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Veröffentlicht am 17.08.2025

Ein Sommer voller Eistee & Brüche

Himmel ohne Ende
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Ein Sommer, ein Mädchen, ein Schmerz, der größer ist als sie selbst – "Himmel ohne Ende" erzählt vom Erwachsenwerden, von Verlust und der Suche nach einem Platz in der Welt. Julia Engelmann, die mit ihrem ...

Ein Sommer, ein Mädchen, ein Schmerz, der größer ist als sie selbst – "Himmel ohne Ende" erzählt vom Erwachsenwerden, von Verlust und der Suche nach einem Platz in der Welt. Julia Engelmann, die mit ihrem Poetry-Slam-Text Eines Tages, Baby Millionen begeisterte und seitdem als Sängerin, Schauspielerin und Autorin erfolgreich ist, legt hier ihren ersten Roman vor.

Worum geht’s?
Charlie ist fünfzehn, ihr Vater hat die Familie verlassen, die Mutter ist neu liiert, und die beste Freundin hat sich in denselben Jungen verliebt wie sie selbst. Charlie fühlt sich, als läge eine Glasscheibe zwischen ihr und der Welt. Dann trifft sie Kornelius, genannt Pommes, der ihr zeigt, dass man die Scheibe manchmal herunterkurbeln kann – und vielleicht doch wieder an den Himmel herankommt.

Meine Meinung
Schon auf den ersten Seiten spürt man: Engelmann bleibt ihrem poetischen Ton treu. Charlie beschreibt ihre Welt mit einer Mischung aus Melancholie, Wut und Witz: „Wie geht’s dir denn in letzter Zeit? Ich dachte daran, dass Eistee aufgehört hatte, gut zu schmecken und Licht aufgehört hatte, hell zu sein.“ (S. 12). Diese Sprache ist nah an der Gefühlswelt von Jugendlichen – manchmal repetitiv, aber gerade darin authentisch.

Besonders berührt hat mich, wie klar Engelmann den Schmerz über den Vaterverlust zeichnet: „Er hatte ein Loch hinterlassen, ein Loch in der Form meines Vaters, und ich, ich hatte durch das Loch in den Abgrund geschaut.“ (S. 19). Charlies Sehnsucht nach Zugehörigkeit, nach einem „richtigen“ Leben, zieht sich durch den ganzen Roman. Szenen in der Schule, Freundschaften voller Loyalität und Verrat, das erste Verliebtsein – all das ist hier da, aber eben nicht glattgebügelt, sondern voller Brüche.

Pommes ist dabei eine besondere Figur: lebensfroh und doch schwer belastet durch die Krankheit seiner Mutter. In seinen Gesprächen mit Charlie finden beide einen Ort, an dem Verletzlichkeit erlaubt ist. Es sind Sätze wie „Was, wenn es schiefgeht? – Was, wenn es gutgeht?“ (S. 199), die die Kraft des Buches ausmachen: schlicht und trotzdem tief.

Neben Coming-of-Age-Motiven erzählt Engelmann von Familie im Wandel: Patchwork, Trennungen, Erwartungen und dem Gefühl, manchmal unsichtbar zu sein. Besonders eindringlich fand ich Charlies Erkenntnis: „Ich hatte nie darüber nachgedacht, dass ihr Glück etwas sein könnte, in dem ich nicht vorkam.“ (S. 69). Dazu kommen leise Beobachtungen über Musik, Sprache, Körperbilder, den Wunsch nach Mut und Selbstbestimmung – Themen, die nicht nur Jugendliche bewegen.

Ja, manches ist pathetisch, manches sehr typisch „Engelmann“, doch die Mischung aus Alltagsbeobachtung und poetischen Höhenflügen funktioniert. Am Ende bleibt das Gefühl, dass man Charlies Reise nicht so schnell vergisst.

Fazit
"Himmel ohne Ende" ist ein sensibles, poetisches Coming-of-Age über Verlust, erste Liebe und die Suche nach dem eigenen Leben. Es ist melancholisch und gleichzeitig hoffnungsvoll, manchmal schwer, manchmal leicht – so wie das Erwachsenwerden selbst. Danke an netgalley.de & den Diogenes Verlag für das kostenlose Rezensionsexemplar.

