Cover-Bild Das Gegenteil von Hasen
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16,99
inkl. MwSt
  • Verlag: Heyne
  • Genre: keine Angabe / keine Angabe
  • Ersterscheinung: 25.05.2020
  • ISBN: 9783641256234
Anne Freytag

Das Gegenteil von Hasen

Roman
Sie sind in derselben Jahrgangsstufe und trotzdem in verschiedenen Welten. Julia, Marlene und Leonard im Zentrum der Aufmerksamkeit, der Rest irgendwo in ihrer Umlaufbahn. Dann geschieht etwas, das alles verändert: Eines Morgens macht plötzlich eine Internetseite die Runde, die bis dato auf privat gestellt war. Darauf zu finden sind Julias ungefilterte Gedanken, Bomben in Wortform, die sich in kürzester Zeit viral verbreiten. Es sind Einträge, die ein ganz anderes Bild des beliebten Mädchens zeigen, das alle zu kennen glauben.

Wer hinter der Aktion steckt, ist zunächst unklar, doch nach und nach kommt heraus: Gründe dafür hätten einige.

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Veröffentlicht am 16.05.2025

"Ein Wolf unter den Hasen": Jugendroman zum Thema Mobbing und die Macht von Worten

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"Schon seltsam, was für eine Macht Worte haben können. Was sie in Menschen auslösen. Welche Charakterzüge sie aus ihnen herauskitzeln. Da schlägt dann plötzlich jemand zu, der sonst keiner Fliege etwas ...

"Schon seltsam, was für eine Macht Worte haben können. Was sie in Menschen auslösen. Welche Charakterzüge sie aus ihnen herauskitzeln. Da schlägt dann plötzlich jemand zu, der sonst keiner Fliege etwas zuleide tut. Nur weil irgendjemand irgendwas geschrieben hat. Wahrscheinlich die Wahrheit."

Der Jugendroman „Das Gegenteil von Hasen“ von Anne Freytag hat mich von Anfang an begeistert mit seinem eindringlichen Schreibstil sowie mit der sensiblen und zugleich spannenden Umsetzung des Themas „Mobbing“.

Julia, Marlene und Leonard gehören zu den beliebtesten Kids an der Schule. Dagegen spielen Edgar, Linda und Momo in einer anderen Liga, obwohl sie alle demselben Jahrgang angehören.

"Manchmal glaubt Edgar, dass es Menschen wie ihn hauptsächlich deswegen gibt, damit man die Besten mit irgendwas vergleichen kann. Den gäbe es nur die Besten, wären sie ja Durchschnitt und damit nicht die Besten, sondern einfach normal. Wenn man diesen Gedanken einmal zu Ende denkt, macht eigentlich erst er sie zu etwas Besserem. Dementsprechend findet Edgar, sie sollten Leute wie ihm dankbar sein. Aber das sind sie nicht. Er schätzt, dafür sind sie zu sehr mit sich selbst beschäftigt."

"Edgar hat eigentlich nichts gegen seine Welt. Er wollte nie einer von den Beliebten sein. Zumal er gar nicht weiß, warum man sie so nennt. Beliebt. Wenn überhaupt, mögen sie sich untereinander - und nicht einmal da ist er sich sicher. Alle anderen fürchten sie nur. Die hässliche Fratze unter der Oberflächlichkeit. Sie sind mächtig, nicht beliebt. Und doch wirken sie so. Dieses kleine Bisschen schöner, das kleine Bisschen besser, so als würde in ihrer Mitte mehr gelacht, lauter gefeiert und intensiver gelebt als bei den Normalen. Die sind nur der Dunstkreis, in dem sie sich bewegen. Wie ein Spucknebel um sie herum."

Dann geschieht etwas, das alles verändert. Julias Internet-Tagebucheinträge, die bisher auf privat gestellt wurden, werden öffentlich zugänglich gemacht. Der Link zu den Einträgen geht sofort viral. Julias ungefilterte, intime Gedanken können von allen gelesen werden.

