Profilbild von zazzles

zazzles

Lesejury Profi
offline

zazzles ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit zazzles über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 30.07.2021

Ein emotionales Familiendrama

Wenn du mich heute wieder fragen würdest
0

Der Inhalt lässt sich nicht so einfach zusammenfassen, ohne zu viel von der Handlung zu spoilern. Das, was bei der offiziellen Inhaltsangabe beschrieben wird, ist eigentlich nur die Spitze des Eisbergs, ...

Der Inhalt lässt sich nicht so einfach zusammenfassen, ohne zu viel von der Handlung zu spoilern. Das, was bei der offiziellen Inhaltsangabe beschrieben wird, ist eigentlich nur die Spitze des Eisbergs, denn die eigentliche Story wird aus meiner Sicht erst durch die oben genannte Tragödie ins Rollen gebracht, die die Familie Stanhope und Gleeson durch einen tragischen Vorfall für immer verändert und auch miteinander verbindet. Es handelt sich um ein Ereignis, dass das jeweilige Schicksal eines jeden Familienmitgliedes auf ihrem weiteren Weg beeinflusst. Und auf welche Art und Weise dies geschieht, erfahren wir mit fortlaufender Handlung.

Der Fokus des Buches dreht sich in erster Linie um Kate Gleeson und Peter Stanhope, deren junge Liebe aufgrund des schicksalhaften Ereignisses auf eine harte Probe gestellt wird, als sie noch Teenager sind. Die darauffolgenden Kapitel fokussieren sich abwechselnd zwischen den unterschiedlichen Charakteren, sodass man nicht nur miterleben kann, wie Kate und Peter älter werden und in welche Richtungen sich ihr Leben entwickelt, sondern auch wie es ihren Eltern ergeht, deren Lebensalltag durch den tragischen Vorfall für immer verändert wird, was natürlich auch Einfluss auf die verschiedenen Beziehungen innerhalb und zwischen den beiden Familien hat. Und wie man sich bereits vorstellen kann, stellt das Leben die einzelnen Charaktere immer wieder vor schwierige Herausforderungen, die sie teilweise alleine, teilweise auch miteinander bewältigen müssen.

Keane hat einen unglaublich einnehmenden Schreibstil und sie schafft es, jedem einzelnen Charakter seine individuelle Geschichte einzuhauchen. Der Fokus liegt im Buch hauptsächlich auf emotionalen Szenen, die sich oftmals aufgrund der schwierigen Familiendynamiken ergeben. Dabei ist es besonders faszinierend mitzuerleben, wie ein einzelnes Ereignis auch noch Jahrzehnte später seine Folgen nach sich ziehen kann und bei jedem Einzelnen seine Spuren hinterlässt, die sich sowohl den Charakteren, als auch der Leserschaft nicht unmittelbar nach dem Ereignis offenbart haben. Das Buch lebt dabei weniger von aufregenden Szenen oder einem Spannungsbogen, als vielmehr von den emotional berührenden Einblicken in das Leben der Familie Gleeson und Stanhope.

Fazit:
In diesem Buch hat Keane ein interessantes Familiendrama geschaffen, das vor allem durch seinen emotional berührenden Erzählstil überzeugt und aufzeigt, wie die Mitglieder zweier Familien auf unterschiedliche Art und Weise mit einem tragischen Schicksalsschlag und dessen Folgen umgehen. Das Buch enthält faszinierende Charakterstudien, die sich unter anderem mit psychischen und physischen Erkrankungen auseinandersetzen und einen zum Nachdenken anregen. Trotzdem hat mich die Story aufgrund des fehlenden Spannungsbogens nicht so gefesselt, dass ich es nicht mehr aus der Hand hätte legen können, weshalb ich letztendlich nicht die volle Sternanzahl vergeben kann. Es handelt sich aber insgesamt um einen empfehlenswerten Roman, den ich insbesondere Fans von Celeste Ng ans Herz legen kann.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 28.07.2021

Wichtiges Thema, aber mir fehlte der rote Faden

Such a Fun Age
0

Die Handlung dreht sich um die Mittzwanzigerin Emira, eine POC, die noch nicht herausgefunden hat, was sie eigentlich mit ihrem Leben anfangen will und für eine weisse Familie aus der Oberschicht als Babysitterin ...