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Veröffentlicht am 17.08.2025

Elefantenparabel über unsere Gegenwart

Das Geschenk
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Elefanten in Berlin – klingt absurd, ist aber die Ausgangssituation von "Das Geschenk", einem brillanten Politthriller von Gaea Schoeters. Die flämische Autorin, bekannt durch "Trophäe", schreibt als Journalistin, ...

Elefanten in Berlin – klingt absurd, ist aber die Ausgangssituation von "Das Geschenk", einem brillanten Politthriller von Gaea Schoeters. Die flämische Autorin, bekannt durch "Trophäe", schreibt als Journalistin, Librettistin und Drehbuchautorin, wurde mit dem Jan-Wauters-Preis für Sprachkunst ausgezeichnet und überzeugt mit einem Blick für das Globale im Kleinen.

Worum geht’s?
Deutschland verbietet die Einfuhr von Jagdtrophäen – und prompt „schenkt“ der Präsident Botswanas dem Land 20.000 Elefanten. Ein scharfes „Was wäre wenn“-Szenario entfaltet sich: Politiker:innen, Medien und Bürger:innen müssen plötzlich mit einer Krise umgehen, die alles infrage stellt – von Tier- und Klimaschutz über Migration bis hin zu nationaler Identität.

Meine Meinung
Schon "Trophäe" hatte mir gefallen, aber dieses Buch hat mich noch mehr gepackt. Schoeters verknüpft Natur und Politik, Humor und Bitterkeit, Satire und Tragik zu einer Parabel über Macht, Postkolonialismus und die Absurditäten unserer Zeit. Der Bundeskanzler taumelt zwischen Witzen, Elefantendung und Gesetzesdebatten, während Botswanas Präsident trocken feststellt: „Ihr Europäer wollt uns vorschreiben, wie wir zu leben haben. Vielleicht solltet ihr einfach mal selbst versuchen, mit Megafauna zurechtzukommen.“ (S. 35).

Besonders beeindruckt hat mich, wie viele Ebenen Schoeters einbaut: Die Elefanten werden Symbol für Geflüchtete („Elefanten sind keine Flüchtlinge.“ S. 64), für Klimakrise, für koloniale Ungleichgewichte. Gleichzeitig bleibt es absurd komisch, wenn über „Gratis-Biomüll-Verwertung“ (S. 38) oder eine Elefanten-Liebesgeschichte im TV debattiert wird. Auch bei ernsten Themen wie „Glass-Cliff“-Mechanismen für Politikerinnen (S. 68) oder rechten Parolen („Afrikanisierung Europas!“ S. 97) zeigt sie messerscharf, wie eng Rassismus, Sexismus und Machtspiele verflochten sind.

Die Szenen sind oft grotesk, aber immer nah an unserer Realität: Bürger:innen, die „Scheiße schaufeln“ (S. 53), ein Elefantenbaby, das zur nationalen Ikone wird, nur um wenig später Opfer eines Unfalls zu werden (S. 84). Fragen wie „Welches Leben ist mehr wert?“ (S. 84) oder die Erkenntnis, dass „ein Bundeskanzler kein Recht auf Träume“ hat (S. 131), hallen nach. Klimakrise, Migration, Populismus – alles spiegelt sich in dieser „Geschenk“-Parabel. Und immer wieder blitzt Humor auf, der das Ganze erträglich, manchmal sogar leichtfüßig macht.

Fazit
"Das Geschenk" ist politisch, packend und tief satirisch – ein Roman, der uns zwingt, über Verantwortung, Gerechtigkeit und Zukunft nachzudenken. Schoeters gelingt die seltene Mischung aus bitterem Ernst und scharfem Witz. Wer sich auf diesen literarischen Spiegel einlässt, wird lachen, schlucken – und nicht mehr wegsehen können.

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Veröffentlicht am 17.08.2025

Vom Zerbrechen und Zusammenhalten

Eden
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Mit „Eden“ erzählt Jan Costin Wagner eine zutiefst bewegende Geschichte über eine Familie, die nach einem traumatischen Anschlag mit dem Verlust ihres Kindes und dem Auseinanderbrechen der Welt, wie sie ...

