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Veröffentlicht am 24.01.2018

Solider dritter Band

Todsünde
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Inhalt:
Kurz vor Weihnachten, während Kälte und Schnee Boston fest im Griff haben, bekommen es Rizzoli & Isles mit zwei aufsehenerregenden und kniffligen Fällen zu tun.
In einem Kloster wurde eine Nonne ...

Inhalt:
Kurz vor Weihnachten, während Kälte und Schnee Boston fest im Griff haben, bekommen es Rizzoli & Isles mit zwei aufsehenerregenden und kniffligen Fällen zu tun.
In einem Kloster wurde eine Nonne umgebracht, eine andere lebensbedrohlich verletzt. Zur gleichen Zeit wird eine weitere Leiche in einem verlassenen Haus gefunden. Ihr wurden nicht nur Hände und Füße entfernt, sondern auch das Gesicht abgezogen. Maura Isles steht vor einem Rätsel und versucht herauszufinden, warum die Frau so entstellt wurde. Doch damit nicht genug, auch das Privatleben der beiden, sehr verschiedenen Frauen, steht vollkommen Kopf. Während Jane mit ihren Gefühlen für FBI Agent Dean umzugehen versucht, taucht vor Mauras Haustür nach drei Jahren Funkstille, ihr Exmann wieder auf.

Meinung:
Vor nicht allzu langer Zeit habe ich Tess Gerritsen für mich entdeckt. Nicht nur ihre starken weiblichen Hauptcharaktere, sondern ebenfalls ihr medizinisches Wissen, das sie auf sehr authentische Weise in ihre Geschichten einwebt, konnten mich vollends von sich überzeugen. Und auch wenn im dritten Band der Rizzoli und Isles - Reihe die medizinischen Einschübe nicht so ausgeprägt sind, wie noch in den zwei vorherigen Bänden, hat dies mein Interesse an der Geschichte nicht schmälern können. In diesem Band steht erstmals nicht der Fall an sich im Zentrum der Geschichte, sondern stattdessen rücken hier Jane und besonders Maura ins Rampenlicht und bekommen nun endlich mehr Kontur und Farbe. So legt uns Frau Gerritsen hier nicht nur Ängste, Wünsche und Sehnsüchte der beiden Frauen offen, sondern wirft auch einen Blick zurück und serviert uns Puzzlestücke aus ihrer Vergangenheit.

Besonders Maura, die in "Die Chirurgin" gar nicht und in "Der Meister" nur nebensächlich auf der Buchbühne erschienen ist, wird hier nun endlich mehr in den Fokus gerückt und bekommt mehr als nur einen Namen, sie bekommt ein Gesicht und wird somit zur weiteren Identifikationsmöglichkeit für den Leser. Da mir Jane als Figur bisher zwar gefallen hat, mich aber nicht ganz abholen konnte, war ich umso überraschter, wie sehr mir hingegen Maura als Figur zusagt. Die stilsichere, immer makellos aussehende Frau, die ganz für die Toten lebt und scheinbar kühl wirkt, hat auch eine versteckte, sehr weiche und gefühlvolle Seite, die durch das Einbringen ihres Exmannes in die Geschichte sehr gut herausgearbeitet wird. Da die Abschnitte über Maura den meisten Platz des Schmökers für sich einnehmen, ist sie der eigentliche Star in diesem Band.

Obwohl Jane hier folglich nur sehr wenig eingebracht wird, ist es der Autorin aber trotzdem auf sehr überzeugende Weise gelungen, diese, jeweils sehr kurzen und knappen Kapitel über sie, mit viel Inhalt und Aussage zu füllen. So lernen wir hier ihre Familie genauer kennen und entdecken, dass auch Rizzoli eine sehr zerbrechliche Seite hat - was ihr Sympathiepunkte sichern kann. Insgesamt wirken die beiden Hauptcharaktere auf den ersten Blick sehr gleich, alsbald merkt man aber, dass sie durch ganz eigene Gedanken und Wünsche umgetrieben werden, mit denen sie auf sehr unterschiedlichen Weisen umzugehen versuchen. Während Jane durchweg versucht auf Distanz zu bleiben und ihre Gefühle zu verbergen, ist Maura ein sehr offener und warmherziger Charakter. So kommt es wohl schließlich auch dazu, dass sich die beiden Frauen in "Todsünde" erstmals aufeinander zu bewegen und sich die Züge einer Vertrautheit herauskristalisieren, die hoffentlich in den Folgebänden noch genauer ausgearbeitet wird. So bekommt man hier erstmals einen Ausblick auf Rizzoli und Isles als Team - dieser Ausblick macht Lust auf mehr.

