Cover-Bild Nur wenn du allein kommst
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24,95
inkl. MwSt
  • Verlag: C.H.Beck
  • Themenbereich: Philosophie und Religion - Religion und Glaube …
  • Genre: Sachbücher / Politik, Gesellschaft & Wirtschaft
  • Seitenzahl: 384
  • Ersterscheinung: 06.09.2024
  • ISBN: 9783406711671
Souad Mekhennet

Nur wenn du allein kommst

Eine Reporterin hinter den Fronten des Dschihad
Sky Nonhoff (Übersetzer)

Was passiert hinter den Fronten des Jihad? Wie ticken Warlords und jugendliche Attentäter? Spannend wie in einem Krimi berichtet Souad Mekhennet von ihren teils lebensgefährlichen Recherchen in den No-go-Areas des Terrors, allein, ohne Handy, bekleidet mit einer schwarzen Abaya. Die Journalistin Souad Mekhennet verfügt über ungewöhnliche Verbindungen zu den Most Wanted des Jihad und über ein einzigartiges investigatives Talent.
Sie deckte die Entführung und Folterung des Deutsch-Libanesen Khaled al-Masri durch die CIA auf, interviewte den Führer von al-Qaida im Maghreb, obwohl ihr die Geheimdienste auf den Fersen waren, lernte ein ägyptisches Foltergefängnis unfreiwillig von innen kennen, enttarnte den berüchtigten IS-Henker "Jihadi John" und wusste nach den Pariser Anschlägen schon vor der Polizei, wer der in Saint Denis erschossene Attentäter war. Ihre meisterhaften Nahaufnahmen lassen uns die Kämpfe und Wünsche der islamischen Welt besser verstehen und führen uns heilsam vor Augen, dass sich der Clash zwischen Islam und Westen in Wirklichkeit nur in den Köpfen abspielt.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 11.12.2025

Ein extrem wichtiges doch sehr forderndes Buch

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Wie entsteht Extremismus und wie verbreitet sich Fundamentalismus unter denen die sich irgendwann dem sogenannten Dschihad anschließen? Warum verspüren Menschen den Drang sich Terrorgruppen anzuschließen ...

Wie entsteht Extremismus und wie verbreitet sich Fundamentalismus unter denen die sich irgendwann dem sogenannten Dschihad anschließen? Warum verspüren Menschen den Drang sich Terrorgruppen anzuschließen und sich im Namen von religiösem Fundamentalismus in die Luft zu sprengen?
Das und noch viel mehr versucht die Journalistin Souad Mekhennet herauszufinden. Sie begibt sich dafür mehr als nur einmal in Lebensgefahr und trifft sich mit dschihadisten um ihre Sicht der Dinge zu erfahren. Dafür wird sie sowohl bedroht als auch bewundert, für verrückt erklärt und für ihren Mut gelobt. Immer wieder muss sie auch Flirtversuche und Heiratsanträge von Extremisten abwehren und ablehnen. Sie wird bedroht, verhandelt teilweise knallhart mit Anhängern des Dschihad und beweist sowohl unheimlich viel Mut wie auch einen klaren Geist und eine bemerkenswerte Fähigkeit Situationen auf ihre Gefahren einschätzen zu können.

Wie kommt es zu dieser extremistischen Haltung, wie deuten diese Extremisten den Koran und wieso sind extremistische Gruppierungen oft so stark? Und wie kann man es schaffen die so absolut nicht dem Islam entsprechenden Haltungen der Islamisten abzubauen? Auch das versucht sie herauszufinden und trifft auch Aussteiger die es im letzten Moment geschafft haben den Fängen der Islamisten zu entkommen. So entsteht ein Eindruck der verschiedenen Beweggründe, Methoden, Einstellungen und der Weitsicht von Islamisten, sowie auch gläubigen Muslimen die den Islamismus verurteilen und wehement ablehnen.

Dieses Buch hat mir einen Blick in eine Welt gewährt die mir gänzlich fremd war. Islamismus ist leider, wie jede Form des Extremismus eine absolute Bedrohung und Gefahr für das Leben vieler Menschen.
Immer wieder musste ich während den Lesen pausieren und immer wieder wurde ich ziemlich getriggert. Dieses Buch ist auf keinen Fall etwas für schwache Nerven jedoch kann ich es jenen schwer empfehlen die sich mit dem Thema Extremismus und Islamismus auseinandersetzen wollen.