"Julia hat sich oft gefragt, wie es wohl wäre, wenn man alles laut sagen würde, was man denkt. Wenn man kein Blatt vor den Mund nimmt und keine Rücksicht auf die Befindlichkeiten anderer. Und in ihrer Vorstellung war das irgendwie befreiend gewesen. So, als würde man erst dann wirklich zu sich selbst stehen, wenn man seine Meinung laut ausspricht. Aber in diesem Moment wird ihr klar, dass das eigentlich Besondere an Gedanken ist, dass man sich aussuchen kann, mit wem man sie teilt - und ob man es tut. Nicht wie sein Äußeres, das jedes sehen kann, ganz einfach, weil es da ist."

Julias Blog-Einträge zeigen ein ganz anderes Bild des so beliebten Mädchens - und das verändert nicht nur Julias Leben von einer Sekunde auf die andere, sondern auch die von Edgar, Linda, Leonard und Marlene.

"Edgar schluckt. Vordergründig steht er aufrecht vor Julia, doch innerlich ist er längst zu Boden gegangen. Er war nicht vorbereitet gewesen auf diesem Kampf. Auf die Härte ihrer Meinung über ihn. Julia hat in zu einer Figur gemacht in einem Spiel, von dem er die Regeln nicht kennt."

Niemand weiß, wer hinter dieser Aktion steckt. Es gibt viele Vermutungen und mögliche Verdächtige, die ein Motiv haben könnten. Während nicht nur Julia, sondern auch die Schulleitung versuchen, Klarheit in die Sache zu bringen, passieren noch jede Menge andere Sachen. Als Leserin fiebert man immer mehr mit, es ensteht eine regelrechte Sogwirkung.

Anne Freytags Erzählperspektive wechselt kapitelweise zwischen den wichtigsten Personen, dazwischen gibt es immer wieder Ausschnitte aus einem Befragungsprotokoll der Schulleitung, ebenso Auszüge aus Julias Blogeinträgen. Die Stimmungslage der allgemeinen Schülerschaft fließt in kurzen Absätzen mit der Übeschrift „Die Anderen“ mit ein.
Die gesamte Handlung erstreckt sich nur über eine Woche, aber durch die verschiedenen Perspektiven schafft die Autorin ein wirklich komplexes und zugleich spannendes Szenario.
Die Charaktere sind sehr authentisch getroffen. Ich fand es zudem interessant, wie man seine Meinung im Verlauf der Geschichte über die/den eine
n oder andere*n noch änderte...

Die Auflösung, wer hinter der Veröffentlichung der Tagebucheinträge steckt, ist dann einigermaßen überraschend - und doch irgendwie so klar. Ein geschickter Schachzug der Autorin.

"Wenn ich mir ansehe, was ich getan habe, schäme ich mich ein bisschen dafür, aber nicht genug, um es zu bereuen. Diese Einträge zu veröffentlichen war kein Fehler. Manche Dinge gehören ausgesprochen, sonst erstickt man daran."

Mobbing hieß vielleicht noch nicht immer so, doch gegeben hat es das immer - nur die Art und Weise, wie es abläuft, hat sich im Laufe der Jahre verändert.

"'Weißt du, normalerweise funktioniert Mobbing wie ein Schwelbrand. Es ist etwas, wovon man an der Oberfläche nur wenig mitbekommt, manchmal sogar gar nichts.' Sie macht eine Pause und sieht ihn an. 'Aber diese Einträge sind wir ein Brandbeschleuniger.' Kristin dehnt ihr Genick, doch es will einfach nicht knacken. 'Ich meine, ich wusste, dass Mobbing ein Thema ist, natürlich wusste ich das, aber die Ausmaße sind heutzutage noch mal was ganz anderes als früher '
'Du meinst, durchs Internet?'
Kristin nickt. 'Alles ist anonym und viel zu schnell. Als wäre es ein rechtsfreier Raum. Zu meiner Zeit hätte man sich wenigstens noch die Arbeit machen müssen, Tagebucheinträge zu kopieren und sie dann heimlich mit Tesa überall in der Schule hinzukleben. Man hätte tatsächlich etwas tun müssen. Rausgehen und sich der Gefahr aussetzen, erwischt zu werden.'