Mit „Eden“ erzählt Jan Costin Wagner eine zutiefst bewegende Geschichte über eine Familie, die nach einem traumatischen Anschlag mit dem Verlust ihres Kindes und dem Auseinanderbrechen der Welt, wie sie sie kannten, konfrontiert wird. Wagner, bekannt durch seine Kimmo-Joentaa-Reihe, ist vielfach ausgezeichneter Krimiautor und wagt sich hier an ein politisch wie emotional sensibles Thema. Für mich war dieses Buch Teil der #NetGalleyDEChallenge2025 – danke an NetGalley und Galiani Berlin für das Rezensionsexemplar!

Worum geht's?
Markus, Kerstin und ihre Tochter Sofie führen ein liebevolles, eng verbundenes Familienleben. Ein Geschenk – Konzertkarten für Sofies Lieblingssängerin – wird für Markus zum Auslöser unvorstellbaren Schmerzes, denn auf dem Konzert kommt es zu einem Terroranschlag. Sofie stirbt. Zurück bleiben die Eltern, die auf sehr unterschiedliche Weise versuchen, mit ihrer Trauer, dem Trauma und der Leere umzugehen. Während Kerstin sich zunehmend verliert, ringt Markus um Halt und Menschlichkeit. Er beschließt, das Gespräch zu suchen – mit sich selbst, mit anderen und schließlich sogar mit der Familie des Attentäters. Parallel dazu zeigt der Roman, wie politisch aufgeladene Themen wie Hass, Ideologie, Verschwörungserzählungen oder gesellschaftliche Spaltung subtil in den Alltag einsickern.

Meine Meinung
Mich hat das Buch tief berührt – auch wenn das Cover auf mich eher unscheinbar wirkte, war ich vom Klappentext sofort angezogen. Die Geschichte ist schwer, emotional und intensiv – ich habe sie während meines Urlaubs innerhalb kürzester Zeit verschlungen. Wagners Sprache ist zurückhaltend, fast leise, aber gerade dadurch sehr wirkungsvoll. Viele Passagen haben mich innehalten lassen. Besonders gelungen fand ich die multiperspektivische Erzählweise, die verschiedene Blickwinkel auf Trauer, Schuld, Sprachlosigkeit und gesellschaftliche Verantwortung ermöglicht.

Die Trauerphasen werden spürbar: Markus‘ Versuch, rational zu bleiben, Kerstins Rückzug, das Unverständnis im Umfeld. Ich konnte nicht alle Reaktionen nachvollziehen – vielleicht gerade deshalb, weil ich glücklicherweise nie Ähnliches erlebt habe. Umso mehr habe ich die stille Wucht dieses Romans gespürt.

Ein besonders kraftvolles Zitat: „Es ist gut, dass die Liebe da ist, auch wenn sie das einzige Problem ist. Der Hass kann die Liebe nicht beseitigen, er kann sie nur in Trauer und in bittere, schöne Erinnerungen verwandeln und damit zum schärfsten Schwert machen, das es gibt.“ (S. 77)

Wagner gelingt es, menschliche Abgründe mit viel Feingefühl darzustellen. Auch die Kritik am politischen Umgang mit persönlichen Schicksalen kommt durch – allerdings bleiben viele dieser gesellschaftspolitischen Aspekte nur angerissen. Themen wie AfD, Coronaleugner:innen, Rassismus und Verschwörungserzählungen tauchen auf, aber nie tief genug, um wirklich einen nachhaltigen Diskurs zu eröffnen. Das hätte ich mir pointierter gewünscht.

Die Frage nach der Motivation des Täters ist heikel. In der Figur Ayoub wird versucht, die Radikalisierung zu erklären. Dennoch bleibt für mich die Frage offen: Musste der Täter in Eden zwingend muslimisch sein, wenn das Thema ohnehin nicht differenziert vertieft werden kann?

Fazit
„Eden“ ist ein Roman, der unter die Haut geht. Sprachlich feinfühlig und emotional präzise zeigt Jan Costin Wagner, was Verlust mit uns macht – als Individuen und als Gesellschaft. Die politischen Nebenstränge bleiben etwas blass, aber das Kernmotiv der Empathie und des Nicht-Aufgebens hat mich stark bewegt. Von mir gibt es eine Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 17.08.2025

Wer ist hier die Bestie?

Bestie
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"Erzähl mir eine Geschichte, die du sonst nur dir erzählst." (S. 246) – dieser Satz steht sinnbildlich für den Ton und die Atmosphäre von Bestie: nah, intim, manchmal schmerzhaft ehrlich. Joana June, 1996 ...

