantastisch recherchiert und man merkt, dass Archer "vom Fach" ist. Manchmal hat man aber das Gefühl, dass Archer zu viel "Action und Drama" in den Roman packen wollte.

Im Gegensatz zur Clifton-Saga endet mit dem ersten Band auch die Lebensgeschichte von William und Abel und die Fortsetzung widmet sich der nächsten Generation....


Fazit:
Wer gerne die Clifton-Saga gelesen hat, der findet sicher auch an "Kain und Abel" gefallen. Der Schreibstil von Jeffrey Archer ist wie gewohnt mitreißend und die mehr als siebenhundert Seiten haben nur wenige kleine Längen. Eine tolle Familiengeschichte, die auch als Einzelband stehen könnte, aber nicht ganz an die Clifton-Saga herankommt.

Veröffentlicht am 18.04.2018

Nur wer den Mut zu träumen hat, hat auch die Kraft zu kämpfen

Das Lied des Nordwinds
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Christine Kabus erzählt in ihrem neuen Roman über das Schicksal von zwei jungen Frauen aus unterschiedlichem Milieu, die in Schlesien und dem norwegischen Stavanger leben.

Während Karoline in die verarmte ...

Christine Kabus erzählt in ihrem neuen Roman über das Schicksal von zwei jungen Frauen aus unterschiedlichem Milieu, die in Schlesien und dem norwegischen Stavanger leben.

Während Karoline in die verarmte Adelsfamilie von Blankenburg-Marwitz eingeheiratet hat, aber unter der Gefühlskälte und dem ausschweifenden Leben ihres Ehemannes Moritz, als auch der biestigen Schwiegermutter leidet, findet die aus ärmlichen Verhältnissen stammende Liv Svale Arbeit bei den Treskes. Liv muss ihre Familie mit ihrem Verdienst unterstützen, seitdem ihr Vater nach einem schweren Arbeitsunfall nicht mehr für die Familie sorgen kann, sondern sich in Selbstmitleid suhlt und zu trinken begonnen hat. Obwohl Oddvar Treske, Lehrer einer Missionsschule, in seinem Haus vorallem Strenge walten lässt, hat Liv genug zu essen und freundet sich mit der Köchin des Hauses an. Elias, der neunjährigen Sohn der Treskes, erfährt von seinem Vater keinerlei Zuneigung und wird oftmals hart bestraft. Erst zu Liv fasst er Vertrauen, die Mitleid mit dem Jungen hat. Als Elias ins Heim abgeschoben werden und Liv einen Missionar heiraten soll, wo doch ihr Herz jemand anderes gehört, fliehen die Beiden.
Auch Karolines Situation in Schlesien wird immer schlimmer. Ihr Mann ist kaum zuhause und sie soll den notwendigen Erben gebären. Als Moritz schwer erkrankt und Karoline erfährt, dass er ein uneheliches Kind in Norwegen hat, fasst sie den Entschluss nach diesem zu suchen...

Kapitelweise erfahren wir abwechselnd mehr über Karolinas und Livs Schicksal. Durch eingebaute Cliffhanger am Ende jedes Kapitels wird zusätzlich Spannung aufgebaut. Die beiden Hauptcharaktere machen eine große Entwicklung und Wandlung durch, die sehr glaubhaft wirkt. Diese findet nach und nach statt und offenbart beiden Frauen eine ganz neue Welt. Ein Thema, das dies noch mehr unterstreicht, ist die aufkommende Frauenbewegung Anfang des 20. Jahrhunderts, als Frauen für ihr Wahlrecht zu kämpfen beginnen.
Während Liv erstaunt ist, dass auch sie die Möglichkeit zu einer Gratis-Schulausbildung hat, wird Karoline durch ihre Reisebegleitung ermutigt ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen. Beide Frauen werden selbstbewusster und beginnen sich mehr zu öffnen.

"Nur wer den Mut zu träumen hat, hat auch die Kraft zu kämpfen."

Als Nebenfiguren haben mir vorallem Frau Bethge, Karolinas Reisebegleitung und Frauenrechtlerin, sowie Ida, ihre Freundin, gefallen. Zwei sehr starke Frauen, die sich durchzusetzen wissen. Außerderm gab es noch eine tierische Nebenfigur, die den Roman auflockerte.
Christine Kabus bringt dem Leser nicht nur die Frauenbewegung dieser Zeit näher, sondern auch die politische Wandlung Norwegens. Das Land steht zu dieser Zeit unter dem schwedischen König und möchte unabhängig werden.

Im letzten Drittel trifft man auf Figuren aus Christine Kanus letzten Roman "Das Geheimnis der Mittsommernacht", das ich vor 1 1/2 Jahren gelesen habe. Für mich war es ein nettes Wiedersehen mit Sofia und vorallem das Ende erschien mir dadurch viel runder. Für Leser, die diesen Roman nicht kennen, stellte dies überhaupt kein Problem dar, sondern machte eher Lust diese Geschichte nachzulesen.
Trotzdem gab es wieder einige Längen und ein Handlungsstrang blieb leider gänzlich offen. Vielleicht gibt es dazu eine Lösung im nächsten Buch....

Schreibstil:
Der Schreibstil von Christine Kabus ist sehr leicht und trotzdem oft ausschweifend und detailliert. Für Leseanfänger des historischen Romanes würde ich diesen Roman auf jeden Fall empfehlen.
Die Landschaftsbeschreibungen sind sehr bildhaft, vorallem die Schiffsreise und die Zeit in Roros wurde sehr bildgewaltig dargestellt. Über den jeweiligen Kapiteln steht der Ort und das Datum, als auch der Name der Protagonistin. So weiß man immer, mit wem man die nächste Stunde verbingen wird.

Fazit:
"Das Lied des Nordwindes" hat mir um einiges besser gefallen, als mein erster Roman der Autorin. Die Wandlung der beiden Frauen wurde sehr autenthisch beschrieben und die kleinen Cliffhanger am Kapitelende hielten die Spannung aufrecht. Die bildhaften Beschreibungen der norwegischen Landschaft sind ebenfalls sehr gelungen und haben wieder Fernweh in mir ausgelöst.

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