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Veröffentlicht am 09.11.2017

Erhellende Einblicke

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„Nur wenn du allein kommst“, diese Forderung hört die Journalistin Souad Mekhennet regelmäßig, bevor sie sich mit ihren Interviewpartnern treffen kennen. Diese sind häufig Islamisten und sie vertrauen ...

„Nur wenn du allein kommst“, diese Forderung hört die Journalistin Souad Mekhennet regelmäßig, bevor sie sich mit ihren Interviewpartnern treffen kennen. Diese sind häufig Islamisten und sie vertrauen ihr aufgrund ihrer Abstammung: Sie wurde geboren in Frankfurt am Main, als Tochter einer schiitischen Mutter mit syrischer Abstammung, aber aus der Türkei, und eines sunnitischen Vaters aus Marokko. Die kleine Souad wuchs als Muslima auf in einer toleranten Familie, bei der sich die Eltern abarbeiteten, um den Kindern ein besseres Leben zu ermöglichen. „Die Einwanderer ihrer Generation, die Putzfrauen und Köche, muckten nicht auf, wären nie auf die Idee gekommen, die Autorität der 'richtigen Deutschen‘ infrage zu stellen.“ S. 53 Einige frühe Kindheitsjahre bei der Großmutter in Marokko, dann das weitere Aufwachsen in Deutschland, Jugoslawienkrieg und Hoyerswerda, fremdenfeindliche Angriffe prägen die Heranwachsende, die sich entschließt, nach dem Vorbild aus dem Film „Die Unbestechlichen“ zum Watergate-Skandal selbst Reporterin zu werden. „Statt meine Ängste die Oberhand gewinnen zu lassen, begann ich sie als Herausforderung zu begreifen, und daran hat sich bis heute nichts geändert.“ S. 44 Durch einen immer weiteren Ausbau ihrer Kontakte und dadurch, dass sie stets bemüht ist, jede Seite zu Wort kommen zu lassen, dabei aber in alle Richtungen kritisch bleibt, schafft sie sich bald ein Renommee.

Das Sachbuch ist spannend geschrieben, ich hatte schon langweiligere Krimis und sprachlich schwieriger zugängliche „Unterhaltungsliteratur“, ich bin von dem Schreibstil sehr positiv überrascht. Acht Jahre älter als die Autorin, konnte ich mich an den genannten politischen Ereignissen sehr gut entlanghangeln – wer wenig Nachrichten liest oder sieht, wird vielleicht einiges nachschlagen müssen. Ich bin sehr beeindruckt über die Tiefe der Informationen zu den verschiedenen Ländern und Regionen, Irak, Libanon, Algerien,… - anhand derer sich das Buch in verschiedene Kapitel zu den jeweiligen Jahren gliedert. Ich gestehe eine gewisse Skepsis vor Aufnahme der Lektüre: Warum tut sich das jemand an, sich derart doch immer wieder in Gefahr zu begeben? Die Autorin macht ihre Motivation glaubwürdig, berichtet auch über Ängste und Nachteile ihres Lebens – nachvollziehbar, auch wenn sie und ich definitiv unterschiedliche Anteile des „Risiko-Gens“ mitbekommen haben.

Was ich befürchtet hatte: Unsachlichkeit, zu starke Vereinnahmung durch die diversen Islamisten. Was ich stattdessen erhielt: die auch für mich beschämende Erkenntnis, das genau das die Vorbehalte waren, denen die Autorin sich ausgesetzt sah, von der Grundschule bis zum Einstieg in den Beruf, selbst später noch gegenüber diversen Diensten. Übrigens auch das häufig Ursache der Islamisierungen, die Ausgrenzung des Einwanderungslandes. Sie will verstehen, sucht die Diskussion. Stark, wie der kleine Sohn eines der Männer aus dem Gefolge ihres Interviewpartners stolz berichtet, wie er heute das Töten der Ungläubigen gespielt habe und sein Vater ihn zufrieden küsst – als sich die Journalistin später im Hotel daran erinnert, kommen ihr die Tränen. Ähnlich enden hier oft die Kapitel für mich mit einem Denkanstoß, ich mag nicht direkt weiterlesen. Wenn Kinder so aufwachsen, was kann aus ihnen nur werden? Und wie gehen wir selbst mit unseren Werten um, wenn man an den Fall el-Masri denkt, der wegen Terrorverdachts verschleppt und gefoltert wurde (von Mekhennet aufgedeckt)?