Die Handlung dreht sich um die Mittzwanzigerin Emira, eine POC, die noch nicht herausgefunden hat, was sie eigentlich mit ihrem Leben anfangen will und für eine weisse Familie aus der Oberschicht als Babysitterin tätig ist. Eines Nachts wird sie von Alix, der Mutter der beiden Kindern, spontan gebeten, sich für einige Stunden um Briar zu kümmern. Emira kommt diesem Wunsch nach und besucht mit dem kleinen Mädchen einen Supermarkt, in dem sich die Ereignisse überschlagen: Da sie als junge, schwarze Frau ein weisses Mädchen bei sich hat, wird ihr vorgeworfen, Briar entführt zu haben. Erst als Mr. Chamberlain, der Vater von Briar, das Missverständnis aufklären kann, darf Emira den Supermarkt wieder verlassen.
Alix ist dieser Vorfall unglaublich unangenehm und sie fürchtet, dass Emira aufgrund ihrer Erlebnisse ihren Job als Babysitterin an den Nagel hängen könnte - etwas, das Alix unbedingt vermeiden möchte. Aus diesem Grund entschliesst sie, ihre Beziehung zu Emira zu vertiefen und will ihr von nun an eine gute Freundin sein und nicht mehr nur als distanzierte Arbeitgeberin auftreten. Alix ist dafür sogar bereit über Grenzen zu gehen, von denen Emira lange Zeit nichts ahnt.
Eine weitere Rolle im Buch spielt auch Kelley, ein Mann, der ebenfalls in jener Nacht im Supermarkt gewesen war und den Vorfall auf Video aufgezeichnet hat, doch Emira entscheidet sich dagegen, das Video zu veröffentlichen. Als sie Kelley einige Zeit später wieder trifft, kommen sich die beiden näher, nichts ahnend, dass Kelley und Alix eine gemeinsame Vergangenheit haben...

Meine Zusammenfassung des Inhalts ist jetzt länger geworden, als beabsichtigt, was zeigt, dass sich die Handlung des Buches nicht in ein paar wenigen Worten beschreiben lässt. Es wird relativ schnell klar, dass im Buch das Thema Rassismus gegenüber POC behandelt, doch das geschieht auf andere Art und Weise, als ich es erwartet hätte. Ich hätte anhand des Klappentextes vermutet, dass dieser Vorfall im Supermarkt vielmehr aufgebauscht wird und durch seine mediale Aufmerksamkeit eine Welle der Empörung auslöst. Doch die Autorin entscheidet sich gegen diesen Weg, indem Emira sich weigert, das Video zu veröffentlichen und zeigt stattdessen auf, welche anderen, subtilere Formen, Alltagsrassismus annehmen kann. Etwas, das ich gut und wichtig finde. Die Autorin zeigt dies auf der einen Seite mit Alix und ihrem "weissen Helfersyndrom" auf, auf der anderen Seite auch mit Kelley, der weiss ist und eine Art Fetisch für schwarze Frauen aufweist. Das Ganze erreicht seinen Höhepunkt, als Alix und Kelly in einem Gespräch unter vier Augen einander vorwerfen, wer nun anhand ihrer:seiner jeweiligen Taten, rassistischer ist. Ich wusste für einen Moment nicht, ob ich über dieses Gespräch lachen oder weinen sollte, weil es einerseits so absurd erschien, andererseits aber auf tragische Weise den Alltagsrassismus vieler weisser, vor allem privilegierter Menschen aufzeigt.

Doch trotz des wichtigen Themas konnte mich das Buch nicht vollends überzeugen, denn neben dem aufgezeigten Rassismus hat für mich ein bisschen der rote Faden und dadurch auch eine Art Spannungskurve gefehlt. Die Handlung plätschert oftmals vor sich hin, ohne dass sie in meinen Augen irgendwann eine Art Höhepunkt erreicht. Das Beziehungsdrama rund um Kelly, Emira und Alix hat mich eher mässig interessiert, und der Umstand, dass Alix und Kelley sich aus der Vergangenheit kennen, war leider auch kein Plot Twist, der die Story für mich fesselnder gemacht hätte.
Der Schreibstil war ein weiterer Punkt, der mich nicht so ganz überzeugen konnte. Er ist sehr einfach und umgangssprachlich gehalten und besteht teilweise aus viel direkter Rede, was mich stilistisch nicht beeindruckt hat. Es ist aber gut möglich, dass dieser Kritikpunkt der deutschen Übersetzung geschuldet ist, und der Erzählstil im Englischen besser funktioniert.
Leider waren mir auch die Charaktere nicht sehr sympathisch, was vermutlich von der Autorin angesichts der Handlungsereignisse so beabsichtigt gewesen war. Gerade Alix fand ich mit ihrer falschen, aufgesetzten Art unerträglich und ich habe mich die ganze Zeit gefragt, weshalb Emira ihr Vorhaben nicht früher (oder von alleine) entlarvt hat, da Alix sich nach dem Vorfall im Supermarkt so offensichtlich geändert hat, dass Emira doch etwas hätte ahnen müssen. Dadurch hat Emira auf mich leider ein bisschen zu naiv gewirkt.

