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Veröffentlicht am 24.12.2022

Herz verloren

Die Silberkammer in der Chancery Lane
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Peter Grant ist zwar noch Zauberlehrling, aber er darf auch Praktikanten ausbilden. Und auch daheim naht eine große Veränderung heran. Da wird er zu einem Todesfall gerufen, der für die normale Polizei ...


Peter Grant ist zwar noch Zauberlehrling, aber er darf auch Praktikanten ausbilden. Und auch daheim naht eine große Veränderung heran. Da wird er zu einem Todesfall gerufen, der für die normale Polizei sehr merkwürdig aussieht. So ganz abwegig ist der Gedanke nicht, denn das Opfer hat irgendwie sein Herz verloren. An dessen Stelle befindet sich eine Wunde, zu der keine bekannte Waffe passt. Es stellt sich heraus, dass der Verstorbene in die Silberkammern von London gekommen war, um etwas zurückzubekommen. Peter Grant und seine Praktikantin machen sich auf die Such nach dem Täter.

In seinem neunten Fall ist Peter Grant kurz davor Vater zu werden. Beverly, die werdende Mutter, steht ihre Frau. Und Peter hängt sich in seinen Fall so wie eigentlich immer. Auf der Jagd nach dem Killer trifft er auf seine ehemalige Kollegin Leslie May, die auf eine gewisse Art die Seiten gewechselt hat. Was hat sie mit der Sache zu tun? Die Spuren deuten doch nicht in ihre Richtung. Peters Neugier ist geweckt. Er und seine Kollegen müssen tief graben, um die Zusammenhänge zu erkennen. Nun, wenigstens ist seine Elternzeit geregelt, nachdem die Geburt stattgefunden hat.

Wenn in Reihen bekannte Gesichter zusammenkommen und man neue Mitspieler kennenlernen kann, gibt es der Lektüre einen besonderen Touch. In diesem Fall, in dem verschiedene geschichtliche Ereignisse eine Rolle spielen, werden genau diese mit den magischen Gegebenheiten verknüpft, so dass ein sehr interessanter Krimi dabei herauskommt. Diese Mischung zwischen Magie und einem Krimi, in dem geradeaus den Hinweisen nachgegangen wird, ist einfach gelungen. Und die eingestreuten privaten Kleinigkeiten runden die Handlung ab. Peter Grant ist ein Reihenermittler, von dem man immer wieder gerne liest und mit dem man seinen Blickwinkel um das Magische erweitern kann.

Veröffentlicht am 23.12.2022

St. James Cottage

Der Mordclub von Shaftesbury – Eine Tote bleibt selten allein
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Die Idee ihres Chefs, im beschaulichen Shaftesbury eine Filiale der Partnervermittlungsagentur zu eröffnen, sieht Penelope St. James als tolle Karrierechance. Vielleicht kann sie sogar Partnerin werden. ...

Die Idee ihres Chefs, im beschaulichen Shaftesbury eine Filiale der Partnervermittlungsagentur zu eröffnen, sieht Penelope St. James als tolle Karrierechance. Vielleicht kann sie sogar Partnerin werden. Natürlich ist es auf dem Land nicht mit London vergleichbar. Diese Ruhe, der fehlende Handyempfang, kein Internet, Tierhaare vom der Tierarztpraxis nebenan - Penelope könnte die Wände hochgehen. Aber Aufgeben gibt es nicht. Und der Tierarzt und seine kleine Tochter sind supernett. Und ihr kleines Lädchen wird schnell zu Anziehungspunkt für die Dorfbewohner. Allerdings nicht, weil sie einen neuen Partner suchen, sondern weil die wildesten Gerüchte darüber kursieren, was Penelopes wahre Tätigkeit sein könnte.

Dies ist der erste Band einer neuen Cozy Crime Reihe um Penelope St. James und ihr Team in Shaftesbury. Es ist schon ein kleiner Kulturschock von London aufs Land. Das beginnt schon mit den nicht vorhandenen Läden für schicke Klamotten, die sich Penelope sonst gerne mal gönnt. Doch das Landleben hat auch Vorteile. Die gute Luft, der nette Tierarzt und irgendwie ist Penelope schneller im Dorfleben eingebunden als sie angenommen hätte. Nur mit dem Vermitteln von neuen Partnern gestaltet es sich schwierig. Ein paar Konten hat sie angelegt, doch scheinen sich die Paare eher durch kleine Andeutungen Penelopes gelenkt selbst zusammenzufinden. Das bringt natürlich nicht so viel ein.

