Cover-Bild Rote Kreuze
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9,99
inkl. MwSt
  • Verlag: Diogenes
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Ersterscheinung: 26.02.2020
  • ISBN: 9783257610109
Sasha Filipenko

Rote Kreuze

Ruth Altenhofer (Übersetzer)

Alexander ist ein junger Mann, dessen Leben brutal entzweigerissen wurde. Tatjana Alexejewna ist über neunzig und immer vergesslicher. Die alte Dame erzählt ihrem neuen Nachbarn ihre Lebensgeschichte, die das ganze russische 20. Jahrhundert mit all seinen Schrecken umspannt. Nach und nach erkennen die beiden ineinander das eigene gebrochene Herz wieder und schließen eine unerwartete Freundschaft, einen Pakt gegen das Vergessen.

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 14.11.2022

Ein sehr interessanter Roman

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Die 90 jährige Tatjana erzählt ihrem jungen Nachbar ihr Leben in Moskau unter Stalin. 1910 wurde sie als Tochter zweier Russen in London geboren. Da ihre Mutter bei der Geburt starb, engagierte ihr Vater ...

Die 90 jährige Tatjana erzählt ihrem jungen Nachbar ihr Leben in Moskau unter Stalin. 1910 wurde sie als Tochter zweier Russen in London geboren. Da ihre Mutter bei der Geburt starb, engagierte ihr Vater ein englisches und ein französisches Kindermädchen für sie. Im Alter von 9 Jahren zog Tatjanas Vater mit ihr wieder nach Moskau, in der Hoffnung, dass der Kommunismus endlich Gleichberechtigung bringen würde. Tatjana verliebt sich und heiratet einen jungen Russen - bald darauf wird ihr Glück durch eine kleine Tochter erweitert.

Arbeit findet Tanja in Außenministerium, wo sie Dokumente übersetzt und abtippt.. Als ihr Mann in Kriegsgefangenschaft gerät, beginnt Tanja um ihr Leben zu zittern, denn Kriegsgefangenschaft war gleichbedeutend mit Deserteur und bedeutete Gefangenenlager oder Tod für die ganze Familie.

Trotz des ernsten Themas, ist der Roman sehr leicht zu lesen. Tanja erzählt ihrem Nachbarn jeden Tag ein Stückchen mehr vom Leben in Russland unter Stalin. Zwischendurch wird immer wieder aus Originaldokumenten - vor allem Korrespondenz mit dem Internationalen Roten Kreuz - zitiert.

Einige Stellen /Zitate haben mir besonders gut gefallen:

"Das Glück hat immer eine Vergangenheit, und jeder Kummer hat eine Zukunft"

"Sei tapfer, Tata, aber nicht dumm. Leg den Kopf nicht aufs Schafott. Sei schlau, aber nicht zu stolz zum Nachgeben. Das ist Weisheit! Sag lieber ja, und lauf weg. Versuche nicht, einem Menschen mit einem Messer zu beweisen, wie mutig du bist" - Rat von Tanjas Vater an seine Tochter

"Erkläre einem Idioten nicht, dass er ein Idiot ist, du erzählst einem Baum auch nicht, dass er aus Holz ist"

"Aber jetzt, wo in meinem Leben alles vorbei ist.... jetzt denkt sich Gott, dieser von mir erdachte Gott, für mich Alzheimer aus, weil er Angst hat. Er hat Angst, mir in die Augen zu schauen! Er will, dass ich alles vergesse. ....Alzheimer ist die stärkste Bestätigung, dass er mich fürchtet"

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Veröffentlicht am 07.05.2020

Denken Sie, dass es Ihnen nicht gut geht? Dann lesen Sie mal Rote Kreuze ...

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Alexander ist mit seiner drei Monate alten Tochter gerade in eine neue Wohnung in Minsk gezogen, als er ein rotes Kreuz auf seiner Wohnungstür findet. Seine Nachbarin Tatjana hat es dort angebracht. Bei ...