Inhaltlich haben die beiden geschilderten Mordfälle definitv Potential mitgebracht. Dieses Potential konnte jedoch nicht ganz ausgeschöpft werden. Wurde in "Die Chirurgin" und "Der Meister" der Spannungsbogen noch durch die Gedanken- und Handlungsausschnitte des Täters geschürt, hat man hier, bis zu den letzten Seiten überhaupt keine Chance ein Bild oder auch eine Ahnung über ihn zu entwickeln. Dabei ist es gerade auch dieser Faktor, der einen Thriller oder auch einen Krimi für mich ausmacht: Die Chance, neben den Ermittlern zu stehen und aktiv mit rätseln und -raten zu können, wer oder was sich hinter diesen grausamen Morden verbirgt. Diese Chance wird in "Todsünde" leider nicht geboten, weshalb das Ende viel zu schnell kommt und schwer annehmbar ist.

Aber das wohl größte Manko hier, ist der Klappentext, denn dieser hat ausgerechnet die letzte vorhandene, eingebaute Spannung von Tess Gerittsen, bereits im Keim erstickt. All die schockierenden und überraschenden Autopsieergebnisse, über die jeweiligen Leichen, welche die Handlung in ganz entscheidende Richtungen lenken, werden in der Inhaltsbeschreibung bereits aufgegriffen, weshalb man bis weit über die Hälfte des Werkes hinaus, nichts Neues oder auch Interessantes erfahren kann. Deshalb: Bitte, lest euch diesen Klappentext nicht durch und lasst euch einfach von der Geschichte überraschen, denn gerade dann, entdeckt ihr das sehr gründlich und sauber gespannte Spannungsnetz der Autorin, welches vielleicht nicht so brutal und reißerisch ist, wie noch in Band Nummer eins und zwei, aber definitiv für den ein oder anderen Aha-Moment sorgen kann.

Fazit:
Insgesamt hat man mit "Todsünde" einen soliden dritten Band der Rizzoli und Isles - Reihe zwischen den Fingern, der besonders durch seine Charakter lebendig und für den Leser interessant wird. Diesmal in der Hauptrolle: die facettenreiche und gefühlvolle Maura Isles, die nur dafür zu leben scheint, den Toten ihr Recht auf Gerechtigkeit zu gewähren und die nun endlich, genau wie Jane, zur Hauptfigur der Geschichte herausgearbeitet wird. Die Story an sich ist im Großen und Ganzen mit Potential versehen, jedoch fehlt es dem Werk an den meisten Stellen an Spannung, was in Großteilen auch dem zu ausführlichen Klappentext geschuldet ist. Hätte es mir nicht so viel Spaß bereitet, Maura und auch Jane bei den Ermittlungen zu begleiten, hätte das Werk definitiv schlechter abgeschnitten. Fans der Figuren, werden hier auf ihre Kosten kommen, Thrillerliebhaber hingegen, müssen in diesem Schmöker ihre Geduld schulen

Veröffentlicht am 24.01.2018

Eine gelungene Gesamtkomposition, die einfach Spaß macht.

Begin Again
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Inhalt:
Allie Harper hat nur ein Ziel, als sie nach Woodshill zieht: ein neues Leben beginnen und die Vergangenheit hinter sich lassen. Doch der Start in ein neues Leben gestaltet sich schwieriger als ...