Erhellend eine Diskussion mit einem schiitischen Fahrer in Bahrein, dessen mehrheitlich schiitische Bevölkerung von der sunnitischen Herrscherfamilie regiert wird. Er bemängelt, dass man für bestimmte Arbeiten Ausländer ins Land hole, statt „Bahreinis first“ zu praktizieren, gibt aber auf Nachfrage zu, eine Putzfrau aus Bangladesh zu beschäftigen, da diese Arbeiten unter der Würde seiner Frau und Kinder seien. Als die Reporterin die Tätigkeiten von ihren Eltern und ihr selbst zur Finanzierung des Studiums beschreibt, obwohl beide Eltern ihre Abstammung zum Propheten zurückverfolgen können, kratzt das reichlich am Weltbild des Fahrers. Das Weltbild der islamischen Welt wird so in Streifzügen für die jeweilige Region nachvollziehbarer.

Über alle Kapitel hinweg ziehen sich Mekhennets Grundfragen nach dem „Warum“, warum kommt es zu dieser Radikalisierung. Aber auch der oft naive Umgang des Westens findet ausreichend Thematisierung. Ein starkes Buch und eine eindeutige Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 19.10.2017

Rezension zu Nur wenn du allein kommst

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Souad Mekhennet berichtet in diesem Buch von ihren teils lebensgefährlichen Recherchen. Sie möchte verstehen und erzählen, was hinter den Fronten des Dschihad vorgeht, warum sich junge Menschen dazu entschließen ...

Souad Mekhennet berichtet in diesem Buch von ihren teils lebensgefährlichen Recherchen. Sie möchte verstehen und erzählen, was hinter den Fronten des Dschihad vorgeht, warum sich junge Menschen dazu entschließen Attentäter zu werden oder sich dem Kampf anzuschließen und was in den Köpfen der Warlords vor sich geht. Dabei deckt sie Entführung und Folterung des Deutsch-Libanesen Khaled al-Masri durch die CIA auf. Obwohl Geheimdienste ihr versuchen zu folgen, führt Interviews mit den Führer von al-Qaida im Maghreb und bei der Recherche zu einem Buch in Ägypten lernt sie ein ägyptisches Foltergefängnis kennen. Nach intensiven Nachforschungen kann sie sogar den berüchtigten IS-Henker „Jihadi John“ enttarnen. Auch der Name des in Saint Denis erschossenen Pariser Attentäters war ihr vor der Polizei bekannt…

Nur wenn du alleine kommst stammt aus der Feder von Souad Mekhennet.

Das Buch beginnt mit einem packenden Prolog, bei dem die türkisch-marokkanisch und in Deutschland aufgewachsene Journalistin Souad Mekhennet sich mit einem IS-Mitglied trifft. Das Treffen konnte nur unter der Bedingung stattfinden, das sie alleine kommt, keine Ausweispapiere oder andere Dokumente bei sich führt, ein Handy oder ein Aufnahmegerät war auch untersagt, sogar die Handtasche musste sie zurücklassen, einzig ein Stift und ein Notizblock waren erlaubt. Den Mut aufzubringen zu diesem Treffen, aber auch zu vielen anderen Interviews zu fahren ist bewundernswert.

Die Autorin erzählt in diesem Buch nicht nur von ihren Interviews und Recherchen, sondern auch von ihrer Kindheit in Marokko und Deutschland. Schon in ihrer Kindheit erlebte sie Rassismus, aber auch viele Deutsche die ihr hilfreich zur Seite standen. Ihren Entschluss Journalistin zu werden verfolgte sie seit ihrer Jugend hartnäckig und zielstrebig. Als Journalistin war sie sowohl fürs Fernsehen, wie auch als freie Journalistin für die New York Times oder die Washington Post tätig, und baute sich dabei eine breites Netzwerk mit Kontaktpersonen auf, sowohl in den Medien als auch bei den verschiedenen Terrororganisationen.