Alexander ist mit seiner drei Monate alten Tochter gerade in eine neue Wohnung in Minsk gezogen, als er ein rotes Kreuz auf seiner Wohnungstür findet. Seine Nachbarin Tatjana hat es dort angebracht. Bei ihr wurde Alzheimer diagnostiziert und die roten Kreuze, die sie zweitweise wo anbringt, weisen ihr den Weg nach Hause. Derzeitig ist vorrangig das Kurzzeitgedächtnis von der Alzheimer betroffen; an ihre Vergangenheit erinnert sich Tatjana noch sehr gut und davon berichtet sie Alexander detailgetreu.
Tatjana Alexejewnas wurde im Jahr 1910 in London geboren und zog mit 9 Jahren mit ihrem Vater zurück in dessen Heimat Russland. Als sie älter wurde nahm sie dort ihr Studium auf und fand anschließen im Volkskommissariat für Auswärtige Angelegenheiten eine Arbeitsstelle. Zu der Zeit, als sie dort tätig war, brach der Zweite Weltkrieg, unter Stalins Herrschaft, aus. Ihr Mann war Soldat und wurde an die Front eingezogen. Sie erhielt von ihm zwei Briefe, doch danach hörte sie nichts mehr ihm. Das Schicksal von Tatjana, ihrem Mann und ihrer Tochter sowie von ihren Nachbar Alexander nehmen ihren Lauf.
Der Großteil der Geschichte ist die Lebensgeschichte von Tatjana. Wider Erwarten zum Klappentext, nimmt die Geschichte von Alexander weniger Raum in dem Roman ein, was ich persönlich sehr schade finde.
Zu Beginn des Buches fand ich etwas schwer in die Geschichte, da „Geschichte“ im Bereich der Weltkriege nicht generell zu meinen Interessen zählt. Trotzdem ist die Erzählung klar und durchgängig und man kann den Erzählungen von Tatjana mühelos folgen.
In der Geschichte wird immer wieder klar, welche geheimen Informationen und Dokumente durch Tatjanas Hände gingen und mit welchem „Berg“ an Emotionen sie klar kommen musste, überhaupt als sie den Namen ihres Mannes auf einer Liste wiederfand. Welche das ist, lest in dem Buch.

Fazit:
Um die Geschichte der Protagonistin, Informationen zum zweiten Weltkrieg, Auszüge aus Originaldokumenten, willkürlichen Verhaftungen und Tötungen erkundet man trotzdem eine Geschichte, die emotional und extrem berührend ist. Es treffen zwei tragische Schicksale, zu Zeiten des Stalin Regimes, aufeinander. Es ist kaum zu fassen, was Menschen Menschen antun können, was sie aushalten müssen und unvorstellbar, wie sie damit umgingen mussten - wenn man bedenkt in was für einer angenehmen Welt wir leben (dürfen).
Von meiner Seite eine klare Kauf- und Leseempfehlung! (unbezahlte Rezension, selbst gekauft)

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Veröffentlicht am 27.02.2020

Einfühlsam und authentisch

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Worum geht es?



Alexander zieht in eine neue Wohnung. Vor Ort lernt er seine Nachbarin Tatjana kennen, die an Alzheimer erkrankt ist. Schnell geraten die beiden ins Gespräch. Tatjana erzählt Alexander ...

Worum geht es?



Alexander zieht in eine neue Wohnung. Vor Ort lernt er seine Nachbarin Tatjana kennen, die an Alzheimer erkrankt ist. Schnell geraten die beiden ins Gespräch. Tatjana erzählt Alexander ihre Lebensgeschichte, die das ganze 20. Jahrhundert der russischen Geschichte mit all seinen Schrecken umspannt. Eine freundschaftliche Bindung entsteht zwischen den Beiden, ein Pakt gegen das Vergessen.



Ich kann nur sagen, dass mich seit langem kein Roman so gefesselt hat wie dieser. Man entflieht in die Zeit der Sowjetunion und verfolgt die Lebensgeschichte der an Alzheimer erkrankten Tatjana. Dies wird durch einen einfühlsamen Schreibstil unterstützt, der die Darstellung der damaligem Zeit unterstützt. Das Buch enthält durchgehend Zeitsprünge, die man öfters erst nach ein paar Sätzen erkennt.

Ich finde es schön, dass die Geschichte nach und nach ein Bild der beiden Hauptcharakteren zeichnet, wodurch man am Ende des Romans ein Gesamtbild dessen erhält. Einfach klasse !

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Veröffentlicht am 17.04.2020

Rote Kreuze

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Alexander zieht mit seiner Tochter um, um nach einem schweren Schicksalsschlag ein neues Leben zu beginnen. Dort lernt er seine neue Nachbarin Tatjana kennen. Diese ist eine alte Frau, welche an Alzheimer ...

