Die radikale Kehrtwende für Eltern, bei der alle gewinnen - SPIEGEL-Bestseller
Über das größte Missverständnis beim Kinderhaben
»Kannst du nicht mal … Musst du immer … Ich habe dir doch schon zehnmal gesagt …«
Was bringt uns eigentlich dazu, mit Kindern umzugehen, wie wir es mit Erwachsenen nie tun würden? Ist Elternsein ein ewiges Ziehen und Zerren, Maßregeln und Belohnen, Schimpfen und Fordern? Läuft nicht grundlegend etwas falsch in der Beziehung zwischen großen und kleinen Menschen?
Viele Debatten, die wir rund um Kinder führen, hören dort auf, wo Ruth Abraham mir ihrem Buch anfängt. Mit radikaler Ehrlichkeit hält sie uns einen Spiegel vor und deckt mit klugen Beobachtungen auf, wie inkonsequent wir darin sind, unsere eigene Rolle zu hinterfragen. Zugleich zeigt sie, wie leicht es sich Gesellschaften machen, die Elternschaft zur Privatsache erklären. Abrahams Plädoyer bricht eine Lanze für unsere Kinder, denkt das Zusammenleben mit ihnen neu und leistet damit einen wesentlichen pädagogischen Beitrag. Sie zeigt, dass wir für ein besseres Familienleben, für eine fairere Gesellschaft gar nicht anders können, als Erziehung hinter uns zu lassen.
Ich bin selbst Pädagogin, als Mutter beschäftige ich mich mit vielen Themen allerdings nochmal anders: intensiver. Ich möchte nicht schimpfen, viele Entwicklungsschritte verstehen. Wissen, warum mein Kind ...
Ich bin selbst Pädagogin, als Mutter beschäftige ich mich mit vielen Themen allerdings nochmal anders: intensiver. Ich möchte nicht schimpfen, viele Entwicklungsschritte verstehen. Wissen, warum mein Kind an einigen Stellen noch nicht verstehen kann - oder möchte. Es einfach anders machen als die letzten Generationen. Dieses Buch lädt zum nachdenken und reflektieren ein. Es ist provokant und sanft zugleich. Ich fühlte mich von einigen Aussagen leicht provoziert, von anderen hingegen total abgeholt. Das Kapitel über die Erziehung im Nationalsozialismus und dem übrig gebliebenen Erziehungsmethoden fand ich besonders wichtig. Dieses Buch ist anders als andere Ratgeber, denn es ist keines. Ruth Abraham beschreibt ganz ähnliche, mir sehr bekannte, Familiensituationen und ist mir damit super nah. Ein Buch, welches nicht unbedingt jeder lesen sollte, aber jeder Pädagogein auf jeden Fall!
Als ich Ruth Abrahams „Erziehung war gestern“ anfing zu lesen, hatte ich keine Ahnung, wie viel inspirierender und provokanter Inhalt mich in diesem dünnen Büchlein erwartet. Die Autorin stellt interessante ...
Als ich Ruth Abrahams „Erziehung war gestern“ anfing zu lesen, hatte ich keine Ahnung, wie viel inspirierender und provokanter Inhalt mich in diesem dünnen Büchlein erwartet. Die Autorin stellt interessante Ideen vor, wie wir mit unseren Kindern umgehen können. Dabei verzichtet sie auf einen oberlehrerhaften Tonfall und den erhobenen Zeigefinger, fordert den Leser aber mit provokanten Denkanstößen und Reflexionsfragen heraus.
Gefreut habe ich mich über ihr tiefes Verständnis und darüber, gesehen zu werden. Denn Elternschaft und Care-Arbeit sind in unserer Gesellschaft noch immer oft ungesehen und mit wenig Anerkennung und Unterstützung verbunden. Ich verspürte auch Erleichterung bei ihren Ratschlägen, da ich mich in meinem Umgang mit meinen eigenen Kindern bestätigt gefühlt habe. Doch nicht nur das, ich kann auch Inspiration und praxisnahe Vorschläge aus dem Buch mitnehmen.
Dennoch haben mir nicht alle Inhalte gefallen. Zuweilen ist Abrahams Ton sehr dominant, fast schon aggressiv und nicht jeden ihrer Gedankengänge fand ich nachvollziehbar. Das tut aber der Sinnhaftigkeit ihrer innovativen Perspektive keinen Abbruch. Ich konnte die Inhalte für mich gut selektieren und picke mir raus, was ich für mich und meine Familie gebrauchen kann. Ohne Stress und Druck, ganz im Sinne der Autorin:
Und nicht vergessen: Du bist und bleibst souverän auf deinem Weg. Dies ist auch ein Anti-Ratgeber: „Ich weiß nicht, was für dein Leben gut ist. Geh einfach los und setze das um, was zu deiner Familie und deinem Weg passt und vor allem, was deinen Werten entspricht.“
Das Buch ist klein aber fein und ich fand den Ansatz der Autorin richtig gut. Er ist eigentlich so simpel, aber zusammen mit dem Alltag dann komplexer als gedacht. Daher tastet die Autorin sich Stück für ...
