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Veröffentlicht am 28.11.2025

Nimmt am Anfang viel vorweg

Ready Player One
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Ready Player One stand lange auf meiner Wunschliste. Umso mehr freute ich mich als schließlich eine Neuauflage davon in den Handel kam und ich es endlich mein Eigentum nennen konnte.

Da ich selber gerne ...

Ready Player One stand lange auf meiner Wunschliste. Umso mehr freute ich mich als schließlich eine Neuauflage davon in den Handel kam und ich es endlich mein Eigentum nennen konnte.

Da ich selber gerne Games zocke, lese ich auch immer gerne mal Romane in denen dies eine elementarer Bestandteil ist. Streckenweise hält Ready Player One auch genau das, was ich mir von einem Roman dieses Genres wünsche. Facettenreichtum, Eintauchen in jede Menge "verschiedene" Spielwelten und umfangreiche Details. Die Welt, in die man als Spieler eintaucht hat durchaus ihren Reiz. Genauso wie der Wettstreit um das Erbe des Gründers dieser Oasis. Allerdings wird der Ausgang davon direkt auf den ersten Seiten vorweg genommen. Man muss demnach gar nicht mehr groß darum mitfiebern, wer es schafft und wer nicht. Alle Komplikationen auf dem Weg verfehlen dadurch ebenfalls ihre Wirkung. Auch den Hauptcharakter empfand ich streckenweise als etwas anstrengend. Ich kann durchaus etwas mit nerdigen Charakteren anfangen. Aber sein Interesse an dem Gründer der Oasis grenzte schon an Besessenheit. Er kannte jeden Film, jede Serie und jedes musikstück, dass der Gründer favorisierte. Ohne Ausnahme. Dadurch waren die vielen Rätsel um an das Erbe zu kommen auch nur selten eine richtige Herausforderung für ihn. Es wäre interessanter gewesen, wenn er diesbezüglich mehr Schwächen gehabt hätte und auch andere eine stärkere Konkurrenz gewesen wären.

Trotzdem ein solides Buch, das man durchaus mal lesen kann.

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Veröffentlicht am 28.11.2025

Sorry, not sorry

Drei Tage im Schnee
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Nach dem Klappentext hatte ich eine tiefgründige, psychologisch vielschichtige Geschichte erwartet – etwas über innere Kind-Arbeit und eine feinfühlige Freundschaft zwischen einer Erwachsenen und einem ...

Nach dem Klappentext hatte ich eine tiefgründige, psychologisch vielschichtige Geschichte erwartet – etwas über innere Kind-Arbeit und eine feinfühlige Freundschaft zwischen einer Erwachsenen und einem Kind. Leider wurde diese Idee recht oberflächlich umgesetzt.

Das Mädchen Sophie ist das typische Kind, das sich wundert, warum Erwachsene ständig im Kopf und nie im Hier und Jetzt leben. Arbeit, Verpflichtungen, Leistungsdenken – das ist natürlich ein zutreffendes Thema, wird hier aber weder gesellschaftskritisch noch psychologisch vertieft.

Unsere Protagonistin Hannah lebt ausschließlich für ihren Job. Sie ist überangepasst, kann schlecht Grenzen setzen und verliert sich im People Pleasing – hat aber immerhin ein finanziell abgesichertes Leben. An sich kein uninteressanter Ausgangspunkt, doch die Umsetzung bleibt sehr an der Oberfläche. Die vermeintlichen Lebensweisheiten wirken wie oft gehörte Kalendersprüche, statt wirklich zum Nachdenken anzuregen. Eine richtige Handlung sucht man vergeblich.

Im Grunde lebt Hannah ihr ganzes Leben nach den gesellschaftlichen Normen anderer. Teilweise dachte ich, das Buch könnte in Richtung Masking gehen – also diese extreme Überanpassung, die auf Dauer zu Burnout und weiteren Folgen führen kann, besonders bei Autismus oder ADHS. Leider wird das gar nicht thematisiert. Stattdessen jammert Hannah darüber, wenn sie mal allein ist, und fühlt sich sofort überflüssig, sobald sie nichts „Nützliches“ tut. Während der Corona-Zeit empfand sie sich zum Beispiel als komplett nutzlos.