Inhalt:
Allie Harper hat nur ein Ziel, als sie nach Woodshill zieht: ein neues Leben beginnen und die Vergangenheit hinter sich lassen. Doch der Start in ein neues Leben gestaltet sich schwieriger als gedacht: verzweifelt auf der Suche nach einer Unterkunft, landet sie schließlich beim unverschämt gutaussehenden und ebenso unfreundlichen Kaden. Kaden sucht eigentlich einen männlichen Mitbewohner, als ihm jedoch keine andere Wahl bleibt, nimmt er Allie bei sich auf. Nicht jedoch, bevor er nicht einige grundlegende Regeln aufgestellt hat, die das Zusammenleben betreffen. Eine der Grundregeln lautet, dass die beiden niemals, unter gar keinen Umständen, etwas miteinander anfangen dürfen. Anfangs glaubt Allie noch, sich an Kadens Vorgaben zu halten wäre kein Problem, schließlich ist er mürrisch, schlecht gelaunt und ein Frauenheld, doch dann erhascht sie einen Blick hinter seine Fassade und unweigerlich muss sich Allie eingestehen, dass sie sich immer mehr zu ihm hingezogen fühlt.

Meinung:
Überraschungsschmöker des Jahres! Das Jahr hat zwar gerade erst begonnen und „Begin Again“ ist das erste Buch, welches ich 2017 gelesen habe, trotzdem kann ich bereits sagen, es hat mich so sehr begeistert und vor allem überrascht, dass es sich nicht nur zu meinen Herzensbüchern gesellen darf, sondern gegen Ende des Jahres auch zu meinen Highlights. „Begin Again“ war für mich definitiv ein Spontankauf, von dem ich mir gar nichts, bis wenig erhofft hatte, denn eigentlich gehört es zu einem Genre, welches ich normalerweise gar nicht lese.
Schon nach den ersten Seiten entwickelt die Geschichte um Allie Harper eine enorme Sogkraft, der man sich nicht entziehen kann und besonders: nicht entziehen möchte. Sicherlich, die Grundidee entspricht einem gewissen Muster, welches schon aus anderen Werken bekannt ist, sprich: der Handlungsablauf ist die meiste Zeit keine besonders große Überraschung, trotzdem spielt dies hier keine Rolle und kann die Lesesucht nicht mindern. Denn „Begin Again“ ist ein Wohlfühlbuch, ein Buch fürs Herz, mit sympathischen, menschlichen Figuren, die einfach Spaß machen.

Gerade sie sind es, die das Herzstück der Geschichte bilden: die Figuren. Allie ist Anfang zwanzig und auf der Suche nach einem neuen Leben, auf der Suche nach sich selbst, viel zu lange hat sie sich von ihren wohlhabenden Eltern bestimmen lassen, jetzt will sie ihr Leben endlich selbst in die Hand nehmen - ein Wunsch, den ich nur zu gut nachvollziehen kann. Gerade zu Beginn des Studiums will man sich ausprobieren. Die erste eigene Wohnung, das erste Mal die Chance alles anders zu machen. Mona Kasten beschreibt ihren Charakter auf sehr menschliche und damit authentische Weise. Dies gelingt der Autorin aber nicht nur bei der Protagonistin, jede Figur, selbst die Nebendarsteller, werden von ihr mit viel Liebe zum Detail skizziert und fügen sich damit perfekt in die Gesamtkomposition der Geschichte ein. Besonders Spencer, in der Rolle des besten Freundes von Kaden und Dawn, in der Rolle der besten Freundin von Allie, haben es mir förmlich angetan - umso besser, dass der zweite Band der Again-Reihe sich mit ihrer Geschichte auseinandersetzen wird.

Zu Beginn bereits kurz angemerkt: dieser Schmöker steht normalerweise in einer Ecke, im Lieblingsbuchladen, die mich meist nicht sonderlich anzieht oder interessiert. Eine gute Liebesgeschichte geht bei mir immer, kommen jedoch zu viele und ausführliche Sexszenen hinzu, schreckt mich dies meist ab - denn allzu oft rückt damit die eigentliche Geschichte in den Hintergrund. Deshalb war ich sehr skeptisch, als ich mich aufgrund von Empfehlungen der Geschichte von Allie und Kaden widmete. Letztlich war diese Skepsis jedoch mehr als überflüssig. Frau Kasten webt die Liebesszenen sehr dezent, gefühlvoll und genau an den richtigen Stellen in das Werk ein und verliert den eigentlichen Inhalt dabei nicht aus den Augen. Statt also bei den entsprechenden Stellen - wie sonst - mit den Augen zu rollen, habe ich diesen hier relativ entgegen gefiebert.