"Erzähl mir eine Geschichte, die du sonst nur dir erzählst." (S. 246) – dieser Satz steht sinnbildlich für den Ton und die Atmosphäre von Bestie: nah, intim, manchmal schmerzhaft ehrlich. Joana June, 1996 in München geboren, studierte professionelles Schreiben in Köln und teilt auf Social Media Buchempfehlungen und ihren Schreibprozess mit einer treuen Community. Mit Bestie legt sie ihr Debüt vor – und zeigt, dass sie Figuren erschaffen kann, die nicht gefällig, sondern vielschichtig und widersprüchlich sind.

Worum geht’s genau?
Als Influencerin Anouk eine neue Mitbewohnerin sucht, zieht Delia – fortan „Lilly“ – bei ihr ein. Für Lilly ist es die Chance auf einen Neuanfang als selbstbewusste Bühnenautorin, für Anouk eine Möglichkeit, Lilly für ihre eigenen Pläne zu nutzen. Zwischen Hamburg, Social-Media-Glamour und Theaterproben entwickelt sich eine Beziehung, die zwischen Zweckgemeinschaft, Machtspiel und echter Nähe oszilliert. Dabei müssen beide sich fragen, wer sie sind – und welche Wahrheiten sie bisher verschwiegen haben.

Meine Meinung
Was mich an Bestie sofort gepackt hat, ist, wie kompromisslos unperfekt Lilly und Anouk gezeichnet sind. Sie sind widersprüchlich, oft unsympathisch, aber immer interessant. Beide hungern nach Zugehörigkeit: Lilly fast verzweifelt nach Liebe, Anouk nach echter Anerkennung – und beide stillen diesen Hunger ein Stück weit miteinander. Der Roman zeigt die dunklen Seiten von Social Media: den Druck, immer „on“ zu sein, die Abhängigkeiten, das Funktionieren-Müssen. Besonders Anouks Unterordnung unter Nessie, trotz deren übergriffigem Verhalten, hat mich wütend gemacht.

Lilly hingegen bleibt für mich zwiespältig – ihre manipulativen Züge wie das Vortäuschen einer Ohnmacht wechseln sich ab mit verletzlichen Momenten. Szenen wie Anouks Konfrontation mit Matti zeigen gnadenlos, wie schnell ein kleiner Fehler online zum Shitstorm wird – und wie Frauen dabei härter verurteilt werden als Männer. Auch familiäre Beziehungen spielen eine Rolle: Anouks fehlender Rückhalt von ihrer Mutter, die unterschwellige Erwartung, „mehr“ sein zu müssen, und das distanzierte Verhältnis zur Schwester.

Starke Sätze wie „Eigentlich sind Partys Männern nicht unähnlich – beide sind schwitzig, zu laut und versprechen zu viel“ (S. 45) oder „Manchmal wünschte ich, die Welt stünde Kopf, sodass ich aus ihr herausfallen könnte“ (S. 63) zeigen, wie pointiert June schreibt. Besonders beeindruckt hat mich das Zitat: „Die offene See ist weiblich, so wie die Bestien, die aus ihr entspringen. […] Ich halte und spüre die Wut. Sie ist nicht mehr nur meine eigene. Sie ist so viel mehr als das.“ (S. 312) – pure Kraft, literarisch verdichtet.

Das Motiv „Bestie“ durchzieht den Text vielschichtig – vom Hund Grendel bis zur Enthüllung, wer für die Erzählerin wirklich die „Bestie“ ist und natürlich Besties im Sinn von Freund:innen. Dazu streut der Roman immer wieder Beobachtungen ein, die gesellschaftliche Muster sichtbar machen, etwa: „Mit der Sprache ist es für Mädchen wie mit Puppen und Pferden: Man sagt uns oft, dass wir gut damit umgehen können, bis wir anfangen, es zu glauben.“ (S. 36 f.)

Fazit
"Bestie" ist kein Buch zum „Weglesen“, sondern eines, das herausfordert. Es wirft Fragen zu Identität, Freundschaft, Macht und Selbstinszenierung auf – und scheut sich nicht, Figuren unsympathisch zu lassen. Der Schreibstil ist stark, manchmal scharf wie Glas, manchmal sanft und verletzlich. Für mich ein interessantes, aber emotional forderndes Debüt, das gerade durch seine Ambivalenz im Gedächtnis bleibt.