"Kristin erinnert sich gut daran, wie sich zu wenig Freunde anfühlen. Und wie es ist, wenn mehrere Individuen zu einem Mob werden und im Kollektiv vergessen, wer sie sind. Keiner von ihnen ist im Einzelnen schlecht. Nur in der Kombination. So, als würden sie chemisch miteinander reagieren."

Alle, die mit Mobbing (auf welche Art auch immer) schon Erfahrungen gemacht haben, dürften sich in diesem Buch sicher auf unterschiedliche Weise wiederfinden, vielleicht auch getriggert werden. Dennoch ist es ein überaus wichtiges Thema und ich finde es großartig, wie Anne Freytag das hier umgesetzt hat. Zusätzlich geht sie auf weitere wichtige Themen wie familiäre Probleme, erste Liebe und Enttäuschungen, Outing, Sexualität, Schönheitsideale und anderes ein, ohne das das Buch überladen wirkt.

"Die Wahrheit ist: Menschen glauben das, was sie glauben wollen. So funktionieren wir. Wir sind Rudeltiere. Wenn genug Leute in eine Richtung rennen, rennt der Rest hinterher. Wir orientieren uns an dem, was der Großteil tut oder denkt. Nicht an uns selbst, nicht an unseren Werten oder dem, was wir moralisch richtig finden. Sondern an dem, was man uns beigebracht hat. Das Kollektiv ist unser Richtwert. Aber das, was man einem Fischschwarm nicht vorwerfen kann, kann man Menschen vielleicht auch nicht vorwerfen. Wir sind nun mal empfänglich für Lügen, die in unser Weltbild passen."

Auch wenn der Roman als Jugendbuch eingestuft ist, habe ich mich als Erwachsene genauso gut mit den Charakteren identifizieren können. Dies war mein erstes Buch der Autorin, aber ganz sicher nicht das letzte!
Von mir gibt es hier eine ganz klare Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 18.06.2023

Eine emotionale, vielschichtige und entwaffnend ehrliche Geschichte

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"Das Gegenteil von Hasen" musste drei Jahre auf meinem SuB liegen, bevor es für mich zu einem sommerlichen Highlight werden konnte und ist für mich damit wieder ein eindrücklicher Beweis, dass ich mich ...

"Das Gegenteil von Hasen" musste drei Jahre auf meinem SuB liegen, bevor es für mich zu einem sommerlichen Highlight werden konnte und ist für mich damit wieder ein eindrücklicher Beweis, dass ich mich dringend meinem SuB-Abbau widmen muss. Als erstes Buch von Anne Freytag wusste ich zu Beginn nicht, was auf mich zukommt, habe mich aber Hals über Kopf in ihre Art zu denken und schreiben verliebt, sodass es gewiss nicht mein letztes Buch der Autorin gewesen sein wird!

Das Cover ist sehr einfach gestaltet mit dem mintgrünen Hintergrund und dem großen, gelben Titel, greift mit dem verschreckten Hasen, dessen Schatten ein heulender Wolf darstellt, aber genau wie der Titel das Hauptmotiv des Romans perfekt auf: das Verschwimmen von Tätern und Opfern in sozialen Gefüge. Auf 416 Seiten geht es in einer emotionalen, vielschichtigen und entwaffnend ehrlichen Geschichte um Wölfe unter Hasen und Hasen unter Wölfen.

Erster Satz: "Der Tag, an dem alles anders wurde, war ein Donnerstag."

Wir beginnen die Geschichte nach einem kurzen Prolog am Dienstag, den 19. Mai zwei Tage vor der Veröffentlichung von Julias Blogbeiträgen, die im Käthe-Kollwitz-Gymnasium einschlagen wie eine Bombe. Wie es zu dem Vorfall kam und welche Auswirkungen dieser auf das Leben der verschiedenen Hauptfiguren hat, lernen wir im Anschluss in kurzen Kapiteln, die nach Uhrzeit sortiert sind und sich bis zum Montag, den 25. Mai erstrecken. Dazu wechselt die Autorin kapitelweise die Erzählperspektive zwischen den wichtigsten Hauptfiguren und lässt zusätzlich immer wieder Ausschnitte aus einem Befragungsprotokoll der Schulleitung, sowie Absätze aus Julias Blogbeiträgen einfließen. Zudem wird die Stimmung innerhalb der breiten Schülerschaft durch kurze Absätze namens "die anderen" wiedergegeben, in denen Nebenfiguren kurz zu Wort kommen. Mit dieser Erzählstruktur, die nur eine Woche, aber dafür verschiedene Perspektiven abdeckt, kreiert die Autorin ein authentisches und komplexes Schulszenario mit glaubhaften Sozialgefüge, das weit ab von Klischees ist.

