In diesem Roman laufen viele Geschichten zusammen, es geht um das, was uns erst zu Menschen macht: die Verbindung mit den anderen.
2019 geht der Journalist Fennell in Kapstadt an Bord der
Georges Lecointe
, eines Reparaturschiffs für Kabelbrüche in der Tiefsee. Er soll eine Reportage schreiben, über Kommunikation und ihre Störungen. Im Fokus: die Tiefseekabel, die die globalen Datenflüsse leiten, ständig gefährdet durch Naturereignisse, Krieg und Terrorismus. Der Missionschef Conway scheint nicht glücklich über den Gast, der sich für alles zu interessieren scheint – vielleicht auch für Conways Frau Zanele? Es sieht auch erst nicht danach aus, als sei so bald ein Einsatz fällig – bis eines Morgens in der Stadt Chaos ausbricht: Internet tot, Telefone stumm, kein Geld am Automaten. Eine Havarie mitten im Atlantik, in großer Tiefe, ganz Afrika ist betroffen. Das Schiff lichtet den Anker.
Nach Wochen auf hoher See dann eine erschreckende Nachricht: Auf Zanele wurde ein Anschlag verübt. Als Fennell zu neugierig wird, eskaliert der Konflikt. Allein mit der Crew auf dem Kabelleger umkreisen sich die beiden Männer …
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„Twist“ ist ein Buch, über das man auch noch eine ganze Weile nachdenkt, nachdem man es schon längst ausgelesen und weggelegt hat. Nicht nur wegen der tollen Sprache, die eine wunderbare Atmosphäre und ...
„Twist“ ist ein Buch, über das man auch noch eine ganze Weile nachdenkt, nachdem man es schon längst ausgelesen und weggelegt hat. Nicht nur wegen der tollen Sprache, die eine wunderbare Atmosphäre und lebendige Bilder im Kopf entstehen lässt, sondern auch weil es einem die Fragilität unserer Welt, unserer Gesellschaft und besonders unserer Beziehungen vor Augen führt. Ich habe nicht erwartet, mich einmal so sehr für die Kabel zu interessieren, durch die unendliche Datenströme um die ganze Welt fließen, aber McCann schafft es, dieses Thema lebendig werden zu lassen. Beim Lesen lernt man einiges über diese Stränge, die unsere Welt zusammen halten – damit einher geht aber auch der Blick auf die Ausbeutung von Natur und Mensch, die bis ins tiefste Blau und die ärmsten Gemeinschaften vordringt.
In diesem Roman geht es nur auf den ersten Blick um Kabel, aber auf den zweiten um uns Menschen und welche Konsequenzen unser Handeln für den Planeten und seine Bewohner hat. Das alles wird in ruhigem Ton, ohne übertriebenes Drama erzählt und doch geht die Stimmung unter die Haut und setzt sich dort fest. Ein beeindruckendes Buch, das ich gern weiterempfehlen werde.
Der Journalist Anthony Fennell war früher auch als Romancier bekannt. Nach ersten Erfolgen hat er allerdings nichts mehr zustande gebracht, was er hätte zur Veröffentlichung geben wollen. Nun hält er sich ...
Der Journalist Anthony Fennell war früher auch als Romancier bekannt. Nach ersten Erfolgen hat er allerdings nichts mehr zustande gebracht, was er hätte zur Veröffentlichung geben wollen. Nun hält er sich mit Reportagen über Wasser. Sein neuester Auftrag führt ihn im Jahr 2019 an die Afrikanische Küste. Dort soll er an Bord eines Kabelreparaturschiffes gehen, um über die Arbeit der Mannschaft zu berichten. Auf der Georges Lecomte lernt er den Missionschef John Conway kennen, der ebenso aus Irland stammt wie Fennell. Dass die modernsten Datenströme über prosaische Seekabel laufen und diese durch äußere Einflüsse oder überhaupt auch brechen können, lernte Fennell erst durch die Recherche.