Sorry, not sorry – ich war einfach genervt. Von einer ziemlich neurotypischen Figur, die kurzzeitig von „Reizüberflutung“ spricht, ohne wirklich zu wissen, was das bedeutet. Sie ist ständig unter Leuten, arbeitet ununterbrochen, und bekommt erst dann „zu viel“, wenn sie mal fünf Minuten Pause macht. Das ist keine Reizüberflutung, das ist FOMO (Fear of Missing Out). Natürlich hinterfragt sie dann auch noch, warum sie so eine Angst hat, in einer Stadt, die niemals schläft, einfach mal nichts zu tun. Ganz ehrlich: Mit jedem Kapitel war ich genervter. Sorry, not sorry.

Ich selbst kenne das Thema People Pleasing aus eigener Erfahrung, konnte mich aber trotzdem kaum mit Hannah identifizieren. Das wäre kein Problem, wenn mich die Geschichte auf andere Weise gepackt hätte – hat sie aber leider nicht. Besonders Hannahs Grübeleien über RomComs und die Frage, warum Menschen ihr Glück in romantischen Beziehungen suchen, fand ich klischeehaft. Ich mag RomComs und Romantasy durchaus, aber mein persönliches Glück habe ich nie von einer Beziehung abhängig gemacht. Glück und Unglück liegen für mich in einem selbst – nicht in einer Partnerschaft.

Positiv hervorheben kann man immerhin, dass das Buch angenehm leicht geschrieben ist. Wer gerade etwas Entspanntes ohne Komplexität sucht, kann hier fündig werden. Für Leser*innen, die ein eher „normales“ Leben führen, manchmal zu nett sind und sich selbst dabei vergessen, mag es ansprechend sein.

Wer sich aber schon länger mit psychologischen Themen oder innerer Kind-Arbeit beschäftigt, wird hier wenig Neues finden. Für mich persönlich war es schlicht zu langweilig und zu oberflächlich.

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Veröffentlicht am 26.11.2025

Guter Ansatz, mäßig erklärt

Die geheime Sprache unseres Körpers
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Das Buch beginnt vielversprechend, verfehlt für mich aber früh einen zentralen Punkt. Es beschreibt neurotypische Funktionsweisen und stellt sie als allgemeingültig dar. Gerade in einem aktuellen Sachbuch ...

Das Buch beginnt vielversprechend, verfehlt für mich aber früh einen zentralen Punkt. Es beschreibt neurotypische Funktionsweisen und stellt sie als allgemeingültig dar. Gerade in einem aktuellen Sachbuch hätte ich einen Hinweis erwartet, dass diese Sichtweise nicht für alle gilt, besonders nicht für Menschen mit ADHS oder Autismus.

Im zweiten Kapitel gibt es hilfreiche Übungen, die ich als Stärke des Buches sehe. Gleichzeitig zeigt sich, dass die Umsetzung auf ruhige und kontrollierte Umgebungen ausgelegt ist. Für Menschen, die im Alltag viel Reizintensität erleben, ist das unpraktisch. Obwohl empfohlen wird, die Übungen direkt anzuwenden, wirkt dieser Ansatz für mich weltfremd. Viele Techniken eignen sich eher präventiv zu Hause. Dafür sind sie allerdings überwiegend sehr gut.

Kapitel drei bis sechs enthalten mehrere problematische und veraltete Aussagen. Besonders störend ist die Behauptung, Tiere hätten keine Seele, sowie die traditionelle Zuordnung von Emotionsregulation zur Mutter. Solche Ideen stützen misogynes Denken, das man überall in sozialen Medien findet. Diagnosen werden auf einfache Dysregulation reduziert, wodurch der Eindruck entsteht, alles lasse sich mit der einen Methode lösen. Das wirkt verharmlosend und teilweise gefährlich.

