Ein atmosphärisches Familiendrama, das sein Potenzial leider nicht ganz ausschöpft
Fran lebt mit ihrem Mann und Sohn Bruno in einem kleinen britischen Küstenort, wo sie eine Wohnwagensiedlung leitet. Dort ist auch seit kurzem ihre Schwester Ros mit ihrer Familie untergebracht.
Als plötzlich ...
Fran lebt mit ihrem Mann und Sohn Bruno in einem kleinen britischen Küstenort, wo sie eine Wohnwagensiedlung leitet. Dort ist auch seit kurzem ihre Schwester Ros mit ihrer Familie untergebracht.
Als plötzlich die Lehrerin der Kinder verschwindet und immer wieder kleine tote Vögel gefunden werden, kommt Unruhe unter den Bewohnern auf.
Der Roman von Sophie Morton-Thomas wird abwechselnd aus der Perspektive von Fran und der von Tad erzählt, Mitglied einer Romafamilie, die sich nahe der Wohnwagensiedlung niedergelassen hat.
Tad ist im Buch der externe Beobachter, der das Geschehen mit Abstand betrachtet.
Durch Frans Perspektive erfahren wir Details über die anderen Familienmitglieder.
Obwohl es in diesem Buch um einen Kriminalfall geht, würde ich es nicht unbedingt als Krimi bezeichnen, sondern eher als Familiendrama.
Bewundernswert ist, wie die Autorin es schafft, eine unglaublich düstere Atmosphäre zu schaffen und diese über das komplette Buch hinweg aufrechtzuerhalten. Hier passt tatsächlich alles zusammen, die Jahreszeit, das britische Küstendorf, die Protagonisten; all das sorgt für eine beeindruckend triste Stimmung.
Doch vor allem zwei Gründe haben mich dem Roman leider nur drei Sterne geben lassen.
Zunächst konnte ich zu den Charakteren keinerlei Verbindung aufbauen. Selbst die beiden Hauptcharaktere Fran und Tad haben mich nicht so erreichen können, dass mir ihr Schicksal wirklich nah gegangen wäre.
Der zweite Punkt ist das schleppende Erzähltempo, das sich ganz zum Schluss plötzlich rasant steigert und ein eher unglaubwürdiges Ende hervorbringt.
Manchmal ist es so, dass die Handlung eines Romans eher gemächlich dahinplätschert, das Ende aber so explosiv ist, dass es das restliche Buch aufwertet.
Doch in „Das Nest“ passt das Tempo einfach nicht wirklich zusammen.
Über weite Strecken legt sich eine große Trägheit über die Handlung, jeder versucht Entscheidungen oder Aussprachen aus dem Weg zu gehen, verliert sich dagegen in Vogelbeobachtungen oder Gedanken.
Die letzten Seiten sind dann ein wahres Feuerwerk an Auflösungen und Geständnissen, was zwar einerseits befriedigend ist, andererseits einfach zuviel des Guten.
Fazit
Eine Geschichte, die viel Potenzial gehabt hätte, mich jedoch trotz der beeindruckenden Atmosphäre leider nicht wie erhofft überzeugen konnte.