An diesem Buch stimmt einfach alles. Ich habe laut gelacht und geweint, manchmal vor Freude und manchmal, weil mir das Herz schwer wurde. Eine bunte Palette an Gefühlen, die den Leseprozess zu diesem außergewöhnlichen Ereignis gemacht haben. Der zusätzlich locker und leichte Schreibstil von Mona Kasten ermöglicht es, jeden Buchstaben in enormer Geschwindigkeit zu inhalieren, voller Neugier auf das Ende der Geschichte. Am Ende sitzt man in seinem Lesesessel, hält das zugeklappte Werk zwischen seinen Fingern, während das Herz vor Glückseligkeit fast zu explodieren droht und legt in Gedanken bereits schon "Trust Again" und "Feel Again" in seinen Warenkorb.

Fazit:
Imaginäre Umzugshelfer gesucht! Wenn ich könnte, dann würde ich jetzt durch Allies Universität schlendern, das schwarze Brett durchstöbern und mir eine Wohnung in Woodshill suchen. In der Hoffnung ein Teil dieses wunderbaren Freundeskreises zu werden, dem auch Allie angehört. "Begin Again" ist eine Mit viel Witz und liebevoll, sowie authentisch gestalteten Charakteren, schafft Mona Kasten hier mehr, als nur ein Buch, sie schafft eine neue Welt, von der man sich als Leser nur allzu gerne aufsaugen lässt. Eine Buchwelt, die sich anfühlt, als würde man nach einer langen Reise endlich wieder zu Hause ankommen und seine Liebsten in die Arme schließen. "Begin Again" ist ein Herzensbuch und lädt dazu ein, sich mit den Lieblingsflauschesocken, einem heißen Kakao und einer riesigen Tafel Schokolade, in den Lesesessel zu kuscheln.

Veröffentlicht am 24.01.2018

Raffiniert und spannend bis zum Schluss

Die Falle
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Inhalt:
Linda Conrads ist 38 Jahre alt. Eine Bestsellerautorin, doch kaum einer kennt sie wirklich, kaum einer weiß wie sie aussieht. Sie ist ein Mysterium, ein Geheimnis, ein flüsterndes Gerücht. Seit ...

Inhalt:
Linda Conrads ist 38 Jahre alt. Eine Bestsellerautorin, doch kaum einer kennt sie wirklich, kaum einer weiß wie sie aussieht. Sie ist ein Mysterium, ein Geheimnis, ein flüsterndes Gerücht. Seit nunmehr elf Jahren lebt Linda in ihrer eigenen kleinen Welt. Ein Haus, das sie nie, unter gar keinen Umständen verlässt und zu dem sie nur wenigen Eintritt gewährt. Die Autorin lebt von einem Tag in den Nächsten, doch täglich quält sie der Schmerz. Ein Schmerz, der sich tief in ihre Seele gebohrt hat und lauernd wartet, auf den einen Tag, der alles verändern wird. Der eine Tag, an dem sie den Mann zu Rechenschaft zieht, der ihre Schwester ermordet hat. Den Mann, den sie vor Jahren am Tatort ertappte. Den Mann, der bisher nie gefasst wurde. Das Monster, das Lindas Träume heimsucht. Als der Tag endlich gekommen ist, stellt Linda dem Monster eine Falle.

Aber ist er wirklich das Monster aus ihrer Erinnerung?