Auch wenn die Handlung im Jahr 2019 einsetzt, ist das gewählte Thema aus heutiger Sicht sehr interessant. Inzwischen musste man sich damit beschäftigen, was unter der Meeresoberfläche so alles liegt und was eben auch kaputt gehen kann, sei es durch Verschleiß oder durch mutwillige Zerstörung. In diesem Roman kann man auch erfahren, dass es Probleme auch schon vor diesen unruhigen Zeiten gab und wie sie angegangen wurden. Anthony Fennell empfindet schnell Sympathie für John Conway, wohl wegen der gemeinsamen Heimat. Und so gewinnt er Einblick in die Arbeit auf dem Schiff und auch in Conway Leben.
Dieses Hörbuch wird gekonnt vorgetragen von Robert Frank. Er bringt einem die handelnden Personen nahe. Fennell und Conway haben jeweils ihren eigenen Blick aufs Leben. Eine gewisse Melancholie umweht ihre Gedanken, wenn auch aus unterschiedlichen Gründen. Fennells Schreiben ist zum Broterwerb geworden. Bei Conway, der auch Apnoetaucher ist, bekommt man doch manchmal den Eindruck, dass ihm die Tiefe der See mehr gibt als die Menschen oberhalb des Meeresspiegels. Zwar entwickelt der Roman auch Spannungselemente, doch hat man eher ein ruhiges literarisches Denkspiel über Seekabel, ihre Bedeutung und die speziellen Menschen, die sich um sie kümmern. Das ist fesselnd geschrieben und fasziniert auch beim Hören. Hervorzuheben ist auch die Covergestaltung, durch die man einen Eindruck vom Aufbau solcher Seekabel gewinnt.
Ein zum Nachdenken anregendes Buch, das viele Themen anreißt und mir als unkonventionell in Erinnerung bleiben wird; ein besonderes Leseerlebnis trotz Längen und Fehler.
Auch wenn ich mich bisher wenig ...
Ein zum Nachdenken anregendes Buch, das viele Themen anreißt und mir als unkonventionell in Erinnerung bleiben wird; ein besonderes Leseerlebnis trotz Längen und Fehler.
Auch wenn ich mich bisher wenig mit Unterwasserkabeln beschäftigt habe, interessiert mich ja prinzipiell alles Maritime, mit den gegenwärtigen Sabotagen ist das Thema aktuell und Arbeitsschiffe wie Kabelleger finde ich sowieso faszinierend.
Gleich vorweg: Was die Seefahrtsaspekte angeht, enttäuschte bin Colum McCaan - nicht nur empfand ich die Szenen auf See als die zähesten; es schlichen sich auch einige Fehler ein...
Zunächst einmal wurde ich von der ersten Seite an in den Bann gezogen; der irische Autor hat einen unglaublich ausdrucksstarken und vielseitigen Schreibstil - mal staccatoartig in kurzen, knappen Sätzen, die Dramatik und Atemlosigkeit vermitteln, mal in ausschweifenden Absätzen voller Doppeldeutigkeiten und Tiefe. Denn im Kern ist die Handlung wenig komplex, wird von nur einer Handvoll Figuren getragen und ist deutlich unaufgeregter, als Klappentext und Erzählstil das vermuten lassen - McCann lässt das Kabellegen aber zu einer gesellschaftlichen Analyse und tiefem Blick in die Psyche von Menschen werden. Viele wichtige Themen, von Kolonialismus und bleibendem Rassismus über Umweltzerstörung und Digitalisierung, spricht er dabei an.
Wenige handlungstragende Charaktere also, die jedoch charakterlich vielschichtig waren; gerade der Protagonist lädt nicht unbedingt dazu ein, ihn zu mögen und auch der mysteriöse Conway ist nicht gerade der strahlende Held. Überhaupt: Das ganze Buch ist ausgesprochen maskulin; von den Figuren über den Stil bis hin zu den filmischen Referenzen. Und unnahbar. Ich habe niemanden ins Herz geschlossen, konnte mich mit den Figuren nicht identifizieren und wollte aber dennoch wissen, was Fennell, Conway und Zanele verbergen.
