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16,99
inkl. MwSt
  • Verlag: Zsolnay, Paul
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Ersterscheinung: 18.03.2025
  • ISBN: 9783552075610
Amira Ben Saoud

Schweben

Roman
Amira Ben Saouds atmosphärisch dichtes Debüt ist »ein mit gespenstisch ruhiger Seele geschriebener Roman über die existenziellen Zerreißproben der Menschen«. Clemens J. Setz

Gewalt scheint nicht mehr zu existieren, der Klimawandel längst vollzogen. Eine bedrohliche Gelassenheit liegt über der abgeschotteten Siedlung, in der sie lebt. An ihren eigenen Namen hat sie keine Erinnerung mehr. Sie verdient ihr Geld damit, andere Frauen zu imitieren, deren Angehörige nicht mit dem Verlust der Geliebten, der Ehefrau, der Tochter zurechtkommen. Während eines neuen Auftrags gerät ihre Welt ins Wanken: Wer ist diese Emma, die sie spielt? Weisen seltsame Phänomene am Rand der Siedlung auf deren Untergang hin? Und warum ist sie selbst so besessen davon, eine andere zu sein? Amira Ben Saoud gelingt ein fesselndes Debüt, das schwebend leicht grundsätzliche Fragen nach Identität und Beziehungen stellt und danach, was wir uns selbst vorspielen.

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 19.05.2025

Zwischen den Zuständen

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„Schweben“ von Amira Ben Saoud ist ein leiser, gleichzeitig eindringlicher Roman – einer, der auch zwischen den Zeilen erzählt wird. Er spielt nicht in einer konkreten Zukunft oder Vergangenheit, sondern ...

„Schweben“ von Amira Ben Saoud ist ein leiser, gleichzeitig eindringlicher Roman – einer, der auch zwischen den Zeilen erzählt wird. Er spielt nicht in einer konkreten Zukunft oder Vergangenheit, sondern in einem Jetzt, das sich oft seltsam entrückt anfühlt. Das Buch vermittelt das Gefühl, mittendrin zu sein – und doch irgendwie abgehoben, schwebend eben.
Ben Saouds Stil ist beinahe teilnahmslos, gleichzeitig glasklar und präzise beobachtend. Sie schreibt mit einer ruhigen, fast distanzierten Sprache, die gerade deshalb so tief trifft. Weil man beim Lesen plötzlich selbst beginnt, anders zu schauen, zu denken, zu fühlen – als hätte die Sprache der Protagonistin sich in die eigene Wahrnehmung eingeschlichen.

Im Zentrum steht eine Frau, deren Leben sich nicht linear entfaltet, sondern in Rollen, in Zuständen, in Versionen. Sie ist all die Frauen, die sie sein soll, sein könnte, geworden ist – und doch keine davon. Ihre Identität entsteht aus der Summe der Zuschreibungen, Erwartungen und Projektionsflächen, die ihr die Welt zuweist. Es ist faszinierend und zugleich erschreckend, wie das Aussen sich in das Innere frisst, wie Vorgaben zur Überzeugung, Anpassung zur Notwendigkeit wird. Wie wenig es braucht, bis ein Leben, das man nie bewusst gewählt hat, sich anfühlt wie das eigene.

Besonders eindringlich – und verstörend realistisch – beschreibt der Roman die Dynamik einer Gewaltbeziehung. Nicht dramatisch überzeichnet, sondern erschreckend logisch. Die inneren Erklärungen, das „Ich blieb, weil …“, die Rechtfertigungen vor sich selbst – all das wirkt beklemmend nachvollziehbar. Und es zeigt, dass Gewalt oft nicht laut und offensichtlich ist, sondern schleichend, banal und alltäglich.