Alexander zieht mit seiner Tochter um, um nach einem schweren Schicksalsschlag ein neues Leben zu beginnen. Dort lernt er seine neue Nachbarin Tatjana kennen. Diese ist eine alte Frau, welche an Alzheimer erkrankt ist. Tatjana beginnt Alexander ihre Geschichte zu erzählen, allen voran die Geschehnisse während des Krieges und über die Kriegsgefangenschaft ihres Mannes, aber auch die Kindheit und Jugend kommen nicht zu kurz. Zwischen den beiden, vom Alter her sehr unterschiedlichen Menschen entwickelt sich eine tiefe Freundschaft.

Sasha Filipenkos Art zu schreiben ist sehr einfühlsam und berührend. Trotz einiger Längen in Tatjanas Erzählungen liest sich das Buch im Großen und Ganzen flüssig und schnell. Mich konnten die Erzählungen der alten Frau, allen voran jene zu den Kriegserlebnissen, komplett fesseln und in ihren Bann ziehen. Sie machen oftmals bedrückt, sind emotional und regen zum Nachdenken an. Besonders gut gefällt mir, dass sich das titelgebende rote Kreuz immer wieder im Buch findet und sich wie ein roter Faden durch die gesamte Handlung zieht. Etwas Schade fand ich, dass Alexanders Geschichte, welche ebenfalls von Trauer und Schicksalsschlägen geprägt ist, im Buch etwas untergeht und daher oftmals zu kurz kommt.

Die einzelnen Protagonisten sind interessant und vielschichtig. Vor allem Alexander war mir sehr sympathisch und daher hätte ich mir gewünscht, dass seine Geschichte etwas mehr Platz im Buch bekommt. Tatjana ist meiner Meinung nach die Schwachstelle in diesem Buch. Ihre Geschichte berührt, macht betroffen und regt zum Nachdenken an, aber die Demenzerkrankung ist nicht sonderlich glaubwürdig. Die alte Frau ist sympathisch und man verfolgt ihre Erzählungen sehr gerne, aber für eine Demenz wirkt sie Großteils zu klar, strukturiert und orientiert.

FAZIT:
„Rote Kreuze“ ist ein berührender, emotionaler Roman, welcher zum Nachdenken anregt und die Erlebnisse und Traumatisierungen von Kriegsbetroffenen sehr gelungen aufarbeitet. Dennoch gab es ein paar Längen und auch die Umsetzung der Demenzerkrankung konnte mich nicht ganz überzeugen. Daher vergebe ich 4 Sterne!

Veröffentlicht am 14.02.2020

Russische Geschichte in einem Roman verpackt

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Der Roman „Rote Kreuze“ von Sasha Filipenko ist im Diogenes Verlag erschienen.

Alexander zieht in eine neue Wohnung. Kurz darauf lernt er seine 91-jährige Nachbarin Tatjana Alexejewna kennen, die an ...


Der Roman „Rote Kreuze“ von Sasha Filipenko ist im Diogenes Verlag erschienen.

Alexander zieht in eine neue Wohnung. Kurz darauf lernt er seine 91-jährige Nachbarin Tatjana Alexejewna kennen, die an Alzheimer leidet. Tatjana beginnt ihre Lebensgeschichte zu erzählen, die von der Stalin-Zeit bis in die Gegenwart reicht. Und bald schon möchte auch Alexander, der zuerst auf Abstand geht, wissen, was Tatjana in ihrem Leben erlebt hat.

Ich habe das Buch gelesen, weil ich von der russischen Geschichte zur Zeit des Zweiten Weltkriegs nur wenig wusste und war von Tatjanas Lebensgeschichte mehr als schockiert. Wie das russische Regime mit seinen Kriegsgefangenen umgegangen ist, war wirklich erschreckend zu lesen. Auch deren Angehörige kamen in Haft, da Sippenhaft ein Normalzustand in der Sowjetunion war. So wurden Mütter von ihren Kindern getrennt, obwohl sie nichts verbrochen hatten. Ganze Generationen von Kindern kamen in Kinderheime.

75 Jahre nach Kriegsende, sollten die Worte „Niemals vergessen!“ und „Nie wieder Faschismus!“ nicht an Wichtigkeit verlieren. Und auch die Geschichte der Generationen, die die Schrecken der Sowjetunion im Zweiten Weltkrieg erleben mussten, sollten nicht vergessen werden. Und zum Schluss die Mahnung: „Nie wieder Krieg!“

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