Das Ende war schliesslich anders und unspektakulärer, als ich es erwartet hatte. Emiras Entscheidung fand ich gut, aber die Enthüllung von einem Ereignis aus Alix Vergangenheit fand ich etwas irritierend und auch unnötig, da ich noch jetzt nicht genau weiss, wie ich diese Enthüllung genau einordnen soll und inwiefern das relevant für die eigentliche Story sein soll.

Alles in allem wird im Buch definitiv ein wichtiges Thema behandelt, aber die Handlung an und für sich hat mich (im Gegensatz zu ähnlichen Büchern wie "The Hate U Give" oder "Kleine grosse Schritte") nicht vom Hocker gehauen.

Fazit:
"Such a Fun Age" ist ein Roman, der sich mit dem Thema Alltagsrassismus auseinandersetzt. Obwohl ich das Thema des Buches gut und wichtig finde, konnte mich die Umsetzung leider nicht ganz überzeugen. Ich hatte den Eindruck, dass es der Handlung ein bisschen an einem roten Faden fehlt, wodurch ich vom Buch nicht ganz so gefesselt war, wie ich es mir erhofft hätte. Aus diesem Grund gibt es von mir 3 Sterne.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 21.07.2021

Ein Finale, das leider nicht (mehr) überzeugen konnte

Crush the King
0

Nachdem es im Vorgänger ein in sich abgeschlossenes "Happy End" für Evie (und Sullivan) gegeben hatte, steht im dritten Band ein ganz anderes Ereignis im Vordergrund: Die Regaliaspiele. Warum sich die ...

Nachdem es im Vorgänger ein in sich abgeschlossenes "Happy End" für Evie (und Sullivan) gegeben hatte, steht im dritten Band ein ganz anderes Ereignis im Vordergrund: Die Regaliaspiele. Warum sich die Autorin diese Spiele ausgedacht hat, liegt auf der Hand, denn dadurch hat sie einen Anlass gefunden, wie sie alle wichtigen Vertreter der Nachbarländer von Bellona an einem Ort versammeln kann - allen voran der neue "Big Boss" Bösewicht Maximus, dem König von Morta. Wie sich nämlich herausstellt, ist gar nicht Maeven die eigentliche Antagonistin, wie es uns Estep in den beiden vorherigen Bänden weiss machen wollte, nein, scheinbar steckt hinter all den bösen Taten kein geringerer als der König von Morta. Damit sind die Regaliaspiele also eine gute Gelegenheit für Evie einen Racheplan gegen ihren Feind zu schmieden, um ihm ein für alle Mal den Garaus zu machen...

Soweit so gut. Nun möchte ich aber natürlich auf die Gründe eingehen, weshalb dieser letzte Band bei mir irgendwie nicht mehr zünden konnte. Ich hatte ja bereits im zweiten Band erwähnt, dass die Story eine ganz andere Richtung eingeschlagen hatte, als im Reihenauftakt. Und genau das war auch wieder bei diesem dritten und letzten Band der Fall. Das mag auf der einen Seite Abwechslung reinbringen und sorgt dafür, dass die Story nicht zu monoton wird, aber auf der anderen Seite musste ich feststellen, dass mir dadurch zu sehr die Verbindung zwischen den einzelnen Bänden gefehlt hat. Rückblickend lässt sich sagen, dass sich die drei Bücher nicht wie zusammenhängende Teile einer Reihe lesen, sondern eher wie drei in sich abgeschlossene Einzelbände, deren Gemeinsamkeit darin besteht, dass die Protagonistin immer die gleiche Person ist (die sich aber für mich nicht dieselbe Person angefühlt hat). Dieser Umstand muss an und für sich nichts Schlechtes bedeuten, hat aber bei mir leider zu einem zunehmenden Desinteresse geführt, denn im Nachhinein habe ich nicht das Gefühl, dass ich alle drei Bände hätte lesen müssen, sondern genauso gut nach dem ersten Band hätte aufhören können, ohne, dass ich etwas Wesentliches verpasst hätte. Und vermutlich war das auch der Hauptgrund, warum bei mir bei diesem dritten Band keine Spannung mehr aufkommen wollte, denn irgendwie war mir die Lust vergangen, dass die Ereignisse aus den beiden Vorgängern ad acta gelegt wurden und ich mich schon wieder auf eine komplett neue Geschichte einlassen musste.

