Vielleicht ist Gott auch tot
„Vielleicht ist Gott auch tot“, sagte Moa. „Die Menschen haben ihn umgebracht.“ (S. 219)
Tomorrow Land von Antonia Michaelis und Peer Martin entwirft ein bedrückendes Zukunftsszenario Deutschlands ...
„Vielleicht ist Gott auch tot“, sagte Moa. „Die Menschen haben ihn umgebracht.“ (S. 219)
Tomorrow Land von Antonia Michaelis und Peer Martin entwirft ein bedrückendes Zukunftsszenario Deutschlands im Jahr 2084. Die Nähe zu unserer Vergangenheit und aktuellen Politik macht die Geschichte erschreckend realistisch – viel mehr, als man es sich eingestehen möchte.
Im Mittelpunkt steht der Jugendliche Hannes, der wegen Schulden in der JVA sitzt. Als sich ihm überraschend die Möglichkeit zur Flucht bietet, wird er endgültig zum Ausgestoßenen. Auf seiner Reise trifft er Moa, einen Nigerianer, der allein wegen seiner Nationalität in ständiger Gefahr lebt. Ausländer wurden systematisch abgeschoben, die Geschichtsschreibung wurde zensiert, und Russland hat seine Macht über Deutschland ausgebreitet. Das Land verdorrt – den Klimawandel leugnet die eine Partei, die einst mit großen Versprechen für ein „besseres Deutschland“ an die Macht kam. Die Kluft zwischen Arm und Reich wächst, Ghettos entstehen.
Unterwegs begegnen Hannes und Moa der reichen „Prinzessin“ Greta-Anna. Obwohl ihr Umfeld fest hinter dem Regime steht, lässt sie sich von Neugier leiten und unterstützt die beiden Flüchtigen.
Das Thema des Romans ist hochaktuell und komplex. Manchmal hätte ich mir mehr Tiefe und „Zeit zum Atmen“ gewünscht. Gerade gegen Ende überschlagen sich die Ereignisse, was wohl auch der begrenzten Seitenzahl geschuldet ist. Dennoch bleibt die Ernsthaftigkeit spürbar und die Botschaft klar.
Warum ich dem Buch trotz kleiner Kritikpunkte 5 Sterne gebe? Weil Thematik und Handlung wichtiger sind als jede formale Schwäche. Tomorrow Land zwingt zur Auseinandersetzung mit unserer Zukunft und warnt davor, blind politischen Versprechen zu folgen. Es zeigt mögliche Folgen, die in erschreckender Weise an eine Vergangenheit erinnern, die viele verdrängen wollen.
Fazit: Dieses Buch sollte unbedingt an Schulen gelesen werden – und nicht nur von Jugendlichen. Es ist drastisch, manchmal übereilt, aber immer eindringlich. Vor allem ist es ein Diskussionsstarter für alle, die sich kritisch mit der politischen Gegenwart und einer möglichen Zukunft auseinandersetzen wollen.