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Veröffentlicht am 11.08.2025

Virtuelle Rätsel, reale Bedrohung

Erebos 3
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Erebos 3 ist ein Thriller, der mich direkt mit seinem Klappentext neugierig gemacht hat – auch wenn ich die beiden Vorgänger gar nicht gelesen habe. Autorin Ursula Poznanski zählt zu den bekanntesten deutschsprachigen ...

Erebos 3 ist ein Thriller, der mich direkt mit seinem Klappentext neugierig gemacht hat – auch wenn ich die beiden Vorgänger gar nicht gelesen habe. Autorin Ursula Poznanski zählt zu den bekanntesten deutschsprachigen Jugendbuch- und Thrillerautorinnen, hat mit dem ersten Erebos-Band 2010 den Deutschen Jugendliteraturpreis gewonnen und ist seitdem Stammgast auf den Bestsellerlisten. Ihre Fähigkeit, packende Geschichten an der Schnittstelle von Realität und digitalen Welten zu erzählen, prägt auch diesen Band.

Worum geht’s genau?
Nick Dunmore kennt Erebos – das Spiel, das mehr ist als nur ein Spiel – nur zu gut. Zweimal ist er ihm schon entkommen. Doch plötzlich erwacht die virtuelle Welt erneut auf seinem Computer. Wieder muss er in die Rolle des Dunkelelfen Sarius schlüpfen, Rätsel lösen, Aufträge erfüllen – ohne zu wissen, wozu. Klar ist nur: Es steht mehr als ein Leben auf dem Spiel, und die Uhr tickt. Zusammen mit alten und neuen Verbündeten beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit, bei dem nicht nur der Ausgang des Spiels, sondern auch das Schicksal der realen Welt auf dem Spiel steht.

Meine Meinung
Ich kenne Ursula Poznanski bisher nur aus ihren Krimis (für Erwachsene) – und war gespannt, wie sie Gaming-Setting, KI und Thriller-Spannung verbindet. Das Cover spricht mich weniger an, auch wenn es perfekt zum Inhalt passt; der Farbschnitt dagegen ist ein echtes Highlight im Regal. Was mir direkt positiv auffiel: Die Handlung im Computerspiel bekommt viel Raum, die Grafik und Atmosphäre sind so lebendig beschrieben, dass ich mich fast selbst wie ein Teil des Spiels gefühlt habe.

Die Grundthematik rund um Daten, Überwachung und Kontrolle ist genau mein Ding, und das Setting bleibt durchgehend spannend. Trotzdem: Bis zur zentralen Erkenntnis und der Lösung dauert es lange, und in dieser Zeit zog sich die Handlung für mich etwas. Weniger Seiten hätten der Spannung gutgetan. Das Finale dagegen hat mich wirklich überrascht – ein realistischer Twist, den ich so nicht kommen sah.

Was die Serie angeht: Auch wenn am Ende das endgültige Ende von Erebos versprochen wird, wirkt es doch so, als könnte noch eine Fortsetzung drin sein – immerhin hat das Spiel uns schon dreimal überrascht. Stellenweise hatte ich jedoch das Gefühl, für die Story etwas zu alt zu sein. Erst später habe ich gecheckt, dass es ja eigentlich ein Jugendbuch ist – hätte ich wohl vorher genauer lesen sollen. Wahrscheinlich hätte ich auch insgesamt stärker mitgefiebert, wenn ich die ersten beiden Bände gelesen hätte. So blieb für mich trotz flüssigem, leichtem Schreibstil und cooler Atmosphäre immer eine kleine Distanz zu den Figuren.

Fazit
Ein spannender Thriller mit starkem Setting, der Gaming-Elemente und reale Bedrohung gekonnt verbindet – für mich aber eher ein gutes Jugendbuch als ein packender All-Ager. Wer Erebos schon kennt, wird hier sicher mehr emotionales Gewicht finden; Neueinsteiger:innen wie ich müssen sich darauf einlassen, dass der Weg zur Auflösung etwas Geduld erfordert.

Danke jedenfalls an lovelybooks.de und den Loewe Verlag für das Rezensionsexemplar :)

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