In all ihren Berichten versucht sie objektiv zu bleiben und den Dingen dabei wirklich auf den Grund zu gehen und sie zu verstehen. Dabei gibt sie auch Islamisten eine Stimme und versucht auch aufzuzeigen was zu ihrer Radikalisierung geführt hat, ohne ihre Taten oder Gedankengänge dabei Gutzuheißen. Sie zeigt auch die Fehler der westlichen Welt auf, die mit ihrer Einstellung und Berichterstattung, ihrem Rassismus und Handlungen dazu beitragen, das sich Menschen radikalisieren und sich der Hass auf die westliche Welt im arabischen und nordafrikanischen Raum weiter ausbreitet. Auch versucht sie aufzuzeigen, das trotz gleicher Begrifflichkeit, Demokratie im Westen anders verstanden wird als zum Beispiel im arabischen Raum.

Sie beleuchtet auch den massiven Konflikt zwischen Sunniten und Schiiten untereinander, die sich seit Jahrhunderte bekämpfen und sich mit einem Hass verfolgen, der mir in dem Ausmaß nicht bewusst war.

Für mich ist dieses Buch ein beeindruckendes Werk, das sich oftmals so spannend liest wie ein Krimi oder Thriller, und mein Wissen über den Dschihad, die Radikalisierung von Menschen, ihr Gedankengut, den Konflikt innerhalb des Islams, der Arbeit von Journalisten und der westlichen Medien und auch die Tätigkeiten von Geheimdiensten damit mehrte.

Mein Fazit:
Ein beeindruckendes Buch, das sich spannend wie ein Krimi liest und dabei Wissen über ein sehr komplexes Thema vermittelt.

Veröffentlicht am 05.10.2017

Aktueller den je

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Mit diesem Buch entführt uns die Autorin Souad Mekhennet in die (Gedanken)Welt der radikalen Islamisten.
Die bekannte Reporterin ist wie keine zweite berufen, sich dieses Themas anzunehmen. Sie ist eine ...

Mit diesem Buch entführt uns die Autorin Souad Mekhennet in die (Gedanken)Welt der radikalen Islamisten.
Die bekannte Reporterin ist wie keine zweite berufen, sich dieses Themas anzunehmen. Sie ist eine Wanderin zwischen Orient und Okzident. In Deutschland als Tochter von marokkanisch-türkischen Eltern geboren, wächst sie als gläubige Muslima und moderne Frau auf. Allerdings
kennt sie die schiefen Blicke der anderen und das Gefühl „Nicht-dazu-gehören“. Mit Ehrgeiz und Beharrlichkeit hat sie sich ihren Platz im politischen Journalismus erkämpft.

Was veranlasst sie nun, hinter die Kulissen des IS zu blicken?
Souad Mekhennet will ergründen, warum sich vor allem junge Menschen dem Aufruf zum Dschihad folgen. Sie spricht mit Frauen und Männern. Dabei entdeckt sie Ähnlichkeiten mit ihrer eigenen Herkunft. Doch anders als die enttäuschten Jugendlichen, die vor allem den Westen für ihre Situation verantwortlich machen, hat Souad die ihr angebotenen Chancen genützt. Sie hat hart für ihren Erfolg gearbeitet.

Auf ihren Reisen in die arabischen Staaten wird sie mehrmals verschleppt, mit dem Tod bedroht und kann das eine oder andere Mal nur mit viel Glück entkommen.
Während des arabischen Frühling ist sie in Ägypten, wird verhaftet und lernt eines der berüchtigten ägyptischen Gefängnisse von innen kennen.
Doch nicht nur den islamischen Staaten ist sie suspekt. Nein, auch die westlichen Staaten beäugen die Journalisten argwöhnisch. Ist sie gar eine von „denen“?

Schonungslos listet sie die Fehler, die den westlichen Politikern unterlaufen sind. Schon lange vor den Anschlägen in Paris, Brüssel oder London hat die Top-Journalistin vor radikalisierten Jugendlichen gewarnt. Allein, man hat sie nicht ernst genommen.

Doch nicht nur der Westen schlägt eine falsche Richtung ein. Auch die islamische Welt ist in sich zerstritten. Sunniten bekämpfen Schiiten, gehen für diese Kämpfe allerlei Allianzen ein, die sich dann verselbständigen.
Für sie ist es klar, dass die Beseitigung eines Diktators à la Saddam Hussein nur ein Vakuum entstehen hat lassen, das nun von diversen Gruppen aufgefüllt wird. Die handelnden Politiker scheinen hier nicht weiter gedacht zu haben. Die Folgen spüren wir auf der ganzen Welt.

In sachlichen Worten und mit vielen Details aus ihrem nicht ganz ungefährlichen Reisen, gibt uns Souad Mekhennet Einblick in die Gedankenwelt der radikalisierten Islamisten. Ich gebe zu, ich habe bislang nicht allzu viel darüber gewusst.

Dieses Buch ist ein wichtiger Beitrag, um eine andere als die westliche Sicht zu bekommen. Allerdings fürchte ich, der Terror wird uns noch länger beschäftigen.

Fazit:

Ein Buch, das unbedingt gelesen werden sollte. 5 Sterne und eine absolute Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 17.09.2017

Ein sehr lesenswertes Buch. Highlight in diesem Lese-Herbst.

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Auf rund 350 Seiten in 15 Kapitel, chronologisch aufgebaut, plus Prolog und Epilog aufgeteilt, erzählt Souad Mekhennet spannende Dinge von ihren Begegnungen mit führenden Persönlichkeiten des Jihad, die ...