Kunstfertig subtil und gleichzeitig ein- und nachdrücklich blitzt immer wieder eine kritische Betrachtung von Gesellschaft auf der grossen Bühne auf. “Weil man sich nicht mit dem Unmöglichen arrangieren darf” – dieser Satz hallt lange nach. Ist dieses Unmögliche die Wiederholung von Geschichte, das Einreissen zivilisatorischer Selbstverständlichkeiten, das Akzeptieren von Zuständen, die wir zuvor für undenkbar hielten? Oder ist es eine vermeintliche Chance, die wir in unserer Erschöpfung und Orientierungslosigkeit in ihr Gegenteil verkehren? Solange wir schweigen, bleibt vielleicht noch die Illusion, dass das, was längst geschieht, doch noch aufzuhalten wäre.

„Schweben“ ist ein Roman, der sich nicht klar einordnen lässt – er lebt von Zwischentönen, von Andeutungen, von dem Schweigen zwischen den Sätzen. Und gerade das macht ihn so kraftvoll. Seine Wirkung entfaltet sich nicht in einem grossen Plot, sondern in der Atmosphäre und in Momenten der Irritation, der Traurigkeit und der Klarheit. Ein ungewöhnliches, forderndes Buch – entstanden aus Alltagsbeobachtung, existenzieller Verlorenheit und politischer Reflexion. Und gerade deshalb so wertvoll.

Ich bedanke mich beim Zsolnay-Verlag für das Rezensionsexemplar. Meine Meinung bleibt natürlich und wie immer trotzdem meine eigene.

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Veröffentlicht am 21.04.2025

Etwas anderes

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In dem Buch geht es um verschiedene Menschen, die nach dem Klimawandel in verschiedenen Siedlungen leben. Speziell geht es um eine Frau, die ihr Geld damit verdient, andere Frauen zu imitieren. Die Angehörigen, ...

In dem Buch geht es um verschiedene Menschen, die nach dem Klimawandel in verschiedenen Siedlungen leben. Speziell geht es um eine Frau, die ihr Geld damit verdient, andere Frauen zu imitieren. Die Angehörigen, die nicht mit dem Verlust der Geliebten, der Ehefrau oder der Tochter zurecht kommen, sind ihre Kunden. Während des neuen Auftrags erfährt sie einiges über die Siedlung, dass ihre Perspektive verändert.

Der Schreibstil ist flüssig, und das Buch lässt sich schnell durchlesen. Es war sehr futuristisch, gesellschaftskritisch und ist in Richtung Fantasy und Syfy gegangen. Die Figuren bleiben trotzdem oberflächlich und unpersönlich, so dass immer wieder das große Ganze hinterfragt wird. Alle fügen System System und bekämpfen sich gegenseitig, anstatt gemeinsam für eine bessere Zukunft zu sorgen. Die Autorin hat es geschafft, in einer anderen Welt unsere derzeitigen Probleme bildhaft darzustellen.

Für die vielen schweren Themen hätte ich mir ein bisschen mehr Persönlichkeit und Nahbarkeit der Protagonisten gewünscht. Vielleicht hat sie alles kompakt verpackt und in einer Fantasiewelt dargestellt, dass auch Menschen, die sich mit solchen Themen nicht gerne befassen, parallelen ziehen und einen Denkanstoß erhalten. Auch wenn Fantasy nicht meine Kategorie ist, hat mir das Buch sehr gut gefallen! Sehr gelungen und erfrischend anders!

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Veröffentlicht am 06.04.2025

Erfrischend anders

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Für die Bewertung des Buches schwanke ich sehr zwischen der Sternebewertung. Wird sich insgesamt so zwischen 3,5 und 4 Sterne einpendeln.

Die Geschichte ist dystopisch angehaucht, was mir wirklich sehr ...

Für die Bewertung des Buches schwanke ich sehr zwischen der Sternebewertung. Wird sich insgesamt so zwischen 3,5 und 4 Sterne einpendeln.

Die Geschichte ist dystopisch angehaucht, was mir wirklich sehr gefallen hat. Unsere Protagonistin, deren Namen wir Anfang nicht erfahren, lebt in einer Siedlung, die nach der großen Hitze entstanden ist. Jeder der was angestellt hat, kommt ins Exil. Außerhalb der Siedlung. Hab mir das als eine große Wüste vorgestellt.