Dies ist ein Roman, bei dem der Funke überspringt. Penelope St. James, die sich mit ihren Ideen ins Gemeindeleben stürzt, wird bald eine echte Sympathieträgerin. Tierarzt Sam Bower und seine altkluge Tochter Lily tragen ein Übriges dazu bei, das Lesevergnügen zu vergrößern. Dass der Fall, der den Roman zu einem Krimi machen soll, nur am Rande vorkommt, ist dem nicht abträglich. Dieses neue sich Einfügen in eine neue Umgebung ist so spritzig und witzig geschildert, dass man sich laufend amüsiert. An einem Punkt fragt man sich zwar, wovon Penelope leben will, wenn sie keine Abschlüsse tätigt. Aber möglicherweise gibt es für sie in den nächsten Büchern noch andere berufliche Möglichkeiten. So bleibt man gespannt. Ansonsten ist der unter Pseudonym schreibenden Autorin ein wunderbarer Reihenstart gelungen. Davon darf es gerne noch mehr geben.

Veröffentlicht am 20.12.2022

Silvesterparty

Happy New Year – Zwei Familien, ein Albtraum
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Wie in jedem Jahr feiern ein paar Familien gemeinsam den Jahreswechsel. Teilweise kennen sie sich schon seit der Schulzeit und in diesem Jahr sind Lollo und Max dran, die Fete auszurichten. Nina und Fredrik ...

Wie in jedem Jahr feiern ein paar Familien gemeinsam den Jahreswechsel. Teilweise kennen sie sich schon seit der Schulzeit und in diesem Jahr sind Lollo und Max dran, die Fete auszurichten. Nina und Fredrik bringen ihre beiden jüngeren Kinder mit. Die Ältere, Smilla darf zum ersten Mal selbst feiern. Im Haus ihrer Eltern ist auch Jennifer dabei, die Tochter von Lollo. Während die Erwachsenen etwas überschwänglich feiern, verlässt Jennifer die Feier am anderen Ende der Stadt verfrüht und sie taucht nie zu Hause auf. Bemerkt wird ihr Verschwinden nicht sofort, schließlich wollte sie bei Smilla übernachten.

Was macht das Verschwinden einer jugendlichen Tochter mit den Eltern? Inwieweit sind auch die anderen Teilnehmer der Party betroffen, die Jennifer kannten? Dabei lief die Party doch gut, oder? Natürlich gab es auch kleine Sticheleien, aber doch nichts von Bedeutung. Max fegte ein arrogantes Gehabe an den Tag. Nina hat ein Glas zu viel Fredrik verhält sich distanziert und abweisend. Oder liegt es einfach daran, dass er nichts trinken darf, weil er vergessen hat ein Taxe vorzubestellen? Lollo ist ganz zufrieden und sie überlegt sich, wie sie die Party für ihren Internetauftritt nutzen kann. Werbung ist schließlich wichtig. Tja, und dann fehlt Jennifer.

Ein Thriller, der mit Überraschungen aufwartet. Man ist schon etwas angefasst, wenn man mitbekommen muss, wie das Verschwinden der 17jährigen Jennifer die Familienidylle zerstört. Man kann gut verstehen, dass sich alle Vorwürfe machen. Wer würde nicht denken, was hätte ich besser machen können oder hätte ich doch so und so reagiert, dann wäre das alles nicht geschehen. Auch wenn sich die Ereignisse eher nach und nach entwickeln, die wirklich überraschende Auflösung reißt einfach mit. Letztlich erweist sich Jennifers Verschwinden als Drama für die meisten Beteiligten, es kommen Sachen ans Licht, die keiner geahnt hat. Wie gut kennt man seine Kinder, seinen Ehepartner, seine Freunde? Die Antwort ist schwierig, aber sehr spannend. Verstärkt wird dies durch die verschiedenen Blickwinkel, aus denen die Geschichte beleuchtet wird.

Veröffentlicht am 18.12.2022

Die unbekannte Tote

Brennender Zorn
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Der Polizeihistorikern Maria Just wird ein Fall überlassen, welcher der Polizei zu alt erscheint. Das Skelett einer jungen Frau ist wahrscheinlich schon über siebzig Jahre alt. Eines natürlichen Todes ...

Der Polizeihistorikern Maria Just wird ein Fall überlassen, welcher der Polizei zu alt erscheint. Das Skelett einer jungen Frau ist wahrscheinlich schon über siebzig Jahre alt. Eines natürlichen Todes starb die Unbekannte nicht, es werden Spuren von einem Einschuss gefunden. In Kopenhagen muss Mikael Dirk in einem sehr brisanten und belastenden Fall ermitteln. Sein Chef Niels Carlsen wurde beim Joggen angefahren und lebensgefährlich verletzt. Die Kollegen in der Abteilung stehen unter Schock und sie versuchen fieberhaft herauszufinden, wieso ihr beliebter Chef das Opfer eines möglicherweise absichtlich herbeigeführten Geschehens werden konnte.