Das Buch ist klein aber fein und ich fand den Ansatz der Autorin richtig gut. Er ist eigentlich so simpel, aber zusammen mit dem Alltag dann komplexer als gedacht. Daher tastet die Autorin sich Stück für Stück durch das Thema und erklärt verschiedene Aspekte, die sie mit praktischen Beispielen gut beschreibt. Ich muss zugeben, dass ich öfter Momente hat in denen ich mich gefragt habe "aber wie..." oder "aber wenn..." und diese Fragen wurden meistens kurz danach beantwortet. Man kann die Tipps auch sehr gut direkt und ohne viel Aufwand im Alltag anwenden. Allerdings gibt es keine Allgemeinlösung, sodass alles ein Denkanstoß ist und man selbst Lösungen finden muss. Das macht alles sehr authentisch und man merkt, dass die Autorin hier keine Wunderheilung gegen alle Probleme auftischen möchte, sondern wirklich nur zum Nachdenken und Reflektieren anregen möchte. Dennoch wird dadurch alles ein bisschen schwammig und man müsste sich schon viel tiefer und intensiver mit dem Thema befassen, damit es einem wirklich etwas bringt. Denn sinnvoll und einleuchtend klingt es total und begeistert mich deswegen auch, aber im grunde genommen ändert es kaum etwas bei den Problemen, die man tagtäglich hat.
Gerade weil es so schlicht ist, wurde ich von dem Cover mit dem knallig leuchtenden Text verführt und ich habe mir das Buch mit dem interessanten Titel näher angeschaut.
Ich möchte eigentlich nicht viel ...
Gerade weil es so schlicht ist, wurde ich von dem Cover mit dem knallig leuchtenden Text verführt und ich habe mir das Buch mit dem interessanten Titel näher angeschaut.
Ich möchte eigentlich nicht viel zum Inhalt spoilern, denn jeder der sich vom Thema angesprochen fühlt, sollte das Buch selbst lesen und seine Schlüsse daraus ziehen. Man liest ja meist Bücher zu solchen Themen, wenn man sich und seine Ideale vertreten fühlt und so konnte auch ich mich im Inhalt und der grundsätzlichen Meinung der Autorin wiederfinden.
Ich finde es interessant, wie Ruth Abraham ihr Buch in verschiedene Bereiche unterteilt hat und wie sie die Leser direkt und ohne belehrhaftem Tonfall anspricht. Besonders gefiel mir die Idee, dass Liebe nicht nur als Gefühl gesehen werden kann, sondern auch als eine Handlung gegenüber dem Kind oder als ein Bedürfnis, für ein glückliches Kind. Zudem, dass nicht die gebende Person entscheidet, was Liebe ist, sondern die empfangene. Ebenfalls gut finde ich den Denkanstoß, dass man mit dem eigenen Verhalten die Schablone für das zukünftige Leben vorgibt.
Im Verlauf der Kapitel wird dann der Drang nach Erziehung auf verschiedene Gründe zurückgeführt und erklärt, dass man sein Verhalten diesbezüglich hinterfragen muss. Jedoch fehlt mir am Ende ein praktischer Ansatz, wie man ohne Erziehung, die eigenen Werte an sein Kind vermitteln kann. Natürlich wird schon zu Beginn des Buchs mitgeteilt, dass es sich hier nicht um einen Ratgeber handelt und man seinen eigenen Weg finden muss, aber enthalten ist ein Kapitel "Lösungen" und diese konnte ich für meine Alltagssituation leider nicht finden.
Versöhnt bin ich zum Schluss zwar mit dem Ansatz "dass wir Elternschaft als eine Ansammlung von Prioritäten sehen. Was ist uns wichtig? Und warum?" Aber mir fehlt der Weg, wie ich meine wichtigen Prioritäten auf das Kind übertragen kann, ohne auf eine Form von Gewalt zurückgreifen zu müssen, denn diese beginnt ja schon beim lauten Wort.
Ich werde versuchen zukünftig öfter nachzudenken, warum ich mich über das Verhalten meiner Kinder aufrege und welche Alternativen zum "Nein" es geben könnte. Letztlich stimme ich jedoch nicht mit der Autorin überein, Erziehung war nicht gestern, sondern muss heute nur anders umgesetzt werden. Auf die Frage "wie?" fehlt mir weiterhin eine Antwort, damit wirklich alle Gewinnen.