Meinung:
Schon länger und öfter bin ich um den Debütroman und Thriller "Die Falle", von Melanie Raabe herum geschlichen und dabei über zahlreiche euphorische und begeisterte Leserstimmen gestolpert. Der entscheidende Kaufimpuls konnte jedoch, bis zur letzten Woche, nicht auf mich überschwappen. Zu simpel, zu einfach, zu gewöhnlich, zu minimalistisch klang der Plot. Dementsprechend skeptisch wagte ich mich an die ersten Seiten - und urplötzlich schnappte sie zu, die Falle. Schon nach wenigen Sätzen hatte mich Frau Raabe vollends in ihren Bann gezogen, meine Neugier aufs Extremste geweckt und mich an diese unglaublich gute Geschichte gefesselt.

All meinen Befürchtungen zum Trotz, war die Geschichte um Linda Conrads weder gewöhnlich, noch langweilig oder langatmig. Denn obwohl Melanie Raabe sich nur weniger Komponenten bedient, um ihre Buchwelt zu erschaffen - einer Schriftstellerin, eines isolierten Hauses, eines nie gefassten Mörders - skizziert sie diese mit Hilfe eines gewaltigen Schreibstils, eines unglaublich dicht gefassten Spannungsnetzes und viel Liebe zum Detail.

Ich muss gestehen, dass mir der Einstieg mit Linda Conrads als Figur zunächst schwer fiel, denn die Autorin befördert den Leser schon nach wenigen Seiten mitten ins Geschehen. Ohne lange Vorreden, ohne große Vorgeschichten, wird man direkt in Lindas Welt katapultiert, bestehend aus zwei Stockwerken, versinkt zusammen mit ihr im dunklen Strudel der Erinnerung und gerät dadurch erst mal ins Straucheln. Jedoch gerade weil Lindas Welt so beschränkt ist, so klein, so einsam und isoliert, kann man mit der Zeit ein Gefühl für sie entwickeln, ihren Schmerz nachempfinden, ihre Gedanken, ihre Zweifel. Letztlich ist man so sehr gebannt und gefangen in der Sicht der Protagonistin, dass man alles in Frage stellt und voller Spannung, mit feuchten Händen, dem Ende, der Auflösung dieses Werkes entgegen hechtet.

"Die Falle" ist ein durchweg raffiniertes Werk und führt die Gedanken mehr als einmal in die Irre. Neben den Kapiteln, geschildert aus Lindas Sicht, gibt es auch immer wieder Auszüge aus ihrem Roman "Blutsschwestern", den sie eigens als Köder für den Mörder geschrieben hat. Durch diesen stetigen Wechsel, wie auch die detaillierten und komplexen, ungeordneten Gedankengänge und Erinnerungen der Protagonistin, webt die Autorin ein hauchdünnes, fließend ineinander übergreifendes Netz aus Irrungen und Wirrungen, aus Realität und Fiktion. Fast schon spielerisch werden Grenzen vermischt, bis nur noch Zweifel bleibt. Zweifel bei Linda. Zweifel beim Leser. Ist das wirklich der Mann, der Linda getötet hat? Kann ich mir selbst trauen? Was ist die Wahrheit? In keinem Moment ist man sich darüber im Klaren, wie die Geschichte ihr Ende findet und gerade das, macht einfach Spaß.

Was dieses Werk von anderen Thrillern abhebt und zum absoluten Highlight macht, ist der facettenreiche, kraftvolle und an manchen Stellen unglaublich tiefsinnige Schreibstil von Frau Raabe. Gerade im Thrillergenre kommt es relativ selten vor, das sich jeder Satz zu einem Bild formt und eine neue Farbe, ein neues Gefühl zur Gesamthandlung beisteuert. Die Autorin komponiert mit Worten und schafft somit ein sehr stimmiges Buch, mit einer einnehmenden Atmosphäre. Die zusätzlich sehr kurz gehaltenen Kapitel, verleihen der Geschichte ein gewisses Tempo.

Fazit:
Kurz und knapp: raffiniert geschrieben, spannend dicht, und mit zahlreichen Wendungen, die einem beim Lesen den Atem rauben. "Die Falle" von Melanie Raabe, ist ein Thriller der ersten Stunde und hebt sich besonders durch einen unglaublich atmosphärischen und kraftvollen Schreibstil der Autorin von anderen Werken des Genres ab. Somit verzeiht man dem Schmöker anfängliche Startschwierigkeiten gerne und lässt sich breitwillig von der Geschichte in die Falle locken.