Davon abgesehen, konnte mich auch der Inhalt des finalen Bandes nicht ganz überzeugen. Zum einen fand ich die Regaliaspiele ziemlich konstruiert, gerade weil sie in erster Linie nur dazu dienen, Evie und ihren Erzfeind an denselben Ort zu bringen. Das fand ich ziemlich langweilig gelöst. Ausserdem fand ich es irritierend, dass wir in diesem letzten Band nun plötzlich einen ganz anderen Antagonisten präsentiert bekommen, als in den Vorgängern. Ich fand es zwar schön, dass Maeven in diesem Buch vielschichtiger ausgearbeitet wurde, indem man andere Seiten von ihr kennengelernt hat und ihre scheinbar bösen Handlungen aus dem Vorgänger nachvollziehbarer wurden, aber trotzdem stellte sich bei mir die Frage: Woher zum Teufel kam plötzlich dieser Maximus her?! Ich weiss nicht, ob ich es einfach überlesen hatte, aber es schien mir so, als würde er in diesem Band aus dem Nichts auftauchen, obwohl er scheinbar eine so grosse Rolle in den ganzen vorherigen Geschehnissen einnimmt? Ausserdem hat er fast schon wie eine Karikatur gewirkt, denn seine Motive waren für mich schwer nachvollziehbar. Und statt ihm eine einleuchtende Hintergrundgeschichte zu geben, versucht Estep ihn einfach mit bösartigen Taten als den klischeehaften Bösewicht darzustellen. Ich konnte Maximus deshalb nicht wirklich als neuen Antagonisten ernst nehmen und ich habe an keiner Stelle wirklich mitgefiebert, ob es Evie gelingen wird, ihn zu besiegen.
(Ausserdem eine Notiz am Rande: Ich bin mir nicht sicher, ob dem Lektorat ein Fehler unterlaufen ist, aber ich meine mich zu erinnern, dass Maeven im zweiten Band die ganze Zeit über "Maeve" genannt wurde und hier nun wieder "Maeven" genannt wird. Ist das auch jemandem aufgefallen oder träume ich?)

Insgesamt war dieser letzte Band damit leider eine grosse Enttäuschung für mich. Vermutlich, weil ich mir einfach etwas anderes erhofft hatte. Nämlich eine Handlung, die auf seinen vorgängigen Bänden aufbaut. Und das bekommt man hier leider nicht. Das zeigt sich unter anderem auch darin, dass Sullivan zum Beispiel fast gar keine Erwähnung mehr findet. Wieso auch? Er hat ja schliesslich sein Happy End im letzten Band bekommen und damit war sein Handlungsstrang abgeschlossen. (/Ironie)

Die Autorin hat definitiv mal etwas Neues gewagt: Nämlich eine Reihe zu kreieren, die eigentlich gar keine ist. Das war mutig, hat bei mir aber leider keinen Anklang gefunden. Mir ist es dann doch lieber, zukünftig wieder Fantasy-Einzelbände zu lesen, die auch als solches deklariert werden, dann weiss ich zumindest von vornherein, worauf ich mich einlasse. Hier hat es aber leider dazu geführt, dass meine Erwartungen nicht erfüllt wurden und mein Desinteresse während dem Lesen so gross geworden ist, dass ich diesen finalen Band stellenweise nur noch quergelesen habe.