"Er war ein Wolf unter den Hasen. Und ich wollte sein wie er."


Die große Frage, wer denn nun für die Veröffentlichung von Julias Blogbeiträgen verantwortlich ist, generiert war gerade zu Beginn eine Menge Spannung, tritt im Laufe der Handlung aber etwas in den Hintergrund, da die Geschichten der einzelnen Figuren und deren Motive mehr Raum einnehmen. Dennoch oder gerade deswegen hat mich die Geschichte mitgerissen, gefesselt und geradezu eingesogen, sodass ich das Buch in einem Tag verschlungen habe. Daran ist unter anderem auch Anne Freytags Schreibstil schuld. Dieser ist sparsam und exakt, was dazu verleitet, durch die Seiten zu fliegen. Wie die Autorin es schafft, immer wieder Wahrheiten auf den Punkt zu bringen, ohne dabei zu schwafeln und auf der anderen Seite Beschreibungen knapp zu halten, ohne dass die Szenen leblos wirken, ist wirklich besonders. Es kommt selten vor, dass ich zur Länge eines Buches nichts zu kritisieren habe. Mal ist mir eine Geschichte zu langatmig, mal zu kurz erzählt, hier hat Anne Freytag aber genau die perfekte Länge gefunden, sodass jedes Wort sitzt!

"Ich schätze, wir sind alle nur ein Moment. Ein flüchtiges Blinzeln in der Zeit. Eine Summe aus unseren Entscheidungen, und damit etwas, das erst am Ende Sinn ergibt – wenn überhaupt."

Besonders gut gefallen haben mir ihre Figuren, die wie bereits erwähnt alle weit entfernt von Klischees angelegt und deutlich tiefer charakterisiert sind als das häufig in Jugendbüchern der Fall ist. Während des kurzen Erzählzeitraums lernen wir eine Vielzahl von Figuren kennen, die allesamt unzählige Schichten und Facetten aufweisen, die man weder lieben noch hassen kann und die einfach zutiefst menschliche Wesen sind. Toll ist auch, dass Anne Freytag einige erwachsene Figuren ebenfalls zu Wort kommen lässt. Hals über Kopf verliebt habe ich mich vor allem in Linda und Edgar, man entdeckt aber in jedem Charakter etwas, in dem man sich wiederfinden kann und taucht dabei tief in die Erlebniswelt der Figuren ein. Mithilfe ihrer Figuren verarbeitet die Autorin hier Themen wie Internet, Mobbing, Beziehungen, Freundschaft, Familie, Verantwortung, Rassismus, Coming Out, die eigene Sexualität und Vertrauen. Meine Teenie-Jahre liegen noch nicht allzu weit hinter mir und plötzlich war ich wieder mittendrin in dieser verwirrenden Zeit an der Schule, dem Schwebezustand zwischen Kind und Erwachsenem. Ich habe selten ein Jugendbuch gelesen, dass so perfekt in Worte fasst, was es bedeutet, ein junger Mensch zu sein. All das Grausame, Verstörende, Verunsichernde, aber auch all das Schöne, Neue, Freie, dass diese Lebensphase mit sich bringt.

"Ich bin ein Hase unter Wölfen, der rennt und Haken schlägt. Der dem Leittier blind folgt, um nicht selbst totgebissen zu werden"


Wer schlussendlich für die Veröffentlichung der Blogbeiträge verantwortlich war, habe ich nicht vorhersehen können. Im Endeffekt war die Enthüllung aber weniger wichtig als die Botschaft, die sich am Ende des Romans aus allen Handlungssträngen ergibt: ehrlich zu sein, zu sich und zu anderen, Dinge an- und auszusprechen, die einen beschäftigen und sich Menschen zu suchen, die einem wirklich zuhören!