Im Sommer 2021 gehen die Auswirkungen der Corona Pandemie zurück, die Stimmung im Land ist allerdings schlecht. Unter den Polizeibeamten herrscht ein hoher Krankenstand, was in der Politik nicht besonders gut ankommt. Mikael Dirk wird zum kommissarischen Leiter der Abteilung ernannt. Sein Partner Frederik Dahlin ist seit dem letzten Fall noch nicht wieder richtig auf dem Damm. Jedoch weigert er sich, das zuzugeben und gleichzeitig will er keine Hilfe annehmen. Zu wenige Ermittler, einer nicht richtig fit und Dirk in einer für ihn ungewohnten Position. Es könnte leichter sein, dennoch soll der Fall schnellstmöglich aufgeklärt werden. Für Maria Just stellt die Zeit ein anderes Problem dar, die Tat ist schon so lange her, dass es kaum noch möglich sein wird, Spuren zu finden.

Bei ihrem zweiten Auftritt finden sich Mikael Dirk und Frederik Dahlin in einer anderen Lage vor. Durch den Ausfall Carlsens ist Dirk plötzlich der Chef. Maria Just hingegen ist damit konfrontiert, dass ihr Lebenspartner sie lieber näher bei sich hätte. Ihr berufliches Engagement nimmt dennoch einen wichtigen Teil ihres Lebens ein. Sowohl Marias als auch Mikaels Ermittlungen gestalten sich schwierig und kommen nur langsam voran. Genau so ist die Arbeit der Polizei, dennoch macht es den Beginn der Lektüre etwas schwierig. Nichtsdestotrotz grübelt man mit und versucht selbst die Puzzleteile zusammenzusetzen. Wenn man dabei hin und wieder einen kleinen Erfolg verbuchen kann, erhöht das die Freude am Lesen. Nach und nach kristallisiert sich auch heraus, dass die Untersuchungen von Maria und Mikael sich doch ergänzen. Und die Verknüpfung zwischen Vergangenheit und Gegenwart ist sehr gelungen. Hinzu kommen politische Intrigen, die sich gewaschen haben. Die gewisse Einordnung zur aktuellen Lage in Dänemark trägt ein Übriges dazu bei, diesen spannenden Kriminalroman einordnen zu können. Sehr wirklichkeitsgetreu wird auch die Corona Pandemie in die Handlung eingebaut, so dass der Roman noch mehr an Authentizität gewinnt.

Dieser packende zweite Fall mit einem Team, dass sich anderen Herausforderungen stellen muss, gefällt und mach Lust auf mehr.

Veröffentlicht am 09.12.2022

Briefpost

Letters of Note - Briefe, die die Welt bedeuten
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Da schreiben berühmte Menschen oder weniger berühmte oder solche, die erst später berühmt wurden. Briefe an Politiker oder von Politikern, zwischen Schriftstellern, Künstlern und Wissenschaftlern. Aber ...

Da schreiben berühmte Menschen oder weniger berühmte oder solche, die erst später berühmt wurden. Briefe an Politiker oder von Politikern, zwischen Schriftstellern, Künstlern und Wissenschaftlern. Aber auch ganz normale Menschen kommen zu Wort. Briefe gab es schon vor tausenden von Jahren, auf Papier, auf Tontafeln oder auf Birkenrinde. Geschriebene Briefe, gezeichnete Briefe, Briefe mit Bildern. Die Möglichkeiten sind schier unendlich. Die Briefe sind witzig oder berührend, manchmal tieftraurig. Einige beinhalten Warnungen, die wie so oft nicht gehört wurden. In einigen werden Wahrheiten mit aller Deutlichkeit kundgetan, so wie es die Empfänger verdient haben.

Wenn am liebsten Romane liest, nimmt man vielleicht gerne mal die Gelegenheit zu einer Abwechslung wahr. So eine Sammlung von Briefen, die teilweise auch im Original abgedruckt und mit einigen Fotos versehen sind, kann da eine sehr schöne Gelegenheit sein. Ach, wenn die Menschen doch auch heute noch so oldschool schreiben würden, mit einem echten Stift auf echtem Papier. Nicht, dass einem die Lektüre auch etwas abverlangt, wenn Hinterbliebene an Verstorbene schreiben oder es ums Sterben geht. Doch auch mit solchen Themen sollte man sich immer wieder mal beschaffen. Als Gegenpol gibt es etliche witzige oder ernsthafte Schreiben, die Schmunzeln lassen oder zum Nachdenken anregen.

Durch den Laden geschlendert und einen Zufallstreffer gelandet, für den man natürlich auch offen sein muss. Es ist schon klasse zu lesen, wie unterschiedlich Menschen ausdrücken. Auch, dass einen völlig Fremde oder schon lange Verstorbene mit ihren Worten berühren können, ist ein beeindruckendes Leseerlebnis. Wenn dazu noch in einigen Fällen die Fotos der Schreiber kommen oder auch die Abdrucke der Originalbriefe, verleiht es den Worten noch mehr an Authentizität. Die ganze Komposition des Buches ist eine runde Sache und man ist froh, dass sich diese Zeitzeugnisse erhalten haben und immer noch nachdenklich machen und gleichzeitig erfreuen.