Fazit:
"Crush the King" ist der finale Band der Splitterkrone-Reihe, die rückblickend für mich eigentlich gar keine Reihe war, sondern eher drei Einzelbände, in der der gleiche Charakter die Hauptrolle übernimmt. Dadurch ist bei mir leider die Spannung und das Interesse für diesen dritten Band zunehmend verloren gegangen, da auch dieser erneut eine ganz andere Richtung einschlägt, als seine Vorgänger. Vermutlich bin ich einfach mit der falschen Erwartungshaltung an das Buch herangegangen, aber dieser letzte Band konnte mich leider weder inhaltlich, noch von den Charakteren her mehr überzeugen, weshalb ich nur noch enttäuschte 2.5 Sterne vergeben kann.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 21.07.2021

Gut recherchiert, aber wenig Neues

Klimawandel - Ein Appell
0

Als alles erstes hat mich weniger der Inhalt, als vielmehr der Umstand (positiv) überrascht, dass es sich bei Fred Vargas um eine Frau handelt (es handelt sich um ein Pseudonym von Frédérique Audoin-Rouzeau, ...

Als alles erstes hat mich weniger der Inhalt, als vielmehr der Umstand (positiv) überrascht, dass es sich bei Fred Vargas um eine Frau handelt (es handelt sich um ein Pseudonym von Frédérique Audoin-Rouzeau, die aus Frankreich stammt), denn bei dem Namen hätte ich wohl eher auf einen Mann getippt. Passend dazu, wird das Buch auch von einer weiblichen Erzählerin vorgelesen, deren reife Stimme und ruhige Erzählweise zu einem angenehmen Hörerlebnis beigetragen hat.

Inhaltlich greift Vargas wichtige Aspekte in Zusammenhang mit dem Klimawandel auf und deckt alle wichtigen Themen ab, die (meist einen negativen) Einfluss auf die Klimaerwärmung haben: Angefangen bei der Gewinnung verschiedener Kraftstoffe, weiter zum CO2-Ausstoss, bis hin zum Fleisch- und Fischkonsum, sowie dem Einsatz von Pestiziden, ist alles dabei. Man merkt, dass Vargas weiss, wovon sie spricht und sie für die Aussagen, die sie in ihrem Buch tätigt, recherchiert hat, was ihren Appell als Ganzes glaubhaft und realitätsgetreu macht.

Nur leider folgt nun das grosse Aber: Die Autorin vermittelt die unterschiedlichen Themenbereiche relativ trocken und für meinen Geschmack manchmal auch etwas zu detailliert, indem sie zum Beispiel beim Thema Pestizide tatsächlich eine ganze Reihe an Früchte- und Gemüsesorten aufzählt, die nach der Reihenfolge ihrer Pestizidbelastung geordnet werden. Nicht nur, dass ich mir diese Aufzählung niemals merken könnte, es ist auch nur mässig interessant jemanden bei der nüchternen Aufzählung von irgendwelchen Zahlen zuzuhören (auch wenn das Thema dahinter definitiv wichtig ist). Und dieser Kritikpunkt zieht sich leider durch das ganze Buch. Bei einem faktenbasierten Buch, erwarte ich keine Spannungskurve, aber das Thema Klimawandel ist trotzdem so emotional behaftet, dass man die Thematik sicher auch etwas fesselnder hätte vermitteln können. Und ich glaube, das war auch Vargas selbst bewusst, denn sie versucht ihre Erzählung durch einen sogenannten "Sensor" aufzulockern, der mit einer Roboterstimme immer wieder eingreift, wenn sie sich in persönlichen Anekdoten verliert. Der Sinn dieses Sensors hat sich mir bis zuletzt aber nicht ganz erschlossen. Ich fand ihn leider ziemlich unnötig und unlustig, sodass er bei mir in erster Linie Fremdscham ausgelöst hat. Aber das ist vielleicht Geschmackssache.

Ein weiterer Kritikpunkt ist wohl eher meinem persönlichen Vorwissen geschuldet. Der Klimawandel ist ein Thema, das mich sehr beschäftigt. Ich habe zum Thema aber noch nie ein Buch oder eine wissenschaftliche Abhandlung gelesen, sondern beziehe mein Wissen eher aus dem Alltag, neuen Entwicklungen und dem Weltgeschehen und trotzdem war ich überrascht, wie wenig Neues ich aus diesem Buch erfahren habe. Es ist gut und wichtig, dass viele Bücher zu dem Thema gibt - und es kann nie genug Bücher geben, um die Leute auf den Klimawandel aufmerksam zu machen - aber trotzdem wusste ich bis auf ein oder zwei Details am Ende dieses Buches nicht wirklich mehr, als vorher, sodass ich mir dieses Hörbuch wohl hätte ersparen können. Es ist wohl vielmehr für Menschen zu empfehlen, die noch kein Vorwissen zum Thema Klimawandel und Nachhaltigkeit mitbringen und sich über die neusten Entwicklungen und Erkenntnisse aus der Wissenschaft informieren möchten. Alle anderen werden hier eher wenig erfahren.