Unsere Protagonistin wird hier vor allem zur Emma, innerhalb ihres Jobs und ihrer Tätigkeit. Wie es dazukommt und was ihr Job ist, wird gut erklärt und auch verständlich.

Der Schreibstil ist flüssig und ganz ehrlich. Hat mich wirklich gut unterhalten und Spaß gemacht. Mir war es dennoch einfach zu kurz. Das Buch hat keine 200 Seiten und durch die lange fehlte mir der Tiefgang. Was ist da in der Siedlung los? Was gibt es im "Draußen"? Gibt es überhaupt ein "Draußen"?

Dieses mysteriöse hat mir echt gefallen aber gerade zum Schluss wollte ich mehr.

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Veröffentlicht am 08.08.2025

Andere Welt

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Eine andere Welt mit anderen Regeln. Isolierte Siedlungen, isolierte Menschen. Eine sehr düstere Geschichte, die einen zum Nachdenken bringt, über die Natur des Menschen, die sich unabhängig von den Umständen ...

Eine andere Welt mit anderen Regeln. Isolierte Siedlungen, isolierte Menschen. Eine sehr düstere Geschichte, die einen zum Nachdenken bringt, über die Natur des Menschen, die sich unabhängig von den Umständen zeigt.
Einerseits hat mich die Geschichte in ihren Bann gezogen, und andererseits hat sich mir die Bedeutung verschiedener Ereignisse nicht wirklich erschlossen.

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Veröffentlicht am 02.04.2025

Lässt viel Raum für Interpretationen

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Amira Ben Saouds "Schweben" ist einer der Romane, die ihre LeserInnen schnell in die Geschichte hineinziehen. Dank eher kurzer Kapitel und eines erfreulich unprätentiösen Schreibstils lässt sich der Roman ...

Amira Ben Saouds "Schweben" ist einer der Romane, die ihre LeserInnen schnell in die Geschichte hineinziehen. Dank eher kurzer Kapitel und eines erfreulich unprätentiösen Schreibstils lässt sich der Roman flüssig und dadurch schnell lesen. Zumindest ich dachte mir immer wieder: "Ach, komm, ein Kapitel noch." Und dann war das Buch auch schon ausgelesen.

Amira Ben Saoud verwebt in ihrer Dystopie ganz alltägliche Fragen: Zum einen ganz offensichtliche Fragen wie "Wer bin ich?", aber auch Fragen, wo Gewalt beginnt und wo sie endet, die Dynamik toxischer Beziehungen und so weiter und so fort werden behandelt.

Das alles geschieht vor dem Hintergrund einer Siedlung, in der dem Anschein nach alles prima funktioniert. Aber unter der Oberfläche brodelt es.

Die Protagonistin und Ich-Erzählerin ist nicht unbedingt die sympathischste Person, aber sie ist ein interessanter Anker für die LeserInnen des Romans. Durch ihre Augen erleben und erfahren wir viel über das Leben in der Siedlung. Durch sie stellen sich auch die oben bereits erwähnten Fragen. Einfache Antworten gibt es nicht. Damit muss man leben können.

Zum Ende hin wird auch klar, warum der Titel des Romans "Schweben" lautet. Das fand ich sehr schön. Für mich war es ein bisschen zuviel des Guten, zumal auch darauf keine erlösenden Antworten geliefert werden. Immerhin wird im Epilog die Perspektive gewechselt. Das fand ich zur Einordnung des Vorangegangenen super, zumal er auch noch bissig-komisch war - zumindest habe ich ihn so empfunden.

Alles in allem ein Roman, der sicher nicht für alle geeignet ist - insbesondere wegen des tendenziell ziemlich "abgefahrenen" Endes, das so gar nichts mehr mit Realismus zu tun hat. 3,5 Sterne gibt's von mir.

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