Veröffentlicht am 24.01.2018

Satz mit X

Selection
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Inhalt:
America Singer ist glücklich, obwohl sie lediglich eine Fünf ist, obwohl sie aus einer niedrigen Kaste stammt, die Kaste der Künstler. Denn im Staat Illeá bestimmt ein Kastensystem über das Leben. ...

Inhalt:
America Singer ist glücklich, obwohl sie lediglich eine Fünf ist, obwohl sie aus einer niedrigen Kaste stammt, die Kaste der Künstler. Denn im Staat Illeá bestimmt ein Kastensystem über das Leben. Welche Person man lieben kann, welchen Beruf man ausüben darf, unter welchen Umständen man leben soll. Doch allen Regeln und Vorschriften zum Trotz, verliebt sich America bis über beide Ohren in Aspen. Aspen, eine Sechs. Aspen, eine Kaste unter ihr. Aspen, dessen Heirat auch sie zu einer Sechs machen würde. Doch America ist das egal, denn was bringt ein Leben als Fünf, ohne den Menschen den man liebt?
Als der Thronnachfolger von Illeá Prinz Maxon sich jedoch auf die Suche nach einer geeigneten Braut macht und damit die Selection einläutet - ein langwieriges Auswahlverfahren, bei dem sich junge Mädchen aller Kasten als mögliche und zukünftige Prinzessin bewerben können - ändert sich Americas Leben schlagartig. Will sie zusammen mit 34 weiteren Anwärterinnen um einen Mann kämpfen, den sie nicht liebt? Will sie ihrer Familie zum Wohlstand verhelfen, ihre Mutter stolz machen, ihrer kleinen Schwester eine bessere Zukunft ermöglichen? Und ist sie dafür bereit, auf eine Leben mit Aspen zu verzichten?

Meinung:
Jeder der schon einmal "Der Bachelor" gesehen hat, dem wird diese Buchidee, die sich hier in Form einer Dystopie präsentiert, durchaus vertraut vorkommen. Eine Schar voll junger Mädchen, dessen einziges Ziel es ist, das Herz eines Mannes zu erobern. Im Gegesatz zur bekannten Trash-Tv Sendung, kommt der Zuschauer bei "Selection" jedoch nicht halb so sehr auf seine Kosten. Statt boshafter Seitenhiebe, heimtückischer Intriegen und den altbekannten Zickereien, erwartet einen hier über lange Strecken nur Friede, Freude, Eierkuchen. Was nicht schimm wäre, wenn das Werk noch mit anderen Komponenten in Sachen Spannung punkten könnte - dies schafft es jedoch nicht.

Neben schönen Kleidern, prunkvollen Festen im Schloss und glamourösen Dates mit dem Prinzen, versucht Kiera Cass der Geschichte durch Rebellenangriffe den nötigen spannenden Zusatzschliff zu geben - an für sich kein schlechter Grundgedanke, auch wenn mir ein eskalierter Zickenkrieg unter den Kandidatinnen hier durchaus mehr zugesagt hätte - doch wie auch bei vielen anderen Aspekten, schafft es die Autorin hierbei nicht, der jeweiligen Handlung den nötigen Pepp zu geben.
Die Angriffe der Rebellen sind relativ flach geschildert, die Rebellen an sich bleiben Gesichtslos, das Bild eines Schurken kann sich so nicht im Kopf des Lesers manifestieren und schließlich bleibt der Sinn und Zweck dieser Einschübe im Werk undeutlich. Die Szenen wirken so durchweg ziemlich deplatziert.