Gerade die Szenen auf See und im ghanaischen Ferienhaus erzählt McCann überaus dramatisch - dabei passiert wenig und am Ende des Buches schlich sich bei mir Enttäuschung darüber ein, keinen großen Knall erlebt zu haben. Also irgendwie ja schon, ohne hier spoilern zu wollen, aber mir fehlte trotzdem etwas; dass die Handlungsfäden stärker verwebt werden. Dieses Gefühl von "hmm, und warum hab ich das jetzt gelesen, was will mir der Autor damit sagen". Don´t get me wrong; das Lesen hat mir große Freude bereitet, da die große Stärke des Buches definitiv der Schreibstil ist, der in seiner Intensität fesselt und atemlos durch das Buch peitscht und auch in seiner Nachdenklichkeit glänzt das Buch - seine Schwäche sind jedoch Handlung und Figuren. Vor allem ein Nachwort zu Recherche, Wahrheitsgehalt und überhaupt Einordnung seitens des Autors habe ich mir gewünscht, um das Buch abzurunden.
Thematik und Setting wie gesagt ausgesprochen interessant; was den Seeteil angeht jedoch, wie zu Beginn angesprochen, leider fehlerhafte/fehlende Recherche bezüglich Wind/Sturm/Seegang und Schiffsgeschwindigkeit.
Der Erzähler ist ein Schriftsteller, der einen Artikel über Unterseekabel schreiben will und daher an Bord eines Kabelreparaturschiffes im Einsatz ist.
Meisterhaft beschreibt McCann den Moment als es zum ...
Der Erzähler ist ein Schriftsteller, der einen Artikel über Unterseekabel schreiben will und daher an Bord eines Kabelreparaturschiffes im Einsatz ist.
Meisterhaft beschreibt McCann den Moment als es zum großen Kabelbruch kommt. Anthony Fennell, der Protagonist ist gerade in Kapstadt und beobachtet, wie alles ins Schlingern gerät, wenn das Internet ausfällt, Geldautomaten nicht mehr funktionieren etc.
Der Kabelbruch ist im Meer vor dem Kongo. Passend dazu gibt es eine Anspielung auf Herz der Finsternis von Joseph Conrad.
Auch die Schifffahrt beschreibt der Autor sehr atmosphärisch, wobei der Blick des Protagonisten manchmal ein eigenwilliger ist. Ein Teil des Romans ist ein Reisebericht, mit vielen Details vom Leben an Schiff und der Arbeit.
Eine zentrale, rätselhafte Figur des Buch ist John A.Conway, der Ingenieur an Bord, der nach der Rückkehr spurlos verschwindet und anscheinend an Anschlägen beteiligt ist.
Ein außergewöhnlicher Roman, ruhig aber konzentriert erzählt, erzeugt er eine spürbare Energie.
In "Twist" gelingt Colum McCann das Kunststück, das bisher vielen Menschen, so auch mir, wenig bekannte Thema der im Meer verlaufenden Glasfaserkabel, über die ein Großteil der Informationen im Internet ...
In "Twist" gelingt Colum McCann das Kunststück, das bisher vielen Menschen, so auch mir, wenig bekannte Thema der im Meer verlaufenden Glasfaserkabel, über die ein Großteil der Informationen im Internet transportiert werden, nahbar und spannend aufzubereiten. Durch die Augen von Fennell, eines irischen Journalisten, erleben wir diese Welt hautnah mit. Fennell ist beauftragt, einen Artikel über diese Kabel zu schreiben, und begibt sich zu diesem Zweck für mehrere Wochen an Bord eines Reparaturschiffs für Kabelbrüche in der Tiefsee, das startend von Kapstadt aus die afrikanische Westküste entlang Richtung Norden fährt, um einen Kabelbruch zu beheben.
Was diese Ebene angeht, habe ich in diesem Buch sehr viel gelernt: zum Beispiel, dass der Großteil der Information nicht etwa über Satelliten übermittelt wird (das scheint viel zu teuer zu sein), sondern über diese Kabel. Dass es im Meer richtige Canyons gibt und die Kabel nicht einfach drübergespannt werden können, weil sie sonst aufgrund der Spannung reißen würden, sondern dem Verlauf des Canyons bis hinunter auf seinen Grund und dann wieder hinauf folgen müssen. Wie drastisch es sein kann, wenn solche Kabel kaputt gehen oder sabotiert werden: da hat gleich mal ein großer Teil Afrikas kaum mehr zuverlässiges Internet, bis es repariert ist. Und noch vieles mehr.
Auch Apnoetauchen spielt eine Rolle im Buch - einige der Charaktere üben es aus - und wird sehr atmosphärisch geschildert: man hat das Gefühl, bei den Tauchgängen dabei zu sein und mit den Apnoetauchern die Unterwasserwelt mit all ihren Schönheiten, aber auch nachdenklich stimmende Objekte wie einen von den Tauchern angelegten steinernen Unterwasserfriedhof für die dabei ums Leben gekommenen, sowie Plastikfetzen als Mahnmale der Umweltverschmutzung wahrzunehmen.
Da, wo es also um die Sachebene geht, um die Schilderung einer Umgebung, einer Atmosphäre oder auch einer Technik, ist Colum McCann einfach großartig, und Schreiben kann er definitiv, das Buch liest sich unterhaltsam und leichtgängig.
Jetzt kommt das große Aber: auf psychologischer Ebene hat mich das Buch absolut nicht überzeugt. Es kommen einige Figuren vor, von denen wir manche näher kennen lernen: eben den irischen Journalisten Fennell, dann Conway, den ebenfalls irischstämmigen Kapitän des Reparaturschiffs, dessen dunkelhäutige Partnerin Zanele, Mutter von Zwillingen, die als Schauspielerin in Großbritannien berühmt wird, und einige Personen der Besatzung des Schiffes. Von all diesen Personen ist mir keine einzige gefühlsmäßig nahe gekommen, von niemandem könnte ich nach der Lektüre des Buches eine tiefgründige Charakterisierung zeichnen, alle blieben für mich in ihrer Charakterisierung sehr an der Oberfläche. Auch die Motivation und Handlung der Personen, die sich in manchen Bereichen speziell gegen Ende des Buches drastisch zuspitzt, bleibt weitgehend im Dunkeln und nicht nachvollziehbar, beispielsweise ist der Journalist Fennell von Anfang an, ohne nähere Erklärung dafür, fast besessen von dem zurückgezogenen Conway (und von dessen Partnerin Zanele, die er ein einziges Mal gesehen hat) und will unbedingt all dessen Geheimnisse aus dessen Privatleben aufspüren (was ihm eh nicht wirklich gelingt).
Es gibt auch viel toxisch stereotyp männliches Verhalten: Rivalität, Konkurrenz, Alkoholismus usw., sowie Referenzen auf Filmszenen, die ich nicht kenne und mit denen ich als Symbol nichts anfangen konnte (z.B. jemand schlägt aus Wut einen Spiegel ein). Auch dieses wurde für mich viel zu wenig erklärt oder in einen Kontext gesetzt, der Autor nimmt mich als Frau nicht wirklich mit in diese Welt und macht sie für mich nicht nachvollziehbar.
Entweder der Autor kann Figurendarstellung nicht besser - das kann ich schwer beurteilen, denn ich habe nur ein einziges weiteres Buch von ihm gelesen: "American Mother", das mich in dieser Hinsicht auch nicht sehr überzeugt hat - oder er legt all die Figuren bewusst so wage an, um ihre Einsamkeit und Unverbundenheit zu zeigen... das wäre aber auch besser gegangen und lässt mich als Leserin unzufrieden zurück.
Am Ende des Buches findet sich ebenfalls eine sehr atmosphärische Unterwasserweltbeschreibung samt genauester Anleitung für einen Sabotageakt (technisch so genau beschrieben, dass man es nachmachen könnte, das finde ich fast schon bedenklich - was will uns der Autor damit sagen?), aber die Motivation der handelnden Person bleibt auch hier völlig im Dunkeln.
Mitgenommen habe ich aus dem Buch, wie gesagt, das Wissen über die Unterwasserseekabel, sowie ein einigermaßen unterhaltsames Leseerlebnis, das aber sehr unbefriedigend geendet hat, weil keine meiner offenen Fragen beantwortet wurden... wie lose, zerschnittene Kabel hängen sie nun in meinem Kopf herum. Keine klare Leseempfehlung: wer sich allein für die Unterwasserkabel interessiert, wird dieses Wissen vermutlich auch an anderen Orten finden können.