Fazit:
In ihrem Hörbuch "Klimwandel - Ein Appell" fasst Autorin Fred Vargas alle wichtigen Aspekte in Zusammenhang mit der Erderwärmung und ihren Folgen zusammen und berichtet, was wir alle dagegen tun können. Das Buch ist gut recherchiert, stützt sich auf neuste Erkenntnisse und wirkt wissenschaftlich fundiert, sodass es insgesamt sehr glaubhaft rüberkommt. Leider ist das Hörbuch stellenweise aber sehr trocken und ich musste leider feststellen, dass es für mich überraschend wenig Neues enthalten hat. Es handelt sich um ein wichtiges (Hör-)Buch, das ich eher Leuten empfehlen kann, die noch kein Vorwissen im Bereich des Klimawandels oder der Nachhaltigkeit mit sich bringen. Da das bei mir nicht der Fall war, kann ich leider nur 3 Sterne vergeben

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
Veröffentlicht am 13.07.2021

Deutlich ruhigeres Erzähltempo, als beim Vorgänger

Protect the Prince
0

Während ich vom ersten Band noch der brutale, actiongeladene Anfang positiv in Erinnerung hatte, ist der Erzählstil des zweiten Bandes deutlich ruhiger, was es mir anfangs etwas erschwert hat, wieder in ...

Während ich vom ersten Band noch der brutale, actiongeladene Anfang positiv in Erinnerung hatte, ist der Erzählstil des zweiten Bandes deutlich ruhiger, was es mir anfangs etwas erschwert hat, wieder in die Geschichte hineinzufinden. Nach dem Showdown am Ende des Vorgängers, hat Evie ihren rechtmässigen Platz auf dem Thron zurückerobert und muss sich deshalb nun mit der politischen Situation zwischen Bellona und ihren Nachbarländern befassen. Da Antagostinin Maeve nicht vollständig besiegt werden konnte, geht noch immer eine Gefahr aus dem verfeindeten Morta aus, sodass Evie sich aus politischen Gründen entscheidet, nach Andvari zu reisen, um das Bündnis zu ihrem Nachbarland zu festigen, um hoffentlich gemeinsam einen Weg gegen Maeve zu finden.

In diesem zweiten Band wurde sehr schnell deutlich, dass Estep eine ganz andere Richtung und auch einen anderen Ton anschlägt, als im ersten Band. Der Plot ist weniger Action- und Handlungsgetrieben, sondern basiert vielmehr auf politischen Überlegungen und vermeintlichen Intrigen am Hofe, vor denen sich Evie in Andvari in Acht nehmen muss. Evie ist sich bewusst, dass nahezu jede:r heimlich für Maeve arbeiten könnte und damit nicht nur für sie, sondern auch für den andvarischen König und seine Familie eine grosse Gefahr darstellen könnte. Sie hält sich deshalb bedeckt und versucht durch Gespräche mit neu gewonnenen Bekanntschaften herauszufinden, wer zu den Guten gehört und wem sie besser nicht vertrauen sollte.