Fazit:


"Das Gegenteil von Hasen" ist eine emotionale, vielschichtige und entwaffnend ehrliche Geschichte über Mobbing, Beziehungen, Freundschaft, Familie und Ehrlichkeit. Anne Freytag überzeugte mich mit einem interessanten Erzählkonzept, authentischen Figuren, einem exakten Schreibstil bei dem jedes Wort sitzt und fasst perfekt zusammen, was es bedeutet, ein junger Mensch zu sein!

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Veröffentlicht am 07.05.2021

Geheime Wahrheiten

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"Das Gegenteil von Hasen" ist eigentlich ein Jugendroman, aber das hat mich nicht davon abgehalten, ihn zu lesen. Ganz im Gegenteil, denn mit ein bisschen Abstand zur Jugend ist er perfekt geeignet. Angesprochen ...

"Das Gegenteil von Hasen" ist eigentlich ein Jugendroman, aber das hat mich nicht davon abgehalten, ihn zu lesen. Ganz im Gegenteil, denn mit ein bisschen Abstand zur Jugend ist er perfekt geeignet. Angesprochen haben mich sowohl der Titel als auch das Cover, obwohl nicht auf den ersten Blick deutlich wird, worum es geht. Dafür musste ich schon den Klappentext bemühen. Und Zack hat mich nichts mehr abgehalten von der Geschichte um die 17-jährige Julia Nolde.

Sie ist die Hauptfigur des Buches, deren Leben sich von einem auf den anderen Tag schlagartig verändert. Ausgelöst durch einen Fall von Mobbing.  Denn jemand hat ihren PC gestohlen und geheime, nicht für die Allgemeinheit bestimmte Blogeinträge veröffentlicht.
Es sind intimste Geheimnisse, nie ausgesprochene Vorwürfe, verdrängte Erinnerungen, über die Julia geschrieben hat und die jetzt meterhohe Wellen schlagen. Mit all dem sieht sich eine Gruppe Jugendlicher rund um Julia konfrontiert. Allen voran ihre Mitschüler:innen Edgar Rothschild, Linda Overbeck sowie die Zwillinge Marlene und Leonard Meller. Sie alle haben eine ganz unterschiedliche Verbindung zu Julia, die im Laufe des Romans ihre Form immer wieder verändert.

Neben den Hauptfiguren tauchen in dem Roman weitere Personen auf, wie die Mitschüler:innen und Eltern der Betroffenen sowie die Schuldirektorin Dr. Kristina Ferchländer. Stück für Stück versuchen sie alle auf Ihre Art mit den Einträgen und der Suche nach der Person, die sie veröffentlicht hat, umzugehen. An den Figuren und Familien gefällt mir besonders die diverse Darstellung. Das macht es einem leicht, sich mit ihnen zu identifizieren. 

So wortgewandt wie Anne Freytag die Personen und Situationen schildert, fühlt man sich als Leser:in gut in die Situationen ein. Auch der Spannungsbogen der Geschichte ist ihr wirklich gelungen. Die Schilderungen wirken authentisch, sind logisch und durchdacht aufgebaut. Alles ist nachvollziehbar und das macht den Roman zu einem äußerst gelungenen Lesevergnügen.

Obwohl meine Schulzeit schon Jahre hinter mir liegt, habe ich das Buch mit Begeisterung gelesen und kann es nur jedem empfehlen. Denn es sensibilisiert auf verschiedenen Ebenen sowohl für den Umgang mit den Dingen, die wir online stellen als auch mit den Dingen, die unausgesprochen bleiben.

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Veröffentlicht am 17.06.2020

Wenn Geheimnisse an die Öffentlichkeit geraten

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Als Julia in einer Unachtsamkeit ihren Laptop im Bus liegen lässt, rollt eine Katastrophe auf sie zu.
Ihre geheimsten Gedanken und Wünsche hat Julia dort gespeichert. Irgendwer stellt ihre Texte ins Internet ...