America Singer ist - verzeiht mir - einfach eine Schnarchnase und als Protagonistin gänzlich farblos. Sie ist in ihren Entscheidungen inkonsequent, naiv und bleibt das ganze Werk über relativ glatt. Dem Leser wird kaum eine Chance geboten, sich in ihre Gedanken und Gefühle hinein zu versetzen oder ihre Handlungen nachzuspüren.
Auf der einen Seite ist sie unsterblich in Aspen verliebt, er ist ihre große, ihre wahre Liebe, für ihn würde sie alles machen, selbst im Gesellschaftskonstrukt weiter absteigen, trotzdem fühlt sie sich letztlich auch von Maxon angezogen und landet schlussendlich in einem komplizierten Liebesdreieck. Dies zu verstehen fiel mir schon schwer, denn entweder glaube ich an die Liebe zu einem Menschen oder eben nicht. Von dieser Tatsache einmal abgesehen: Die Szenen zwischen Maxon und America sind durchweg relativ schlicht und einfach - es wird zwar verständlich, was Maxon in America sehen könnte, jedoch in keinster Weise, was Maxon an sich hat, dass America plötzlich in ihrer Liebe zu Aspen ins Wanken gerät.

Auch der Schreibstil von Kiera Cass, kann meine Meinung über den Schmöker nicht mehr rumreißen. Dieser kommt sehr einfach, ohne viel Tamtam oder ausgefeilte Dialoge daher und bleibt somit weit hinter ähnlichen Büchern des Genres zurück. Die zusätzliche Vorhersehbarkeit des Plots befördert das Buch schließlich völlig ins Aus.
Schlussendlich noch das absolute Sahnehäubchen: Die eBook-Ausgabe strotzt vor etlichen Textfehlern und nimmt erheblichen Einfluss an dem Lesefluss, der angesichts der uninteressanten Protagonistin und fehlenden Spannung sowieso schon unter keinem guten Stern steht - schade!

Fazit
An "Selection" von Kiera Cass, scheiden sich augenscheinlich die Geister. Entweder man liebt die Geschichte um America, Aspen und Maxon oder man hasst sie. Ich muss mich hier diesmal leider in letztere Gruppe einreihen. Nicht nur, dass es der Dystopie durchweg an Spannung fehlt, zudem muss man als Leser eine ziemlich glatte und farblose Protagonistin begleiten, die sich durch eine Sprunghaftigkeit auszeichnet, welche den Plot mehr als einmal ins Straucheln bringt. Ein sehr einfacher, oberflächlicher und klischeebehafteter Schreibstil geben dem Ganzen dann noch den Rest und katapultieren diese Buchreihe für mich ins Aus.

Veröffentlicht am 24.01.2018

Rezension oder Liebesbrief?

Trust Again
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Inhalt:
Wer braucht schon Männer? Dawn Edwards ist der festen Überzeugung: sie nicht! Nachdem sie ihren Exfreund in flagranti erwischt hat, zählt nun nur noch eins: der Blick nach Vorne. Also schwört Dawn ...

Inhalt:
Wer braucht schon Männer? Dawn Edwards ist der festen Überzeugung: sie nicht! Nachdem sie ihren Exfreund in flagranti erwischt hat, zählt nun nur noch eins: der Blick nach Vorne. Also schwört Dawn den Männern ab, vertieft sich in ihre Leidenschaft das Schreiben und stürzt sich ganz auf ihr Studium - so zumindest der Plan. Doch dann kreuzt der Frauenheld Spencer Cosgrove ihr Leben und bringt damit Dawns Vorsätze und Gefühlswelt ordentlich durcheinander.

Meinung:
TeamSpawn! Kann das eigentlich sein? Kann "Trust Again" noch besser, noch mitreißender, noch herzerwärmender sein als bereits "Begin Again"? Kurz und knapp: Ja! Ja! Ja! Und wie! Bereits beim ersten Band der Reihe habe ich mich in Dawn und Spencer - okay, ich gebe es zu: besonders in Spencer - verliebt. Obwohl sie nur durch eine Nebenrolle in das Geschehen eingewebt wurden, konnte man diese gewisse Chemie zwischen ihnen bereits dort spüren. Eine Chemie, die in "Trust Again" ein neues Level erreicht und das Leserherz mehr als einmal zum Rasen bringt.

Mona Kasten hat es erneut geschafft, hat mich erneut davon getragen, in eine Geschichte, die sich durch eine durchweg kraftvolle und intensive Atmosphäre, viel Authentizität und Herzblut auszeichnet. Eine Geschichte, die einfach Spaß macht und die Sehnsucht nach weiteren Werken aus der Feder der Autorin bis aufs unermessliche steigert.