Ich muss zugeben, dass ich nicht ein allzu grosser Fan solcher Plots mit Fokus auf politische Machenschaften bin, sondern mir temporeiche Handlungen lieber sind. Es war deshalb wenig überraschend, dass mich dieser zweite Band nicht ganz so fesseln konnte, wie sein Vorgänger, bei dem schon im ersten Viertel zahlreiche Charaktere überraschenderweise ihr Leben lassen musste. Das ist hier definitiv anders. Estep lässt sich Zeit, die verschiedenen Charaktere in diesem Band näher zu beleuchten (allen voran die andvarische Königsfamilie) und man begleitet Evie vor allem dabei, wie sie "Ermittlungen" anstellt, um herauszufinden, wie und wo Maeve ihre Finger im Spiel haben könnte. Gerade die erste Hälfte des Buches habe ich stellenweise als etwas langatmig und zäh empfunden und hätte ich das Buch zu diesem Zeitpunkt bewerten müssen, hätte es vermutlich lediglich drei Sterne von mir bekommen.
Obwohl das Erzähltempo sich auch in der zweiten Hälfte nicht grossartig verändert, hat mich der Plot aber trotzdem etwas mehr gefesselt, als in der ersten Hälfte. Vielleicht lag es daran, dass ich nun voll und ganz in der Geschichte angekommen war, vielleicht lag es aber auch daran, dass das Ende immer näher kam, und Evie immer konkretere Spuren auf der Suche nach dem:der Verräter:in gehabt hatte, wodurch natürlich die Spannung zugenommen hatte.
Beim finalen Showdown am Ende des Buches hat sich schliesslich gezeigt, dass es der Autorin gelungen ist, immer wieder falsche Fährten zu legen, denn am Ende war tatsächlich nicht alles so, wie es Estep uns (und Evie) zunächst weismachen wollte. Und das ist definitiv ein Pluspunkt!

Was die Charaktere angeht, so kennt man einige bereits aus dem ersten Band - allen voran die Nebencharaktere aus der Gladiatorentruppe, die hier aber eine neue Rolle übernehmen. Evie ist nach wie vor eine starke Protagonistin, aber leider muss ich auch bei diesem zweiten Band denselben Kritikpunkt erwähnen, wie schon beim Vorgänger: Sie war mir erneut ein wenig zu sehr eine "Mary Sue" - also ein Charakter, dem einfach alles zu gelingen scheint. Zu diesem Bild trägt vor allem ihre besondere Gabe bei, nicht nur Gifte in Getränken und Lebensmittel herauszuriechen, sondern auch zu spüren, wenn sie ihrem Gegenüber nicht trauen kann, was ihr ebenfalls durch die Wahrnehmung bestimmter Gerüche gelingt. Das führt natürlich erneut dazu, dass man zu keinem Zeitpunkt um das Schicksal von Evie bangen muss, denn ihre besondere Gabe rettet sie meistens vor jeder Situation, die potenziell gefährlich werden könnte. Und das fand ich etwas langweilig.
Natürlich ist auch ihr Love Interest, Lucas Sullivan, wieder mit von der Partie und die beiden tänzeln immer noch vorsichtig umeinander herum. Jedes Mal, wenn einer der beiden einen Annäherungsversuch macht, kommt irgendetwas dazwischen oder Sullivan macht im letzten Augenblick einen Rückzieher, was mich beinahe in den Wahnsinn getrieben hat, weil dadurch Missverständnisse entstanden sind, die jeweils ein Drama zur Folge hatten, das nicht nur unnötig, sondern auch total konstruiert und unglaubwürdig gewirkt hat. Aber dieses Liebes-Hin-und-Her gehört wohl einfach zu vielen Fantasyromanen dazu. ;) Für meinen Geschmack hätte es das hier nicht gebraucht.

Insgesamt war die Fortsetzung ganz anders, als sein Vorgänger, was anfangs etwas gewöhnungsbedürftig war. Im Gegensatz zum ersten Band, war diese Fortsetzung leider nicht immer gleichbleibend spannend und sie hatte immer wieder etwas langatmige Passagen, doch der Plot wird am Ende gut aufgelöst und abgerundet, sodass es ein zufriedenstellendes Ende gibt. Auch die Charaktere wissen zu überzeugen, auch wenn ich ehrlich gesagt keinen so richtig ins Herz geschlossen habe.

Fazit:
"Protect the Prince" ist der zweite Band der Splitterkrone-Trilogie und schlägt einen ganz anderen Ton an, als sein Vorgänger. Statt eines actiongeladenen Plots, wird hier der Fokus auf politische Entscheidungen und Intrigen gelegt, was einen deutlich entschleunigtes Erzähltempo zur Folge hatte. Im Vergleich zum ersten Band, hat mir dadurch manchmal die Spannung gefehlt. Insgesamt nicht eine perfekte, aber zufriedenstellende Fortsetzung, die eine ganz neue Richtung einschlägt und mit einem runden Abschluss überzeugen kann. Von mir gibt es 3,5 Sterne dafür.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere