Cover-Bild Kampfsterne
9,99
inkl. MwSt
  • Verlag: DuMont Buchverlag
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Ersterscheinung: 20.08.2018
  • ISBN: 9783832184261
Alexa Hennig von Lange

Kampfsterne

Roman
1985 – Es ist ein verrückter, heißer Sommer, in dem Boris Becker Wimbledon gewinnt, vier Passagierflugzeuge innerhalb eines Monats abstürzen, alle großen Rockstars bei Life Aid für das hungernde Afrika singen und in einer Siedlung am Rand der Stadt drei Familien zu zerbrechen drohen.
Ulla und Rainer. Rita und Georg. Ella und Bernhard. Drei Paare. Mütter und Väter. Sie wohnen in dänischem Design, fahren nach Südfrankreich in den Urlaub, schicken ihre Kinder zum Cello-Unterricht und zum Intelligenztest. Sie versuchen, sich als aufgeklärte und interessierte Menschen zu beweisen, die das richtige Leben führen. Wo wäre das leichter als in den sorgenfreien Achtzigerjahren der Bundesrepublik? Und warum funktioniert es trotzdem nicht?
Alexa Hennig von Lange erzählt die Geschichte einer Generation von Eltern, die ein freieres Miteinander wollten. Der Ideologien, denen sie folgten. Der Liebe, die sie verband. Der Ängste, die sie hatten. Der Kindheit, die sie sich für ihre Söhne und Töchter wünschten. Der Fehler, die sie machten. Der Entschlüsse, die ihre Kinder deshalb fassten.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 20.07.2018

Interessante Generation

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Alexa Hennig von Lange ist eine sympathische Autorin, von der ich schon einige Romane kenne.
Der Roman Kampfsterne spielt 1985 und hat einen interessanten Schreibstil. Er umfasst gerade die Zeit, in der ...

Alexa Hennig von Lange ist eine sympathische Autorin, von der ich schon einige Romane kenne.
Der Roman Kampfsterne spielt 1985 und hat einen interessanten Schreibstil. Er umfasst gerade die Zeit, in der der ein freies leben und ein Miteinander gelebt werden soll.

Es geht um 3 Familien mit 5 Kindern, die die Handlung abwechselnd und aus verschiedenen Ansichten erzählt wird. Die Frauen haben ihre Berufskarriere aufgegeben um sich um die Kinder zu kümmern, ihre Talente zu fördern und sie individuell zu betreuen.

Die Gedanken besonders von Rita, der Mutter von Johannes und Karla, ist eigenartig. Ihren Mann Georg findet sie zu ängstlich. Rita ist extrem. Über die konnte ich mich oft ärhern.

Ulla und Rainer sind die Eltern von Lexchen und Cotsch (Constanze), mit einigen Problemen.

Die Künstlerin Ella und ihr Mann, kommen am wenigsten zu Wort, Sie haben einen Sohn Joschi.

Durch die Kinder erfährt man die Gedanken der Kinder. Die Kinder bekommen mehr mit, wie die Eltern denken. Es ist wie immer, die Eltern wollen das Beste , aber aus eigener Sicht weiß ich, das das nicht immer klappt. Egal wie man sich anstrengt, die Kinder sehen das immer anders.

Alexa Hennig von Lange lässt diese Geschichte so real erscheinen. Man muss sich einfach über jeden seine eigenen Urteil bilden.
Ein gut es flüssig zu lesendes Buch, das gut unterhält. Empfehlenswert.


Veröffentlicht am 20.07.2018

Familienglück

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Die Handlung ist 1985 angesiedelt, aber die Autorin nutzt das nicht zum Selbstzweck und erspart dem Leser weitgehend ein übertriebenes Namedropping der achtziger Jahre, einige Symbole dieser Zeit werden ...

Die Handlung ist 1985 angesiedelt, aber die Autorin nutzt das nicht zum Selbstzweck und erspart dem Leser weitgehend ein übertriebenes Namedropping der achtziger Jahre, einige Symbole dieser Zeit werden aber geschickt eingebracht.

Die Perspektiven wechseln schnell und da die Figuren sehr unterschiedlich sind, wird der Roman abwechslungsreich erzählt und es entsteht eine hohe dichte.
Die Gedanken der jeweiligen Erzähler dominieren den Text, der frisch und gediegen wirkt.

Alexa Hennig von Lange fängt gut die Abgründe ein, die in den Beziehungen ihrer Figuren zueinander lauern. Man merkt schnell, dass Kampfsterne alles andere als ein harmloses Buch über Familien ist.
Man spürt, wie die Ereignisse langsam aber sicher auf eine Eskalation zulaufen.

Alexa Hennig von lange habe ich schon oft gelesen. Einst war sie die erste Ikone der Popliteratur. Inzwischen schreibt sie souverän über Familien, ist aber doch noch kein Mainstream.
Ich denke, Kampfsterne ist tatsächlich ihr bisher bestes Buch!

Veröffentlicht am 19.07.2018

Freiheit ist Kampf und Versöhnung

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„Daran krankt unsere Gesellschaft! An lauter kaputten Beziehungen!“ (Rita, S. 170). Die bundesdeutsche Familie der 80er Jahre ist ein gärender Mikrokosmos, in dem jeder Einzelne ein einsames Teilchen ist ...

„Daran krankt unsere Gesellschaft! An lauter kaputten Beziehungen!“ (Rita, S. 170). Die bundesdeutsche Familie der 80er Jahre ist ein gärender Mikrokosmos, in dem jeder Einzelne ein einsames Teilchen ist – gerade in Reihenhaussiedlungen, dem Blockwarteparadies. Alexa Hennig von Lange erzählt vielstimmig eine Geschichte, die auch die Geschichte ihrer Generation ist. Die Geschichte der Kriegskindergeneration, der 68er-Bewegten und wiederum deren Kindern, zu denen auch Hennig von Lange gehört (geb. 1973). Dass die Hauptfigur die achtjährige Alexa – „Lexchen“ – so aussieht und heißt wie die Autorin und eine große Schwester hat, die „Cotsch“ gerufen wird (man kennt sie schon aus der 2008 begonnenen Lelle-Serie), sind Hinweise auf die autobiographische Verortung der Geschichte, gleichsam als Authentisierungsstrategie: „Hier schreibt eine, die weiß, wie es war, weil sie es selbst erlebt hat – so oder so ähnlich.“ In einem Interview im Magazin ‚Allegra‘ von 2016 sagt Hennig von Lange: „Wir waren alle Töchter der 68er-Generation, wir alle hatten Mütter, die erst einmal nur davon träumten, leidenschaftlich zu lieben, zu leben und zu arbeiten– aber eben auch Mütter sein wollten, die für ihre Kinder da waren. In Freiheit.“ Ehefrauen und Ehemänner, Kinder und Mütter und Väter, Nachbarn untereinander. Kindsein, Erwachsenwerden, Sichausprobieren, Frausein, Liebe und Familie – das sind Hennig von Langes Themen seit „Relax“ und kehren in der Reihenhaussiedlung der „Kampfsterne“ wieder.

Schon der Einstieg in den Roman ist wie der Opener zu Star Wars: Die „Kampfschiffe“ kreisen durch das Bild und laden ihre Waffen oder fahren ihre Schilde hoch. Allen Personen sind starke Emotionen zu eigen: Die verbitterte Rita ist voller Hass und Neid. Die unterdrückte Ulla ist voller Angst, will es aber allen „schön“ machen und verkennt, dass man für Freiheit und Wohlbefinden kämpfen muss. Ullas und Rainers ältere Tochter Cotsch ist voller Zorn und auf dem Selbstfindungsweg, verliert sich aber im Kampf. Dann ist da noch Lexchen, die kleine Schwester: Für sie ist alles „wunder-wunderschön“ wie in Roald Dahls „Sophiechen und der Riese“. Dieses unbeschwerte Mädchen muss es irgendwann mit den Riesen aufnehmen, mit den Kampfsternen in dieser schrecklich-schönen Siedlung mit den schönen Fassaden und den starken Emotionen dahinter. Sie ist das Auge des Sturms, in dem Ruhe herrscht vor der zerstörerischen Kraft des Wirbelsturms namens Leben.
Der Roman ist gelungen: Frausein ist die Problemstellung für vier Personen (Cotsch, Ella, Ulla und Rita) und wird mit unterschiedlichen Strategien angegangen. Da die Perspektive der handelnden Personen ständig wechselt – „ich“ ist immer ein anderer –, erfährt man beim vielstimmigen Lesen stets, was die Figuren sich bei ihrer Handlungsweise gedacht haben. Das ist sowohl geschickt als auch simpel – engt die Interpretationsbreite ein, weitet aber den handlungstreibenden Hintergrund. Allerdings wird aus der Abfolge vieler innerer Monologe nicht ein innerer Dialog, aber vielleicht ist auch das Absicht. Manchmal aber gelingt ein direkter Dialog der Gedanken, etwa wenn Rita und Ulla sich gegenüberstehen (S. 113 ff.).

Die inneren Monologe werden zum Ende hin grundsätzlicher, und man spürt, dass es Hennig von Lange hier ernst wird mit ihren Gedanken, dass Freiheit und Beziehungen immer auch Kampf. Dass es hier durchaus eine Schwarz-Weiß-Einteilung gibt, „gute“ und „böse“ Menschen, ist okay, denn die „Kampfsterne“ leben von ihrer Überzeichnung. Wenn Cotsch sich wie auf dem „Scheiterhaufen der gesammelten Versäumnisse“ (S. 124) ihrer Mutter fühlt, sich Lexchen oder Rita mit Jesus gleichsetzen (der überhaupt häufig um die bildungsbürgerliche Ecke linst), dann darf Johannes auch „die Guten/Bösen“ (S. 185) benennen. Sogar die kitschige Ausblendung aus dem Roman passt zur den starken Farben, in denen Hennig von Lange malt.

Die „Kampfsterne“ sind nicht nur etwas für Kinder der 1970er Jahre, sondern ein gelungener Blick in einer Generation, die verstehen und verstanden werden will, und macht Lesefreude.

Veröffentlicht am 14.09.2018

Hoffnungen und purer Egoismus

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Kampfsterne
- eine Ansammlung von Gedanken, Gefühle, Hoffnungen und purem Egoismus.

Wir befinden uns in den 80ern in einer deutschen Siedlung, am Rande einer Stadt in der Nähe von Bielefeld.
Im Zentrum ...

Kampfsterne
- eine Ansammlung von Gedanken, Gefühle, Hoffnungen und purem Egoismus.

Wir befinden uns in den 80ern in einer deutschen Siedlung, am Rande einer Stadt in der Nähe von Bielefeld.
Im Zentrum der Geschichte stehen drei Familien mit ihren jeweiligen Mitgliedern. Als erstes gibt Rita Einblicke ihres Lebens preis. Sie ist neidisch auf die jüngste Tochter ihrer besten Freundin Ulla und deren "so perfekten" Leben. Das darauf folgende Kapitel ist Lexchen/Alexa, besagter Tochter, gewidmet. Das tragische Kammerspiel beginnt und hiermit auch der Verfall des gutbürgerlichem Erscheinungsbildes dreier Familien...

Alexa Hennig von Lange hat es geschafft, jedem Charakter/jedem Kapitel einen eigenen Anstrich zu verleihen. Man stürzt sofort in deren Gedankenwelten und Emotionen. Ob es die kleine Lexchen mit all ihren kindlichen (aber nicht kindischen!) Gefühlen und Ansichten ist oder der gewalttätige Ehemann - die Autorin vermittelt einen Zugang zu jedem einzelnen Charakter. Nicht jeder ist ein Sympathieträger aber die Motive eines jeden Einzelnen werden klar und teilweise nachvollziehbar.

Stellenweise fühlt sich dieses Buch wie ein Theaterstück an und manifestiert ein zeitloses Fragment gesellschaftlicher und familärer Strukturen.

Das Buch ist mit seinen gerade mal 224 Seiten sehr kurzweilig, aber durch seine Intensität und Willenskraft sehr zu empfehlen!

Veröffentlicht am 21.07.2018

Hinter fremden Türen

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Die BRD, irgendwann Mitte der 80er Jahre. In einer Siedlung lebt Rita, eine frustrierte Hausfrau, sich selbst nicht kennend. Ihre Tochter ist hochbegabt, aber nicht angepasst, ohne Freunde. Ritas pubertierender ...

Die BRD, irgendwann Mitte der 80er Jahre. In einer Siedlung lebt Rita, eine frustrierte Hausfrau, sich selbst nicht kennend. Ihre Tochter ist hochbegabt, aber nicht angepasst, ohne Freunde. Ritas pubertierender Sohn trägt sich mit Selbstmordgedanken und ist allgemein total verunsichert. Am meisten leidet Rita unter ihrem, zu schwachen Mann. Ihr Problem liegt aber offensichtlich woanders. Ihre Freundin Ulla hingegen leidet unter einem jähzornigen Ehemann. Ihr jüngste Tochter wird klein gehalten. Die ältere bricht aus und muss schmerzlich erfahren, dass ihre Mutter sehr konventionell veranlagt ist. Beide Familie leben nebeneinander her, oder auch zusammen, denn alle Mitglieder der Familie verbindet etwas, Hass, Liebe, Hassliebe.

Das Cover ist nicht gerade spannend. Es beinhaltet lediglich den Titel und einige geometrische Formen. Auch steht es auf den ersten Blick in keinerlei Zusammenhang mit dem Roman, aber eigentlich verdeutlicht es nur die nicht vorhandene Individualität.
Das Buch ist formal in viele Abschnitte gegliedert. Die Geschichte wird von den einzelnen Personen von allen Seiten beleuchtet. Und diese Perspektiven sind abgesetzt.
Inhaltlich sind diese einzelnen Persepktiven wirklich toll. Es geht nicht um ein konkretes Ereignis, welches von verschiedenen Seiten beleuchtet wird. Die HAndlung wird währenddessen wirklich voran getragen. Die Personen scheinen alle mit ihren eigenen Sorgen und Problemen zu kämpfen, sind unzufrieden. Die Handlung ist oftmals vorhersehbar, und dann an anderer Stelle wieder total überraschend. Die Geschichte kommt ohne große Spannungsbögen aus, plätschert aber nicht vor sich hin.
Der Schreibstil ist lebendig. Man kann sich quasi vorstellen, wie die Figuren erzählen was sie denken, in einem Raum mit Kamera. DUrch die wörtliche Rede wirkt es sogar noch lebendiger. Der Schreibstil hat mich wirklich begeistert. Er kommt vollkommen ohne Fremdworte aus. Jede FIgur wirkt auf ihre Weise individuell gestaltet.

Das Buch "Kampfsterne" ist ein teilweise erschütternder Roman über das Leben in der BRD. Die Figuren sind sehr glaubwürdig und auf ihre Weise auch immer nachvollziehbar in ihren Handlungen. Der Roman beinhaltet allerdings keine großen Spannungsmomente, ist eher zur Unterhaltung.
Im Großen und Ganzen war der Roman unterhaltsam, bleibt mir aber vermutlich nicht für ewig im Gedächtnis und muss nicht zwingend ein zweites Mal gelesen werden. Empfehlenswerte Unterhaltungslektüre, zum einfach-mal-so-lesen.