Auch die Begriffe werden unsauber verwendet. Der Begriff Trigger wird zunächst mit Alltagsstress gleichgesetzt und erst später mit Trauma verknüpft. Zudem werden viele Diagnosen auf ein dysreguliertes Nervensystem zurückgeführt und mit Emotionen wie Wut oder Rückzug verbunden. In diesem Zusammenhang wird sogar ein Zusammenhang mit körperlichen Erkrankungen hergestellt. Das ist nicht komplett inkorrekt. Die Darstellung lässt allerdings kaum Raum für lebenslange Beeinträchtigungen, die ein erfülltes Leben trotzdem ermöglichen. Ebenso wird suggeriert, dass sich jeder Mensch im Kontakt mit anderen reguliert, was individuelle Unterschiede ignoriert.

Positiv ist der wertschätzende Ton. Die Autor*innen machen niemandem Vorwürfe. Dennoch wirkt vieles pseudooptimistisch. Die Botschaft lautet, man könne sich jederzeit bewusst in einen regulierten Zustand versetzen. Das klingt gut, kann aber zu Versagensgefühlen führen, wenn es nicht oder nur mäßig gelingt. Verstärkt wird das durch häufige Hinweise darauf, wie vielen Menschen die Methode geholfen habe, die zuvor mit Therapeuten und Ärzten keine Lösung fanden. Diese Art der universellen Heilung wird leider häufig in amerikanischer Literatur versprochen. Damit will ich nicht sagen, dass die Methoden in dem Buch nutzlos sind, aber sie wecken ziemlich hohe Erwartungen an Wunderheilungen.

Ab Kapitel sieben gewinnt das Buch wieder Struktur. Die innere-Kind-Arbeit ist verständlich und zumindest hilfreich angedeutet. Kapitel acht und neun wirken deutlich differenzierter. Erstmals werden beide Elternteile, das Umfeld und kulturelle Hintergründe einbezogen. Dadurch wirken die früheren Erklärungen eindimensional und teilweise überflüssig. Aus den letzten Kapiteln lässt sich für mich etwas mitnehmen.

Die grafische Gestaltung ist ansprechend. Tabellen und Visualisierungen erleichtern den Einstieg und einige Übungen auf Instagram funktionieren gut, wenn man sie präventiv einsetzt.

Unterm Strich bleibt mein Eindruck ambivalent. Die Übungen sind teilweise brauchbar, aber die theoretische Grundlage ist stellenweise veraltet, einseitig oder übertrieben vereinfacht. Der Aufbau ist unausgewogen und ein klarer praxisnaher Leitfaden fehlt. Die Grundidee, Körper und Geist zu verbinden, gefällt mir, doch das Buch selbst konnte mich nicht überzeugen. Ich empfehle es nur eingeschränkt. Die Methode ist vermutlich in Ordnung, aber das Autorenteam wirkt sicherer im Coaching und auf Social Media als im Schreiben eines fundierten Sachbuchs.

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Veröffentlicht am 20.11.2025

Ein Buch, das mich endlich verstanden hat

Der hochfrequente Mensch
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Nur selten fühle ich mich durch ein Buch wirklich verstanden. Dieses jedoch gehört zu diesen seltenen Ausnahmen. Es spiegelte über weite Strecken meine Sicht auf die Welt, mein Empfinden und vieles, was ...

Nur selten fühle ich mich durch ein Buch wirklich verstanden. Dieses jedoch gehört zu diesen seltenen Ausnahmen. Es spiegelte über weite Strecken meine Sicht auf die Welt, mein Empfinden und vieles, was mich seit der Kindheit begleitet hat. Als „zu sensibel“ und mit „zu viel Fantasie“ abgestempelt, fand ich erst mit Anfang 30 durch meine Autismusdiagnose Worte für etwas, das lange unklar geblieben war. Dieses Buch hat mir gezeigt, dass ich wohl zu den hochfrequenten Menschen gehöre, deren feines Gespür durch negative Erfahrungen blockiert wurde. Etwas, das ich tief in mir eigentlich schon immer wusste.

Das Werk enthält durchaus theoretische und abstrakte Passagen über Schwingungen, Frequenzen und Metaphysik. Trotz dieser Komplexität bleibt es nicht in schwer greifbaren Begrifflichkeiten stecken. Vieles wird verständlich erklärt, sodass auch Menschen ohne physikalisches Vorwissen die Grundprinzipien nachvollziehen können. Besonders bewegt hat mich der Abschnitt über Systemsprenger. Ich hätte mich selbst nie so bezeichnet, doch die Beschreibungen trafen erstaunlich präzise auf mich zu: aus dem System gedrängt, weil andere mir zu ruppig waren und ich ihnen zu sanft.