Mit einer Leichtigkeit zeichnet Frau Kasten hier zwei Protagonisten, die durch und durch echt sind und viel Raum bieten, um die Sympathie und Liebe des Lesers zu erobern. Allen voran natürlich: Spencer Cosgrove. Sind wir einmal ehrlich: Er ist einfach ein Traumtyp wie er im Buche steht. Eine unerschütterliche, offene, kämpferische und optimistische Frohnatur, die jedem Tag eine neue Chance gibt, die jeden Tag mit neuem Elan begrüßt, dabei jedoch auch eine ganz verletzliche Seite in sich trägt. Gerade diese verletzliche Seite ist es, die Spencer real werden lässt, die ihm als Figur Tiefe und Substanz verleiht. Dawn hingegen ist das komplette Gegenteil von ihm. Sie ist verschlossen, störrisch und hat besonders ein Problem: Gefühle zuzulassen. Deshalb hat sie einen Panzer, eine Schale um sich herum aufgebaut, die zu brechen für Spencer eine wirkliche Herausforderung darstellt und in Folge dessen das Potenzial für hitzige, emotionale, aufwühlende und lustige Dialoge eröffnet. Dadurch löst die Autorin beim Leser eine Schar an Gefühlen aus. Ich habe geschmunzelt, ich habe lauthals gelacht und bitterlich geweint.

Handlungstechnisch bietet das Werk definitiv keine neuen Einblicke, überrascht nicht durch ein neues, schockierendes oder gar komplementäres Ende. "Trust Again" folgt - wie auch schon "Begin Again" - einem Schema, das uns aus dem Genre wohl bekannt ist. Aber trotzdem: Irgendwie ist die Geschichte um Spencer und Dawn dann doch anders. Emotionaler. Fesselnder. Echter. Mitreißender. Das Schöne: In Spencer finden wird nicht den altbekannten und berüchtigten Bad Boy, dem Frauen und eigentlich die ganze Welt egal sind. Spencer Cosgrove ist eine Buchfigur mit Herz. Spencer Cosgrove ist eine Buchfigur zum Verlieben. Und das habe ich. Ich habe mich bis über beide Ohren in Spencer Cosgrove verliebt. Aber nicht nur das. Ich habe mich besonders in Spencer und Dawn als Paar verliebt. Ich kann meine anfänglichen Worte nur wiederholen: #TeamSpawn!

Der angenehme und flüssige Schreibstil von Frau Kasten rundet die Geschichte dann vollends ab und macht dieses Werk zum absoluten Lieblingsschmöker.

Umso gespannter bin ich nun auf den dritten und letzten Band der Reihe. "Feel Again" erscheint im Mai ´17 und wird die Geschichte um Dawns Mitbewohnerin Sawyer ins Auge fassen, die ich zu Beginn der Reihe nicht sonderlich leiden, im Verlauf von "Trust Again" jedoch überraschenderweise sehr ins Herz schließen konnte. Egal was mich hinter dem Buchdeckel des Folgebandes erwarten wird, eins ist klar: so wie ich Mona Kasten kennengelernt habe, sicherlich eine Geschichte mit viel Emotionen und authentischen Figuren.

Fazit:
Rezension oder Liebesbrief? Das ist hier die eigentliche Frage. Fakt ist: Meine Meinung zum zweiten Band der Again-Reihe "Trust Again", ist eine Hommage an Spencer Cosgrove. Ist eine Hommage an ein wundervolles Werk, das einfach alles besitzt, um ein magisches und bannendes Leseabenteuer zu schaffen: Echte, überzeugende Figuren mit Herz, hitzige und lustige Dialoge und einen Schreibstil, der einen seine Umgebung vergessen lässt und tief zwischen die Seiten entführt. Wieder einmal ein grandioses Herzensbuch aus der Feder von Mona Kasten, welches sich mit Leichtigkeit den Lieblingsbuchstatus erkämpfen könnte.