Auf rund 350 Seiten in 15 Kapitel, chronologisch aufgebaut, plus Prolog und Epilog aufgeteilt, erzählt Souad Mekhennet spannende Dinge von ihren Begegnungen mit führenden Persönlichkeiten des Jihad, die sie ihren außergewöhnlichen Kontakten zu verdanken hat. Man reist mit ihr nach Jordanien und Libanon in 2007 (Kap. 5 und 6), nach Algerien in 2008 (Kap. 7), Pakistan in 2009 (Kap. 8), Ägypten, Tunesien, Bahrain, Iran in 2011 (Kap. 9-11). In England 2014-2015 ist man mit ihr auf der Spur von Jihadi John, dessen Identität und Werdegang dann offengelegt werden. Anfangs ist man mit der kleinen Souad in Deutschland und Marokko in 1978-1993 und im Prolog in der Türkei 2014, wo sie mit einem ganz hohen Anführer des IS sprach. Es ist eine bemerkenswerte Reise, die nicht nur im geografischen Sinne spannend ist, bei der es hier und da beschrieben wird, was man dort für Sitten pflegt und was auf den Tisch kommt, wie z.B. im Kap. 8, vielmehr ist es eine Reise durch die Weltanschauung der radikalen Islamisten, bei der sie ihren Werdegang, ihre Überzeugungen und Motive in Gesprächen mit Souad offenlegen. Klar wird dabei, dass diese Menschen, mit ethnischen Wurzeln in arabischen, nordafrikanischen, etc. Ländern, die in Westeuropa großgeworden sind und einige ihre Studienabschlüsse dort erworben haben, nun erbittert gegen den Westen kämpfen, der ihnen seine politische Federführung und noch einiges mehr aufzudrängen versucht, so ihre Auffassung; im Gegenzug aber keine Möglichkeit eingeräumt hat, sich in den westlichen Ländern zu integrieren und auf einer Augenhöhe über die gegenwärtigen Probleme zu reden. Sprache wäre da nicht das Problem. Diese Leute sind in der Regel gut gebildet und mehrsprachig. Klar ist auch, dass diese Menschen die hegemoniale Führung der USA nicht länger akzeptieren wollen und auch gegen diese nun aktiv ankämpfen, s. z.B. S.12, 165, 194, 233, 320. Souad redet mit diesen Kämpfern, um ihren Standpunkt zu verstehen, um ihren Lesern zu zeigen, wer hinter IS steht und warum sie ihre Interessen ausschließlich auf kriegerischem Wege durchzusetzen versuchen. Aber nicht alles dreht sich um Politik. Manches liest sich wie ein gutes Stück Literatur. Hin und wieder gibt es auch humorige Momente, z.B. als sich ein Sultan in Souad verliebt und ihr die Stelle seiner zweiten Frau, die seiner ersten im Haushalt und bei der Kindererziehung aushelfen sollte, bei einem üppigen Dinner in Pakistan angeboten hat.
Parallel erzählt Souad ihre eigene Geschichte, sowie das Leben ihrer Eltern, die als Gastarbeiter nach Deutschland kamen: Mutter aus der Türkei, Vater aus Marokko; auch die Lebensgeschichten ihrer Großeltern. Über ihre Großmutter, eine starke Frau in Marokko des XX Jh., die ihre drei Kinder allein großgezogen hatte, über das Leben und Sitten dort, die Souad als Kleinkind vermittelt bekam, habe ich gern gelesen. Hier las sich das Buch wie ein historischer Roman, wie auch an einigen anderen Stellen: Die Lebensgeschichten der Einwanderer nach Deutschland, zwischen denen Souad und ihre Schwestern aufgewachsen waren, spiegeln einen Teil der europäischen Geschichte dieser Zeit. Hier war kaum etwas erfunden. Die Personen und ihre Lebensgeschichten waren echt. Souad erzählt personennah und familienbetont, sie lässt die Leser bei ihren Familiengesprächen teilhaben, um zu zeigen, dass die meisten Probleme wie Sunniten/Schiiten Konflikt, der auch in ihrer Familie präsent ist (Mutter Schiitin, Vater Sunnit), auch ohne Blutvergießen lösbar sind, wenn man einander zuhört.
Souad versucht nicht, ihre Leser mit grauenvollen Schilderungen der Blutbäder der Terroranschläge zu beeindrucken. Die Spannung, die sie aufbaut, ist viel subtiler Natur. Souad teilt ihre Erfahrungen, die sie während ihrer Arbeit gesammelt hatte. Und da lauerte die Gefahr fast an jeder Ecke. Wie viel Mut und Fingerspitzengefühl war nötig, um auf der Messers Schneide so souverän auftreten zu können!
Souad schließt mit: „Die Welt steuert keinem Krieg der Zivilisationen oder Kulturen entgegen, sondern einer Konfrontation zwischen den Vermittlern, die Brücken bauen wollen, und denjenigen, für die alles stets schwarz oder weiß ist, die Hass verbreiten und Spaltung betreiben. Und so schwierig der Brückenbau sein mag: in jeder Generation gibt es Menschen, die Gemeinsamkeiten finden und Einigkeit schaffen wollen. Meine Eltern und meine Großeltern haben mich gelehrt, was alles möglich ist.“ S. 362.
Souad hat durch ihre Arbeit bewiesen, dass sie eine überzeugende Brückenbauerin im Sinne der Tradition ihrer Familie geworden ist. Sie schreibt auch weiter: „Wer legt die Regeln fest? Diese Frage stellt sich nicht nur für die muslimische Welt; sie ist ebenso ein Problem des Westens. Man kann keine Toleranz erwarten, wenn man sie anderen nicht zugesteht. In dem Moment, in dem jemand unbedingt recht behalten will, ist jede Grundlage für einen weiteren Dialog verloren.“ S. 363.
Man kann noch viel über diese Buch schreiben, aber es ist besser, man liest es selbst.

Fazit: Ein sehr lesenswertes Buch, das sich manchmal wie ein Thriller und manchmal wie ein Roman liest. Man muss sich nicht groß für Politik interessieren, um Gefallen an diesem Werk zu finden. Das Buch ist sehr zugänglich und verständlich für alle, in einfacher, ausdruckstarker Sprache geschrieben worden. Menschenschicksale stehen dabei oft im Vordergrund und erzählen ihre bewegenden Geschichten.
Hut ab vor Souad, dieser mutigen Frau, die auch in dieser vertrackten Situation versucht, den Dialog aufrechtzuerhalten und die Brücken zu schlagen. Auch wenn Pulitzer Preis 2017 bereits anderweitig vergeben ist, verdient dieses Werk eine ähnlich hohe Auszeichnung. Für mich ist dieses Buch das erste Highlight in diesem Lese-Herbst. 5 wohl verdiente Sterne und ein klare Leseempfehlung!