Der letzte Teil des Buches schlägt einen deutlich hoffnungsvolleren Ton an. Er beleuchtet die Potenziale hochfrequenter Menschen und zeigt auf, welche Rolle sie in dieser Welt einnehmen können. Ganz ohne dabei dogmatisch zu werden oder Anleitungen vorzuschreiben. Vielmehr öffnet das Buch einen Raum von Möglichkeiten und macht Mut, den eigenen Weg aktiv zu gestalten.

Für alle, die sich stets „anders“ fühlten, ist dieses Buch tröstend, stärkend und erkenntnisreich. Es ordnet ein, ohne einzuengen, und es macht sichtbar, was oft im Verborgenen liegt.

Zudem für alle, die sich in dieser Welt zugehörig finden, um zu verstehen warum es für einige von uns schwerer ist. Das Buch gibt einen Appell an die gesamte Welt.

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Veröffentlicht am 12.11.2025

Zwischen Nebel, Worten und Gefühl

Windholm-Saga / Windholm Das Nebelkind
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„Und vergiss nicht: Nicht alles, was zu Boden fällt, ist verloren. Manches wird erst dort zu dem, was es wirklich ist.“ (S. 97)

Im Sterben liegend erzählt der Schmied Hektor Grauheim seinem Sohn Aric ...

„Und vergiss nicht: Nicht alles, was zu Boden fällt, ist verloren. Manches wird erst dort zu dem, was es wirklich ist.“ (S. 97)

Im Sterben liegend erzählt der Schmied Hektor Grauheim seinem Sohn Aric von seiner Mutter – einer Sylphe namens Elariya – und einem magischen Ort namens Eldora. Nach Hektors Tod begibt sich Aric auf die Suche nach diesem Ort, der auf keiner Landkarte verzeichnet steht und nicht von jedem gefunden werden kann. Auf seinem Weg durch einen nebelverhangenen Wald lernt Aric vor allem eines kennen: die Magie in sich selbst.

„Ich frage mich oft, was geschieht, wenn ein Wesen lernt, mit einem Herzen zu sprechen, das nie für Worte gemacht war.“ (S. 104)

Ich bin bei meiner Bewertung etwas zwiegespalten. Besonders gefallen hat mir die tiefgründige Ebene der Geschichte. Es ist keine Geschichte über Auserwählte, epische Schlachten oder große Romanzen, sondern eine über die essentielle Magie, die uns im Alltag begegnet – die Magie der Zuversicht, des Zusammenhalts und des Glaubens an das, was in uns selbst liegt. Diese Form der Magie ist nicht leicht zu handhaben, gerade weil sie keinen Zauberspruch kennt.

Der Schreibstil ist ausgesprochen poetisch und wird durch den Humor des Gnoms Brambelfeet angenehm aufgelockert. So sehr mir die philosophische, nachdenkliche Seite gefallen hat, empfand ich den dauerhaft lyrischen Ton mitunter als etwas überladen. Ich konnte das Buch nicht in einem Zug lesen und brauchte jedes Mal etwas Zeit, um mich wieder einzufinden. Manche Kapitel trugen mich in einen regelrechten Leseflow – andere warfen mich wieder heraus.

„Nicht alle Helden sind laut. Manche tragen ihre Narben unter einem Hut.“ (S. 194)

Das Buch enthält viele wundervolle Zitate und Leitgedanken, die trösten, motivieren und im Herzen nachhallen. Darin liegt ganz klar seine größte Stärke. Es ist keine klassische Unterhaltungs-Fantasy, und gerade das empfinde ich als positiv. Actionreiche Wendungen sucht man hier vergebens – dafür gibt es umso mehr Wärme, Nachdenklichkeit und Gefühl.

Fazit:
Wer sich auf eine sanfte, philosophische Reise mit Außenseiterfiguren, ruhigem Erzähltempo und poetischer Sprache einlassen kann, sollte unbedingt einen Blick hineinwerfen. Dieses Buch spendet Trost und regt zum Innehalten an – ein stilles Werk, das mehr fühlt, als es erzählt.

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