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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 18.05.2021

Eine bedrohliche Zeit

Die Akte Adenauer
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Die Akte Adenauer handelt abgesehen vom Prolog 1945 im Wahljahr 1953. Einige Kapitel geben den Ablauf der Tage bis zur Wahl an, daran kann sich der Leser orientieren.

Der Protagonist, Krimniakhauptkommissar ...

Die Akte Adenauer handelt abgesehen vom Prolog 1945 im Wahljahr 1953. Einige Kapitel geben den Ablauf der Tage bis zur Wahl an, daran kann sich der Leser orientieren.

Der Protagonist, Krimniakhauptkommissar Philipp Gerber ist ein Held klassischer Schule, wie aus den guten alten Agentenromanen.
Auch mit den Damen weiß er umzuspringen. Er hat Fähigkeiten, ist fit und durchsetzungsfähig. Seine Herkunft ist interessant, denn obwohl deutscher Abstammung war er lange Amerikaner.
Das lässt die Frage zu, ob er sich mehr als Deutscher oder als Amerikaner fühlt.
Jetzt hat er eine wichtige Position beim Bundeskriminalamt bekommen. Gerber schafft es als Charakter, den Roman zu tragen.

Eine intererssante Figur hätte Eva Herden werden können, aber meiner Meinung nach bleibt die Figur hinter ihren Möglichkeiten.

Dem Autor Ralf Langroth gelingt es tatsächlich, die politisch angespannte Zeit der frühen Fünfziger Jahren zu porträtieren.
Adenauer selbst hat nur Kurzauftritte, aber immerhin.

Es ist ein sorgfältig geschriebener krimi, der bietet, was man erwartet. Das heißt aber gleichzeitig auch, dass er ohne Risiko und ohne größere Überraschungen bleibt.
Zu loben ist aber der Drive am Ende.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 08.05.2021

Ein origineller Berlin-Roman

Berlin Heat
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Der Roman beginnt mit einem Paukenschlag in einem Wettbüro.
Die nervliche Anspannung und die Hitze meint man als Leser spüren zu können.
Ein wenig sehe ich den Autor Johannes Groschupf als einen Erben ...

Der Roman beginnt mit einem Paukenschlag in einem Wettbüro.
Die nervliche Anspannung und die Hitze meint man als Leser spüren zu können.
Ein wenig sehe ich den Autor Johannes Groschupf als einen Erben von Krimiautoren wie Dick Francis, natürlich mit jüngeren Sound. Den Vergleich beziehe ich in erste Linie auf die Kenntnisse menschlicher Psyche und das schätze ich sehr.
Gleichzeitig ist er auch sehr heutig sogar leicht in der Zukunft den die Corona-Pandemie ist bezwungen.

Der Protagonist, der gleichzeitig Icherzähler ist, halte ich für ebenso interessa nt wie ambivalent. So ganz koscher ist er auch nicht. Spielsucht, Schulden und nicht ganz einwandfreie Geschäfte, aber er ist im großen und Ganzen ein vernünftiger und cooler Typ, nur halt mit Schwächen.
Aber er ist momentan doch ziemlich am Boden und hat jede Menge Probleme. Ein Sumpf, in der versinkt. Das ist teilweise so intensiv geschrieben, das man es mit Beklemmung liest.
Manche Passagen sind rüde oder sogar drastisch.
Ein Roman, der sich nicht scheut, konsequent zu sein.

Veröffentlicht am 01.05.2021

Geschichte schreiben

Lady Churchill
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Lady Churchill von Marie Benedict ist nach Frau Einstein der zweite Band der Reihe Starke Frauen im Schatten der Weltgeschichte. Er ist vollkommen eigenständig.

Indem die amerikanische Schriftstellerin ...

Lady Churchill von Marie Benedict ist nach Frau Einstein der zweite Band der Reihe Starke Frauen im Schatten der Weltgeschichte. Er ist vollkommen eigenständig.

Indem die amerikanische Schriftstellerin Marie Benedict über Clementine, die spätere Lady Churchill schreibt wirft sie einen anderen Blickwinkel auf Winston Churchill. Einer von außen, aber sehr privat und zugeneigt.
1908 heiratet Clementine Winston Churchill in London.

Clementine ist eine intelligente Frau. Man kann ihren Gedanken folgen, die sich auch welt- und gesellschaftspolitische Themen widmen. Sie ist auch engagiert, z.B. für das Frauenwahlrecht und natürlich bei Churchills Wahlkämpfen. Clementine ist eine mutige, entschlossene Frau. Möglicherweise ist ihre Rolle hier in den Entscheidungen Churchills aber doch leicht überzogen.

Die Handlung ist nicht ohne Pathos und über Jahrzehnte angelegt, die auch die zwei Weltkriege umfassen.
Es ist also teilweise auch ein patriotisches Zeitporträt Englands, dass die Autorin sprachlich sanft, aber ansprechend malt.

Veröffentlicht am 28.04.2021

eigenwilliger Roman

Ein finsterheller Tag
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Davie ist ein Junge, dessen Vater vor kurzen gestorben ist. An einem heißen Sommermorgen macht er sich auf die Wanderung durch die Umgebung. Dabei sieht er einen toten Jungen und glaubt den Mörder zu kennen.
Es ...

Davie ist ein Junge, dessen Vater vor kurzen gestorben ist. An einem heißen Sommermorgen macht er sich auf die Wanderung durch die Umgebung. Dabei sieht er einen toten Jungen und glaubt den Mörder zu kennen.
Es gibt auf Davies Wanderschaft einige surreale Momente.
Der Zauber dieses Young Adult-Romans aus England liegt in Davies Wahrnehmung, sein spezifischer Blickwinkel.

Es ist ein eigenwilliges Buch. Sicher nicht für jeden etwas, da die Sprache hier mehr die Hauptrolle spielt als die Handlung.

Veröffentlicht am 24.04.2021

Liebenswerter Roman

Möwensommer
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Der Roman Möwensommer ist natürlich ein wenig weichgespült, aber ich denke, die Leser wissen genau, worauf sie sich einlassen und wollen genau dieses entspannende Lesemoment. Schon das schön gemalte Cover ...

Der Roman Möwensommer ist natürlich ein wenig weichgespült, aber ich denke, die Leser wissen genau, worauf sie sich einlassen und wollen genau dieses entspannende Lesemoment. Schon das schön gemalte Cover deutet Stand- und Sommer-Feeling an.

Lina lebt auf Norderney, mag das Inselleben und arbeitet als Floristin. Ihr Beruf ist auch ihre Leidenschaft. Dennoch ist sie leicht wehmütig. Sie sehnt sich nach Liebe und einer festen Beziehung, ist jedoch zu zurückhaltend veranlagt. Ihr guter Freund Mattis ist mehr Kumpel als Lover, obwohl sie Gefühle für ihn hat.
Das könnte sich ändern, als mit Bent ein neuer Mann auf die Insel zieht, der Interesse an Lina zeigt.

Ich mag an dem Roman, dass er Humor hat, aber nicht albern wird. Amüsante Szenen werden nicht übertrieben geschildert, auf Knalleffekte wird weitgehend verzichtet.

Lotte Römer weiß, wie sie eine Handlung geschickt gestaltet und als Leser folgt man der emotionalen, sympathischen Lina gerne.