Als Julia in einer Unachtsamkeit ihren Laptop im Bus liegen lässt, rollt eine Katastrophe auf sie zu.
Ihre geheimsten Gedanken und Wünsche hat Julia dort gespeichert. Irgendwer stellt ihre Texte ins Internet und Julias Leben wird um 180 Grad gedreht. Von einem beliebten jungen Mädchen, zu einer geächteten Schülerin.
Wie kann Julia diesen Schaden wieder gut machen. Sie hat nicht nur gute Sachen geschrieben, sondern sich regelrecht ausgekotzt über ihre Mitschüler und Menschen aus ihrem Umfeld. In Wordpress sind ihre intimsten Gedanken verankert, nie für die Öffentlichkeit bestimmt. Es entsteht ein Suchspiel der Lehrer, wer den Laptop gefunden hat und sich in den Account von Julia gehackt hat.
Zwischen den Kapiteln sind Protokolle der Lehrer, die herauszufinden versuchen, wer dahinter steckt. Die Kapitel sind kurz und abwechslungsreich, es geht hauptsächlich um Julia, Linda und Edgar. Diese Konstellation ist übel, den Julia hat Linda früher gemobbt. Könnte vielleicht Linda die Texte veröffentlicht haben? Als Leser ist man sehr gefordert, diese Gefühlswelt zu verfolgen und zu verarbeiten. Das Buch ist genial geschrieben.
Es ist faszinierend, wie die Autorin Anne Freytag die Gefühle erzählt. Ich bin total eingetaucht in diese Welt.
Man wird förmlich angezogen von der Geschichte. Der Strudel um Julia wird immer enger. Die Beklemmung und Verzweiflung ist sehr intensiv, ich hatte zeitweise eine Gänsehaut beim Lesen.
Der Spannungsbogen steigert sich immens von Seite zu Seite, ich wollte gar nicht mehr aufhören zu lesen.
Es ist eine sehr abwechslungsreiche Art der Erzählung mit interessanten Wendungen.

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Veröffentlicht am 01.07.2020

Nichts als die Wahrheit

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Julia schreibt einen Block. Einen Block, den keiner kennt. Doch von einem auf den nächsten Tag kennt ihn jeder. All ihre geheimen Gedanken, all die Wahrheiten über ihre Freunde und Mitschüler, die keiner ...

Julia schreibt einen Block. Einen Block, den keiner kennt. Doch von einem auf den nächsten Tag kennt ihn jeder. All ihre geheimen Gedanken, all die Wahrheiten über ihre Freunde und Mitschüler, die keiner lesen sollte, kann jetzt jeder lesen. Dabei kommen Dinge ans Licht, die keiner hätte wissen sollen. Und das das beliebte Mädchen steht plötzlich auf der Abschussliste der Schule. Denn wer will schon mit so einer falschen Schlange befreundet sein? Aber trotzdem beginnen die Leute nachzudenken und die ganze geordnete Welt fällt aus ihren Fugen.

Anne Freytag erzählt mit viel Gespür ein Thema, das viel Teenager heutzutage betrifft. Cybermobbing - Die große Frage ist: Wer ist es gewesen? Aber das lässt sich nur schwer herausfinden. Gleichzeitig beginnt man ein System zu hinterfragen, bei dem einzelne mehr wert sind als andere und die Macht über ihre Mitschüler haben. Selbst die, die dazugehören hinterfragen sich und trotzdem beschwert sich niemand über seinen Platz, denn besser man ist unglücklich beliebt als glücklich unbeliebt, oder? Diese kleine Welt in dieser Schule wird in diesem Buch komplett auf den Kopf gestellt und alles hinterfragt.
Der Schreibstil ist einnehmend. Aus verschiedenen Blickwinkel bekommt man immer wieder verschiedene Einblicke in das Geschehen und kann sich so ein allgemeines Bild der Situation bilden.

Das Buch ist nur weiterzuempfehlen. Cybermobbing ist ein besonderes Problem unserer heutigen Zeit und wird hier im Zusammenhang mit den erwachsenwerdenden Teenagern sehr gut beschrieben. Man kann vieles aus dem Buch rausziehen und für sich mitnehmen.

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